Grafschaft Glatz/Evangelische Kirchengemeinden

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Die evangelischen Kirchengemeinden der Grafschaft Glatz gehörten zum evangelischen Kirchenkreis Glatz, der auch einige Nachbargebiete der Grafschaft einschloß. Der Kirchenkreis Glatz umfaßte 14 Parochien, die fast alle erst nach dem Übergang der Grafschaft an Preußen gegründet wurden, als mit den preußischen Beamten auch mehr evangelische Gläubige in die Grafschaft kamen.

Die Pfarreien des evangelischen Kirchenkreises Glatz im einzelnen:

Ev. Parochie Camenz Kreis Frankenstein

Die Parochie umfaßte 1927 insgesamt 8.565 Seelen, davon waren 873 evangelisch. Eingepfarrt waren 1927 folgende Orte: Camenz, Laubnitz, Grunau, Gallenau, Altaltmannsdorf (alle Kreis Frankenstein), Hertwigswalde Kreis Münsterberg, Schrom, Schlottendorf, Reichenau, Baitzen, Pilz, Dürrhartha, Hemmersdorf, Banau, Gierichswalde und Wolmsdorf (alle Kreis Frankenstein). Die Kirche wurde 1885 erbaut; das unbeschränkte Patronat hatte Prinz Friedrich Heinrich von Preußen.

Ev. Parochie Giersdorf Kreis Frankenstein

Die Parochie umfaßte 1927 insgesamt 3.800 Seelen, davon waren 634 evangelisch. Eingepfarrt waren 1927 folgende Orte: Giersdorf, Wartha, Eichau, Frankenberg, Johnsbach, Riegersdorf und (Schlesisch) Wiltsch (alle Kreis Frankenstein). Die Kirche in Giersdorf wird erstmals 1335 in Geradi villa erwähnt. Das Kirchengebäude wurde 1508 neu erbaut, 1864 wegen Baufälligkeit abgerissen, neu errichtet und am 12.09.1865 eingeweiht. In der Zeit von 1654 bis 1707 war die Kirche katholisch. Das Patronat hatte die politische Gemeinde Giersdorf.

Ev. Parochie Glatz Kreis Glatz

Die Parochie umfaßte 1927 insgesamt 39.915 Seelen, davon waren 4.751 evangelisch. Eingepfarrt waren folgende Orte: Glatz, Agnesfeld, Altbatzdorf, Altheide, Altwilmsdorf, Birgwitz, Droschkau, Eisersdorf, Falkenhain, Friedrichswartha, Gabersdorf, Hassitz, Hollenau, Kamnitz, Koritau, Königshain, Labitsch, Ludwigsdörfel, Märzdorf, Möhlten, Mügwitz, Mühldorf, Neufalkenhain, Neuheide, Neudeck, Niederhannsdorf, Niederschwedeldorf, Oberhannsdorf, Oberschwedeldorf, Piltsch, Pischkowitz, Poditau, Rauschwitz, Reichenau, Rengersdorf, Roschwitz, Scheibe, Schwenz, Soritsch, Steinwitz, Stolzenau, Ullersdorf, Wallisfurth, Wiesau, Wiltsch und Werdeck. Die erste evangelische Predigt nach der Gegenreformation fand am 11.02.1742 statt; am 20.03.1836 wurde die Kirche St. Georg zur evangelischen Garnisonskirche geweiht und der evangelischen Zivilgemeinde zur Mitbenutzung übergeben. Der Autor der 1625 gedruckten Glaciographia, Georg Aelurius (Katscher) war von 1620 bis zum 12.11.1622 Diakon in Glatz. Das Patronat hatte der Staat.

Ev. Parochie Habelschwerdt Kreis Habelschwerdt

Die Parochie umfaßte 1927 insgesamt 27.000 Seelen, davon waren 1.291 evangelisch. Eingepfarrt waren folgende Orte: Habelschwerdt, Batzdorf, Ebersdorf, Friedrichsgrund, Glasendorf, Glasegrund, Grafenort, Hammer, Hohndorf, Königswalde, Kaiserswalde, Kieslingswalde, Krotenpfuhl, Langenbrück, Ober- und Niederlangenau, Lichtenwalde, Alt- und Neulomnitz, Melling, Nesselgrund, Pohldorf, Plomnitz, Peucker, Stuhlseifen, Seitendorf, Verlorenwasser, Voigtsdorf, Alt- und Neuwaltersdorf, Weisbrod, Altweistritz, Neuweistritz, Neuwilmsdorf, Wölfelsdorf und Wölfelsgrund. Die Kirche wurde 1822 erbaut, sie brannte am 30.10.1823 ab und wurde dann 1825 neu erbaut. Das Patronat hatte der Staat.

Ev. Parochie Hausdorf-Ludwigsdorf Kreis Neurode/Glatz

Die Parochie umfaßte 1927 insgesamt 3.441 Seelen, davon waren 1.485 evangelisch. Eingepfarrt waren folgende Orte: Hausdorf, Beutengrund, Crainsdorf, Falkenberg, Königswalde, Kunzendorf (Oberdorf), Ludwigsdorf, Markgrund und Vierhöfe. Die Parochie ist aus der Parochie Neurode ausgepfarrt worden und war seit dem 01.01.1927 selbständige Gemeinde, administrativ verbunden mit der Parochie Neurode.

Ev. Parochie Kudowa Kreis Glatz

Die Parochie umfaßte 1927 insgesamt 12.456 Seelen, davon waren 1.000 evangelisch. Eingepfarrt waren folgende Orte: Kudowa, Birkhagen, Dörnickau, Gellenau, Groß-Georgsdorf, Hallatsch, Järker, Jauernig, Kaltwasser, Keilendorf, Kessel, Klein-Georgsdorf, Krzischney, Kuttel, Lewin, Löschney, Nerbotin, Sackisch, Schlaney, Tanz, Tassau, Tscherbeney und Tschischney. Die evangelische Kapelle wurde 1797 erbaut. Das Patronat hatte der Staat.

Ev. Parochie Landeck Kreis Habelschwerdt

Die Parochie umfaßte 1927 insgesamt 16.756 Seelen, davon waren 1.422 evangelisch. Eingepfarrt waren folgende Orte: Landeck, Olbersdorf, Leuthen, Karpenstein, Heidelberg, Voigtsdorf, Schönau, Raiersdorf, Kunzendorf, Heinzendorf, Konradswalde, Wolmsdorf, Winkeldorf, Seitenberg, Schreckendorf, Gompersdorf, Altgersdorf, Neugersdorf, Bielendorf, Koblitzbach, Mühlbach, Wilhelmsthal, Altmohrau, Neumohrau, Kamnitz, Klessengrund Heudorf und Johannisberg. Die St. Salvator Kirche in Landeck wurde am 13.08.1848 geweiht und 1889 erneuert. Die Christuskirche in Seitenberg wurde am 27.12.1915 geweiht; sie war ein Geschenk des Prinzen Friedrich Heinrich von Preußen. Die Kirchengemeinde war patronatsfrei.

Ev. Parochie Mittelwalde Kreis Glatz

Die Parochie umfaßte 1927 insgesamt 11.212 Seelen, davon waren 552 evangelisch. Eingepfarrt waren folgende Orte: Mittelwalde, Schönau, Bobischau, Schreibendorf, Altneißbach, Neuneißbach, Thanndorf, Lauterbach, Schönthal, Gläsendorf, Herzogswalde, Schönfeld, Hain, Michaelisthal, Neuendorf, Urnitz, Rosenthal, Marienthal, Freiwalde, Grenzendorf, Rothflössel, Steinbach und der Gutsbezirk Mittelwalde. Die Kirche wurde 1900 erbaut und am 18.11.1900 geweiht. Das Patronat hatte der Staat.

Ev. Parochie Neurode Kreis Neurode/Glatz

Die Parochie umfaßte 1927 insgesamt 39.696 Seelen, davon waren 2.069 evangelisch. Eingepfarrt waren folgende Orte: Neurode, Biehals, Buchau, Ebersdorf, Eckersdorf, Kohlendorf, Kunzendorf (Niederdorf), Rothwaltersdorf, Gutsbezirk Scharfeneck, Schlegel, Tuntschendorf, Volpersdorf, Walditz und Zaughals. Der erste evangelische Gottesdienst nach der Gegenreformation wurde am 15.02.1796 durch Gottfried Pohle aus Glatz im Schloß Ober-Walditz gehalten. Die Kirchengemeinde wurde am 01.01.1845 selbständig; Pfarrer war Georg Alers. Am 01.01.1897 wurde die Parochie Wünschelburg ausgepfarrt und selbständig. Am 19.01.1926 wurde der Beschluß zur Gründung einer selbständigen Parochie Hausdorf gefaßt, nachdem Hausdorf bereits seit dem 16.07.1921 Vikariat war.Die Christuskirche in Neurode wurde am 04.11.1868 eingeweiht und in den Jahren 1919 und 1920 künstlerisch ausgemalt. Die Kirche in Schlegel wurde am 30.05.1904 eingeweiht. Das Patronat hatte der Staat.

Ev. Parochie Reichenstein Kreis Frankenstein

Die Parochie umfaßte 1927 insgesamt 6.191 Seelen, daveon waren 606 evangelisch. Eingepfarrt waren folgende Orte: Reichenstein, Dörndorf, Follmersdorf, Heinrichswalde, Maifritzdorf und Plottnitz (alle Kreis Frankenstein). Nach der Gegenreformation war die Kirche erst seit 1707 wieder evangelisch. Das Patronat hatte die Stadt Reichenstein.

Ev. Parochie Reinerz Kreis Glatz

Die Parochie umfaßte 1927 insgesamt 12.379 Seelen, davon waren 716 evangelisch. Eingepfarrt waren folgende Orte: Reinerz, Biebersdorf, Friedersdorf, Friedrichsgrund, Forstgutsbezirk Friedrichsgrund, Goldbach, Grenzendorf, Grunwald, Hartau, Hermsdorf, Hinterkohlau, Roms, Rückers, Utschendorf, Walddorf, Gutsbezirk Waldstein und Forstgutsbezirk Reinerz. Die Kirche wurde durch das Gustav-Adolf-Werk Schlesien in den Jahren 1845 und 1846 erbaut. Es war die erste Gustav-Adolf-Kirche Deutschlands überhaupt. Sie wurde in Gebrauch genommen am 03.08.1846 und am 26.08.1848 geweiht. Die Kirche wurde 1894 erneuert. Die Parochie war patronatsfrei.

Ev. Parochie Silberberg Kreis Frankenstein

Die Parochie umfaßte 1927 insgesamt 4.158 Sellen, davon waren 768 evangelisch. Eingepfarrt waren folgende Orte: Silberberg, Schönwald mit Hartha, Briesnitz mit Kühnheide, Niklasdorf, Herzogswalde, Raschgrund, Raschdorf und Neudorf (alle Kreis Frankenstein). Die Kirche war nach der Gegenreformation bis zum 12.12.1707 katholisch. Die Festung Silberberg wurde von Friedrich dem Großen in den Jahren 1763 bis 1775 erbaut; in den Jahren 1834 bis 1837 war Fritz Reuter Festungsgefangener in Silberberg. Die Parochie Silberberg war patronatsfrei.

Ev. Parochie Straußeney Kreis Glatz

Die Parochie umfaßte 1927 insgesamt 748 Seelen, davon waren 367 evangelisch. Eingepfarrt waren folgende Orte: Straußeney, Bukowine und die Hälfte von Tscherbeney. Die Kirche wurde 1813 erbaut, später wegen Baufälligkeit geschlossen und 1848 neu erbaut. Das Patronat hatte der Staat.

Ev. Parochie Wünschelburg Kreis Glatz

Die Parochie umfaßte 1927 insgesamt 14.700 Seelen, davon waren 367 evangelisch. Eingepfarrt waren folgende Orte: Wünschelburg, Albendorf, Karlsberg, Dürrkunzendorf, Kaltenbrunn, Niederrathen, Oberrathen, Reichenforst, Passendorf, Seifersdorf, Mittelsteine, Niedersteine und Obersteine. Die Kirchengemeinde wurde 1897 durch Auspfarrung aus der Parochie Neurode gegründet und war patronatsfrei.

Quelle: SILESIA SACRA. Historisch-statistisches Handbuch über das evangelische Schlesien. Herausgegeben vom Evangelischen Pfarrerverein der Provinz Schlesien 1927. Görlitz 1927.


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