Hamm/Wirtschaft

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Wirtschaft

Handel und Gewerbe

Stand 1954: Seine lebhafte wirtschaftliehe Entwicklung verdankt Hamm der günstigen Lage als alter Lippebrückenkopf und frühzeitiger Umschlagplatz im Handelsverkehr zwischen Nord- und Südwestfalen wie auch seiner Eigenschaft als ehemalige Hauptstadt der Grafschaft Mark sowie in späterer Zeit der mit den im Untergrund ruhenden Kohleschätzen verbundenen Industrialisierung und Ausbildung zum bedeutenden Eisenbahn- und Straßenverkehrsknotenpunkt an der schiffbar gemachten Lippe. Haupterwerbszweige frühzeitig schon neben dem Ackerbau ein reges Gewerbe in Leinen, Tuchen, Leder, Waffen, Bier (Koit, Keut) und Branntwein sowie ein lebhafter Handel damit. Wochenmärkte regelten den engeren Güteraustausch zwischen Stadt und Land.

Um 1845: 4 Kram- und Viehmärkte. Handelsbeziehungen bis nach Holland, England, Norwegen, den Nord- und Ostseehäfen und Westindien, des weiteren Warenaustausch mit anderen Teilen Deutschlands und dem Ausland. Mit dem Niedergang der Hanse, deren Mitglied und Vorort mehrerer märkischer Städte Hamm seit 1417 war, sowie im Gefolge von Seuchen, Bränden und Kriegen wurden Ackerbau und Viehzucht wieder zur Haupterwerbsquelle. Mit dem Übergang in den brandenburg-preußischen Staatsverband erneuter Wirtschaftsaufschwung, insbesondere seit 1810 durch die Ansetzung und Förderung von eisenverarbeitender Industrie, die Schiffbarmachung der Lippe (1820-30) und den nach 1901 einsetzenden Bergbau auf Kohle.

Industrie und Handel

Stand 1954: Hauptindustriezweige sind 1954: eisenverarbeitende Industrie, Drahtwerke und Nahrungs- und Genußmittel- sowie Holz- und chemische Industrie. In Hamm und der unmittelbaren Umgebung sind 1954: 3 Steinkohlenbergwerke, 2 Drahtindustriebetriebe (1810 bzw. 1853, 1856), Emaillierwerk (1853 bzw. 1886), 3 Maschinenfabriken (1858, 1901, 1913), Sand- und Kokillenspritzgußfabrik, mehrere Sägewerke (u. a. 1883), Möbelfabrik (1848), 3 Lack- und Farbenfabriken (1853, 1873, 1910), Korbwaren fabrik (1910), Parkettfabrik (1924), Dachpappenfabrik (1927), 2 Ziegeleien (1864, 1921), mehrere Baustoff- und Baubetriebe (u.a.1921 ).Treibriemenfabrik,Schuhfabrik, Färberei (1896). Klosterbrauerei Pröpsting GmbH (1735), Brauerei Isenbeck & Co. AG (1769 bzw. 1897), Brennerei und Preßhefefabrik Asbeck (1794) und weitere Spirituosen-, Essig- und Hefefabriken. Korn- und Ölmühle Brökelmann & Co. GmbH (1829 bzw. 1845). Mischfuttermittelmühle (1901). Brotfabrik (1901). Kaffeegroßrösterei (1904). Nährmittelwerke (1913). Waffelfabrik (1913). Graphische Betriebe (1861). Münsterische Schiffahrts- und Lagerhaus AG, Zweigstelle Hamm (1913).

Neu 1954: 4 Betonwarenbetriebe (1945, 1948), Gerätebau (1946), Stahlleichtbau (1947), Elektroapparatebau (1948), Samenbau und Pflanzenzucht (1947).

Verkehrseinrichtungen

Stand 1954: Hamms schon frühzeitig außerordentlich günstige Lage an einem alten Übergang über die mittlere Lippe hat sich bis zur Neuzeit erhalten und Hamm zu einem der bedeutendsten Verkehrsknotenpunkte Deutschlands werden lassen. Durch die Schiffbarmachung der Lippe von der Mündung bis Hamm (1820-26) und den weiteren Ausbau bis Lippstadt (bis 1830) erhielt die Stadt einen Wasserweg zu den Rheinhäfen. Bahnanschluß 1847 durch die „Köln-Mindener Bahn" (später Hauptstrecke Köln/Düsseldorf-Dortmund-Hamm-Bielefeld - Berlin), Hamm - Münster (- Emden - Norddeich) 1848, Hamm-Soest 1850, Hamm-Unna(-Köln/ Düsseldorf) 1865; Privatbahnen der Ruhr-Lippe-Eisenbahnen AG Soest: Hamm-Werl-Ostönnen 1901 und Hamm-Oestinghausen-Soest 1904. Hauptstrecke Hamm-Lünen-Oberhausen 1905. Dadurch wurde Hamm neben Dortmund zum wichtigsten Eisenbahnknotenpunkt am Ostrand des Ruhrindustriebezirks mit einem der größten Güterverschiebebahnhöfe des Kontinents, den außer den wichtigsten Schnellzugverbindungen auch der größte Teil des Güterverkehrs zwischen dem Ruhrgebiet einerseits und Nord- und Ostdeutschland andererseits passiert. Große wirtschaftliche Bedeutung hatte auch der Ersatz der Lippewasserstraße durch den Lippe-Seitenkanal Hamm-Datteln (1910-14) mit Anschluß an den Dortmund-Ems-Kanal (Wasserweg zur Nordsee) und seine Fortsetzung zur Lippemündung bei Wesel (1930) mit Anschluß an die Rheinwasserstraßen. Weiterführung lippeaufwärts von Hamm bis Schmehausen (10 km östl. Hamms) 1927-29 durchgeführt und bis Lippstadt geplant. Stadt. Kanalhafen 1914, nutzbare Kaianlagen 2,5 km, 3 private Lagerhäuser mit 25.000 qm Lagerfläche, 3 private Getreidesilos mit zusammen 16.400 t Inhalt, Eisenbahnanlagen und Hafenanschlußbahn der Stadtwerke.

Im Straßenverkehr liegt Hamm an der Kreuzung der alten Handelsstraße Dortmund-Hamm-Bielefeld-Bremen bzw. Lüneburg sowie nach Hameln-Braunschweig mit der Handelsstraße Kassel (Paderborn, Lippstadt und Soest)-Hamm-Münster-Emden und Holland. 1954 etwa entsprechend die Bundesstraßen Dortmund-Hamm-Bielefeld-Bremen und Münster-Hamm-Werl(-Paderborn bzw. Hagen bzw. Kassel). Anschlüsse an die Autobahn Köln-Berlin (1938) bei Rhynern (6 km südlich), Kamen (18 km südwestl.) und Beckum (20 km nordöstl.). Weitere Straßen nach Soest, Lippstadt, Ahlen-Warendorf und Werne -Lünen. Elektrische Straßenbahn privat 1898, städtisch 1907, mit 22 km Strecken.

Umgebungsbedeutung

Stand 1954: Hamm hat sich im nordwestfälischen Raum zwischen Münster, Dortmund und Bielefeld durch seine industrielle und verkehrswirtschaftliche Bedeutung zum wichtigsten Ort entwickelt. [1]

Fußnoten

  1. Literatur: Strotkötter, Die Bestrebungen zur Neukanalisierang der Lippe (1907). Stakemeyer, Aus der Gesch. des Verkehrswesens unserer Heimat, in: Heimatbuch (1922). Ders., Einzug der Industrie in unsere Heimat, ebd. — E. Padberg, Die industrielle Entwicklung der Stadt Hamm (1930). - 100 Jahre Westfälische Union AG für Eisen- und Drahtindustrie Hamm (1953).