Belzig/Marienkirche

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Marienkirche Belzig (Stich um 1700)
Marienkirche Belzig

Ein Wahrzeichen der Stadt, welches das Stadtbild gewissermaßen beherrscht, ist die Marienkirche. Die Marienkirche, früher auch Ecclesia St. Beatae Mariae Virginis genannt, mit ihren weithin sichtbaren Turm liegt an der Nordseite der Stadt vor den Resten der ehemaligen Stadtmauer. Die Kirche besteht in ihrer baulichen Gliederung aus den Hauptschiff, dem Chor (Altarraum), einem nördlichen und einem entsprechenden südlichen Anbau (Kreuzarme oder -flügel), westlich anschließend an diesem zwei südliche Quergiebel und östlich anschließend der Sakristei. Das Langhaus hat einen rechteckigen Grundriss. Auf der Nordseite springt seine Außenmauer gegenüber dem Turm zurück. Auf der Südseite tritt sie im Verhältnis zum Turm beträchtlich vor. Das Schiff ist innen mit einer hölzernen Balkendecke flach gedeckt. Ein großer Rundbogen in Inneren des Hauptschiffes bildet den Übergang, zu dem etwas schmaleren, ebenfalls rechteckigen Altarraum, dessen Mauerwerk aus Granitquadern besteht, und der im Osten einen geraden Abschluss hat. Das der Altarraum vermutlich schon am Anfang der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts nach Osten verlängert wurde, wie es der Superintendent Alfred Schirge annimmt, ist sehr fraglich, denn die Marienkirche wurde erst nach 1227 errichtet. 1227 wird nur die Bricciuskirche, als Hauptkirche, und die Gertraudtenkirche, als Nebenkirche, erwähnt. Die Verlängerung kann demnach erst am Ende des 13. Jahrhunderts bzw. Anfang des 14. Jahrhunderts erfolgt sein. An der Ostseite entstand eine frühgotische Anlage mit drei schmal hochgezogen Fenstern, die im 19. Jahrhundert durch zwei breite Rundbogenfenster ersetzt wurden. Die frühgotischen Fenster an der Nord - und Südseite des Chorschlusses blieben erhalten. Durch eine Rundapsis war der wohl quadratische Chorraum nach Osten abgeschlossen. An eine romanische Chorgestaltung erinnern die an der Nordwand des Chores angebrachten Rundbogenfenster, während die Südseite des Chores mit der Spitzbogenöffnung über der Sakristei im Zusammenhang mit der Chorerweiterung und dem wohl gleichzeitigen Anbau der zweigeschossigen Sakristei entstanden ist. Die südöstlich vom Triumphbogen befindliche kleine romanische Priesterpforte gehörte ursprünglich zum quadratischen Chor, der in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhundert erbaut wurde. Eine niedrigere hölzerne Balkendecke als das Schiff, hat der in der Achse des Westturms liegende Altarraum. Die Ostwand des Altarraums enthält zwei große gemalte Kirchenfenster, 1961 bzw. 1962 eingebaut, deren Glasmalerei mit dem vorhandenen Altarbild von 1661 zusammenhängend den 2. Artikel des apostolischen Glaubensbekenntnisses darstellt. Je ein gemaltes Fenster in der Nord - und Südwand des Altarraumes stellt den 1. und 3. Artikel des Bekenntnisses dar. Ein Rundbogen in der Südwand des Hauptschiffes verbindet dieses mit einem entsprechenden Anbau (Kreuzarm), der einen sitzen Quergiebel hat und dessen Mauer aus Feldstein und nur im vorderen Dachgiebel aus Ziegelstein besteht. In seiner südlichen Außenmauer befindet sich unter je einem der großen Spitzbogenfenster einer der beiden Haupteingänge der Kirche. Über dem mittleren großen Spitzbogenfenster befindet sich im Giebel eine gotische spitzbogige im oberen Teil kreuzblumenförmig auslaufende Fensteröffnung. An der Nordseite des Hauptschiffes führt die Öffnung eines Rundbogens in den aus Granitsteinen errichteten nördlichen Kreuzarm, der im Inneren ein Kreuzgratgewölbe aufweist. Beide Anbauten haben gleiche Breite, Raumtiefe und Bogenhöhe und vermitteln zusammen mit dem Hauptschiff sowie dem Altarraum den Eindruck eines kreuzförmigen Baues. An der südlichen Wand des Altarraumes ist die Sakristei mit einem Quergiebel angebaut. Das Mauerwerk ist unregelmäßig aus Feld- und Ziegelsteinen ausgeführt. Sie ist zweigeschossig und hat unten ein Tonnengewölbe. Eine Türöffnung in der südlichen Wand des Altarraumes verbindet ihn mit der Sakristei. Diese hat außerdem einen besonderen Eingang an ihrer westlichen Außenwand, der durch eine Tür in der südlichen Mauer des überdachten Raumes zwischen Sakristei und dem südlichen Kreuzarm von außen zu erreichen ist. Zu dem im Obergeschoß gelegenen Raum, dem früheren so genannten Lutherzimmer, führt über eine Treppe dieses Zwischenraumes. Auf der Südseite der Kirche, etwas weiter nach Westen zu, befinden sich zwei Quergiebel, von denen der westliche den anderen Haupteingang in die Marienkirche enthält. Sie haben je ein großes spitzbogiges Fenster. Die ehemals südliche Außenwand des Hauptschiffes ist diesen Quergiebel entsprechen durch zwei spitzbogige Arkaden durchbrochen. Von Nord nach Süd verlaufen zwei weitere Spitzbögen. Die beiden südlichen Quergiebel haben mit dem vorgenannten südlichen Anbau eine gemeinsame Fluchtlinie und bilden mit diesem das südliche Seitenschiff. Ein verwittertes Epitaph aus Sandstein, mit der Relieffigur der verstorbenen Ehefrau des früheren Bürgermeisters Baumgarten (Gertraude Langebein), vom Jahr 1580, befindet sich an der Außenwand des westlichen Quergiebels. Das Epitaph wurde bei der Reparatur der Kirche nach dem 30zigjährigen Krieg, 1657 - 60, an der Außenseite der Kirche angebracht. (Mühlmann, Belziger Chronik) An der Westseite der Kirche befindet sich der hoch aufragende quadratische nördliche Turm, dessen Unterbau aus Granitquadern besteht. Fast die ganze Kante an der Nordseite ist mit Ziegelsteinen aufgemauert, vermutlich nach einem Einsturz im 19. Jahrhundert (1851). Auf der Nordseite des Turmes befinden sich im oberen Teil des Turmes zwei aus Ziegelsteinen gemauerte Spitzbogenfenster, welche in einem ehemaligen gotischen Fenster eingepasst wurden. Im unteren Teil ist noch eine ungleichmäßige rechteckige Öffnung aus der Erbauungszeit vorhanden. Das Spitzbogenfenster im oberen Teil der Ostseite des Turmes wurde ebenfalls bei der Neuaufmauerung der ehemals eingestürzten Turmhälfte in ein ehemals vorhandenes größeres Spitzbogenfenster, wie auf der Nordseite, mittig eingepasst. Ein etwas kleineres, fast quadratisches, Fenster wurde einige Meter darunter, bei der schon erwähnten Baumaßnahme, mit eingefügt. An dem niedrigen massiven achtseitigen Aufbau befinden sich die vier Zifferblätter der Turmuhr, je eins nach Osten, Süden, Westen und Norden zeigend. Darüber befindet sich zunächst eine große achtseitige, aus Holz konstruierte und mit Kupferplatten gedeckte geschweifte Haube. Den Abschluss bilden zwei im Holzwerk mit Kupfer ummantelte Laternen, deren Hauben ebenfalls mit Kupfer gedeckt sind. Die obere ist kleiner, ihre Spitze mit dem Kopf nebst Wetterfahne sind vergoldet. Die zumeist aus Granitquadern bestehende Südseite des Turmstumpfes wird durch ein schräges Pultdach abgeschlossen. Der Eingang zum Turm an seiner Westseite ist dreimal rundbogig als Rücksprungportal ausgebildet. Über dem Eingang befindet sich eine Gedenktafel, zum Gedenken anlässlich des Lutherbesuches im Jahre 1530. In romanischer Zeit war der Raum im Erdgeschoß des Turmes durch zwei große Rundbögen auf einem mächtigen Mittelpfeiler zur Kirche geöffnet. Diese Öffnung ist infolge der Zumauerung in gotischer Zeit nicht mehr vorhanden. Die mit Schutzgittern versehenen Eckpodeste an der Nordseite des Turmes sind durch entsprechende Türöffnungen in dem niedrigen achtseitigen Anbau zugänglich. Wurde bis jetzt die äußere Gestalt der Kirche und des Turmes beschrieben, so wollen wir uns nun mit ihrem Ursprung und ihrer Geschichte befassen. Der Ursprung der Marienkirche liegt im 2., spätestens im 3. Viertel des 13. Jahrhundert, also in spätromanischer Zeit. Gut bearbeitetes Feldsteinmauerwerk und rundbogige Öffnungen, sind dass Merkmale der spätromanischen Zeit. Die großen rundbogigen Öffnungen sind noch in Original, am Westbau des Hauptschiffes, dem unteren Turmteil mit dem rundbogigen Portal, den bei den großen bereits erwähnten Rundbögen der früheren Öffnung vom Erdgeschoß des Turmes zum Schiff, erhalten. Weiterhin in einem Teil der Südwand des Hauptschiffes, im Altarraum und der große Rundbogen (Triumphbogen) davor, sowie der nördliche und südliche Kreuzarm mit den entsprechenden Rundbögen. Die rundbogigen Fenster, am nördlichen Kreuzarm, sind noch romanischen Ursprungs. Das mit Feldsteinen bearbeitete rundbogig eingefasste und mit demselben Material zugemauerte Portal, an der Nordseite des Kreuzarmes, entstammt ebenfalls der romanischen Zeit. Etwa Ende des 15. Anfang des 16. Jahrhunderts, wurde das südliche Seitenschiff, unter Einbeziehung des südlichen Kreuzarmes, hinzugefügt, ferner der zweigeschossige Sakristeianbau an der Südwand des Altarraums. Dass Kreuzgratgewölbe im nördlichen Anbau entstammt ebenfalls diese Bauperiode. Einige Veränderungen wurden auch bei der Renovierung, im Jahre 1603, vorgenommen.

Auszug aus der Kirchmesspredigt für die Neueinweihung der Marienkirche: „Bey Christlicher Einweihung der Renovirten Pfarrkirche (Anno 1603) den 11 Sonntag S Trinitatis… Und weil diese unsere Pfarrkirche so mit einem newen Predigstule und Kirchengewelbe gezieret und verbessert, von uns Evangelischen Christen unnd liebsten Churkindern, Christlich und billich zum Gott dem Vater, an stad des Papistischen Namens zu S. Peter: hinfüro zu nennen unnd demselben diese Kirche; Cantzeln, Altarn, Schüler-, Herrn- und Knechtchor und andere Kirchenstülen heilig zu Confecriren seind."

Der Umbenennung der Kirche in S. Peter hielt sich nicht lange, schon vor der Zerstörung der Kirche in 30. jährigen Krieg wurde sie wieder St. Marien genannt. Im April 1636, als schwedisch Soldaten Belzig plünderten und Verwüsteten, wurden große Teile der Kirche beschädigt. 1657 - 65 wurde die stark beschädigte Marienkirche, für 1876 Gulden, wieder aufgebaut. Die Kosten wurden größtenteils durch eine allgemeine Sammlung im Kurfürstentum Sachsen aufgebracht. Maurermeister Peter Lucke führte ein Großteil der Instandsetzungsarbeiten durch.

Noch vor der Instandsetzung der Kirche wurde das Gotteshaus für liturgische Handlungen, u. a. Beisetzungen genutzt. So wurde 1661 die am 10. April verstorbene Witwe des Benno Friedrichs Brandt von Lindau, Freiin Lucretia Ganns Edle von Puttlitz, in der Marienkirche beigesetzt. Ein Denkmal scheint ihr nicht errichtet worden sein. (Mühlmann, Seite 93) Der Oberst Brand von Lindau schmückte die Kirche mit einem besonderen Chor, rechts von der Kanzel, das später wieder entfernt wurde. Dagegen besaß die Kirchengemeinde 1870 noch ein besonderes Geschenk, einen Klingelbeutel mit silbernem Stab, der außer den Namen des Gebers noch den seiner ersten Gemahlin Sabine Hedewig von Waldau, die Wappen beider Geschlechter und die Jahreszahl 1664 trägt. (Mühlmann, S. 94)

„1658 wird der herruntergeschossene Bogen mitten in der Kirche wieder eingewölbt, auch das Fenster nach dem Schülerchor wieder ins Gewölbe gebracht und der zur rechten Hand angeschallerte Pfeiler wiederhergestellt, die Mauer gesteckt und das hinten an der Kirchenecke durch den heruntergeschossenen Turm eingeschlagene Stück wieder aufgemauert für 40 Thaler, 3 Tonnen Bier, 2 Viertel Getränke und 6 Scheffel Rocken."

Weitere Äußere und Innere Einbauten wurden danach im 18. und 19. Jahrhundert vorgenommen.

Im Inneren des Hauptschiffes befand sich früher, bis zu Beginn der Restaurierungsarbeiten im Jahre 1974, an der Westseite die von eisernen Säulen gestützte Orgelempore, und in der Nordwand des Hauptschiffes unmittelbar hinter der vorspringenden Turmmauer von außen her eine Treppe. Im Inneren des westlichen Teils des südlichen Seitenschiffes befand sich ebenfalls ein Aufgang. Von der Orgelempore konnte man sowohl zu den beiden übereinander angeordneten nördlichen Seitenemporen als auch zu den Emporen in den beiden spitzbogigen Seitenschiffen kommen. Der östlichste Teil der unteren nördlichen Empore war mit Glasfenstern versehen und galt als Patronatsloge. Als Kirchensaal wurde früher der nördliche Kreuzarm genutzt, der durch eine Mauer vom Hauptschiff getrennt war und nur von außen her, durch eine Türöffnung an seiner Ostwand, zu erreichen war. Doch fahren wir fort mit einigen Angaben in Bezug auf größere Instandsetzungen bzw. bauliche Veränderungen bis zum Jahre 1974. 1660 wurde der Altarraum und Teile des Hauptschiffes, durch den Superintendenten Andreas Muchovius, wieder eingeweiht. Der quadratische Turm mit seinem niedrigen achtseitigen Aufsatz, mit der Schweifhaube und den beiden Laternen wurde erst 1696 bis 1697, in seiner jetzigen Form, wieder aufgebaut. Die Glocken waren bis zu Ihrem Einbau, in den Glockenstuhl des Turmes, in einen neben der Kirche aufgestellten provisorischen Glockenstuhl untergebracht. Da dieselben nicht den erwünschten Klang hatte, wurde sie von dem Glockengießer Georg Billich in Wittenberg 1672 umgegossen und erhielt nun ein Gewicht von 21 Zentner. Er erhielt für seine Arbeit, außer der Zehrung, 111 Gulden. Superintendent D. Wächtler weihte den Turm, nebst Glocken, 1701 (Einweihungspredigt: „Glockengeläut auf geschehene Reparatur des Anno 1636 mit ganzer Stadt Belzig und allen ihren Glocken daselbst abgebrannten verwüsteten Kirchen- Thurms“ gehalten von Jacob Wächtler am 05.08.1701) neu ein. Die Glocken stammten aus der Gemeinde Hohenwerbig, und wurden von ihr 1663 und 1670, für 57 Taler, gekauft. Die Inschrift der Glocke nach dem Umguß lautete: „Campana Beltzigensis ecclesiae ad Dei cultum et in maximum eius honorem noviter fusa anno aerae christianae MDCLXXII. Pro curantibus temporis istius loci patronis M. Andreas Muchovio Past. et. Sup., Johann Altenkirchen, Johann Praetorio, Leonhardo Schmieden, Jodofredo Hildebranden, Micheal Thiemen consulibus et Andreae Pfeiffer, Prefecto aerario sacro."

In einem Artikel des Zauch - Belziger Kreisblattes vom 26. Juni 1917 finden wir dazu eine Übersetzung der Inschrift und weitere interessante Informationen zu den Belziger Glocken die während des 1. Weltkriegs an die Kriegsindustrie, laut der Anweisung des Kriegsministeriums (Betreff Anweisung an die Kommunalverbände zu der Bekanntmachung Nr. M. 1/1. 17, K. R. A., Betreff „Beschlagnahme, Bestandserhebung und Enteignung sowie freiwillige Ablieferung von Glocken aus Bronze", vom 1. März 1917) an die Kriegsindustrie abgeliefert werden mussten.


„Über die Glocken gibt das kirchliche Lagerbuch folgende Auskunft: Die Große trägt eine lateinische Inschrift folgenden Inhalts: „Glocke der Beltziger Kirche für den Dienst Gottes und zu seiner höchsten Ehre neu gegossen im Jahre 1670 n. Chr. Geburt durch Georg Billisch." Dann flogen die Namen: Magister Andreas Muschovius, Pastor und Superindendent. Johann Altenkirchen. Johann Prätorius. Leonhard Schmieden. Gottfried Hildebrand, Michael Thieme, Ratsherren. Andreas Pfeiffer, Kirchenvorsteher. Auf der mittleren Glocke steht: „Im Namen Jesu. Erhalt uns Herr bei deinem Wort! Mühlmann, Superintendent Baur, Diaconus. Hellmund, Hülfsprediger. Rittorff, Bürgermeister. Geier, Beigeordneter. Busse, Tiede, Büchner, Leonhardt, Senatore. Dr. Kretzschmar, Völker, Gems, Kirchenvorsteher Gegossen von W. Engelcke in Halberstadt". So nach dem Umguß der 1868 gesprungenen Glocke im Jahre 1869. Vor dem Umguß enthielt sie folgende Namen: „Lizentiat Jacob Wächtler, Sup. Lizentiat Joh. Gottfr. Engelschall, Präf. Joh. Brämer, Diakonus. Joh. Meier, Casper Bleisch Joh. Casp. Schönert, Michael Thieme, Ratsherren. Jacob Moritz, Georg Hagendorf, Chr. Gottfr. Chranach, Joh. David Langenhahn, Andreas Blöse, Heinr. Oelschläger. Johann Greten aus Magdeburg hat mich gegossen 1697 im Oktober bin ich durchs Feuer geflossen." Die kleinste Glocke, die vorläufig als Läuteglocke zurückgestellt ist, trägt folgende Inschrift: „Erhalts uns Herr bei deinem Wort. Gotteskasten zu Belzig, Jacob Wächtler, Dr., Sup. Anno 1700 goß mich Michael Weinholdt in Dresden."

Der Knopf des Turmes wurde bald danach erneuert, da ein Frevler kurz nach der Erneuerung in diesen geschossen hatte. 1705 zerstörte ein Blitz das Glockengerüst, ohne es jedoch zu entzünden. 1733 wurde eine neue Uhr, für den Turm angeschafft, welche 1974 durch eine Uhr des Leipziger Spezialuhrenbetriebes ersetzt wurde. Die alte Uhr gab die Stundenzahl doppelt durch Glockenschlag an. Ebenfalls wurde 1733 die 185 Kg schwere Glocke, für die Kirchturmuhr, erworben. Am 17. August 1894 schlug abermals ein Blitz in den Kirchturm ein, dabei wurde die Uhr geringfügig beschädigt.

In den letzten Dezennien war unser Kirchturm einige Male vom Blitz heimgesucht worden. So zündete ihn ein Blitzstrahle am 11. Mai 1873 und wiederum am 11. Mai 1895. Beide male wurde man des Feuers bald Herr. Bemerkenswert ist ein Blitzschlag, von dem der Altarraum der Kirche am 18. August 1896 getroffen wurde. Es hatte nämlich an diesem Tage eine Trauung stattfinden sollen, die aber um ca. 14 Tage verschoben worden war. Wäre der erste Termin innegehalten worden, hätte sehr leicht ein beklagenswertes Unglück geschehen können: Denn um dieselbe Stunde, zu der sich die Trauung abgespielt haben würde, fuhr der Blitz in den betreffenden Raum hinein, verschiedene Demolierungen in ihn anrichtend. (ZBKBL 25. Mai 1906)

Eine größere Instandsetzung des Turms erfolgte 1919 während der Installation der Blitzableiteranlage.

Kirchturmreparatur (ZBKBL 06.09.1919) Am 4. des Monats. wurden die Arbeiten an der Blitzableiteranlage unserer Kirche beendet. Zugleich wurde die erneuerte Wetterfahne und der gleichfalls in seiner alten Gestalt wiederhergestellte mit Blattgold vergoldete Stern als höchste Spitze des Kirchturms aufgesetzt. Die Wetterfahne mißt 150 x 40 Zentimeter, ihre aus Kupfer bestehende Fläche wurde genau nach den alten Formen neu aufgearbeitet. Sie zeigt die Inschrift „Jehova" in Hebräische Schrift darunter die Jahreszahl „1697". Jetzt wurde auf dem oberen Flügel noch die Zahl diese Jahres etwas kleiner hinzugefügt. An der Spitze wurde um das Gleichgewicht herzustellen, eine Kanonenhohlkugel von 1813 befestigt. Die Wetterfahne wiegt 31 ½ Pfund. Die Blitzableiter des Turmes, die an seiner West- und Ostseite zur Erde gehen, sind in die Wasserleitung in die Mitte des Kirchplatzes geleitet, im übrigen dienen die Regenrinnen als Erdleitungen. 6 Auffangstangen sind an allen vorspringenden Ecken der Kirche angebracht worden, ferner dienen der Stern und die Wetterfahne auf dem Ostgiebel der Kirche als Auffänger. Auch ist das Uhrwerk der Kirche an die Anlage angeschlossen. Die Rüstung wurde auch dazu benutzt, das durch einen Schuß verursachte Loch in der kupfernen Kugel unterhalb der Wetterfahne durch eine Kupferplatte zu schließen, nachdem vorher die letzte Nummer des Kreisblatts, ein Berliner und ein Brandenburger Notgeldschein und folgende Urkunde in die Kugel gelegt waren. „Unter Gottes des Allmächtigen Schutze wurde in diesen Tagen ein Blitzableiter von Fritz Klemt in Berlin, Alt - Moabit, an unserer Kirche angebracht, nachdem der Blitz mehrere Male, zuletzt am 23. Mai 1918, in die ungeschützte Kirche eingeschlagen war. Zugleich wurde auch die aus dem Jahre 1697 stammende Wetterfahne, die vom Schlossermeister Kreyßing erneuert worden ist, auch der Stern der vom Sturm herabgebrochen war, wieder aufgesetzt. Es ist das Notjahr nach dem großen Krieg 1914/ 18, der für unser armes Vaterland so unglücklich ausging und ihm unheilbare Wunden geschlagen hat. Es ist knappe und teure Zeit. Die Blaubeeren kosten in diesem Sommer 3 M, das Pfund Butter 24 M, Eier 0,60 - 1,20 M usw. Oberpfarrer ist zur Zeit Superintendent Bree, Diakonus Pfarrer Bombe, Kantor Lehrer Kuhlmey, Organist Lehrer Wiese, Küster Lehrer Reimann, Hilfsorganist Lehrer Stau, Kirchendiener Schneidermeister Schaffranek. Dem Gemeinde - Kirchenrat gehören an: Rentner Dorno, Kreissparkassendirektor Jacobi, Kaufmann Lebing, Rektor a. D. Quade, Bürgermeister Stahlberg, Zimmermeister Steinhaus, Landrat von Tschirschky, Rentner Bocke und Rentner Wohlhaupt. Gott helfe uns aus aller Not! Er halte seine schützende Hand insonderheit fernerhin über dies sein Haus und lasse es seine Wohnung sein, eine feste Burg 1919. Bombe Pfarrer." Übrigens zeigt auch die alte Kupferplatte der Wetterfahne, die im Archiv der Superintendentur zum ewigen Andenken aufbewahrt werden soll, eine Schußöffnung. Herr Photograph Zernsdorf hat das Aufsetzen des Sterns photographisch aufgenommen.

Während des 1. Weltkrieges, Juni 1917, wurden die drei Bronzeglocken ausgebaut und der Rüstungsindustrie zugeführt. 1922 wurde von der Aktiengesellschaft Lauchhammer Abteilung Stahlwerk Torgau, die drei Glocken aus Stahlguss, mit den Tönen „dis", „fis" und „a", geliefert und in den Turm eingebaut. Die einzig erhaltene Glocke ist die 1733 angeschaffte Turmuhrglocke. Die drei großen Glocken haben ein Gewicht von 2081 Kg die Große, 1234 Kg die Mittlere und die Kleine 665 Kg. Durch drei entsprechende, 1979 installierte, elektrische Glockenläutmaschinen von der Firma Philipp Hörz aus Ulm (Donau) können sie in Bewegung gesetzt werden. Die am achtseitigen Aufsatz des nördlichen Turmes angebrachte Turmuhr mit elektrischen Aufzug und Zifferblättern nach allen vier Seiten wurde 1980 vom damaligen Volkseigenen Betrieb Spezialuhren Leipzig geliefert. Die Ziffern und Zeiger sind vergoldet. An der Nordseite der Kirche wurden 1859 zwei Fenster bis zur Erde durchgebrochen. 1908/09 erhielt die Kirche ihre erste elektrische Beleuchtung, bei der Restaurierung der Kirche, 1974 - 79, wurde die elektrische Anlage in der Kirche und im Turm total erneuert. Unter der Sakristei erfolgte 1928 die Anlage eines Heizungskellers und der Einkauf einer Warmluftheizung, wobei die warme Luft von unten zunächst in den östlichen Teil des Altarraumes strömte und sich von dort aus in den Innenraum verbreitete. 1966/67 wurde eine elektrische Fußbodenheizung in das damalige Mittelgestühl eingebaut. Die Instandsetzung bzw. Umdeckung des Daches der Nordseite der Kirche, Neudecken der Dächer des Altarraumes, des nördlichen Anbaues und des Sakristeiflügels wurde 1954 durchgeführt. 1956/57 erfolgte die Sicherung des Dachgebälks über dem südlichen Seitenschiff und über der Orgelempore, Abbruch der über der Patronatsloge befindlichen Empore sowie Putzarbeiten und Ausmalen im Inneren. 1967 erfolgte der Abbau der Patronatsloge, weiterhin wurde der romanische Bogen zwischen dem Hauptschiff und dem nördlichen Kreuzarm, durch Abbau der Trennmauer, freigelegt. Des weiterem wurde das wieder entdeckte Gruftgewölbe aufgeräumt und in seinen ursprünglichen Zustand gebracht. Im nördlichen und südlichen Anbau, sowie im freien Teil des Hauptschiffes, wurde der Fußboden neu verlegt. Die Tür in der Ostwand des Hauptschiffes wurde zugemauert. Im Frühjahr 1974 zeigte sich im Inneren der Kirche an der Balkendecke des südlichen Seitenschiffes Schwammbildung. Daher wurde es baupolizeilich gesperrt. Eine Sperrung des Altarraumes wäre wegen der starken Seitenverschiebung des Dachgebälks noch nötiger gewesen. Im Rahmen des Sonderbauprogramms des Bund der Evangelischen Kirchen der damaligen DDR (finanziert mit Währung der Bundesrepublik Deutschland von den westlichen Kirchen) wurden von Mai 1974 bis zum Jahr 1979 umfangreiche Restaurierungsarbeiten und damit verbundene bauliche Veränderungen durchgeführt. Der Umfang des Schadens hinsichtlich des oben erwähnten Dachgebälks sowie dem intensiven Schwammbefall der gesamten Kirchendecke, der Westempore und der Empore des südlichen Seitenschiffes zeigten sich erst zu Beginn der Restaurierungsarbeiten im Sommer 1974. Zuerst wurde der Turm bis zur Spitze eingerüstet, dann wurde die große Haube und die beiden Laternen neu Verschalt und mit Kupferblech eingedeckt, die Spitze mit der Kugel und der Wetterfahne neu vergoldet und das Holzwerk im Inneren des Turmes instandgesetzt. Es erfolgte darauf hin die Ausbesserung und Neuverfugung des gesamten Feldsteinmauerwerkes der Kirche und des Turmes, sowie das Ausbessern und Verputzen des niedrigen achtseitigen Aufbaues über dem quadratischen Turm nebst Anbringen neuer Schutzgitter an dessen vier Eckpodesten. Das Mauerwerk im Inneren des achtseitigen Aufbaus erfolgte erst 1983/84, durch Stabilisierung mit Eisenträger und Balkenköpfen. Durch umfangreichen Schwammbefall mussten die vier Dachstühle der vier Quergiebel der Südseite erneuert, der Dachstuhl des Hauptschiffes instand gesetzt und der Dachstuhl des südlichen Turmstumpfes ebenfalls erneuert werden. Der Rest der nördlichen Empore, der Orgelempore und der Empore im südlichen Seitenschiff wurde abgebaut und das Dach über dem Durchgang zwischen der östlichen Wand des südlichen Anbaues und der Sakristei erneuert. 1993 musste dieses Dach erneut mit Kupferblech eingedeckt werden. Im Hauptschiff und im Altarraum wurde eine neue Holzbalkendecke und im südlichen Seitenschiff eine neue massive Decke eingebaut. Der Aufbau einer Stützwand aus Mauerstein vor der östlichen wand und das Verkleinern der beiden Bögen zwischen Hauptschiff und Turm erfolgte aus statischen Gründen. Die romanischen Merkmale auf dieser Seite der Wand blieben dadurch erhalten, dass zum Hauptschiff innere Wölbflächen entstanden. Rechts vom Eingangsraum entstand ein Gemeinderaum, mit einem abgeschlossenen Treppenaufgang, durch den Einbau von Glastrennwände sowie dem Einbau einer massiven Zwischendecke im südlichen Seitenschiff. Über dem Gemeinderaum befindet sich ein festlicher Gemeindesaal mit 100 Plätzen. Im oberen Teil des Altarraumes konnte durch Öffnen eines bisher zugemauerten Bogens in der Südwand, ein vom ehemaligen Lutherzimmer abgetrennter Chorraum eingerichtet werden. Im verbleibenden Teil wurde ein feuerfester Archivraum eingerichtet. Ein zweiter größerer Archivraum wurde in Obergeschoß des südlichen Turmraumes geschaffen, weiterhin zwei Räume für Sanitäranlagen und einer Teeküche. Die Eingangstür, am Fuße des Turms, wurde durch eine neue ersetzt, gleichzeitig wurde die Außenstufenanlage mit quadratischen Granitsteinen neu gestaltet. Sämtliche Fenster der Kirche, außer der vier gemalten Fenster des Altarraumes aus dem Jahre 1899, welche man erst 1981 restaurierte, wurden erneuert. Zum Schutz vor Beschädigungen wurden außen Drahtschutzgitter angebracht. Der Fußboden der Kirche wurde auf seine Normalhöhe, die er vor der Zerstörung von 1636 hatte, gebracht. Im Hauptschiff, im Altarraum und in der Sakristei erfolgte die Neuauslegung mit roten Betonplatten und im Durchgang mit roten Fließen. Durch zwei stichprobenartige Grabungen im Jahr 1961, im alten Kirchensaal, wurde unter dem vorhandenen Holzfußboden ein steinerner Fußboden (Ziegelsteine in Klosterformat) festgestellt, darunter befand sich Brandschutt. In etwa 80 cm Tiefe wurde dann der ursprüngliche Fußboden festgestellt. Er lag in einer Ebene mit dem Kirchenschiff. Die den Nordbau vom Kirchenschiff trennende Mauer im Rundbogen war ohne Fundament auf den vorhandenen Schutt gebaut. Als Notmaßnahme nach dem Dreißigjährigen Krieg hatte man den Nordausbau vom Kirchenschiff getrennt und auf die vorhandenen Schuttmassen einen Fußboden gelegt. Nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten erfolgte 1979 die Neuausmalung der Kirche. Durch Abbaggern des hochgelegenen Erdreiches an der Nord- und Westseite, wurde an der Nordseite des Hauptschiffes ein Portal freigelegt. Weiterhin ein romanisches Portal am nördlichen Querflügel (einer der beiden Eingänge führte auf den einst neben der Kirche gelegenen Friedhof), sowie an seiner Ostseite ein Apsisfundament. Einige historische Inventarien wurden, während der Kircheninstandsetzung, restauriert bzw. manche durch neue ersetzt. Zu den ältesten Inventarien gehören der Altaraufsatz und die Kanzel, beide aus der Barockzeit stammend. Der hölzerne Altaraufsatz auf dem mit einer Sandsteinplatte versehenen massiven Blockaltar wurde 1667 durch den kursächsischen Amtmann Nicolaus Fugemann gestiftet. Er kostete damals 30 Taler. Der Aufsatz hat zwischen den beiden Säulen ein Kreuzigungsgemälde und an der Predella ein Abendmahlgemälde, beide gemalt von Gottfried Hertel in Torgau 1667. An den Säulenpodesten befinden sich durch Türmchen verdeckbare kleine Porträts des Stifters und Frau Anna Magdalena, geborene Seelfisch. Die Kanzel aus Holz wurde 1660 von Christoph Witt aus Brandenburg geschaffen. 1678 ließ die Frau des Amtmanns Fugemann die Kanzel von David Schneider bemalen. Die fünf Felder des Kanzelkorbes zeigen die Bilder Christi und der vier Evangelisten. Die Evangelisten werden dargestellt mit den bereits im frühen Mittelalter ihnen zugewiesenen Symbolen: der Mensch dem Matthäus, der Löwe dem Markus, der Adler dem Johannis und der Stier dem Lukas. Diese Kanzel wurde unter der 1817 angefertigten, früher im südlichen Teil des Triumphbogen angebrachten Kanzel 1967 wieder entdeckt und dort neu aufgestellt. Seit 1979 befindet sie sich im südlichen Kirchenschiff. Der Altaraufsatz wurde 1978 und 1979 die Kanzel restauriert. Der Taufstein rechts vor dem Altarraum stammt aus dem Jahr 1962. Die an der Emporenbrüstung, zwischen den beiden Spitzbögen des südlichen Kirchenschiffes, stammt aus der Gertraudtenkirche und befanden sich seit 1967 im nördlichen Anbau. Die 15 gerahmten Bilder zeigen Szenen aus dem Leben Christi. 1978 wurden die aus dem Jahre 1616 stammenden Bilder restauriert. Im Treppenhaus zum Gemeindesaal befindet sich ein neorealistisches Bild zur Auferstehung Christus aus dem Jahre 1957/60, welches bis zur Instandsetzung der Kirche an der östlichen Wand im südlichen Anbau hing. Am Mittelpfeiler der Westwand des Hauptschiffes befindet sich ein aus dem Nachlass eines Bildhauers aus Borkheide stammender Kruzifix aus Holz, das wahrscheinlich aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts stammt. Er wurde 1979 restauriert. Das Sandstein und Holz bestehende Epitaph des Superintendenten Ch. Ernst Mußigk, tätig von 1702 bis 1724 in Belzig, befindet sich an der Nordwand des Hauptschiffes. Das Epitaph hat Putten die ein Gehänge mit Inschrift halten, über dem ausgebrochenen Gebälk das Auge Gottes in einer Strahlenglorie zwischen Engeln und Putten. Als Dauerleihgabe befindet sich des weiterem in der Kirche ein aus Sandstein bestehender Taufstein, mit reliefartigen Verzierungen, aus der 2. Hälfte des 16. Jahrhundert (aus der Franziskanerkirche in Jüterbog), eine hölzerne Madonnenplastik, angefertigt 1430, aus der Kirche in Grabow und eine hölzerne gotische Bischofsplastik aus der Kirche in Schlamau.

In dem historischen Inventar der Bau- und Kunstdenkmäler für die Mark Brandenburg, aus dem 19. Jahrhundert werden von Rudolf Bergau (Inventar der Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. Berlin 1885 - 1886; Neudruck Berlin 1985) noch weitere Ausstattungsstücke aufgeführt, welche teilweise nicht mehr vorhanden sind.

Kelch von Silber, vergoldet, in gotischer Form, 1694 von Dorothea Ölschläger der Kirche verehrt. Nach Veräußerung von Friedrich Wilhelm IV. gekauft und der Kirche aufs Neue geschenkt im Jahre 1847. Hostienschachtel aus Silber, rund, Anfang 18. Jahrhundert. Auf dem Deckel in hohem Relief getrieben die Einsetzung des heiligen Abendmahls, auf der Seitenwand von Ranken umgeben die Marterwerkzeuge. Auf der Innenseite des Deckels eine silberne Platte mit dem eingravierten Monogramm E. S. A. Palmen und Krone. Ornamentierter Steinkrug mit Zinndeckel für Taufwasser, in zwei Feldern unter einer Krone H. S. 1701 und G. B. 1709. Mehrere Lehnstühle mit Lederbezug, darin das sächsische Wappen eingepresst ist (nicht mehr vorhanden). Ofen mit drei gusseisernen Platten, auf den größeren eine Landschaft mit Burg und Kapelle, darüber ein großes springendes Roß, in den Wolken ein Arm ein Kreuz haltend mit der Inschrift: Sincere et constante. Die Füße des Ofen in Sandstein zierlich gemeißelt (nicht mehr vorhanden).

Als Letztes möchte ich auf die zwei interessanten Orgeln der Kirche eingehen. Die erste ist eine Barockorgel von Johann Adolarius Papenius (Halberstadt) aus dem Jahre 1746/47, die ursprünglich in der Stephanskirche in Hordorf (ehemals Kreis Oschersleben) stand.

Die Orgel stand bis 1973 in der Hordorfer Kirche. Man wurde erst auf sie aufmerksam als das Hordorfer Kirchengebäude wegen schweren Schäden aufgegeben werden musste. Die Firma Schuke besichtigte das Instrument und erkannte ihren eigentlichen Wert. Um die Orgel keinen weiteren schädigenden Einflüssen auszusetzen wurde sie im Januar 1974 abgebaut und vorläufig in der Magdeburger Domempore eingelagert. Hans Pfannenstiel: Interessantes über Orgeln im Kirchenkreis Belzig/ Niemegk. In: Märkische Volksstimme 1990 - Auf Entdeckungsreise durch unseren Kreis (Chronik-Blätter 335. Folge)

1977 bis 1979 wurde die Papenius - Orgel von den damaligen Volkseigenen Betrieb Potsdamer Schuke - Orgelbau restauriert und im nördlichen Kreuzflügel der Marienkirche aufgebaut. Am 07. Oktober 1979 wurde die Orgel neu geweiht. Davor standen in der Marienkirche zwei andere Orgel. Die erste Orgel wurde 1575 angeschafft, welche aber 1636 durch die schwedischen Söldner vollständig zerstört wurde. Die zweite Orgel, aus der alten Domkirche zu Meißen, wurde vom Orgelbauer Christoph Donath, Leipzig, eingebaut und am 03. Oktober 1667 geweiht. Ein Neubau des Orgelgehäuses von Andreas Kahrlinger, unter Verwendung von Teilen des Orgelwerkes von Donath, erfolgte 1709/10. Tischlermeister Andreas Dehne, aus Belzig, hat bei dem Bau des Orgelgehäuses mitgewirkt. Orgelbaumeister Johann Wilhelm Grüneberg aus Brandenburg baute 1793 in das Orgelgehäuse von Kahrling, für 350 Taler, ein neu disponiertes Werk ein. Weitere Reparaturen nebst Veränderungen erfolgten 1847 durch Gottfried Wilhelm Baer, Niemegk, 1849 durch Johann Friedrich Turley, Treuenbrietzen, und 1884 durch Friedrich Lobbes, Niemegk.

Beim Aufbau der neuen Orgel in unserer St. Marienkirche fand man im Inneren eines alten Balges einen Zettel, zu dem ein Rechnungsblatt benutzt worden war, mit folgendem geschriebenen Text aufgeklebt.

Belzig, 9. August 1848
Ihr Freunde, wenn Ihr jetzt werdet lesen,
Wer vor der Zeit mal dort gewesen,
So seht Ihr meinen Namen an,
Ich war ja auch ein Ehrenmann.
Im Jahre 1830 und ein
Reichte ich als Neuchateller wieder hier ein;
Wurde darauf beim Schützenbataillion
Hauptmann im nächsten Jahr schon.
Drei Jahre später wurde ich Major
Ueber das berühmte Belziger Schützencorps.
Doch im Jahre 1840 und sieben
Bin ich durch Unannehmbarkeiten davon
geblieben.
Zur Zeit der Märztage in Berlin
Trat ich als 1. Bürgerleutnant wieder ein,
Da wurde gerad die Orgel durch Turley
gebaut
Die hab ich öfter mal angeschaut.
Da sprach er: Serno, zu Andenken,
Thun Sie mir Ihren Namen schenken,
Damit auch in später Zeit noch gelacht
und freundlichst unsrer Namen gedacht.
Der Kaufmann
Johannes Gustav Serno.

Ein Opus 972 wurde von der Firma Sauer aus Frankfurt/Oder, 1906, für 9000 Mark erworben wurde. Der Einbau, in das Gehäuse Kahrlingers, erfolgte von Anfang Mai bis zum 02. Juni 1906. Zum ersten Mal wurde am ersten Pfingsttag (3. Juni 1906) auf ihm gespielt. Ferner ist bedeutsam ein Orgelpositiv (Kleinorgel), wegen seiner charakteristischen Disposition aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Dieses Instrument befand sich ursprünglich in der Kirche zu Groß Briesen, wurde von der dortigen Kirchengemeinde dem Kreiskirchenrat Belzig - Niemegk überlassen und durch die Orgelbauanstalt A. Voigt in Bad Liebenwerder 1975 restauriert. Die farbliche Wiederherstellung erfolgte im selben Jahr. Der Einbau eines elektrischen Gebläses Modell „Ventus" 1979 für die Papenius - Orgel und eines elektrischen Gebläses Modell „Ventola" bereits 1975 für das Orgelpositiv entsprachen den Erfordernissen dieser Werke. 1980 wurde durch die ehemals volkseigene Plattenfirma Eterna, in Zusammenarbeit mit einer japanischen Plattenfirma, Aufnahmen für eine Langspielplatte, auf der Papenius - Orgel, eingespielt. Der Organist dieser Aufnahmen war Christoph Albrecht aus Berlin. Weiterhin machte der Westdeutsche Rundfunk vom 03. bis 04. Juli 1987 an dieser historischen Orgel eine Aufnahme. Die Wiedereinweihung der restaurierten Kirche fand in einem Festgottesdienst am 04. Juni 1979 statt. Die Predigt hielt der seinerzeit amtierende Bischof Dr. Albrecht Schönherr. Am 03. Oktober 1990 fand in der Marienkirche die offizielle Feierstunde, der Stadt Belzig, zur Vereinigung der DDR mit der BRD statt. Im Rahmen der 1000 Jahrfeier der Stadt Belzig wurde von der evangelischen und katholischen Kirchengemeinde eine Gemeinschaftsausstellung zu „1000 Jahre Kirche in Belzig" im Eingangsbereich der Kirche gezeigt. Empfehlenswert sind die mehrfach im Jahr stattfindenden öffentlichen Kirchenkonzerte, sowie die Aufführungen aus Werken des Belziger Komponisten Johann Gottlieb Reißiger.

(Das Grabgelege befindet sich in Dresden. Die Inschrift des Grabstein lautet: Hier ruhen in Frieden Hofkapellmeister C. G. Reissiger 1798 - 1859, Marie Reissiger geb. Stobwasser 1811 - 1876, Hermann Reissiger 1839 - 1875, Julie Reissiger 1829 - 1896. )