Memel (Fluss): Unterschied zwischen den Versionen

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Die Memel entspringt als '''Njoman''' in Weißrussland und wird innerhalb des ehemaligen russischen Reiches '''Njemen''' genannt. Polnisch heißt der Fluss '''Niemen''' und litauisch heißt er '''Nemunas'''. Die Memel entspringt, wie der Dnjeper, die Wolga und Düna auf einer etwa 300 m über dem Meeresspiegel liegenden Hochebene im Walde von Kopislow bei Horszow '''südlich von Minsk''' unter 53 1/4 Grad nördlicher Breite und 46 Grad östlicher Länge.
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Die Memel entspringt als '''Njoman''' in Weißrussland und wird innerhalb des ehemaligen russischen Reiches '''Njemen''' genannt. Polnisch heißt der Fluss '''Niemen''' und litauisch heißt er '''Nemunas'''. Der schalauische Name war '''Aldeska''', der kurische '''Memel'''.
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Die Memel entspringt, wie der Dnjeper, die Wolga und Düna auf einer etwa 300 m über dem Meeresspiegel liegenden Hochebene im Walde von Kopislow bei Horszow '''südlich von Minsk''' unter 53 1/4 Grad nördlicher Breite und 46 Grad östlicher Länge.
  
 
==Verlauf der Memel==
 
==Verlauf der Memel==

Version vom 21. November 2016, 16:46 Uhr

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Meriankarte von 1650
Am Memelstrom (Hardy 1997)
Memeldelta, Atmath-Arm

Quelle der Memel

Die Memel entspringt als Njoman in Weißrussland und wird innerhalb des ehemaligen russischen Reiches Njemen genannt. Polnisch heißt der Fluss Niemen und litauisch heißt er Nemunas. Der schalauische Name war Aldeska, der kurische Memel. Die Memel entspringt, wie der Dnjeper, die Wolga und Düna auf einer etwa 300 m über dem Meeresspiegel liegenden Hochebene im Walde von Kopislow bei Horszow südlich von Minsk unter 53 1/4 Grad nördlicher Breite und 46 Grad östlicher Länge.

Verlauf der Memel

Die Memel bei Ruß, Pokalna-Arm

Der Lauf der Memel hat bei einer geradlinigen Entfernung der Mündungen von der Quelle von rund 450 km eine Gesamtlänge von 877 km, wobei nur die Länge eines der beiden annähernd gleich langen Mündungsarmen Ruß-Atmath und Gilge gerechtet ist, und eine Gesamtgefälle von 266,7 m, wovon auf des Gebiet des ehemaligen russischen Reiches 765 km Länge und 258 m Gefälle und auf das ehemalige Gebiet Preußens 112 km Länge und 8,7 m Gefälle entfallen.

Der Strom nimmt seinen Lauf anfangs von Westen nach Osten, wendet sich dann von Grodno ab nach Norden bis Kowno und endlich von neuem nach Westen, bei Schmalleningken in das ehemalige preußische Staatsgebiet eintretend. Hier fließt die Memel zunächst auf 30 km Länge in fast gerader Richtung von Osten nach Westen bis zur Juramündung, beschreibt dann einen nach Süden und weiter nach Norden gerichteten Bogen und tritt oberhalb von Tilsit, bei der sogenannten Kummabucht, in die nordwestliche Richtung über, welche sie beibehält bis zur Teilung bei Kallwen.

"Die malerischen Ufer werden schon ab Jurburg niedriger. In schlanken Windungen durchfließt sie das Becken des ehemaligen Jura-Sees, eine weite, gleichförmige Ebene. Während in Litauen die Uferböschungen bis 50 Meter hoch sind und steil abfallende Wände zeigen, haben hier die Talufer nur Höhen von 15 bis 20 Meter. Die Breite der Talsohle wechselt von 1 bis zu 2 km. Bei Schmalleningken wird die rechtsseitige Talwand bespült, 13 km weiter bei Trappönen die linksseitige, abermals 8 km weiter die rechte bei Baltupönen und weitere 12 km stromabwärts beim Beginn des Durchbruchs von Obereißeln die linke Seite".

Das Durchbruchstal der Memel liegt zwischen Obereißeln und Schreitlauken und zieht sich 12 km bis zum Rombinus hin. Diese Uferlandschaft wurde gerne mit der des Rheins bei Mainz verglichen. "Die Uferwände sind hoch und steil abfallend, zumeist schön bewaldet und von Schluchten zerrissen." Auf dem südlichen Ufer erhebt sich der fast 100 Meter hohe Signalberg und in der Schreitlauker Forst der 80 Meter hohe Kapellenberg. Der heilige Berg Rombinus weist dagegen nur 35 Meter Höhe auf. Hier beschreibt die Memel eine Doppelkrümmung. Am Tilsiter Schlossberg liegen rechts die sichelförmigen Übermemel - Wiesen und links breiten sich die "Lankas" (Flusswiesen) aus. Diese Wiesen werden bei Hochwasser regelmäßig überflutet. Unterhalb von Tilsit laufen die Höhenrücken aus, die mit Weiden bewachsenen Ufer sind flach, die Niederung wird breiter und die Memel strömt ruhig dem Haff zu.

Teilung der Memel

Bei Kallwen, Kreis Tilsit, teilt sich die Memel

  • in den rechts, nordwestlich abzweigenden Rußstrom und
  • in die links, westlich abzweigende Gilge.
  • "Vor dem Jahre 1636 schickte die Memel außer der Gilge nach links noch zwei Arme, die Schalteik und die Schnecke. Der erstere verzweigte sich bei Jägerischken, zwischen Tilsit und Kallwen, ab,wurde aber bis 1650 zugeschüttet. Der letztere hat seine Abzweigung etwas weiter stromabwärts. Er ist auch versandet. Die ehemaligen Flußbetten sind aber noch in mehreren Teichen erkennbar. Heute bilden Schalteik und Schnecke, die sich bei Alt Seckendorf vereinigen, den Nemonien." [1]

Nebenflüsse

Angler in der Memel (Hardy 1997)

Rußstrom

Der Rußstrom spaltet sich nach einem Laufe von 35 km bei dem Martkflecken Ruß abermals in zwei Arme:

  • in den rechts, nordwestlich abzweigenden Atmath, der nach einem Laufe von 12,4 km Länge unterhalb des Gutes Kuwertshof unter dem Schutze einer südlichen Mole in das Kurische Haff mündet und so durch dieses mit dem Ostseehafen bei Memel in schiffbarer Verbindung steht, und
  • in den links abzweigenden Skirwieth, der nach einem Laufe von 9 km Länge nebst einer weiteren Abzweigung, der Pokallna, und dem von dieser abzweigenden Warruß ebenfalls in das Kurische Haff mündet. Diese Mündungsarme dienen indessen nur dem örtlichen Verkehr mit kleinen Fahrzeugen, da ihre Mündungen stark versandet sind.

Zugleich findet vom Atmathstrom aus durch den gegenüber Kuwertshof rechts einmündenden Minge - Fluss bzw. durch den von diesem mittels einer Schleuse bei Lankuppen abzweigenden König-Wilhelm-Kanal eine zweite schiffbare Verbindung nach Memel statt, welche vorzugsweise von den die Fahrt über das Haff wegen der Gefahren an der Windenburger Ecke meindenden Flößen und von den nicht hafftüchtigen Segelkähnen, die dort bequem treideln können, benutzt wird.

Strombett und Ufer der Memel

Memeler Dampfboot v. 10.03.1874 - Eisstau im März auf der Memel

Das Strombett der Memel besteht meistens aus Sand, während Kies sich nur ganz vereinzelt in Nestern vorfindet, dagegen wird das Bett vielfach von Riffen durchsetzt, welche aus zähem Letten mit eingebetteten kleineren und größeren Findlingen gebildet ist. Im ehemaligen preußischen Staatsgebiet sind 1888 diese Riffe bis auf diejenigen im Rußstrom bei Karzewischken und Schneiderende, wo sie nur bei ganz kleinem Wasser als Schiffahrtshindernisse noch auftreten und daher sorgfältig bezeichnet werden müssen, in der für die Schiffahrt erforderlichen Tiefe vollständig beseitigt. Die Ufer bestehen aus Sand und Letteboden und müssen daher meist künstlich befestigt werden.

Namen

Im Memeldelta (Hardy 1997)
  • Aldeska: prußisch-schalauisch "aldija" = Boot, Kanu, Schiff (nach skandinavischen Quellen Name der Memel im 2. Jahrhundert n.Chr.)
  • Memel: kurisch "memelis, mimelis" = stiller, langsamer, schweigender/ lettisch "mēms" = stumm, sprachlos/ preußisch-litauisch „ nemunelis“ = liebkosender Name der Memel, auch Quelle (vgl. dazu den lettischen Fluss Mēmele)
  • Atmath: prußisches Präfix "at" = von, aus, her + prußisch "mat" = schwenken
  • Gilge: prußisch "gilus, gilin, gillis" = tief
  • Minge: kurisch-lettisch "maina" = Sumpf
  • Pokallna: preußisch-litauisch "po/ pa" = bei + "kalnas" = Berg
  • Ruß: prußisch "ruset" = langsam fließen, strömen
  • Skirwith: prußisch "skirti" = teilen, trennen, scheiden, absondern, kennzeichnen + prußisch "wistit" = wirbeln
  • Warrus: prußisch "woras" = alt + prußisch "ruset" = langsam fließen, strömen

Einzelnachweise

  1. Ambrassat, August: Die Provinz Ostpreußen, ein Handbuch der Heimatkunde, 1912, Nachdruck Weidlich, Frankfurt a.M. 1978,S.142

Quellen

  1. Denkschrift über die Ströme Memel, Weichsel, Oder, Elbe, Weser und Rhein, Berlin 1888, S.5-7.
  • Kurschat, Heinrich A.: Das Buch vom Memelland, Siebert Oldenburg 1968, S.67ff (Zitate in Kursivschrift)
  • Matulaitis, K.A.: Die Schalauer des Altertums, Tauto praeitis II, 2, 1965, in Tolkemita Texte 52, Dieburg 1997