Handbuch der praktischen Genealogie/265

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Handbuch der praktischen Genealogie
Inhalt
Band 2
Tafel: I • II • III • IV • V • VI • VII • VIII • IX • X • XI
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erste Veröffentlichung der Kgl. Kommission des Königreichs Sachsen für Geschichte, Snr. Majestät dem König von Sachsen gewidmet). Für den Ruhm Graffs war es von entscheidender Bedeutung, daß er 1766 eine Stellung in Dresden antrat. Man muß sich die Bedeutung Dresdens, die Jahrhunderte alte Kunstliebe der sächsischen Fürsten, das Streben nach glanzvoller Entfaltung ihrer Hofhaltung, den Umfang und die Pracht der Bauten des 18. Jahrhunderts, die allein der Stadt einen unvergänglichen Reiz verliehen haben, sowie endlich das ganze große Kapitel kursächsischer Kunstpflege, der alles Kleinliche, alles Minderwertige fremd, dagegen alles Großartig-Prächtige, Kostbar-Luxuriöse, künstlerisch Bedeutsame Bedürfnis war; man muß all diese Erscheinungen sich vor Augen führen, um zu verstehen, welcher Glanz es war, der diese Stadt wie ein Nimbus umstrahlte.

      Die Zahl der Bildnisse, die aus Graffs Hand hervorgegangen sind, ist sehr bedeutend. Nach einem vom Meister selbst geführten Verzeichnis hat er etwa 1240 Bildnisse gemalt. Ihrem künstlerischen Werte nach waren naturgemäß diese Bildnisse, von denen z. Z. nur etwa 300 nachweisbar sein dürften[1], sehr verschieden. Neben Meisterwerken finden wir mittelmäßige Leistungen, wie sich leicht erklären läßt: bald waren diejenigen, die seine Kunst auf die Leinwand bringen sollte, Leute vom Schlage derer, von denen Hagedorn sagte, an gewissen Seelen würde auch der beste Bildnismaler nichts auszudrücken finden, bald waren es geistig bedeutende Menschen und solche, die dem Künstler persönlich nahe standen. So begreifen wir, warum gerade die Porträts von Lessing, Sulzer, Chodowiecki, Reich, Hagedorn, Körner, um nur einige zu nennen, Meisterwerke der Porträtkunst ersten Ranges sind.

Miniaturen.

      Das Geben und Nehmen kleiner Porträts gehörte für die Gesellschaft des 18. Jahrhunderts zu den Bedingungen und Freuden des Lebens. Man ließ sich gerne malen, immer für andere, für Eltern und Kinder und Freunde. Die Großen zeichneten durch Übersendung ihres Bildnisses jene aus, denen sie Dank und Anerkennung erweisen wollten. Miniaturen wurden verliehen wie Orden, und manchmal wurden sie wie Orden am Bande getragen. Häufig ließen die Damen sie in ihren Schmuck ein. Dosen wurden bis ins 19. Jahrhundert damit geschmückt Man zierte Schreibpulte und Tische mit Miniaturen. Überall war man umgeben von ihnen und hütete sie als kostbare Erinnerungen an teure Menschen und als Schöpfungen bedeutender Künstler, die man unaufhörlich in Tätigkeit setzte.

Silhouetten.

      Die Silhouette ist französischen Ursprungs und benannt nach dem französischen Finanzminister Etienne de Sylhouette, dessen wenig erfolgreiche


  1. Eine wesentliche Ergänzung des bisher bekannten, von Graff geschaffenen Porträtmaterials bietet das für Porträtstudien, insbesondere über Leipziger Familien höchst wichtige Werk: Stadtgeschichtliches Museum zu Leipzig. Das Bildnis in Leipzig vom Ende des 17. Jahrhunderts bis zur Biedermeierzeit. Aus Anlaß der vom Stadtgeschichtlichen Museum zu Leipzig 1912 veranstalteten Porträtausstellung herausgegeben von Prof. Dr. Albrecht Kurzwelly, unter Mitwirkung von Dr. Eugen Eysson, A. Walther Biet und Hildegard Heyne. Leipzig 1912.