Sensenhammer (Handwerk)

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Wassermühle mit Sensenhammer
LWL-Freilichtmuseum Hagen
Nockenwelle für den Hammerantrieb
LWL-Freilichtmuseum Hagen

Die Sense

Die Sense ist auch heute noch ein Werkzeug aus Metall zum Mähen von Getreide, Gras und andern Futtergewächsen für einen stehenden Anwender. Die Herstellung von Sensen und ihr Vertrieb im In- und Ausland war ein wichtiger Produktionszweig des märkischen Raumes, vor allem im Gebiet von Bochum und Hagen, hier lagen Eisen und und Kohle als Rohstoffe und Wasser als Antriebskraft für den Blasebalg zur Erreichung der Glühtemperatur und des Hammerbetriebs nahe beieinander. So berichtete im Jahre 1808 der Kriegsrat und Fabrikenkommissar Eversmann: „Die Sensenfabrique ist die einzige, die sich noch immer in einer guten Verfassung befindet. Seit Einführung derselben hat die Gegend der Enneper Straße (bei Hagen) ein großes Capital gewonnen, wogegen sie vorher verarmt war. Der Wohlstand des Fabriquanten ist sehr gestiegen. Die Schmiede hat ihr gutes Auskommen." Die handwerklichen Sensenschmiede hatten sich seit langem auf die Zeugproduktion (Werkzeuge) umgestellt.

Metallverarbeitung

Metalle, so wie Eisen, Kupfer und Messing, wurden um 1800 mit Hammerwerken zu Blechen, Stangen und Tafeln gestreckt und weiterverarbeitet. Neben den großen Aufwurf- und Reckhammerwerken bildeten sich auch kleinere Hammerwerke heraus, bei denen von der Wasserradwelle lediglich ein einzelner Hammer und ein Blasebalg für das Schmiedefeuer angetrieben wurde.[1]

Mühlenantrieb

Die Nutzung der Wasserkraft diente verstärkt seit dem 15. Jahrhundert der Arbeitserleichterung und der Erhöhung der Arbeitsleistung der Schmiede. Neben den großen Aufwurf- und Reckhammerwerken bildeten sich auch kleinere Hammerwerke heraus, bei denen von der Wasserradwelle lediglich ein einzelner Hammer und nach Bedarf auch ein Blasebalg für das Schmiedefeuer angetrieben wurde.

Wirkweise der Hämmer

Große Hämmer wurden durch große Wasserräder und Wellen in die Höhe gehoben, damit konnten sie auf große Metallstücke niederfallen, welche man glühend auf den Amboß gebracht hatte, um sie dann nach Wunsch zu verformen.

Schmiedefeuer

Mit Hilfe der Kohlen, welche der Lehrjunge mit Hilfe des Blasebalges in der Esse glühend machen mußte, wurde das zu schmiedende Eisen und der Stahl geschmeidig, worauf hin der Schmied es mit der Zange ergriff, um aus diesem Werkstück mit einem Hammer das gewünschte Werkstück zu schmieden.

Schmiedevorgang

Der schneidende Teil der Sense wird aus Schweißstahl oder Gußstahl geschmiedet und gelbrot glühend in geschmolzenen Talg getaucht, um ihn zu härten. Man reinigt ihn dann vom Talg, hält ihn kurze Zeit ins Feuer, steckt ihn rasch in einen Haufen Kohlen, lösche und taucht ihn danach plötzlich in kaltes Wasser.

Dann läßt man die Sensen blau an, bearbeitet sie nochmals mit dem Hammer und schleift sie.

Hammerwerk und Produkte

Ein ostpreußischer Bauer beim Dengeln

Scharfe Schneide

Gute Sensen müssen eine scharfe, dauerhafte Schneide annehmen und durch Steine und andre harte Körper, denen ihre Schneide beim Gebrauch begegnet, keine Scharten bekommen. Schleifsensen, aus Gußstahl, können nur durch Schleif- und Wetzstein geschärft werden, bei Klopfsensen, aus zähem Gärbstahl (auch Gerbstahl oder Raffinierstahl), läßt sich die Schneide durch Hämmern auf einem Amboß (Dengeln) dünn austreiben und braucht nur noch mit einem Handwetzstein oder Schmirgelholz überfahren zu werden.[2]

Sensenfabrikation

Im 19. Jahrhundert nehmen in der Sensenfabrikation die Steiermark, Ober- und Niederösterreich. Kärnten und Krain die erste Stelle ein. Sehr gute Sensen aus bestem Gärbstahl, meist mit der Hand geschmiedet, liefert Sulingen in Hannover (Doppelviersense) und Haspe. Das Sensenblatt wird mit dem hölzernen, langen Stiele (Wurf) fest oder nach verschiedenen Richtungen stellbar verbunden, so daß jeder Anwender in bequemer Stellung mähen kann. Zu gleichem Zweck werden auch zuweilen die am Stiele sitzenden Handhaben verstellbar gemacht. Für Getreide wird die Sense mit einem Korb zum Zusammenraffen des geschnittenen Getreides versehen (Rechensense, Korbsense).

Senseneinsatz

Vor der Erfindung der Mähmaschienen wurden Korn und Gras zur Ernte von der Hand mit Sensen gemäht. Ein Mäher mußte seine Sense regelmäßig dengeln, um so die durch kleine Steine zugefügte Schäden reparieren und die Schärfe der Sense zu erhalten. Mit einem Hammer schlägt er dabei auf die scharfe Kante der Klinge, während diese auf einem kleinen tragbaren Amboss, einem Dengelamboss genannt, liegt. Dieser Amboss kann am Mähort in den Boden gesteckt werden, wenn der Mäher auf dem Feld ist oder in einen Holzblock oder auf ein Bänkchen montiert werden, wenn der Mäher auf dem Hof ist. Um zu verhindern, dass der Dengelamboss zu weit in weicheren Boden eindringt, ist in der Mitte eine Verbreiterung angebracht.

Krise als Chance zur Zeugschmiederei

Als im Bergischen Land das etablierte Sensenhandwerk um 1700 in eine Krise geriet, wurde diese von vorausschauenden Handwerkern als Chance erkannt, mir Hilfe weiterblickender Kaufleute wurde den interessierten Handwerkern eine Umstellung auf die breiter gefächerte Werkzeugschmiederei ermöglicht.[3]

Fußnoten

  1. Quelle: Neuen Orbis pictus für die Jugend (1833)
  2. Quelle: Meyers Großes Konversationslexikon)
  3. Quelle: Palla, Rudi: Das Lexikon der untergegangenen Berufe (1994) ISBN 3-8289-4152-4

Museum

Weblinks