Grafschaft Mark: Feuerschutzwesen

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Hierarchie: Regional > Bundesrepublik Deutschland > Nordrhein-Westfalen > Wappen - Portal:Westfalen-Lippe > Wohlfahrtspflege > Feuerschutzwesen in Westfalen > Grafschaft Mark: Feuerschutzwesen

Schlauchlose große und kleine Feuerspritze
Königlich Preußische Feuerordnung 1727
Hand - Feuerspritze aus Holz oder Metall
Königlich Preußische Feuerordnung 1727

Grafschaft Mark: Feuerrüstung in den Städten

Erst im 13. Jahrhundert finden wir in Deutschland schwache Anfänge von Feuerlöschordnungen. Von hier aus datiert man vier Perioden in der Geschichte des deutschen Löschwesens:

  • die erste reicht bis zur zweiten Erfindung und Einführung der Feuerspritze im Anfang des 15. Jahrhunderts
  • die zweite von dort bis zu den drei großen Erfindungen van der Heydens (1655) in Amsterdam: Druckschlauch, Saugeschlauch, Windkessel
  • die dritte Periode endet 1841 mit der Gründung der ersten Feuerwehr zu Meißen.

Die ersten militärisch organisierten und daher als Feuerwehr zu bezeichnenden Löschkörper entstanden etwa 1846, wo die in Durlach eingerichtete Pflichtfeuerwehr durch Karl Metz richtig organisiert wurde und bei dem großen Theaterbrand in Karlsruhe Aufsehen erregte und Nachahmung fand. Um 1900 ist fast jede Stadt und im Süden Deutschlands auch jedes Dorf mit einer teils freiwilligen, teils Pflichtfeuerwehr versehen. Die Großstädte sind um 1900 ausnahmslos mit Berufsfeuerwehren oder diesen ähnlichen Einrichtungen versehen, neben denen oft noch freiwillige oder auch Bürgerfeuerwehren vorhanden sind. [1]

Wasserkufen für Löschwassertransport
Königlich Preußische Feuerordnung 1727

Stadt Hamm

Stadt Bochum

  • 1719 Brandschutz an Häusern: 350 Häuser insgesamt, 215 mit Ziegeln gedeckt, 135 mit Strohdach, von 48 Scheunen 39 mit Ziegeln, 9 mit Stroh
  • 1719 Löschwasser: 97 Brunnen
  • 1719 Feuerrüstung: 1 metallene große Feuerspritze, 1 Schlangenspritze[2], 170 lederne Eimer 18 große Leitern. 97 Brunnen. Hölzerne auf Schlitten stehende Wasserkufen waren nicht vorhanden und konnten wegen fehlender Mittel auch nicht beschafft werden.

Stadt Lünen

  • 1719 Brandschutz an Häusern: 265 Häuser insgesamt, meist von Holz mit Lehmwänden, mit Ziegeln gedeckte, 26 Scheunen und drei wüste Stellen, wovon zum gedenken an eine Feuersbrunst (von 1636) nicht wieder bebaut wurde.
  • 1719 Löschwasser: 98 Brunnen
  • 1719 Feuerrüstung: 1 metallene Spritze, 457 (lederne) Eimer, 2 Feuerhaken und 12 Feuerleitern, 98 Brunnen.

Freiheit Castrop

  • 1719 Brandschutz an Häusern: 77 Häuser insgesamt, fast alle von Holz mit Lehmwänden, davon 64 mit Ziegeln gedeckte und 13 Häuser mit Strohdach.
  • 1719 Löschwasser: 43 private, 2 öffentliche Brunnen
  • 1719 Feuerrüstung: 59 lederne Eimer, 3 Haken, 13 hölzerne Handspritzen und 3 Brandleitern. Unter den 45 Brunnen befanden sich 2 öffentliche. Der armselige Zustand der Gemeinde erlaubte nicht die Anschaffung einer nur mittelmäßigen Brandspritze.

Freiheit Wattenscheid

Freiheit oder Wigbold Westhofen

  • 1719 Brandschutz an Häusern: 105 Häuser insgesamt, 12 Scheunen, 2 wüste Stellen. 14 mit Ziegeln gedeckt, 103 mit Strohdach.
  • 1719 Löschwasser: öffentliche Brunnen waren nicht vorhanden.
  • 1719 Feuerrüstung: 24 (lederne) Eimer, 10 Feuerhaken und 6 Leitern, keine öffentlichen Brunnen, Kanäle und bleierne Röhren zur Wasserzuleitung waren nicht vorhanden.

Stadt Schwerte

  • 1719 Brandschutz an Häusern: 271 Häuser insgesamt, 6 Scheunen, 3 wüste Stellen, davon waren 144 Häuser mit Pfannen und Steinen, 127 mit Schindeln (Holz) und Spänen (Splissen) gedeckt.
  • 1719 Löschwasser: 2 öffentliche Brunnen
  • 1719 Feuerrüstung: 14 Feuerleitern, 9 Haken und 106 (lederne) Eimer. Der Mangel an Feuerspritzen wurde aber durch einen oberhalb der Stadt liegenden sogenannten Feuergraben ersetzt, welcher, wenn man ihn aufzog, in die Stadt ablief und in alle Gassen, in welchen ein Brand ausgebrochen war, abgelassen werden konnte.

Stadt Hörde

  • 1719 Brandschutz an Häusern: 114 Häuser insgesamt, davon waren 11 Häuser mit Ziegeln und 103, neben den 5 Scheunen mit Stroh gedeckt
  • 1719 Feuerstätte, Brennmaterial: Das Herdfeuer wurde hier gewöhnlich mit Steinkohle unterhalten.
  • 1719 Löschwasser: 25 private Brunnen
  • 1719 Feuerrüstung: 4 Feuerleitern, 3 Feuerhaken, 4 kleine hölzerne Handspritzen und 21 lederne Eimer. 25 Privatbrunnen. Aus Mangel an Nahrung und Einnahmen konnten bisher weder Brandspritzen noch Wasserkufen angeschafft werden.

Stadt Unna

  • 1719 Brandschutz an Häusern: 405 Häuser insgesamt, 60 wüste Stellen und 16 Scheunen Die Scheunen und Häuser waren in den meisten Fällen mit Ziegelsteinen, und nur in wenigen Fällen mit Stroh gedeckt
  • 1719 Löschwasser: 45 Brunnen
  • 1719 Feuerrüstung: 176 lederne Eimer, 1 große Spritze, 45 Brunnen, aus welchen bei entstehender Feuersbrunst Wasser abgezapft und zur Brandstelle geleitet werden konnte.

Stadt Kamen

  • 1719 Brandschutz an Häusern: 324 große und kleine Häuser insgesamt, davon waren 114 Häuser mit mit Stroh und die übrigen 210 mit Ziegeln gedeckt. Daneben gab es 22 Scheunen, 2 Ölmühlen. Der 3te Teil der Stadt bestand aus wüsten Stellen (etwa 100).
  • 1719 Löschwasser: 180 Brunnen
  • 1719 Spritzenhaus: Ein Spritzenhaus war nicht vorhanden
  • 1719 Feuerrüstung: 1 große Feuerspritze, 12 Leitern, 631 lederne Eimer, 13 Haken. 180 Brunnen. [3]

Stadt Iserlohn

  • 1719 Brandschutz an Häusern: Die Zahl der nummerierten Häuser betrug 377, davon waren 43 mit Stroh gedeckt, dazu 40 Scheunen und 12 Hausstätten.
  • 1719 Feuerstätte, Brennmaterial: An Brandholz hatte die Stadt bis 1719 einen großen Mangel
  • 1719 Löschwasser: (?) Brunnen
  • 1719 Feuerrüstung: 2 Schlangenspritzen, 19 Wasserkufen, 2 Brunnen, 300 lederne Eimer, 29 Leitern, 8 Feuerhaken.

Stadt Hagen

Stadt Blankenstein

  • 1719 Brandschutz an Häusern: (1787 insgesamt 84 Häuser) Ungeachtet der vielen Strohdächer in der Stadt waren die Bürger nicht in der Lage sich eine Feuerspritze anzuschaffen.
  • 1719 Löschwasser: 25 Brunnen
  • 1719 Feuerrüstung: 15 lederne Eimer, 6 Feuerhaken, 6 Feuerleitern, 25 Brunnen.

Stadt Hattingen

Stadt Schwelm

  • 1719 Brandschutz an Häusern: Die Zahl der Häuser sowohl innerhalb als auch außerhalb der Mauern war 205, davon 4 mit Ziegeln, die übrigen mit Stroh und Schindeln gedeckt.
  • 1719 Löschwasser: 8 Brunnen
  • 1719 Feuerrüstung: 11 große Brandleitern, 8 Hangleitern, 8 Feuerhaken, 4 Wasserkufen und 8 Brunnen.

Stadt Breckerfeld

  • 1719 Brandschutz an Häusern: 168 Häuser, davon 153 mit Stroh gedeckt.
  • 1719 Löschwasser: (?) Brunnen
  • 1719 Feuerrüstung: wegen Geldmangel konnten die notwendigsten Feuerrüstungen nicht angeschafft werden. Obgleich die meisten Häuser mit Stroh gedeckt waren hatte der Ort nur 1 kleine Brandspritze, 150 Feuereimer, 12 Feuerhaken und 20 Feuerleitern.

Stadt Lüdenscheid

Stadt Plettenberg

  • 1719 Brandschutz an Häusern: 113 Bürgerhäuser, die größtenteils altmodisch (Fachwerk mit Lehmwänden) gebaut waren.
  • 1719 Löschwasser: Bei Feuersgefahr konnte das Wasser fast durch die ganze Stadt geleitet werden.
  • 1719 Feuerrüstung: Jeder Bürger mußte einen ledernen Eimer im Hause haben, und 3 oder 4 zusammen sich mit einer Handspritze ausstatten.

Stadt Neuenrade

Stadt Altena

  • 1719 Brandschutz an Häusern: 511 Häuser, welche aber überwiegend nur geringe Hütten waren; nur 1 Haus war mit Schiefer, 11 mit Ziegeln, 249 mit Schindeln und 250 mit Stroh gedeckt
  • 1719 Löschwasser: 121 private Brunnen
  • 1719 Feuerrüstung: 3 Schlangen Brandspritzen, 17 Feuerleitern, 172 lederne Eimer, 35 Feuerhaken 10 Wasserkufen und 121 Privatbrunnen.

Stadt Herdecke

Feuersozietät: Herzogthumb Cleve und Graffschafft Marck".

In der Zeit vor Einführung des elektrischen Stroms im 20. Jahrhundert zur Hausbeleuchtung, bildeten die Gefahren, die vom Feuer ausgingen (Kerze, Steinöl, Art der offenen Feuerstätten) besonders für die Stadtbevölkerung wegen der leicht entzündlichen Strohdächer und engen Wohnbebauung eine große Bedrohung. Durch das Feuer wurden häufiger ganze Stadtviertel an einem Tag in Schutt und Asche gelegt. Im Jahre 1722 wurde die Gründung der genossenschaftlich organisierten Feuersozietät auf westfälischem Boden vollzogen, am 1. Mai unterschreibt Friedrich Wilhelm I. von Preußen das "Reglement" zur Gründung einer Feuer-Sozietät für die Städte "in dem Herzogthumb Cleve und Graffschafft Marck Der erste Schritt zum Aufbau der späteren Westfälischen Provinzial- Feuer-Sozietät wird gemacht.

Literatur

  • Königlich Preußische Feuer-Ordnung, (...) nebst Anhang (...) nebst einen vollständigen Register (31.03.1727) (Reprint) ISBN 3-329-00278-6

Fußnoten

  1. Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon (1905)
  2. Anmerkung: Schlangenspritze, welche anstatt der Standröhre einen langen ledernen Schlauch oder Schlange hat, damit man die Spritze weit herauf oder in die Ferne wirken lassen kann.
  3. Quelle: Westphälisches Magazin zur Geographie, Historie und Statistik Heft V
    Zustand der Städte der Grafschaft Mark im Jahre 1719
  4. Quelle: Westphälisches Magazin zur Geographie, Historie und Statistik Heft VI
    Zustand der Städte der Grafschaft Mark im Jahre 1719

Museum

Weblinks