Hessische Familienkunde/Band 01/Heft 01/0021-0022

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Hessische Familienkunde/Band 01/Heft 01
Eine Veröffentlichung der Arbeitsgemeinschaft der familienkundlichen Gesellschaften in Hessen.
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zu Gudensberg, mein Schwager, in dessen Abwesenheit der
      3. Friedrich Wilhelm, * Donnerstag 30. 7. 1730 8 Uhr abends, m 2. Ostertag, 10. 4.; Pate: „mein Schwiegervater Friedrich Eskuche, Leutnant unter der Landmiliz“; konf. Si. Ostern 1744; † Si. 25. Sept. 1798.
      4. Martinus Friedrich, * Montag 27. 10. 1732 morgens ungefähr 6 Uhr, m 3. 11.; Pate: „meiner Frau Bruder, Herr Martinus Eskuche, Pfarrer zu Breuna(?)“; konf. Si. Ostern 1746, immatr. Marburg 31. 7. 1751.
      5. Dorothee Elisabeth, * Montag 8. 11. 1734 morgens zw. 3 + 4 Uhr, m 15. 11.; Patin: „meiner Frau Schwester, die Frau Regiments-Quartiermeisterin Klüppelin, die in ihrer Abwesenheit durch die Frau Pfarrerin Weiß zu Eberschütz obigen Nahmen beylegte“; konf. Si. Ostern 1747; oo Si. 17.10 1759 mit Pfarrer Johann George Hundertmark aus Hofgeismar, immatr. Marburg 8. 9. 1742, zu Hofgeismar.
      6. Wilhelmine Charlotte, * Sonnabends 19. 10.1737 abends 6 Uhr, m 28. 10.; Patin: „Meine Frau Stief-Schwiegermutter, des Herrn Leutnants Eskuche zu Wolfhagen, die ihr obigen Nahmen durch die WohlEdle Frau Wachenfeldin, des Herrn Regiments-Feldscheers Eheliebste beilegte“; konf. Si. Ostern 1751; oo Si. 6. 10. 1761 mit Herrn Pfarrer Johann George Hundertmark zu Hofgeismar, dem Witwer ihrer vorgenannten Schwester.
      7. Maria Magdalena. * Freitag 5. 8. 1740 abends ungefähr 7 Uhr, m 16. 8.; Patin: „meines Bruders, zeitigen Rektors zu Wolfhagen älteste Tochter Maria Magdalena“; konf Si. Ostern 1753; oo Si. 5. 12. 1762 mit Elias Grau, Garnisonprediger in Kassel.
      8. Henrich Wilhelm, * 14. 2. 1743 nachts um 11 Uhr, m 20. 2.; Pate: „meiner Frau, als der Mutter Bruder: Henrich Wilhelm Eskuche, cand, Theol., annitzo Informator bey dene jungen Prinzen von Ihro Durchlaucht dem Herrn Landgrafen von Hessen-Philippsthall, Commandanten zu Ypern in Flandern“; konf. Si. Ostern 1756.
      9. Johannes, * Sonntag 30. 1. 1752 zw. 3 u. 4 Uhr mittags, m 7. 2; Pate: „Johannes Klüppel, Kapitän und Rentmeister zeitige Metropolitan Hofeditz dessen vices vertrat“; konf. Si. Ostern 1765, Pfarrer zu Dörnberg 1772—1813, † Kassel (Oberneustadt) 1. 9. 1818, oo Dörnberg 3. 11. 1776 Charlotte Maria, Tochter d. Metropolitans Daniel Christoph Klinckerfuß zu Neukirchen.

      Bernardi war bis 1758 im Amt, in dem ihn sein lebender ältester Sohn in der letzten Zeit unterstützte, und starb in Sielen am 31. Mai 1760, 65 J. 8 M. 19 Tage alt. Begraben wurde er am 4. Juni.

11. Friedrich Wilhelm Bernhardi, 1758—1798 Er war der 2. Sohn des vorgenannten Pfarrers, dessen Gehilfe er seit dem 14. Oktober 1757 war. Er wurde nach Präsentation des hochfürstl. Konsistoriums zu Arolsen (Sielen war bekanntlich Patronat des Fürsten zu Waldeck) am l. Dezember 1758 vom Konsistorium zu Kassel zum Pfarrer von Sielen bestellt, wo er sein ganzes Leben, 40 Jahre, amtierte. Am 25. September 1798 mittags 1 Uhr starb er in Sielen und wurde am 28. Sept. dort begraben, 68 J. 5 M. und 25 Tage alt. Ob er verheiratet war, entzieht sich unserer Kenntnis, ist aber unwahrscheinlich, da 4 alte Damen, vielleicht auch Verwandte, zu seiner Zeit in Sielen starben:
      a) [] Si. 18. 4. 1766: die Jungfer Kümmelin, des selig. Pfarrers Ehren Kümmel zu Eersen (Ehringen?) hinterlassene Tochter, alt ungefähr 68 Jahre.
      b) [] Si. 26. 6. 1773: Frau Anna Martha, weyland Ehren Schultze wohlverordnet gewesene Pfarrers zu Niederelsungen, Gerichts Malsburg, hinterlassene Wittib geb. Kümmelin, † am 23. 6. gegen 6 Uhr, alt: 76 Jahre 14 Tage.
      c) [] Si. 3. 2. 1795, † 30. 1.: Frau Elisabeth, des Hl Stephan Hundertmarks (aus Sielen, immatr. Marburg 6. 10. 1725) wohlverordnet gewesenen Pfarrers zu Hümme nachgelassene Wittib, eine geb. Schultze, abends 9 Uhr, 71 J. 3 M. alt.
      d) [] Si. 30. 6. 1795, f 28. 5. 10 Uhr vorm., 81 J. alt: Frau Anna Sabine geb. Schultze, des Pfarrers Vilmar nachgelassene Wittib. (Fortsetzung folgt)

Lotte Buff und ihr Sippenkreis

Von Dr. Siegfried Rösch, Wetzlar

      Im vergangenen Jahr waren 1 3/4 Jahrhunderte vergangen seit Goethes Anwesenheit in Wetzlar. Da jene wenigen Monate, in einer der Hauptblütezeiten der Wetzlarer Stadtgemeinde fallend, selbst so bedeutsam wurden, daß sie Wetzlars Namen in aller Welt bekannt machten, ist es wohl angebracht, ihr Gedenken zum Anlaß einiger Betrachtungen zu machen.
      Goethe traf um den 10. Mai 1772 von Frankfurt kommend hier ein, trug sich am 25. Mai in die Matrikel der Rechtspraktikanten ein und verließ am 11. September die Stadt, die er vom 6.—10. November nochmals von Frankfurt aus besuchte. Am 9. Juni fand der berühmt gewordene Ball in Volpertshausen bei Wetzlar statt, bei dem Goethe Charlotte Buff kennen lernte, die damals nach dem Verlust der Mutter den Haushalt und die Betreuung der zahlreichen kleineren Geschwister zu leiten hatte. Am 4. 4. 1773 heiratete Charlotte hier, nach etwa fünfjähriger Verlobungszeit, den Juristen und Freund Goethes, Christian Kestner (* Hannover 28. 8. 1741, † Lüneburg 24. 5. 1800). Dessen Geburtstag wurde 1772 zugleich mit dem Goethes im Hause der Braut in schlicht-bürgerlicher Art gefeiert. Alles Nähere über diese idyllische Zeit lese man nach in Goethes „Dichtung und Wahrheit“ oder in seinen „Leiden des jungen Werther“, ferner in Hch. Gloel, „Der Wetzlarer Goethe“ (1932) oder auch bei August Kestner: „Goethe und Werther, Briefe Goethes, meistens aus seiner Jugendzeit“ (1854) und Oskar Ulrich „Charlotte Kestner. Ein Lebensbild“ (1921).

1. Lottes Persönlichkeit

      Im Mittelpunkt der damaligen Geschehnisse stand zweifellos die Persönlichkeit der Charlotte Buff (* Wetzlar 11. 1. 1753, [1] † Hannover 16. 1. 1828); sie hat durch ihr Wesen und ihr Handeln allein in diesem einen Jahr 1772 mehr für die ganze Menschheit bedeutet und sich dadurch mehr das ewige Angedenken aller Deutschen verdient als jedes Mitglied des 117jährigen hohen Reichskammergerichts zu Wetzlar (1689—1806). Wenngleich „sie nicht eigentlich eine sogenannte Beauté ist, nach dem gemeinen Sinne“, so beschreibt sie Kestner recht objektiv am 18. 11. 1772 einem Freunde, „so bleibt sie doch immer das bezaubernde Mädchen, das Scharen von Anbetern haben könnte, alte und junge, ernsthafte und lustige, Kluge und Dumme etc. Sie weiß sie aber bald zu überzeugen, daß sie entweder in der Flucht oder in der Freundschaft ihr einziges Heil suchen müssen.“ Und über die Führung des großen Haushalts durch die 18-jährige schreibt er: „An sie wandte sich alles, auf ihr Wort geschah alles, und jedes folgte ihrer Anordnung, ja ihrem Wink; und was das vornehmste war, es schien als wenn die Weisheit ihrer Mutter ihr zum Erbteil geworden wäre. Bis diese Stunde hat sich solches erhalten. Sie ist die Stütze der Familie, die Liebe, die Achtung derer, die dazugehören, und das Augenmerk derer, welche dahin kommen. — Ich sage Ihnen, es ist ein halbes Wunderwerk, ohngeachtet weder sie selbst, noch die Familie, es merkt, und jedes meynet es müßte so seyn.“
      Pflichtbewußtsein, Aufgeschlossenheit und natürliche Anmut, die Fähigkeit der Anteilnahme an fremden Schicksalen: all diese guten Eigenschaften der deutschen Frau besaß Lotte in beglückender Harmonie. Sie hatte sie von ihrer Müller geerbt, deren Stelle sie nach deren frühem Tod übernahm, und die uns von verschiedenen Seiten als leuchtendes Beispiel der deutschen Mutter und Hausfrau geschildert wird, als Seele des gastlichen Hauses. Viele hatten und haben ähnlich gute Anlagen wie Lotte: ihr führte das Schicksal in Goethe den Sänger zu, der ihr Loblied sang. Daß aller weder Goethes Dazwischentreten noch seine Veröffentlichung des „Werther“ eine ernstliche Trübung in die Freundschaftsbeziehungen


  1. Thomas Mann läßt in seinem Roman „Lotte in Weimar“ (Stockholm 1939, Berlin 1946), S. 164 der deutschen Ausgabe, Lotte erwähnen, der 11. Januar als ihr Geburtstag sei ein Irrtum: „In Wirklichkeit aber bin ich am 13. geboren und am nächstfolgenden Tage getauft, — die Zuverlässigkeit des Wetzlarer Kirchenbuches leidet keinen Zweifel.“ In Würdigung des letzten Satzes muß, um neue Verwirrung zu vermeiden, betont werden, daß der Taufeintrag im Kirchenbuch einwandfrei den 11. Januar als Geburts-, den 13. Januar als Tauftag nennt. „Hier irrt Mann“. Seltsamerweise läßt er S. 13 Lotte selbst auf der Meldetafel des Hotels eintragen: „geboren am 11. Januar 1753 zu Wetzlar“.
          Zu S. 119: Lottes Mutter war nicht 1767, sondern erst 1771 gestorben, als Lotte 18 Jahre alt war.
          S. 29 und mehrfach sonst gibt Mann der Lotte nur 11 Kinder an Stelle der 12, von denen 10 heranwuchsen.