Hamm-Bossendorf/Sonntagsschulen

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Schulwesen in Hamm – Bossendorf

  • 2000 / 2005, Bodo Stratmann, 1. Teil:

Küster und Lehrer

Der Schuster Asbeck war um 1700 Küster an der Kirche zu Hamm und erster Lehrer im Kirchspiel Hamm.

Durch das Konzil zu Mainz im Jahre 1513 war jeder Pfarrer unter Strafandrohung verpflichtet, die Jugend seiner Gemeinde in den wichtigsten Glaubenslehren zu unterweisen. Als Norm war zumindest das Vaterunser und Glaubensbekenntnis zu vermitteln.

Da bei den wenigen Kommunikanten und dem geringen Kirchenaufkommen im Doppelkirchspiel Hamm - Bossendorf anfänglich kein eigener Pfarrer die Kirchengemeinden betreuen konnte, wurden meistens Vikare des Pfründeinhabers, die Kirchenküster oder andere geeignete Personen mit dieser ehrenwerten, aber schlecht bezahlten Aufgabe betraut.

Schon um 1700 wurde auf Bestrebung der Vestischen Mutterkirche St. Peter regelmäßiger Unterricht angeboten, allerdings wohl mehr in Form einer Christenlehre. So war der vormalige Schustermeister Johann Bernd Asbeck gleichzeitig Küster und Schulmeister im Kirchspiel. Er war ein Sohn der Anna Catharina Mönich und des von Haltern zugezogenen Schustermeisters Henrich Asbeck, welcher vor ihm schon Küster zu Hamm war. Johann Bernd Asbeck erhielt schließlich wegen der Unterrichtung der Jugend, auf Vorschlag des für Hamm und Bossendorf zuständigen Pfarrers Middeldorf ab 1740 zusätzlich jährlich 2 Reichstaler Gehalt aus dem Kirchenaufkommen zu Hamm und Bossendorf. Pfarrer Johan Goswin Middeldorf ist geb. in Waltrop im Vest, wurde Subdiakon am 21.09.1690, überwiesen als Diakon und Priester am 23.09.1709, wirklicher Inhaber der vereinigten Kuratstellen Hamm u. Bossendorf ab 1717, investiert durch den Generalvikar [zu Münster], laut Vikariatsprotokoll vom 27.08.1741 jüngst (am 05.04.1741) verstorben.

Schon unter dem Erzbischof und Kurfürsten Maximilian Friedrich, Graf von Königsegg - Rothenfels (1761-1784) erließ die Regierung des für das Vest Recklinghausen zuständige Erzstift Köln das folgende Edikt:

  1. ) "Von Allerheiligen bis Sonntag nach Ostern versammeln sich die Schüler vor 9 Uhr in der Schule, werden vom Lehrer paarweise in die Kirche geführt, wo sie der hl. Messe andächtig beiwohnen. Der Lehrer betet den Rosenkranz vor, führt sie nachher geordnet zur Schule zurück, wo sie bis 12 Uhr bleiben.
  2. ) Nachmittags ist von 2 bis 4 Uhr Unterricht. Der Lehrer soll die ganze Zeit über anwesend sein und alle Kinder wenigstens einmal täglich überhören.
  3. ) Von Sonntag nach Ostern ist die Schulzeit von 8 Uhr bis 12 Uhr 30 und von 2 bis 5 Uhr.
  4. ) Wenn der Schulmeister krank ist, muß er dem Herrn Pastor einen geeigneten Substituten vorschlagen.
  5. ) Der Herr Pastor hat wenigstens zweimal in der Woche die Schule zu visitieren, die Kinder in seiner Anwesenheit aufsagen zu lassen und dafür zu sorgen, daß sie in den christlichen und guten Sitten als auch im Lesen, Schreiben und Rechnen instruiert werden."

Dieser Erlaß führte dazu, daß einerseits im östlichen Teil des Kirchspiels, wohl im Haus des Küsters oder Pfarrers zu Hamm und andererseits im westlichen Teil des Kirchspiels für die Bauerschaften Herne und Sickingmühle in einem Schuppen ähnelnden Gebäude Unterricht erteilt wurde.

Hamm - Bossendorf

Für die Bauerschaften Hamm und Bossendorf erteilte 1782 Schulmeister Johann Gerhard Quickstert sive Knepper aus Bossendorf, welcher mit Anna Elisabeth Overhues verheiratet war, den Schulunterricht. Er war dafür unter anderem von der Schatzung (Steuer) befreit. Es waren arme Leute, welche auf ihrer kleinen Kottenstelle nur eine Kuh halten konnten.

An Einwohnern, mit Kind und Kegel, zählte die neue Gemeinde Hamm, mit den Bauerschaften Bossendorf, Hamm, Herne und Sickingmühle im Jahre 1818 insgesamt 488 Personen. Darunter waren nach der Schulchronik 60 bis 70 Kinder, welche sich mit 8 Jahrgängen zwischen 1777 bis 1802 auf die zwei Schulschuppen (Hamm - Bossendorf und Herne - Sickingmühle) verteilten. Damit entfielen vor dem Neubau auf einen Jahrgang pro Schulschuppen in der Gemeinde statistisch etwa 4 Kinder..

Eine Schule in Herne

In Herne und Sickingmühle war es im Jahre 1782 der Schulmeister Wember, "wo die ganze Gemeinheit zur Schule schickt". Er besaß einen mittleren Bauernhof und unterhielt 3 Ackerpferde. In der alten Hammer Schulchronik wird berichtet, daß vor 1797 das Schulgebäude in der Bauerschaft Herne an der Kreuzung Marler Straße - Lenkerbecker Weg gelegen habe. Diese Schule sei aber ein Stall gewesen. Hier kündigt heute nur noch die Flurbezeichnung "Schoolplaak" vom Vorhandensein einer ehemaligen Unterrichtsstätte. Es handelte sich nach Erinnerungen (1971) des Vaters von Theo Schulte Herne, welcher es wiederum aus der Überlieferung älterer Leute wußte, um ein Landstück, welches halb in den Garten von Große Bley ragte und bis zur Statue des hlg. Josef unter der Linde reichte (an der Autobahnunterführung). Es war etwa ein 2 Scheffel großes Stück Land. Die hier stehende Schule sollte stark einer Scheune geglichen haben, was zu der Zeit (vor 1800) wohl allgemein im Vest Recklinghausen zu traf. Diese Schuppenschule in Herne wurde nach Bezug der Vikarieschule in Hamm im Jahre 1802 aufgelöst.

Als am 14.12.1493 vor Jürgen van Asbecke als Richter zu Haltern auch Evert Overman als Kirchenmeister der Kirche zu Hamm erscheint, handelt es sich um den Bewohner des benachbarten Essener Overhofes in Herne. Von dessen Grund hatte der Herr von Ostendorf der Kirche 2 Scheffel Land abgetreten. Es kann sich hier durchaus um den späteren "Schoolplack" handeln. Der Name Offermann oder Oppermann galt übrigens für die Funktion des Küsters oder Kösters einer Kirche oder eines Läuteküsters (Angelusläuten, Alarmläuten) in der Bauerschaft.

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