IR 68/Gebrüder Krahe

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Die Brüder Krahe

Am 07. Dezember 1891 erblickten die Zwillinge Johann Joseph und Karl Franz Krahe in Kempenich das Licht der Welt. Die beiden Söhne der Eheleute Johann und Gertrud Krahe wuchsen gemeinsam mit ihren Geschwistern in der Kaiser Wilhelm Straße auf. Nach ihrer Schulzeit arbeiteten die beiden Brüder als Steinmetz. Von 1911 bis zum 1913 leisteten sie ihren Wehrdienst beim 10. Rheinischen Infanterie-Regiment Nr. 161 in Trier ab.

Bei Ausbruch des Krieges wurde Joseph zur 2. Kompanie dieses Regiments einberufen. Sein Bruder Karl erhielt die Einberufung zur 10. Kompanie des 6. Rheinischen Infanterie-Regiment Nr. 68 in Koblenz. Aber nicht nur die Zwillinge, auch ihr älterer Bruder Johann erhielt einen Einberufungsbescheid für das Regiment in Koblenz. Beide Regimenter wurden nach Frankreich verlegt. Joseph erkrankte am 05. September 1914 und lag einige Tage in Chalons, Maralon, Belle de Velle und Retel bis er nach Trier ins Reserve Lazarett II in der Augustakaserne transportiert werden konnte. Seine beiden Brüder waren weiterhin an der Front. Am 27. September 1914 fiel Karl bei Hurlus im Alter von 22 Jahren.

Der Bruder Johann schrieb an die Familie in Kempenich: „Liebe Eltern und Schwestern! Muß Euch leider mitteilen, daß unser Karl am Samstag, den 27. Sept. mittags 1 Uhr gefallen ist. Wir lagen zusammen im Schützengraben, da schlug eine Granate ein. Er war es den der liebe Gott haben wollte. Fünf unserer Kameraden sind schwer verletzt, nur ich bin glücklich davongekommen. Ich habe nur eine kleine Wunde am Fuß“ Johann wurde aufgrund seiner Verletzung einige Tage im Lazarett in Niederlahnstein und 3 Wochen in Heiligenstatt behandelt.

Gebrüder Krahe VL 1914.jpg

Auszug aus dem Armeeverordnungsblatt Ausgabe 150, preußische Verlustliste Nr. 62, Seite 1919 vom 28.10.1914

Am 03. Januar 1915 kam er erneut an die Front. Auch sein Bruder Joseph war zwischenzeitlich wieder genesen. Nach seiner Entlassung aus dem Lazarett kam er zum Reserve Infanterie-Regiment Nr. 240 in Düren. Mit diesem Regiment rückte er am 07. November 1914 wieder aus. Bereits einige Tage später, am 13. November, wurde er in der Gegend von Ostende an der linken Hand verwundet. Am 19. Dezember entließ man ihn aus dem Lazarett in Auerbach (Hessen). Mit der 10. Kompanie des Reserve Infanterie-Regiment 257 ging es jetzt an die Ostfront.

Im Frühjahr 1915 geriet er in den Gefechten vom 27. bis 31.März 1915 in der Ukraine in russische Gefangenschaft und wurde in ein Lager im mittelsibirischen Kansk bei Krasnojarsk am Jenissei deportiert. Dort arbeitete er ausgezeichnet und aufopferungsvoll als Sanitäter im Kriegsgefangenenlazarett. Hier traf er auch die Schwedin Elsa Brandström, die als "Engel von Sibirien" in den russischen Gefangenenlagern bekannt war. Sie war 1915 für das Schwedische Rote Kreuz nach Sibirien gereist, um für die deutschen Kriegsgefangenen im russischen Gewahrsam eine grundlegende medizinische Versorgung einzurichten. Aber nicht nur die unzureichende medizinische Versorgung, auch schlechte Unterbringung und mangelhafte Verpflegung erschwerten ihre Lebensumstände. Hinsichtlich seiner Erlebnisse zu den Lebensbedingungen im Lager Kansk äußerte Joseph sich u.a. wie folgt: „Das Wasser wurde aus dem Jenissei geholt. Damit das Wasserloch auch im Winter nicht zufror, standen dort immer Gefangene bei -52° Celsius bei Tag und Nacht mit einem Stock.“

Die Lagerbedingungen gingen auch an Joseph nicht spurlos vorüber. 1916 erkrankte er infolge der Unterernährung an Skorbut. Im Juli 1920 war für ihn nach 5 ½ Jahren die Kriegsgefangenschaft zu Ende. Über Narva (Estland) und Stettin ging es zurück in die Heimat. Bei seiner Rückkehr wog er noch 35 kg. Seine körperliche Verfassung ließ eine Arbeit als Steinmetz nicht mehr zu. Aber aufgrund seiner Tätigkeit im Lager erhielt er noch 1920 eine Stelle als Bademeister und Masseur in einem Sanatorium in Godesberg. Diese Einrichtung diente im 2. Weltkrieg als Krankenhaus und war anschließend ein Seniorenheim. Joseph arbeitete in diesem Haus über 40 Jahre und verstarb dort am 04. September 1982 im Alter von 90 Jahren.

Der Bruder Johann kehrte unmittelbar nach Ende des Krieges nach Kempenich zurück. Sein Sohn Karl Wilhelm fiel am 19. August 1941 in den Kämpfen vor Petersburg (Russland).

Quelle: Uwe Kruse, Heimatfreunde Kempenich e.V. http://www.erlo.net/kempenich/

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