Krettingen (litauisch)

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Disambiguation notice Crottingen ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Crottingen (Begriffsklärung).
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Kretinga Schrift2.jpg


Kretinga Ansichtskarte2.jpg
Ansichtskarte von Russisch Crottingen (vor 1902)
Ansichtskarte von Russisch Crottingen (Karte vor 1914, 1934 abgeschickt)
Ansichtskarte von Russisch Crottingen (vor 1914)
Der Marktplatz von Kretinga (vor 1914)

Hierarchie



Einleitung

Crottingen (auch: Krottingen, Krettingen, litauisch Kretinga), in der kurischen Landschaft Megowe gelegen, ist eine Stadt im Westen Litauens in unmittelbarer Nähe (11 km) des Ostseebades Polangen (Palanga) und 25 km von der Hafenstadt Memel (Klaipėda) entfernt.

Das Bezirkszentrum Crottingen (Kretinga) wird im Sommer regelmäßig zur Satellitenstadt von Polangen (Palanga), denn viele Erholungssuchende kommen hierher zum Stadtbummel. Die sehenswerte Stadt liegt an der Akmena (von Akmuo - lit. Stein), die in ihrem unteren Teil Dange (Danė) heißt und durch Memel (Klaipėda) fließt.

Name

Namensdeutung

Es handelt sich um eine kurische Unterlandschaft in der Landschaft Megowe. Anfang des 15. Jahrhunderts wurde der östliche Teil der Landschaft von Zemaiten erobert, und man unterschied Litauisch Krottingen, Grottingen, Krettingen oder Kretingale von Deutsch Crottingen.

  • kurisch "kritus" = sumpfig
  • nehrungs-kurisch "kretene" = sumpfig

vgl. dazu

  • prußisch "kretinys" = Mistacker [1] [2]


Allgemeine Informationen

Die Rajongemeinde Kretinga (Kretingos rajono savivaldybė) ist eine der 60 Selbstverwaltungsgemeinden, der zweitobersten Stufe der Verwaltungsgliederung Litauens. Sie liegt nur vom schmalen Gebietsstreifen der Kurortgemeinde Polangen (Palanga) vom Meer getrennt nahe der Ostseeküste nördlich der Hafenstadt Klaipėda und hat 45.964 Einwohner bei einer Fläche von 989 km².

Nach ihrem Gemeindesitz benannt, umfasst sie die beiden Städte Kretinga (21.460 Einw.) und Salantai (1767 Einw.), die beiden Städtchen (miesteliai) Darbėnai und Kartena, sowie 196 Dörfer.

Sie ist eingeteilt in 8 Amtsbezirke (seniūnijos):

  • Darbėnai
  • Salantai
  • Kartena
  • Kretinga Stadt
  • Kretinga Land
  • Kūlupėnai
  • Salantai
  • Žalgiris (Sitz in Raguviškiai) [3]


Politische Einteilung / Zugehörigkeit

  • 1569 die Realunion von Lublin bedeutet das Ende des eigenständigen Litauens,
    Kretinga kommt unter polnischen Einfluß.
  • 1795 Kretinga kommt unter russische Herrschaft.
  • 1918 - 1940 Kretinga gehört zur unabhängigen Republik Litauen.
  • 1940 - 1944 deutsche Besatzung
  • 1945 - 1990 zur Sowjetunion zugehörig
  • 1990 Unabhängigkeit, 2004 Mitglied von EU und NATO,
    seit dem 21. Dezember 2007 ist Litauen Teil des Schengener Raums. [4]


Kirchliche Einteilung / Zugehörigkeit

Evangelische Kirche

Die evangelisch-lutherische Kirche steht am Rathausplatz (Rotušės aikšte) in Kretinga.
Es wird angenommen, daß im sechzehnten Jahrhundert eine Lutherischen Kirche in Holzbauweise in Kretinga (Krottingen) vorhanden war. Im Zuge der Gegenreformation wurde diese Holzkirche zerstört. 1802 erhielt die lutherische Gemeinde vom Zaren die Erlaubnis zum Bau einer Kirche und 1808 wurde in einem Wohnhaus mit einem Festgottesdienst die neue ev.-luth. Kirchengemeinde begründet. Später fanden die Gottesdienste an verschiedenen Orten statt bis ab 1850 ein Backsteinhaus für die Gemeinde zur Verfügung stand, das 1889 einen Glockenturm erhielt.

Die kleine evangelische Kirche wurde durch einen Brand vernichtet und 1897 wurde eine neue Backsteinkirche am Rathausplatz im neugotischen Stil errichtet. Auffällig ist die Kombination von Feldsteinen und Ziegeln im Außenmauerwerk. In der Kirche befindet sich eine Barock-Orgel von 1785, die kunstvollen Schnitzarbeiten stammen aus dem Jahr 1899.

Ansicht der ev. Kirche von Krettingen, 2009
Innenansicht der ev. Kirche von Krettingen, 2009
Die kath. Kirche und das Fransiskanerkloster in Kretinga
  • Zur Orgel der Kirche ist hier Interessantes zu finden: [1].


Kirchenbücher

  • Die Kirchenbücher befinden sich im Historischen Staatsarchiv in Wilna
  • Verfilmungen der Kirchenbücher 1836 - 1904 sind bei den Mormonen zu finden.

Ab 1892 sind die Kirchenbücher in russisch geschrieben. Darin wird der Julianische Kalender verwendet. (Ob das bei den vorher in deutsch geführten Urkunden auch dar Fall ist, ist noch nicht geklärt.)

Eine Internetseite zur Zeitumrechnung findet sich z.B. hier
Zu dem Datum nach julianischem Kalender sind Tage hinzuzuzählen um zu dem Datum nach dem bei uns benutzten gregorianischem Kalender zu kommen:
12 Tage vom 18. Februar 1800 (jul.) bis 16. Februar 1900 (jul.)
13 Tage vom 17. Februar 1900 (jul.) bis 15. Februar 2100 (jul.)

Katholische Kirche

Architektonisch wertvoll ist der Gebäudekomplex von Kirche und Kloster an der Vilniaus gatvė. Die Kirche Mariae Offenbarung des Herrn wurde schon 1617 geweiht, ist aber 1908 und 1941 stark umgebaut worden, so dass vom ursprünglichen Zustand im Stilgemisch nicht mehr viel zu erkennen ist.

Die Fenster sind gotisch, die Portale barock, innen herrscht Renaissance vor, einige Altäre sind ebenfalls Renaissance, andere im ländlichen Barock, die Kanzel wieder Renaissance, ebenso wie die schön geschnitzten Türen. Der im Zweiten Weltkrieg zerstörte Turm ist nach dem Krieg stilwidrig neu aufgebaut worden. [5]

Franziskanerkloster

Das Kloster der Franziskaner ist in den Jahren 1610 bis 1617 gebaut worden und enthält ebenfalls Elemente von Renaissance und Barock. Besonders schön sind die Bibliothek und das Refektorium. Hier lebte der erste litauische Botaniker J. Pabrėža (1771-1849), der sein Leben lang Pflanzen gesammelt hat, und ein ausführliches Werk in szameitischer Mundart geschrieben hat.

Die Kirche und das Kloster sind nach 2006 völlig renoviert worden. Der Kirchenvorplatz wurde mit neuem Pflaster, Gedenksteinen, Ruhebänken und Blumenrabatten schön gestaltet und läd zum Verweilen ein.

Blick auf Kretinga, 1957
Blick auf Kretinga, 2010


Andere Glaubensgemeinschaften

Russ.-orth. Kapelle in Kretinga [6]

Russisch-orthodoxe Gemeinde

Die russische Minderheit in Litauen ist in Folge der jahrhunderte langen russischen Expansions- und Besatzungspolitik unter der Zarenherrschaft sowie unter den Sowjets (zumeist zum Ende und nach dem Zweiten Weltkrieg) entstanden. Unter russischer Herrschaft wurde vor 1900 für die verhältnismäßig kleine orthodoxe Gemeinde eine stattliche Kirche errichtet. Sie stand nicht weit vom Marktplatz entfernt und war im traditionellen russisch-orthodoxen Stil gehalten. Die Kirche wurde im Zweiten Weltkrieg beschädigt und später von der Sowjetmacht abgerissen. An einen Wiederaufbau war nicht zu denken, denn alle religiösen Aktivitäten wurde von den Sowjets unterbunden.
Heute steht an der Stelle der russischen Kirche ein Kaufhaus. Nur eine kleine russ.-orthodoxe Kapelle,
die Sv. Eleuterijaus koplycia (Kapelle des Heiligen Elephterius), ist in Kretinga noch vorhanden. Sie steht unbeachtet in einer Seitenstraße. Orthodoxes Gemeindeleben beginnt sich nur zögerlich zu entwickeln.

Von den 3,366 Millionen Einwohnern des Landes sind 84,3 % Litauer, 6,2 % Polen, 5,0 % Russen, 1,1 % Weißrussen und 0,6 % Ukrainer. Juden, Deutsche (etwa 3.300 in Litauen 0,1%), Tataren, Letten und Roma, Armenier und „Sonstige“ machen zusammen etwa 0,7% der Bevölkerung aus. [7]

Die Juden in Kretinga

Die Synagoge von Kretinga

Obwohl seit dem 14. Jahrhundert Juden am Handel in Kretinga beteiligt waren, haben sich erst zu Beginn des 17. Jahrhunderts Juden in der Stadt niedergelassen. In einer Erhebung von 1662 werden zwei jüdische Männer und eine jüdische Frau erwähnt. Nachdem in der Mitte des 18. Jahrhunderts der polnische König besondere Privilegien erlassen hatte., kamen Juden in größerer Zahl nach Kretinga.

Nach den schwedisch-polnischen Kriegen entstand südwestlich vom Marktplatz am Akmena-Fluß eine jüdische Ansiedlung. Das war eine geeignete Stelle, um am Handel zwischen den Städten Memel (Klaipeda) und Polangen (Palanga) teilzunehmen. Auf einer Flußinsel errichteten einige Juden Bauernhöfe und betrieben eine Wassermühle.

1771 lebten 14 jüdische Familien in der Stadt. Vier jüdische Familien wohnten in der Vokieciu Straße (also in der Deutschen Straße) und in der Birutes Straße in der Altstadt, bis Bischof Ignacy Jakub Massalski es Juden verbot, dort zu leben. Es wurden Bestimmungen erlassen, nach denen Juden sich nur in bestimmten Vierteln der Stadt niederlassen durften.
In den Handwerkervierteln durften Juden keine Häuser mehr bauen, nicht einmal Reparaturen vornehmen.
Skurrilerweise wurden die Juden gezwungen, die Fassaden ihrer Häuser nach Preußen auszurichten. [8]

Unter russischer Herrschaft
Yoel Drubbin

Eine Beschreibung von Kretinga aus dem frühen 19. Jahrhundert führt 28 von Juden bewohnte Häuser mit 120 Bewohnern auf (insgesamt 111 Häuser mit 435 Bewohnern). Auch eine Synagoge an der Straße nach Memel wird erwähnt, ebenso eine Anzahl von Ziegelhäusern, von denen zwei in jüdischem Besitz waren, darunter das Steinhaus von Leib Sapir gegenüber dem Rathaus. Mit der Stadtentwicklung wuchs die jüdische Gemeinde, die sich im Stadtzentrum konzentrierte.

1852 verfügte die russische Regierung, daß Juden alle Siedlungen, die weniger als 50 Werst (ungefähr 50 km) von der Westgrenze entfernt lagen, zu verlassen hätten. Kretinga war eine von 19 Gemeinden, die dieser Anordnung nicht Folge leisteten und in Wirklichkeit fällt eine umgekehrte Entwicklung auf. 1852 hatte Kretinga 2.573 Einwohner, davon 1.509 Juden (fast 59%), die mit 438 katholischen Polen und Litauern (17%), mit 263 orthodoxen Russen (14%) und mit 263 evangelischen Deutschen (10%) zusammenlebten.

1855 zerstörte ein Feuer die Synagoge, die 1860 für 15.000 Rubel wieder aufgebaut wurde. Diese fiel dem großen Stadtbrand von 1889 zum Opfer, zusammen mit der Beth HaMidrash und dem Kloiz. Ein Spendenaufruf, der in der HaMelitz veröffentlicht wurde, führte zur Gründung eines Unterstützungsfonds in Sunderland, England, wo Juden aus Kretinga eine neue Gemeinde gegründet hatten. Seit den frühen Jahren des Zionismus gab es unter den Krettiinger Juden viele, die sich für diese Bewegung einsetzten und einer der ersten Aktivisten war der 1857 in Kretinga geborene Yoel ben Eleazar Drubbin. [8]

Zur Zeit der litauischen Unabhängigkeit
Komitee der jüd. Gemeinde in Kretinga, 1923

Weiterhin waren Juden in Kretinga die treibende Kraft in Handel und Gewerbe. Wie in der Mehrzahl der litauischen Städte konzentrierte sich das jüdische Leben auf die Innenstadt und die Straßen in der Umgebung. In Kretinga wohnten die Juden hauptsächlich im Süden der Stadt, vorwiegend in folgenden Straßen: Vytauto-, Birutes-, Kartenos-, Gargzdu-, Darzu-, Pirties-, Palangos- und Turgavietes-Straße. Einer der bedeutendsten Unternehmer dieser Zeit war Judel Teitz, der zusammen mit E. Sher eine Tee-, Saccharin- und Kerzenfabrik in der Birutestraße betrieb. Die Produkte wurden unter den Namen Virdulys (Teekanne), Svyturio (Leuchtturm) und Malunas (Windmühle) vertrieben.

Die populäre Jüdische Bank (Folksbank) wurde 1920 gegründet und hatte 1927 293 Mitglieder. In den 1920er Jahren gab es in Kretinga eine Schule in der Jiddish die Unterrichtssprache war. Regelmäßig wurden Juden in die Stadtverwaltung gewählt. 1924 waren fünf der fünfzehn Stadtverordneten Juden. Später sank die Zahl aufgrund von Auswanderung. Wie in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg waren die wiederaufgebaute Synagoge, das Beth HaMidrash und Kloiz die Zentren des jüdischen Lebens in der Stadt. Rabbi Binyomim Persky war der letzte Rabbi der Gemeinde bis er von den Nazis ermordet wurde. [8]

Der jüdische Friedhof in Kretinga
Vernichtung der jüdischen Gemeinde

Der Einmarsch deutscher Truppen in die Sowjetunion, die Operation Barbarossa, begann am 22. Juni 1941. Die von General Major Robert Sattler geführte 61. Infantriedivision marschierte am 24. Juni 1941 in Kretinga ein, ohne auf Gegenwehr zu stoßen. Sofort begann das Wüten der Einsatzgruppe Tilsit, und innerhalb von zwei Tagen waren die meisten Juden ermordet. Bereits im August 1941 gab es in Kretinga keine jüdische Gemeinde mehr.

Dieser Massenmord war zusammen mit den Massakern, die in Gargzdai und Polangen stattfanden, das erste belegte Verbrechen der deutschen Einsatzgruppen in den baltischen Ländern, in der Ukraine und in Rußland. Die ethnische Verfolgung führte zur völligen Vernichtung des litauischen Judentums. 1,4 Millionen Tote waren zu beklagen, der Untergang der alterwürdigen jüdischen Gemeinden und der Verlust ihres kulturellen Erbes waren die Folge des Rassenwahns.

Heute kann man auf dem alten jüdischen Friedhof in Kretinga, der im Süden der Stadt liegt, noch einige Grabsteine sehen. Auch das Eingangsportal mit der schmiedeeisernen Menora steht noch.

Friedhöfe in Kretinga

Im Internet zu sehen unter: Friedhöfe von Kretinga

Geschichte

Wappen Tiškevičius

Erste Erwähnung

Die Burg von Kretinga wird 1260 zum ersten Mal erwähnt, als die Szameiten sie dem Livländischen Orden wieder abgenommen hatten. 1263 wurde sie vom Komtur der Memelburg mit seinen Rittern berannt, aber die Szameiten haben sich nicht nur siegreich verteidigt, sondern den Komtur auch gefangengenommen und auf einem Scheiterhaufen verbrannt. So blieb Kretinga immer szameitisch.

Vom 16. Jahrhundert an gab es hier einen Gutshof, der anfangs königlich war, später aber dem Ältesten Szameitens Katkevičius gehörte. Das Gut erbte seine Tochter, die wiederum den Marschall des Großfürstentums Litauen, J.S. Sapiega, heiratete und es so in den Besitz dieses Fürstengeschlechts einbrachte. Der letzte Krettinger Sapiega, ein Woiwode von Vilnius und Heerführer der Armee Litauens, verheiratete 1720 seine Tochter an den Fürsten Masalski, und Kretinga wechselte wieder seinen Herrn.

1794 geriet Kretinga an die Potockis, und diese veräußerten das Gut an die Fürsten Zubow, von diesen kauften es die Grafen Tiškevičius, denen es dann bis 1940 gehörte. Eine unstete aber interessante Geschichte eines Grenzortes. [5]

Das Schloß der Grafen Tiškevičius in Crottingen

Herrenhaus und Orangerie

Die von den Fürsten Zubow und Tiškevičius errichteten Schloßbauten stehen noch und wurden als Berufsschule genutzt.
Seit 1992 ist das Herrenhaus ein Museum mit künstlerischen und archäologischen Ausstellungsstücken.

Das eindrucksvolle Ensemble mit der Orangerie in der Mitte ist eine bemerkenswerte Kombination von barocken Stilelementen mit einem halbrunden Gewächshaus in moderner Eisen-Glas-Konstruktion. Beachtenswert sind auch die zugehörigen Ziegelbauten, zum Beispiel die 1838 gebaute Bierbrauerei. Die Gebäude stehen in reizvoller Umgebung und sind sehr gepflegt. Das gläserne Gewächshaus (meist als Wintergarten, lit. Žiemos sodas, bezeichnet) wurde 1987 völlig neu wieder aufgebaut.

Südöstlich vom Schloßmuseum wurde auf dem weitläufigen Parkgelände ein Skulpturengarten angelegt. Auf einem kleinen Hügel steht eine hohe Säule, die als Nachbildung eines litauischen Sonnenkalenders geschaffen wurde. Skulpturen aus unterschiedlichen Materialien erinnern an bedeutsame Persönlichkeiten und Ereignisse aus der litauischen Geschichte. [9]

Das gräfliche Schloß in Russisch Crottingen
Das Museum von Kretinga


Persönlichkeiten

Alexander Kurschat.jpg
  • Aus Kretinga stammt der bedeutende Sprchforscher der litauischen Sprache, A.T. Kuršaitis (1857-1944).
    Er hat in Königsberg studiert und war in Tilsit tätig. Gestorben und beerdigt ist er in Kiefersfelden. [5]
Von Alexander Kurschat, unter diesem Namen ist er in Deutschland bekannt, stammt das Deutsch-Litauische Wörterbubch. Kurschat hat alles gebucht, was er aus seiner westhochlitauischen Mundart in Ostpreußen oder aus gedruckten Quellen kannte.
Auf dieser Mundart, die ostwärts weit über Kaunas reicht, beruht die heutige litauische Schriftsprache. Natürlich ist manches aus den großlitauischen Dialekten in den modernen Wortschatz eingeflossen, vor allem verdrängen litauische Wörter russische und polnische Lehnwörter, ebenso wurden die deutschen Lehnwörter im ostpreußischen Litauisch entfernt. Deshalb gibt es auch kritische Bemerkungen, jedoch in milder Tonart, zur Arbeit des Wissenschaftlers. [10]

Situation nach dem Krieg

Winterstimmung am Akmena-Fluß in Kretinga

Nach ihrem Sieg 1945 begannen die Sowjets mit Repressalien gegen litauische Nationalisten, und insbesondere die Teile der Gesellschaft, die mit den Nazis zusammengearbeitet hatten, waren gnadenloser Verfolgung ausgesetzt. Das führte zu einer Verminderung der Einwohnerzahl von Kretinga, denn alle, die sich von Verhaftung bedroht fühlten, insbesondere die Kallaborateure, versuchten in den Westen zu entkommen. Fast 400 Personen wurden gefaßt und nach Sibierien deportiert. Unter der sowjetischen Planwirtschaft wurde Kretinga in wirtschaftlicher Hinsicht ein Hinterhof, und mit der Kollektivierung der Landwirtschaft konnten sich die eigensinnigen Litauer nur schwer abfinden.

Wirtschaft

Während der Sowjetzeit wurde an der Akmena die Walkmühle „Freiheit“ betrieben. Ein Konsumgüterunternehmen war für sein Holzspielzeug berühmt. Bis zur Wende gab es eine Sowchose und in der Nähe befand sich eine Oelmühle. An Kretinga führen Starkstromleitungen vorbei. Es gibt einen holzverarbeitenden Betrieb, die Firma „Kretinga Korn“ stellt Futtermittel her und ein Zuchtbetrieb exportiert wertvolle Pelze. Ein fischverarbeitender Betrieb trägt den Namen Ostsee „Kretinga Fish“.

Ortsbild

Heute profitiert die Kretinga von seiner Nähe zum berühmten Ostseebad Polangen. Dadurch hat sich das Ortsbild verändert. In den einst stillen Straßen des Landstädtchens gibt es heute viele Geschäfte, Cafés , Restaurants und Bankfilialen. Die sehenswerten historischen Bauten sind renoviert und am Akmena-Fluss (im weiteren Verlauf Danė genannt) erstreckt sich eine parkähnliche Landschaft mit Seen, Spazierwegen, Blumenrabatten und Ruhebänken.

Seit Litauens Unabhängigkeit 1990 hat Kretinga eine Wiederauferstehung erlebt und ist jetzt Bestandteil der Touristenroute entlang der Ostseeküste. Die Stadtverwaltung fördert kulturelle Aktivitäten wie die Veranstaltung eines Festivals der Volksmusik, Theatergruppen experimentieren mit neuen Ausdrucksformen und die Feierlichkeiten zur Sommersonnenwende sind bekannt und beliebt.


Verschiedenes

Fotoalbum Litauen

QS icon i freesans blue.svg Fotoalbum LitauenLogo Leerstelle.jpg(Hinweis: Kretinga / Crottingen ab 028).

K a r t e n

Krottingen auf dem Messtischblatt Deutsch Crottingen [11]
Kretinga auf der Litauenkarte



Quellen

  1. Schmid, Wolfgang P.: Das Nehrungskurische, ein sprachhistorischer Überblick
  2. Prußischer Wortschatz, Privatsammlung Szillis-Kappelhoff
  3. Angaben übernommen von Kretinga
  4. Daten zusammengestellt von B. Waldmann
  5. 5,0 5,1 5,2 Dr. Helmut Arnaszus, Durch Litauen und ehemaliges Ostpreussen, Vilnius 1990, ISBN 5-420-01025-9
  6. Kapelle des Heiligen Elephterius (Sv. Eleuterijaus koplycia)
  7. Stand 2008, Statistisches Amt Litauen
  8. 8,0 8,1 8,2 Geschichte der Gillis Familie
  9. Text: Bernhard Waldmann
  10. Text übernommen von Erich Hofmann
  11. Erhebung 1912, Ausgabe 1941