Fürstentum Siebenbürgen

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Hierarchie. Regional > Historisches Territorium > Österreich-Ungarn > Fürstentum Siebenbürgen

Name

Siebenbürgen (Fürstentum, Großfürstentum, Kronland), Erdely-Ország [ungar.] (Siebenbürgen [deut.], Transsylvanien [deut.])

Teilausschnitt aus dem Atlas_Blaeu 1645/1662:

Geschichte

Siebenbürgen wurde 107 n. Chr. von den Römern, nach 274 von den Ostgoten und Gepiden sowie später von den Petschenegen besetzt, ehe es an Ungarn kam.

König Geisa II. (1141-61) rief moselfränkische und niedersächsische Siedler ins Land. Andreas 11. schenkte zunächst 1211 dem Deutschen Ritterorden das Land Burza, entriß es ihm jedoch 1225 wieder, nachdem er die deutschen Siedler 1224 mit umfassenden Freiheiten ausgestattet hatte.

1520 setzte sich die Reformation durch. Nach dem Zusammenbruch Ungarns 1526 hielten sich die Fürsten von Siebenbürgen geschickt zwischen Habsburg/Österreich und .den Türken und waren faktisch unabhängig.

1567 gewann der Fürst die Krone von Polen. 1583 gewährte er ein bis 1867 gültiges Landrecht. 1595 anerkannte er die Oberherrschaft des Reiches und übergab 1597 dem Kaiser Siebenbürgen. 1604/5 wurden die kaiserlichen Amtsträger vertrieben. 1622 wurde Fürst Bethlen als deutscher Reichsfürst anerkannt und erhielt bis 1624/6 mehrere Herzogtümer in Schlesien. 1696 erkannte Kaiser Leopold die von den Türken eingesetzten Apafys als Fürsten an. 1687 besetzte Herzog Karl V. von Lothringen das Land. 1697 verzichtete der Fürst zugunsten Habsburgs auf die Herrschaft.

1761/5 wurde Siebenbürgen zum Großfürstentum erhoben. Kaiser Joseph II. vereinigte Siebenbürgen bis 1790 mit Ungarn. 1848 wurde Siebenbürgen eigenes Kronland Österreichs, 1867 aber Ungarn eingegliedert. Am 08.01.1919 schloß es sich Rumänien an, kam 1940 an Ungarn und 1944 wieder an Rumänien zurück.

Dynasten

  • 1538-1540 Fürst Johann I. v. Zapolya, Graf v. Zips (1526 Gegenkönig von Ungarn)
  • 1540-1550 Johann II. Sigismund v. Zapolya
  • 1556-1571 Johann II. Sigismund v. Zapolya (zum 2. Mal)
  • 1571-1576 Stephan Bathory (1574 Künig v. Polen, +1686)
  • 1576-1585 Cristian Bathory
  • 1585-1597 Sigismund Bathory
  • 1597-1602 Rudolph (II. Römischer Kaiser, +1612)
  • 1598-1602 Sigismund Bathory (zum 2. Mal, +1613)
  • 1599 (18.02.-30.10.) Andreas Bathory
  • 1602-1603 Moses Szekely de Semensalva
  • 1605-1606 Stephan Bochkay
  • 1607-1608 Sigismund Rakoczy
  • 1608-1613 Gabriel Bathoy v. Batho
  • 1613-1629 Gabriel Bethlen Gabor, 1621 Reichsfürst (1621-1622 Gegenkönig v. Ungarn)
  • 1629-1631 Stephan Bethlen
  • 1631-1648 Georg I. Rakoczy
  • 1648-1658 Georg II. Rakoczy (+1660)
  • 1658-1662 Achaz Barcsai
  • 1661-1662 Johann Kemeny Sanos
  • 1661-1690 Michael I. Apafi
  • 1682-1699 Emmerich Tökely (+1705)
  • 1690-1699 Michael II. Apafi
  • 1701-1705 Franz II. Rakozy (+1734)

Siebenbürgen mit Ungarn vereinigt.

Allgemeine Geografie, Klima

1895: Das Großfürstentum im Südosten von Österreich-Ungarn stößt im Norden u. Westen an das eigentliche Magyarorzág (Ungarn), im Süden an Rumänien, Walachei, im Osten an Rumänien), Moldau. Das Land ist ein Hochgebirgsland durch die Karpaten, die auf der Süd- u. Ostgrenze stehen, wo zum Verkehr mit der Walachei u. Moldau sich nur wenig enge Schluchten öffnen. Es gibt deshalb auch keine Ebenen, sondern nur einige Täler. Die Neigung des Landes ist gegen Westen zur Tisza u. gegen Süden zur Donau. Zur Tisza fließen die Szamos u. Maros, zur Donau die Aluta mit den Zuflüssen. Das Land ist ziemlich rauh, ausgenommen in den im Süden liegenden Tälern u. es erklärt sich die bedeutend niedrigere Temperatur des Landes gegen Oberitalien durch die hohe Lage u. die vielen Gebirge. Brassó (Kronstadt) hat 8,3° R, Szeben (Hermannstadt) 8,5° R u. Kolozsvár (Klausenburg) 7,9° R Mittelwärme.

Umfang, Bevölkerung

  • Gesamtumfang 1895: 54.068,85 qkm
  • Nationalitäten 1895: Nach der Nationalität verteilt sich die Bevölkerung auf 60 % Rumänen, 25 % Magyaren, 10 % Deutsche, 5 % Armenier, Bulgaren, Tschechen, Slovaken, Ruthenen, Griechen, Juden u. Zigeuner.
  • Die Zahl der Einwohner wurde bei der Zählung von 1880 nicht mehr ausgeschieden, betrug nach der vorhergehenden aber 2.115.024

Kultur, Religion, Bildung

1895: Dem religiösen Bekenntnis nach sind 31 % Griechisch-Nichtunierte, 28 % Griechisch-Unierte, 24 % Ev., 12 % röm.-Kath., über 1 % Juden, der Rest Armenier u. Unitarier. Der allgemeine Bildungsstand ist 1895 nicht hoch u. wohl in keinem Land in Europa ist der Unterschied von Bildung u. Rohheit unter den Einwohnern so groß.

Produkte, Handel

1895: In den höheren Gegenden dauert der Winter oft bis in den Mai, doch gibt es auch Täler, in denen Wein u. edles Obst gedeiht. Die Luft ist gesund.

Die Bodenfläche verteilt sich auf 1.412.556,35 ha Ackerland, 1.013.562,70 ha Wiesen, 22.427,57 ha Weingärten, 666.031,64 ha Weiden, 2.289.679,40 ha Waldungen, 2.627,84 ha Rohrbestände. Der Hauptanbau besteht in Korn u. Hafer; der Anbau von Wein wird gefördert. Die Viehzucht wird gepflegt; das Depot (Pferde) in Sepsi-Szent-György enthielt 246 Hengste; auch wird viel Imkerei getrieben. Das Mineralreich gewährt Gold (zu Szekerembe, Zalathna, Veröspatak, Nagyag, Kapnick-Bánya) u. in den Flüssen Goldwäschen im Aranyos, Silber, Kupfer, Blei, Eisen, Quecksilber, viel Steinsalz, Antimomum, Arsenik, Farbenerde, Marmor, Chrysolith, Amethyst, Opal, Achat, Porzellanerde, Steinkohle, Schwefel, Alaun, Salpeter; Mineralquellen.

Sehr gering ist die Industrie, am stärksten noch bei den Sachsen, am geringsten bei den Magyaren. In einigen Gegenden fehlen selbst die notwendigsten Handwerker, als Schuhmacher, Maurer, Schmiede, u. was sonst noch fabriziert wird, gehört den gröberen Fabrikaten an, als Papier, Baumwollzeug, Töpfergeschirr; am meisten gibt es noch Brennereien (Branntwein), Ziegeleien, Mühlen (auch Ölmühlen u. Sägemühlen), Schmelzwerke (Eisen), Hammerwerke, Walzwerke etc. Der innere Verkehr ist sehr lebhaft; beim auswärtigen Handel kommen besonders Ungarn u. Rumänien in Betracht.

Regierungsform, Verwaltung

1895: Das Großfürstentum Erdely-Ország (Siebenbürgen), in Österreich-Ungarn, ist seit 1868 in legislativer u. administrativer Hinsicht völlig in Magyarorzág (Ungarn) aufgegangen, u. ist seit 1876 (statt der früheren Einteilung: Land der Magyarorzág im Südosten u. kleinen Bezirken in der Mitte, u. Land der Sachsen od. Königsboden im Westen u. der Mitte, Land der Szekler im Süden u. Norden) in 15 Komitate eingeteilt:

Quelle

Literatur

  • Marienburg, L. J.: Die Geographie des Großfürstentums Siebenbürgen, 1813, Neudruck 1986;
  • Urkundenbuch zur Geschichte der Siebenbürger Sachsen, Bd. 1-3 1892 ff.;
  • Teutsch, G. D.-Teutsch, F.: Geschichte der Siebenbürger Sachsen Bd. 1-4 1907 ff.;
  • Depner, M.: Das Fürstentum Siebenbürgen im Kampf gegen Habsburg, 1938;
  • Teutsch, F.: Kleine Geschichte der Siebenbürger Sachsen, 3. A. 1965

Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

Request failed!