Karlsruher Buchbinder des 18. und 19. Jahrhunderts (Schneider)

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Die Buchbinder=Innung Karlsruhe 1898 - 1978

Beinahe so alt wie die 1715 durch den Markgrafen Karl Wilhelm von Baden-Durlach gegründete Stadt Karlsruhe ist das Buchbindergewerbe in dieser Stadt.

Der erste nachweisbare Buchbinder in Karlsruhe ist Johann Christian SINGEISEN, der in der Stadtrechnung von 1721/22 erstmals erscheint und der für das Einbinden eines Kontraktenprotokolls der Stadtschreiberei 1 Gulden 30 Kreuzer erhielt. SINGEISEN stellte darüber am 8. September 1721 eine Rechnung aus, die als Beilage zur Stadtrechnung erhalten blieb und so lautet: „Endts unterschriebener hat ein Schreibbuch von 4 Buch Pappir in Pergament gebunden an Herrn Statt- und Amtsschreibern VOLTZen geliefert. Singeisen, Hof- und Kanzleibuchbinder."

SINGEISEN war damals Hof- und Kanzleibuchbinder. Jahrzehnte hindurch kommt er in den Stadtrechnungen vor, erhielt meist kleinere Aufträge, die das Binden von Büchern, Manualen, Rechnungen, die Lieferung von Kalendern betrafen. Bis nach 1760 ist seine Tätigkeit anhand der Stadtrechnungen zu verfolgen. Beispiele: 1722 erhielt Singeisen 48 Kreuzer für das Einbinden eines Schreibbuches, 1726 waren es 1 Gulden 36 Kreuzer, 1746 wurden ihm 16 Kreuzer für vier Kalender „unter die Statt Thor" bezahlt, eine immer wiederkehrende Ausgabe. 1751 band SINGEISEN das „Carmen zur Hochzeit des Herrn Advocat VOLZen mit der Jgfr (Jungfer) WIELANDTin" ein und erhielt dafür 46 Kreuzer.

Als im Jahre 1746 Markgraf Karl Friedrich von Baden-Durlach die Regierung übernahm, wurde dieses Ereignis in besonderer Weise gefeiert. Zu den Festlichkeiten gehörten die Illumination des Rathauses und die Anbringung von „Devisen" auf papierüberzogenen Rahmen am Rathaus. Hofbuchbinder SINGEISEN erhielt 5 Gulden „vor 9 Rahmen zu überziehen und vor das darzu gegebene Post Pappier". Ferner erhielt SINGEISEN, der auch das Amt eines städtischen Baumeisters ausübte, anläßlich dieses Festes 41 Gulden „vor das Einbinden von drei gedruckten Carmina, auch darzu gegebenes gefärbtes Pappier zu Decken".

In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts waren neben SINGEISEN nur wenige Buchbinder in Karlsruhe tätig. In der Stadtrechnung von 1736 werden Christoph Friedrich DRECHSLER und Georg Eberhard SCHÄFER genannt. SCHÄFER wurde 1737 als Bürger in Karlsruhe aufgenommen. Aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ließen sich aufgrund der Eintragungen der Bürgeraufnahmen in den Stadtrechnungen folgende Buchbinder in Karlsruhe ermitteln. Die angegebene Jahreszahl bezeichnet das Jahr der Bürgeraufnahme.

Die Namen lauteten:

  • KASTEN, aus Braunschweig, 1764;
  • Christian Andreas MÜLLER, 1765;
  • Heinrich Wilhelm DRECHSLER, Bürgerssohn, 1777;
  • Sebastian Ehrenfried FORSTMEIER, 1784;
  • Wilhelm GERTH, Bürgerssohn, 1790;
  • Jakob Heinrich MAIER, aus Feldberg (Müllheim), 1790;
  • Johann Kaspar KASTEN, Bürgerssohn, 1791;
  • Wilhelm VORHOLZ, Bürgerssohn, 1793;
  • Nikolaus WATRY, aus Mainz, 1793.

Im 19. Jahrhundert lassen sich über Zahl, Namen und Tätigkeit Karlsruher Buchbinder nähere Aufschlüsse gewinnen. Die Gewerbeübersicht, die Theodor HARTLEBEN in seinem 1815 erschienenen Buch „Statistisches Gemälde der Residenzstadt Karlsruhe und ihrer Umgebungen" gibt, führt 7 Buchbinder und 23 Gesellen an. Nach 1820 vermitteln Steuerkataster und Adressbücher detaillierte Angaben über das Buchbindergewerbe in Karlsruhe. Nach dem Steuerkataster von 1826 waren 10 Buchbinder in Karlsruhe tätig:

  • FEIGLER, Christian; Herrenstraße 12
  • GAUS, Johann, Bärenstraße 1
  • GOLDSCHMIDT, Wilhelm, Ritterstraße 6
  • HAAS, Heinrich, Lange Straße 82
  • MALER, Löw (Löb), Lange Straße 20
  • MÜLLER, Philipp und GRÄFF, Hermann, Zähringerstraße 60
  • REIL, Karl, Lange Straße 66
  • VORHOLZ, Karl, Lange Straße 165
  • ZEUNER, Heinrich, Lange Straße 58

Im Steuerkataster von 1830 erscheint Löw MALER nicht mehr. Neu sind Karl Wilhelm DEIMLING (mit einem Gehilfen) und Julius LEHMANN (mit einem Gehilfen).

1840 wirkten aufgrund des Steuerkatasters und des Adressbuches folgende Buchbinder in Karlsruhe:

  • BICKEl, Wilhelm (1 Gehilfe), Waldstraße 57b
  • DEIMLING, Karl Wilhelm (1 Gehilfe), Ritterstraße 10
  • DÖRING, Louis (Ludwig) (1 Gehilfe), Lange Straße 157
  • DUPS, Karl (1 Gehilfe), Kleine Herrenstraße 13
  • EISEN, Ferdinand (1 Gehilfe), Zähringerstraße 26
  • FEIGLER, Christian (2 Gehilfen), Lange Straße 122
  • GOLDSCHMIDT, Karl Anton (kein Gehilfe), Zähringerstraße 52
  • GOLDSCHMIDT, Wilhelm (kein Gehilfe), Ritterstraße 6
  • GRÄFF, Hermann (kein Gehilfe), Zähringerstraße 60
  • HAAS, Heinrich (2 Gehilfen), Lange Straße 58
  • HEPTING, Friedrich (kein Gehilfe), Lange Straße 108
  • MITTEL, Joseph (steht nicht im Steuerkataster), Lange Straße 235
  • MÜLLER, Philipp, Hofbuchbinder (2 Gehilfen), Zähringerstraße 60
  • REIL, Karl (3 Gehilfen), Kronenstraße 20
  • SCHULTZ, Wilhelm (2 Gehilfen), Waldstraße 31
  • VORHOLZ, Karl, Hofbuchbinder (2 Gehilfen), Lammstraße 3
  • ZITTEL, Ludwig (1 Gehilfe), Kronenstraße 52

Zu den Straßennamen ist zu erläutern, daß die Bärenstraße der Karl-Friedrich-Straße zwischen Zirkel und Kaiserstraße entspricht. Die Lange Straße ist die heutige Kaiserstraße. Bei der Kleinen Herrenstraße handelt es sich um die heutige Bürgerstraße.

Es fehlen Archivalien, die Aufschluss geben, wann sich in Karlsruhe die Buchbinder zu einer Zunft zusammenschlossen. Erstmals wird die Buchbinderzunft im Adressbuch von 1832 genannt. Zunftherberge war das Gasthaus zur Stadt Straßburg (Kaiserstraße 113), das bis zur Aufhebung der Zünfte im Jahre 1862 den Buchbindern zur Abhaltung der Zunftsitzungen diente. 1832 war Wilhelm GOLDSCHMIDT Zunftmeister. Die Gewerbeverzeichnisse der Adreßbücher berücksichtigen erst wieder von den 1850er Jahren ab die Namen der Obermeister. Für das Jahr 1844 wird in einem an alle Innungsobermeister ergangenen Rundschreiben des Gewerbevereins Karlsruhe Wilhelm SCHULTZ als Obermeister genannt. Er bekleidete dieses Amt noch im Jahre 1855, von da an bis 1860 zusammen mit Karl DUPS. 1861 und 1862 führten Karl DUPS und Ludwig DÖRING die Zunft.

Über den zahlenmäßigen Anteil der Buchbinder im Verhältnis zu anderen Gewerben gibt die 1847 durchgeführte Aufnahme der Gewerbetreibenden im Großherzogtum Baden Auskunft. Rudolph DIETZ veröffentlichte in seinem Buch „Die Gewerbe im Großherzogthum Baden. Ihre Statistik, ihre Pflege, ihre Erzeugnisse" (Karlsruhe 1863) die Ergebnisse. Die Zahl der Buchbinder wird mit 273 Meistern angegeben. Zu dieser Zeit nahmen die Buchbinder die viertletzte Stelle ein. 1861 gab es im Großherzogtum Baden insgesamt 552 Buchbinder und Futteralmacher, davon 277 Meister und 275 Lehrlinge und Gehilfen (darunter vier weibliche).

Kehren wir zum Karlsruher Buchbindergewerbe zurück. Für die Jahre nach 1840 bis 1877 lassen sich Angaben über Zahl, Namen und Wohnungen Karlsruher Buchbinder nur aus den Adressbüchern entnehmen. Von 1878 ab geben die Gewerbesteuerkataster zusätzliche Einzelheiten.

Zunächst zur Anzahl der in Karlsruhe bis 1900 wirkenden Buchbinder (ohne Gehilfen).

  • 1841 waren 16 Buchbinder in Karlsruhe tätig.
  • 1849 stieg die Zahl auf 20 und 1853 auf 21 Buchbinder an, fiel danach wieder unter 20 ab.
  • Erst von 1866 an war die Zahl der Buchbinder wieder im Steigen begriffen: 1866 waren es 21 Buchbinder, 1869 — 26 Buchbinder, 1873 — 25 Buchbinder, 1878 (Steuerkataster) — 20 Buchbinder, 1890 (Steuerkataster) — 25 Buchbinder.

In den 1840er Jahren werden folgende Buchbinder erstmals genannt:

  • Ludwig EHRHARDT, Zähringerstraße 17;
  • Johann GAUß, Erbprinzenstraße 18;
  • Ferdinand KERLER, Waldhornstraße 24;
  • Wilhelm RITTINGER, Kronenstraße 20;
  • Gustav SCHMIDT, Adlerstraße 15;
  • Karl STREB, Lange Straße 85.

Das Karlsruher Adreßbuch des Jahres 1853 führt folgende Buchbinder auf:

  • Wilhelm BICKEL, Kronenstraße 52;
  • Louis DÖRING, Lange Straße 153;
  • Karl DUPS, Kleine Herrenstraße 9;
  • Ludwig E(H)RHARDT, Lange Straße 88;
  • Ferdinand EISEN, Zähringerstraße 62;
  • Christian FEIGLER, Hofbuchbinder, Lange Straße 128;
  • Karl GOLDSCHMIDT, Lange Straße 56;
  • Wilhelm GOLDSCHMIDT, Ritterstraße 6;
  • GRÄFF, Ww. (Müller und Gräff), Zähringerstraße 96;
  • Heinrich HAAS, Innerer Zirkel 21;
  • Jakob HAßLINGER, Herrenstraße 26;
  • Friedrich HEPTING, Lammstraße 4;
  • Ferdinand KERLER, Kreuzstraße 5;
  • Fr. LENZINGER, Lange Straße 87;
  • Friedrich MÜLLER, Herrenstraße 20 b;
  • Wilhelm RITTINGER, Herrenstraße 7;
  • Gustav SCHMIDT, Adlerstraße 15;
  • Wilhelm SCHULTZ, Waldstraße 31;
  • Karl STREB, Lange Straße 81;
  • VORHOLZ, Ww., Hofbuchbinder, Lammstraße 3;
  • Ludwig ZITTEL, Kronenstraße 54.

Bis 1860 traten hinzu:

  • Friedrich DISTELHORST, Herrenstraße 20 b (übernahm die Buchbinderei von *Friedrich MÜLLER);
  • Heinrich KLENK, Waldhornstraße 24;
  • Friedrich WAGNER, Herrenstraße 18.

Ihnen schlossen sich bis 1870 an:

  • Christian BISCHOFF, Zähringerstraße 62;
  • Berthold DOBLER, Lange Straße 177;
  • Franz KOCH, Karl-Friedrich-Straße 1;
  • Georg MANZ, Waldhornstraße 32;
  • Arthur MARSCHALL, Amalienstraße 14;
  • Ludwig Ernst MAYER, Kreuzstraße 3;
  • Karl MÜLLER, Lange Straße 67;
  • Friedrich SCHAPPLER; Georg Sönning, Lange Straße 97;
  • Karl SPEIER, Waldstraße 23.

Nach dem Karlsruher Adreßbuch des Jahres 1873 übten folgende Buchbinder ihr Handwerk aus:

  • Christian BISCHOFF,
  • Berthold DOBLER,
  • Jakob DORER,
  • Karl DUPS,
  • Christian FEIGLER,
  • Friedrich MÜLLER,
  • Heinrich HAAS,
  • Jakob HAßLINGER (Witwe),
  • Friedrich HEPTING,
  • Ferdinand KERLER,
  • Heinrich KLENK,
  • Franz KOCH,
  • Friedrich August KÖNIG,
  • Wilhelm KREITNER,
  • Georg MANZ,
  • Ludwig Ernst MAYER,
  • MÜLLER und GRÄFF,
  • Friedrich ROLLER,
  • Gustav SCHMIDT,
  • Hermann SCHMIDT (Etuisfabrikant),
  • Wilhelm SCHULTZ,
  • Georg SÖNNING,
  • Karl SPEIER,
  • Johann SPIEGEL,
  • Wilhelm STREB.


Vom Jahre 1878 ab blieben wieder Steuerkataster erhalten, die über Buchbinder, beschäftigte Hilfspersonen, Erwerbssteuer und Steuerkapital Aufschluss geben. Als Beispiel seien die Angaben aus dem Steuerkataster 1878 wiedergegeben. Es ist zu bemerken, daß im Adressbuch desselben Jahres Buchbinder aufgeführt sind, die nicht im Steuerkataster stehen. Andere Unterschiede betreffen verschiedene Schreibweisen der Familiennamen (Zahlen in Klammern geben die beschäftigten Hilfspersonen an).

  • BISCHOFF, Christian (2)
  • BLANK, Christian (1)
  • BREITHAUPT, Eduard
  • DOBLER, Berthold (5)
  • DORER, Jakob (2)
  • DUPS, Ludwig
  • EBBECKE, Otto
  • FÜLLER, Friedrich
  • HARDER, Alois auch Fabrikarbeiter
  • KERLER, Ferdinand (1)
  • KLENK, Heinrich
  • KÖNIG, Friedrich August (1)
  • KREITNER, Wilhelm
  • MEYER, August
  • MAYER, Ludwig Ernst (2)
  • ROLLER, Friedrich (3)
  • SCHMIDT, Hermann (2)
  • SCHULTZ, Wilhelm (2)
  • SPIEGEL, Johann
  • STÖBE, Julius, auch: Hoftheaterchorist
  • STREB, Wilhelm

Abschließend seien die Buchbinder nach dem Steuerkataster des Jahres 1890 aufgeführt:

  • BISCHOFF, Christian; Zähringerstraße 56; 4 Gehilfen
  • BLANK, Christian; Amalienstraße 71; 2 Gehilfen
  • BREITHAUPT, Eduard; Waldstraße 89; 2 Gehilfen
  • DOBLER, Berthold; Erbprinzenstraße 20; 9 Gehilfen
  • DORER, Jakob; Erbprinzenstraße 19; 3 Gehilfen
  • DUPS, Louis; Bürgerstraße 7; arbeitet auch als Tapezierer
  • EBBECKE, Otto; Kaiserstraße 138; 2 Gehilfen
  • FÜLLER, Friedrich; Hirschstraße 49; ist auch Chorsänger
  • HARTMANN, Richard; Rheinstraße 98
  • JAKOB, Eduard; Douglasstraße 13; 1 Gehilfe
  • KLENK, Heinrich; Herrenstraße 22
  • KÖNIG, Friedrich August; Zähringerstraße 34
  • MAYER, Ludwig; Zirkel 30; 3 Gehilfen
  • MÜLLER, Karl; Kaiserstraße 11; Frau betreibt Spiegel- und Bilderhandel
  • RINGWALD, Wilhelm; Kaiserstraße 193; 1 Gehilfe
  • SCHICK, A. Otto; Waldstraße 21; 3 Gehilfen
  • SCHMIDT, Hermann; Kaiserstraße 159; 9 Gehilfen; auch Schreibwarenhändler
  • SCHNEIDER, Karl; Kaiserstraße 95; 1 Gehilfe
  • SCHÜßLER, Friedrich; Bahnhofstraße 34
  • SPIEGEL, Johann; Zähringerstraße 27; ist auch Gehilfe bei Müller
  • STÖBE, Julius; Schützenstraße 38; 4 Gehilfen; ist auch Chorsänger, Frau ist Ballettänzerin
  • STREB, Wilhelm; Akademiestraße 16
  • TENSI, Albert; Spitalstraße 33; 1 Gehilfe
  • TENSI, Karl August; Kaiserstraße 115; 2 Gehilfen
  • ZIRK, Franz; Schützenstraße 37

Vergleicht man diese Aufstellung mit dem Verzeichnis über die Buchbinder im Adreßbuch des Jahres 1891 (Stand: 1890), so sind nach letzterem folgende Buchbinder nachzutragen:

  • Otto BAADER, Kreuzstraße 16;
  • Friedrich BÖß, Wilhelmstraße 21;
  • Karl FEIGLER, Herrenstraße 21 (führt auch Galanteriewaren);
  • Karl FUCKERT, Herrenstraße 22;
  • Wilhelm GEIGLE, Werderstraße 25;
  • Karl Wilhelm HOFMANN, Kaiserstraße 30;
  • Friedrich KLEIN, Rheinstraße 11;
  • W. LUDIN Nachf., Kaiserstraße 64 (Schulbuch- und Papierhandlung und Buchbinderei);
  • MÜLLER und GRÄFF, Zähringerstraße 94 (Buchhandlung und Buchbinderei);
  • Hermann NEUHELLER, Zähringerstraße 9;
  • Karl SPEIER, Karlstraße 37;
  • Friedrich WASHAUSEN, Ritterstraße 4.

Aus der Tätigkeit Karlsruher Buchbinder des 19. Jahrhunderts sind vor allem solche Arbeiten bemerkenswert, die sich an besondere Ereignisse in der Geschichte der Stadt knüpfen. Die Stadtrechnungen bilden wiederum eine wichtige Quelle.

  • Am 15. Dezember 1801 verunglückte Erbprinz Karl Ludwig von Baden, der sich auf der Rückreise von St. Petersburg und Stockholm befand, bei Arboga in Schweden und starb tags darauf an den Folgen des dabei erlittenen Schlaganfalls. Zur Trauerfeier wurde ein Trauergedicht gedruckt, zu dem Nikolaus WAT(T)RY den Einband fertigte. In der Stadtrechnung von 1801/02 findet sich (Beilage Nr. 237) die von WAT(T)RY am 15. Februar 1802 ausgestellte Rechnung. Sie lautet: „1000 Stück Trauer-Gedichte in Gros quarto gefalzen, eingekleistert und beschnitten, mit schwarzem gefärbten Schnitt per 100 ä 1 fl (Gulden) 40 kr (Kreuzer), thut 16 fl 40 kr; 100 Stück auf Postpapier gedruckte Trauer-Gedichte, in ganz schwarzes Papier eingehängt, und mit schwarzem Schnitt per Stück ä 3 kr, thut 5 fl."
  • Als im September 1803 der schwedische König Gustav IV. Adolf mit Gefolge die Stadt besuchte, wurde ihm beim Einzug eine von Kammerrat POSSELT verfaßte „Anrede" (Adresse) überreicht, deren Einband von den Buchbindern MÜLLER und GRÄFF gefertigt worden war. Die Rechnung vom 10. September 1803 gibt darüber näheren Aufschluß: „2 Exemplare auf Atlas gedruckt und in Samt gebunden, 5 fl; 55 Exemplare auf Vilie Papier (= Velinpapier) in Atlas Papier brochirt, mit dergleichen Vorsetzpapier, 7 fl 20 kr; 102 Exemplare auf Schreibpapier gefalzt, 1 fl 42 kr." Dem hohen Gast wurde bei seiner Ankunft als Zeichen der Ergebenheit auch ein Gedicht überreicht. Die Buchbinderarbeiten zu diesem Geschenk besorgte Jakob Heinrich MEYER (Maier), und zwar: 2 Exemplare auf Atlas in violetten Samt in Folio gebunden, 50 Exemplare mit doppeltem Atlaspapier überzogen und 100 Exemplare, ordinaire, zusammen 13 fl 20 kr.
  • Feierlichst wurde am 20. Januar 1806 Kaiser Napoleon in Karlsruhe begrüßt. Am Durlacher Tor wartete der Bürgermeister mit einer Abordnung des Stadtmagistrats, um dem Kaiser eine in französischer Sprache abgefaßte, auf Atlas gedruckte Dankadresse zu überreichen. Nach der Stadtrechnung 1805/06 lieferten die Buchbinder MÜLLER und GRÄFF 4 Adressen, auf Atlas gedruckt, mit seidenem Vorsatz in roten Atlas gebunden, 24 Adressen in doppelfarbiges Atlaspapier gebunden, 375 Adressen, „gefalzen und beschnitten". Sie erhielten dafür 16 Gulden.
  • Mit dem Empfang Napoleons war auch eine Illumination verbunden, die aber wegen des Regenwetters erst am 21. Januar durchgeführt werden konnte. Zu dieser von Friedrich WEINBRENNER geschickt angeordneten Illumination lieferte Buchbinder Johann GAUS (Gauß) einen großen, mit „holländisch Realpapier" (Royalpapier) bespannten Rahmen.
  • Fritz HIRSCH berücksichtigt an mehreren Stellen seines zweibändigen Werkes „100 Jahre Bauen und Schauen" (Karlsruhe 1928 und 1932) Arbeiten Karlsruher Buchbinder, vor allem im Zusammenhang mit dem Bau der St. Stephanskirche. 1808 haben MÜLLER und GRÄFF den „Grundriß und Prospect der neuen Kathol. Kirche auf Leinwand gezogen", 1809 lieferten sie „12 starke Pappendeckel kleinerer Sorte ä 9 kr" und 1810 „dergleichen Regalformat ä 9 kr" (Bd. 1, S. 461). Nach der 1810er Rechnung über den Bau der Stadtkirche wurden „denen Buchbindern MÜLLER und GRÄFF für Einbinden der Rechnung in duplo nebst Beilagen und einem Capitalzinns Buch" 3 fl 16 kr ausbezahlt (Bd. 1, S. 86). Das Einbinden der Kirchenrechnung von 1809 „bestehend in zwey Bänden Rechnung in Ruck und Eck Pergament" besorgte Buchbinder Wilhelm GERTH für 1 fl 30 kr. Für die „zwey voluminose Bände Beylagen" berechnete er 2 fl 24 kr. Dank GERTHS gediegener Arbeit blieben die aufschlußreichen Rechnungen erhalten, bemerkt HIRSCH (Bd. 1, S. 461).
  • Bei den Feierlichkeiten anläßlich der Geburt der Prinzessin Luise, einer Tochter der Großherzogin Stephanie, im Jahre 1811 fand auch eine Illumination statt. Für die Illumination des Rathauses bespannte Hofbuchbinder ZEUNER zwei 30 Fuß lange Rahmen mit 84 Bogen Royalpapier, leimte alles zusammen und spannte es auf.
  • ZEUNER besorgte seit 1805 Buchbinderarbeiten für die Stadt, vor allem das Einbinden der Stadtrechnungen. ZEUNER, 1781 in Speyer geboren, erlernte das väterliche Handwerk und übernahm nach längerem Aufenthalt in Karlsruhe im Jahre 1804 das Geschäft des Hofbuchbinders WAT(T)RY, dessen Witwe er heiratete. Im gleichen Jahr erwarb ZEUNER auch das Bürgerrecht. Er bekleidete zahlreiche öffentliche Ämter, war Kirchenzensor, Armenbezirksvorsteher, Mitglied der Armenkommission, Almosenpfleger, Mitglied des Kirchengemeinderats. Von 1827 bis zu seinem Tode im Jahre 1845 übte ZEUNER das Amt des zweiten Bürgermeisters aus. Viermal wurde er gewählt.
  • 1814 wurde die St. Stephanskirche eingeweiht. Zu diesem Fest hat Hofbuchbinder ZEUNER „44 Exemplare Predigten in Gold und atles Papier gebunden mit goldenem Schnitt ä 6 kr, 66 dito himmelblau ä 4 kr, 1400 dito geheftet ä 1 fl 40 kr p. 100 und 2 dito für den Großherzog und Frau Großherzogin in rothen Safian gebunden, den Schnit, Deken und Kanten mit fein Gold vergoldt ä 1 fl 30 kr" (Hirsch, B. 1, S. 404).
  • Buchbinder Wilhelm GOLDSCHMIDT hat „600 Stück über die Einweihung der Stephans Kirche gefälzelt, das Stück 1 kr." MÜLLER und GRÄFF banden 800 Exemplare des Einweihungsprogramms und Buchbinder GAUS besorgte das Einbinden von 600 „Zeremonien Büchle".
  • Im November 1818 weilten Kaiser Alexander und Kaiserin Elisabeth von Rußland in Karlsruhe. Zu den üblichen Bestandteilen der Feierlichkeiten gehörten eine Illumination und die Überreichung einer Dankadresse. Hofbuchbinder ZEUNER fertigte die Buchstaben zur Inschrift „Salve et vale”, die bei der Illumination verwendet wurde, und besorgte das Binden und Vergolden der dem Kaiser überreichten Dankadresse.
  • Am 28. Januar 1825 wurde der neue Rathausbau eingeweiht. Die bei diesem Ereignis gehaltenen Reden druckte C. F. MÜLLER in 2050 Exemplaren, die von Hofbuchbinder ZEUNER „zugerichtet" wurden.
  • Der Stadt entstanden durch die Feier des Säkularfestes des Großherzogs Karl Friedrich (22. November 1828) hohe Ausgaben. Sie beliefen sich auf 4388 Gulden; allein 3274 Gulden wurden für die Illumination ausgegeben. Bescheiden war der Anteil der Buchbinder an diesen Kosten: Wilhelm GOLDSCHMIDT heftete 43 Programme und ZEUNER lieferte Papier.
  • Am 16. Oktober 1830 vermählte sich Markgraf Wilhelm von Baden in Stuttgart mit der Herzogin Elisabeth von Württemberg. Wenige Tage danach, am 20. Oktober, wurde das Paar feierlich in Karlsruhe empfangen. Hofbuchbinder ZEUNER fertigte ein großes Tableau aus je 24 Bogen Elefantenpackpapier und Elefantenpappdeckel, zog sie auf und schnitt die Buchstaben aus. Er erhielt dafür 13 Gulden 36 Kreuzer. Buchbinder DEIMLING band zu demselben Anlaß 10 Exemplare Gedichte „in rot maroquain" Papier nebst Goldschnitt und zierlicher Vergoldung, überzog zwei solcher Exemplare mit Samtpapier und hing 52 Exemplare mit Glanzpapier ein und versah sie mit Goldschnitt. Für diese Arbeiten wurden ihm 11 Gulden bezahlt.
  • Auch an der Gestaltung von Ehrenbürgerurkunden wirkten Karlsruher Buchbinder mit. Im Jahre 1830 wurde Georg STULZ, welcher der Stadt 50 000 Gulden für wohltätige Zwecke gestiftet hatte, mit dem Ehrenbürgerrecht ausgezeichnet. Für die Urkunde fertigte Buchbinder HAAS ein Etui in rotem Saffian, mit Atlas gefüttert und stark vergoldet. Er erhielt dafür 13 Gulden 30 Kreuzer.
  • 1834 wurde die Würde eines Ehrenbürgers an die Brüder von LOTZBECK verliehen. Karl und Ferdinand von LOTZBECK machten der Stadt im Jahre 1833 zur Errichtung einer Gewerbeschule die Schenkung von jährlich 1000 Gulden, zunächst auf fünf Jahre begrenzt. Für das Ehrenbürgerdiplom fertigte Buchbinder HAAS zwei Futterale und besorgte mit Wilhelm SCHULTZ die Bindearbeiten.
  • Mit einem Fackelzug, mit Musik und mit der Überreichung von Gedichten wurde Großherzog Leopold in seiner Residenz empfangen, als er am 6. September 1839 aus Italien zurückkehrte, wo er mit dem Erbgroßherzog und dem Prinzen Friedrich die Seebäder von Genua besucht hatte. Die bei der Begrüßung überreichten Gedichte wurden von den Brüdern GUTSCH gedruckt und von Hofbuchbinder Karl VORHOLZ eingebunden.
  • Ebenfalls mit einem Fackelzug wurde Großherzogin Sophie am 9. September 1840 bei ihrer Rückkehr aus Ischl in Tirol geehrt. Und auch bei diesem Anlaß wurden der Landesherrin Gedichte überreicht. Die Buchbinderarbeiten führte Karl VORHOLZ aus, und zwar nach der Rechnung: 5 Gedichtexemplare in extra feinem Moiröpapier, 20 Exemplare „gefalzen und beschnitten", 1225 Exemplare „in octavo gefalzen und beschnitten", eine Kapsel für ein Diplom, aus rotem Saffian, reich vergoldet, mit gedrehtem Klotz, oben mit Samt gefüttert. Für diese Arbeiten erhielt Vorholz 9 Gulden 16 Kreuzer.
  • 1842 vermählte sich die badische Prinzessin Alexandrine mit dem Erbprinzen Ernst von Sachsen-Coburg-Gotha. Auch diesmal fehlte nicht die Übergabe von Festgedichten. Hofschauspieler Heinrich SCHÜTZ hatte sie verfaßt. Der Einband stammte von Hofbuchbinder VORHOLZ.
  • Im Jahre 1856 beging die Schützengesellschaft ihr hundertjähriges Bestehen. Zu diesem Jubiläum wurde eine Medaille herausgegeben. Buchbinder Wilhelm SCHULTZ fertigte dazu ein Etui und erhielt dafür zwei Gulden.
  • 1867 konnte die Freiwillige Feuerwehr Karlsruhe auf eine zwanzigjährige Tätigkeit zurückblicken. Zu diesem Anlass wurden Medaillen geprägt und den Wehrmännern überreicht, die der Feuerwehr seit ihrer Gründung angehörten. Zu diesen Medaillen lieferten die Buchbinder SCHULTZ und Ferdinand EISEN zwanzig Etuis.
  • Joseph Victor von SCHEFFEL vollendete im Jahre 1876 sein 50. Lebensjahr. Die Ehrengabe, die dem Dichter überreicht wurde, hatte Goldarbeiter PAAR angefertigt. Die Hülle, in der diese Ehrengabe ruhte, war von Hofbuchbinder Christian FEIGLER hergestellt worden, ebenso die Mappe mit einem von dem Lithographen DOBMANN entworfenen Widmungsblatt.
  • Am 19. November 1892 fand die feierliche Enthüllung des Scheffeldenkmals statt. Geheimrat von STOESSER, der Vorsitzende des Denkmalausschusses, übergab das Denkmal an die Stadt. Als er die Schenkungsurkunde Oberbürgermeister SCHNETZLER überreichte, fiel die Hülle vom Denkmal. Für diese Urkunde hatte Buchbinder Karl TENSI die Mappe angefertigt.
  • Herausragendes Ereignis des Jahre 1896 bildeten die Feierlichkeiten zum 70. Geburtstag des Großherzogs Friedrich I. von Baden. In dem großartigen, von Prof. Hermann GÖTZ gestalteten Festzug, der sich am 9. September 1896 durch die Karlsruher Straßen bewegte, waren auch die Gewerbe vertreten, darunter das Buchgewerbe mit einer Fachgruppe: Wagen mit Pegasus und Pferd sowie die Meister mit Arbeiten: Lichtdrucker, Photograph, Lithograph, Xylograph und Buchbinder. An der Gestaltung dieser Gruppe wirkte Buchbinder A. Otto SCHICK mit.
  • Zur Verabschiedung des Generals Sigismund von SCHLICHTING, der Kommandeur des XIV. Armeekorps war, überreichte die Stadt eine von Buchbinder Karl FEIGLER für 150 Mark angefertigte Mappe mit Ansichten von Karlsruhe (1896).

Beteiligung Karlsruher Buchbinder an Ausstellungen Zu den Veranstaltungen des 1820 in Karlsruhe gegründeten „Kunst- und Industrie-Vereins für das Großherzogtum Baden" zählten Ausstellungen. Die erste Ausstellung fand bald nach der Vereinsgründung im Jahre 1821 statt und umfasste „Kunstsachen" (Ölgemälde, Gemälde in Pastell- und Wasserfarben, Zeichnungen, architektonische Pläne, Bildhauerarbeiten, Kupferstiche, Steindrucke, Medailleurarbeiten) und „Industrie-Gegenstände". Erstmals beteiligte sich ein Karlsruher Buchbinder im Jahre 1829 an einer Ausstellung dieses Vereins. Karl DEIMLING stellte einen Einband „als Probestück von Buchbinder-Arbeit" aus.

Für das Gewerbeleben in Karlsruhe und auch im Großherzogtum Baden wurde die Tätigkeit des 1831 ins Leben gerufenen „Gewerbevereins Karlsruhe" von großer Bedeutung. Unter den Gründungsmitgliedern erscheint Buchbinder Karl VORHOLZ. Zu den vielfältigen Aufgaben dieses Vereins gehörte die Durchführung von Ausstellungen gewerblicher Erzeugnisse.

Im September 1846 veranstaltete der Gewerbeverein eine Industrie-Ausstellung für das Großherzogtum Baden. Nach dem Katalog der auf dieser Ausstellung gezeigten „Industrie-Gegenstände" waren die Buchbinder MÜLLER und GRÄFF, Wilhelm SCHULTZ und Christian FEIGLER beteiligt. MÜLLER und GRÄFF zeigten ein „Album, Gold- und Blindpressungen auf Leder, Cambric und Samt", W. SCHULTZ war mit einem Damenschmuckkästchen (Preis: 25 Gulden) und einem großen Hauptbuch vertreten, Ch. FEIGLER stellte einen Arbeitstisch und einen Glaskasten mit verschiedenen Kartonagearbeiten aus.

Vom 15. August bis 27. September 1861 fand in Karlsruhe wiederum eine Industrie-Ausstellung für das Großherzogtum Baden statt. Für die vorbildliche Ausrichtung dieser Ausstellung erhielt der Gewerbeverein Karlsruhe die große goldene Medaille für Förderung der Landwirtschaft, des Gewerbes und des Handels. Abteilung X dieser Ausstellung umfaßte „Papier, Papierdruck und Papierarbeiten, Kartonage- und Portefeuillearbeiten". Ausstellende Karlsruher Buchbinder waren Jakob HAßLINGER, Wilhelm SCHULTZ und Friedrich DISTELHORST. Jakob HAßLINGER zeigte ein Schreibbuch, eine Prachtbibel, ein Lesepult und eine Papeterie. Im Bericht der Prüfungskommission heißt es dazu: „Eine Bibel in sauberem Ledereinband mit sicher ausgeführter Freihandvergoldung."

Wilhelm SCHULTZ stellte folgende Gegenstände aus: ein Hauptbuch, ein Hauptbuch in Median, ein Journal in Royal, ein Abonnentenbuch in Royal, ein Kassabuch in Stab, ein Kontobuch in Stab, ein Briefkopierbuch, eine Sammlung verschiedener Etuis für Gold- und Silberwaren. Zu diesen Ausstellungsarbeiten äußerte sich die Prüfungskommission: „Eine größere Anzahl stark gebundener und sehr gut sich auflegender Hauptbücher und Etuis, zu welchen auch die Holzgestelle bei dem Aussteller angefertigt werden. Belobende Anerkennung."

Friedrich DISTELHORST zeigte ein Album (66 Gulden), eine Schreibmappe (18 Gulden), eine Zeitungsmappe (12 Gulden), ein Wandtäschchen, ein Samtrahmen, je einen Rahmen in Lederkarton und in Holzetui, mehrere Photographie-Alben, acht verschiedene Gebetbücher, ein Geschäftsbuch (16 Gulden). Der Bericht der Prüfungskommission lautet zu diesen Arbeiten: „Geschmackvolle Photographiealbums, Mappen, Rahmen und ein großes, zur Aufnahme von Gedenkblättern an die Gewerbeausstellung bestimmtes Prachtalbum, an welchem die harmonische Verbindung verschiedenfarbiger Leder und die teilweise Bemalung einen sehr glücklichen Effekt hervorbrachten. Belobende Anerkennung."

Das größte Karlsruher Ereignis des Jahres 1877, wohl auch eines der größten Unternehmen des Gewerbevereins Karlsruhe, bildete die „Allgemeine Kunst- und Gewerbe-Ausstellung für das Großherzogtum Baden", die in der Festhalle vom 1. August bis 1. Oktober stattfand. Auf ihr war Buchbinder Karl FEIGLER mit zahlreichen Arbeiten vertreten. Er zeigte eine Kollektion feiner Bildermappen und Alben in Saffian und teils sehr reichen Beschlägen; eine Kollektion feiner Rahmen für Bilder, in Juchtenleder und Seidensamt; ein gebundenes Werk, Meyers Konversationslexikon, zwölf Jahrgänge „Gartenlaube", gebunden; eine Auswahl Gesang- und Gebetbücher in verschiedenen feinen Einbänden; eine Anzahl Fassungen für Bilder und Photographien.

In den Anzeiger zu dieser Ausstellung ließ FEIGLER folgende Geschäftsempfehlung aufnehmen, die für den Umfang der Buchbinderarbeiten vor hundert Jahren von Interesse ist: „C. FEIGLER, Buchbinderei- und Galanteriewaarenhandlung. — Anfertigung aller in das Fach einschlagenden Arbeiten. — Lager der einfachsten und feinsten Lederwaren, Damentaschen, Necessaires, Schreibmappen, Portemonnaies, Cigarrenetuis, Visiten-, Notizen- und Poesiebücher etc. etc. — Cartonnagewaaren und Atrappen. — Großes Lager in geschnitzten und polirten Holzwaren, Kassetten jeder Art und Größe, Blumen- und Rauchtische, Notenständer, Wandmappen, Garderobehalter, Feuerzeuge und Rauchservice etc. — Specialität in Photographie-Rahmen und Albums jeder Art und Größe. Rahmen in geschnitztem und polirtem Holz, Leder, Sammt und Goldbronce. —Billige Preise bei solider Arbeit wie Waare."

FEIGLER wurde für seine Arbeiten mit einer Bronzemedaille ausgezeichnet. Die „Karlsruher Nachrichten" schenkten in einer Artikelfolge dieser Ausstellung große Beachtung. In der Ausgabe vom 31. August 1877 wurden Feiglers Arbeiten gewürdigt: „In der sehr hübschen Ausstellung von Karl Feigler Buchbinder dahier sehen wir prachtvolle Albums und feine Bildermappen, sowie elegante Rahmen für Bilder in Juchtenleder und Seidensammt, welche die Geschicklichkeit des Meisters in trefflicher Weise bekunden und dies um so mehr, als auch die Entwürfe zu diesen Arbeiten von ihm herrühren und gezeichnet sind. Auch die eingebundenen Bücher zeugen von gediegener Arbeit und Pünktlichkeit in der Ausführung."

An dieser Ausstellung beteiligte sich auch der Durlacher Hofbuchbinder Eduard SCHOLL mit zahlreichen Arbeiten.

Vom Juli bis Oktober 1906 wurde im Markgräflichen Palais zu Karlsruhe die Jubiläumsausstellung für Kunst und Kunstgewerbe abgehalten. Der Ausstellungskatalog weist die Beteiligung folgender Karlsruher Buchbinder auf:

Karl FEIGLER: Bilder- und Diplommappen, Bilderkapsel, Bucheinbände, Bilderrahmen in Lederschnitt.

A. Otto SCHICK: Album in weißem Schweinsleder, mit Lederauflage und Handvergoldung, nach dem Entwurf von Prof. Karl Gage!, Karlsruhe; Truhe in weißem Schweinsleder mit Lederauflage und Handvergoldung, ebenfalls nach dem Entwurf von Prof. GAGEL; Mappe in Pergament mit Mosaikeinlage und Handvergoldung, nach dem Entwurf von Fräulein A. WIESINGER; ein Band Kunstgewerbeblatt in Kalbsleder mit Handvergoldung, nach dem Entwurf von Ferdinand SCHICK.

Eduard SCHOLL Nachfolger (Inhaber: Ludwig HOMBERG und Heinrich LINK, Durlach und Karlsruhe): Adreßmappen, Kassetten, moderne und antike Einbände.

Soweit festgestellt werden konnte, beteiligten sich Karlsruher Buchbinder im 19. Jahrhundert nicht an Weltausstellungen.