Greifswald/Apotheke

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Alte Raths- oder Stadtapotheke, mit gewölbten Zimmern, früher zur Büchstraße gerechnet, seit 1551 Apotheke. Schon 1365 findet sich ein Lambert als Stadtapotheker genannt, dann in einem Memorabilimbuch von 1452 Johann Adam, apothecarius. Die betreffende Urkunde gibt ein genaues Verzeichniß des Inventars der Apotheke. Darin kommen vor: „in primo 62 tinnerne Bussen; item 208 Bussen van Holte makde; item 2 Mösere, de weghen en half Schippunt, u.s.w."

Dann 1551 (Memorabilienbuch Nr. 26, Folio 192). Der Rath kauft Märten Prutzen's Haus in der Bockstrate (Büchstraße, jetzt, 1866, Markt Nr. 1) für 425 Mark, zur Einrichtung einer Stadtapotheke. Die Mittel gab verkauftes Kirchensilber. Der Apotheker hieß Greger Schuler. Verschrieben werden für 310 Mk. Apotheker-Waaren aus Autors, für 55 Mk. 8 ßl. Kraüter, für 25 Mk. Muskat und Muskat-Blumen. (Kosegarten I, 203). Professor Dr. Franz Joel I. wird Stadtarzt, erhält 200 Mk. jährlicher Besoldung. Joel verschreibt für 210 Mk. Apotheker-Waare aus Leipzig, und nochmals für 35 Ml. der Holz wird 1551 mit 3 Mt. 4 ßl. bezahlt. Zinsfuß in Lübek 4 Prozent, in Rostot 5 Prozent.

Als Pächter der Rathsapotheke werden genannt: 1662 Daniel Gadebusch; 1726 Peter Heinrich Gadebusch; Lorenz Gadebusch + 1739. Das bisherige Pachtverhältnis hört 1746 auf; da verkauft und überläßt Senatus dem Rathsapotheter Gottfried Philipp Gadebusch das, am großen Markte belegene Stadtapothekerhaus (jetzt No. I) für ein Kaufgeld von 450 Thlr., jedoch unter der Bedingung, es seinem Nachfolger taxmäßig abzutreten. Die Familie Gadebusch, uralt, namentlich in Treptow a. R. und Greifenberg angesessen, stammt mütterlicher Seits von Catharina Bugenhagen, Schwester des Reformators. Der Professor Thomas Heinrich Gadebusch war ein Nachkomme des Apothekers Lorenz G. Auf diese Familie folgen in der Rathsapotheke: die Apotheker Schiltener (unter den Professoren); Biel, der Vater; Biel, der Sohn. Johann Christoph Biel ist seit 1763 einer der Fünfzig-, und seit 1779 einer der Achtmänner im Bürgerfchaftlichen Collegio.

Seit 1705 die zweite Apotheke in Greifswald durch den Gewürzhändler Niclas Henning, mit Concession der Königl. Herzogt. Regierung zu Stettin angelegt. Es entspinnt sich, auf Protest des Pächters der Rathsapotheke, Lorenz Gadebusch, ein langwieriger Rechtsstreit, der 1726 durch Vergleich beigelegt werden sollte, dessen Eingehung aber die Königl. Regierung nunmehr in Stralsund, dem von ihr concessionirten Apotheker, jetzt Johann Peter Nallinger, Henning's Schwiegersohn, untersagte, da die Sache nicht sowol ihn, als vielmehr das Interesse der erhabenen Landesherrschaft angehe. So blieb die zweite Apotheke, die nunmehr seit 160 Jahren besteht. Niclas Henning + 1723. Nach ihm hatte, wie gesagt, Johann Peter Nallinger die Apotheke bis 1746 (er war seit 1735 Rathsherr); nach diesem sein Sohn Dr. Johann David Nallinger; dann Joachim Giese; dann Johann Friedrich August Gildemeister, der 1781 für sich und seine Leibeserben von der K. H. Regierung die Erneuerung der Concession erhielt; dann 1814 Wilhelm Luhde; jetzt, Ernst Schenk, seit 1850, der für die Apotheke und deren Gerechtsame 40.000 Thlr. bezahlte. Bei dieser Gelegenheit entschied der Provinzial-Steuer-Director von Pommern durch Verfügung vom 1. Mai 1850, Behufs Berichtigung des Stempels, daß die Concession als ein wirtliches Real-Privilegium zu betrachten sei.

Quelle: Berghaus, Heinrich Karl Wilhelm: Landbuch des Herzogthums Pommern und des Fürstenthums Rügen; IV. Teil, Band 1 Veröffentlicht von W. Dietze, 1866