Handbuch der praktischen Genealogie/VIII

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Handbuch der praktischen Genealogie
Inhalt
Band 2
Tafel: I • II • III • IV • V • VI • VII • VIII • IX • X • XI
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Handbuch der praktischen Genealogie.djvu
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Abschichtungen des Familienvermögens, auf dem geistigen durch Emanzipation von Sitte und Auffassungsweise der Eltern und Ahnen. Die feinen Prozesse, welche sich auf diesem Gebiete in der deutschen Geschichte etwa vom vierzehnten Jahrhundert ab vollziehen, sind in ihren gröbsten Zügen allerdings auch noch durch die Untersuchung des Fortschritts auf dem Rechtsgebiete zum Verständnis zu bringen. Alle feineren Zusammenhänge dagegen fallen der nunmehr zur Familiengeschichte erweiterten Genealogie anheim. Über die Umwandlungen, welche bei diesen Vorgängen schon seit dem fünfzehnten Jahrhundert, dann aber wiederum vornehmlich und in viel verstärkterer Weise seit der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts die Familie erlebt hat, ist so wenig bekannt und vor allen Dingen so wenig in den Bestand der allgemeinen historischen Kenntnisse übergeführt, daß hier eine energische Vertiefung dringend geboten erscheint.

      Übersieht man die soeben gemachten Beobachtungen, denen sich bei einer über Deutschland hinweg erstreckten Betrachtung noch eine Reihe anderer gleich wichtiger hinzufügen ließe, so versteht man, wie ein Lehrbuch der Genealogie heute in aller Breite unterrichten muß. Soweit das Individuum in Betracht kommt, sind es namentlich bei den kulturgeschichtlichen Problemen die physiologischen, die Vererbungsfragen, welche einer Erweiterung bedürfen. Soweit die natürlichen menschlichen Gemeinschaften in Frage stehen, handelt es sich um Probleme der Soziologie vom entwicklungsgeschichtlichen Standpunkte. Es ist dringend zu wünschen, daß auf allen diesen Gebieten und in all diesen Richtungen eingehend im Sinne von Beiträgen zur Kulturgeschichte des deutschen Volkes gearbeitet werde, und es besteht dem Schreiber dieser Worte kein Zweifel darüber, daß das vorliegende Handbuch zur Einführung in die genannten Probleme von außerordentlicher Wichtigkeit sein kann.

K. Lamprecht.