Landwehr (Flurbezeichnung)

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Vorlage:Begriffserklärungshinweis

Einleitung

Im Mittelalter waren die Menschen in den Städten in den meisten Fällen durch starke Mauern oder ähnlichen Abwehreinrichtungen vor Angriffen meist gut geschützt. So wurde zur Zeit des Münsterischen Bischofs Herm. II. (1174 bis1203) und seines Nachfolgers Otto I. (1203-18), bis zum Jahre 1212, die „villa Alen" zunächst mit „fossatis et aliis munitionibus" (Gräben, Knicke und Wälle) auf Veranlassung der genannten Bischöfe befestigt.

Schutz und Grenzmarkierung

Zu Schutz der Bevölkerung auf dem platten Lande und den verstreut liegenden Höfen errichtete man so genannte Landwehren. So werden diese aus einer Kombination von Wällen und Gräben bestehenden Grenzmarkierungs- bzw. Grenzsicherungssysteme bezeichnet, deren Entstehung zumeist ins Hoch- und Spätmittelalter datiert werden kann.

Anlagetechnik

Die in manchen Fällen auch mit Hecken bewehrte Wälle waren eine ziemlich wirksame Maßnahme, die Bevölkerung eines bestimmten Gebietes vor Übergriffen von Gegnern in Fehde- oder Kriegszeiten zu schützen. Darüber hinaus behinderten sie Räuberbanden beim Eindringen in fremdes Gebiet und erschwerten deren Rückzug nach einem Beutezug. Nicht zuletzt dienten sie dazu, einen Rechtsbezirk abzugrenzen.

Schutz der „Pfahlbürger“

Wenn auch im Gegensatz zur Bevölkerung auf dem Lande die Stadtbevölkerung in befestigten Städten durch Stadtmauern geschützt war, so erhielten die umliegenden ackerbaulich genutzten Feldfluren vieler Städte zu ihrem Schutz oft zusätzlich eine mehr oder weniger ringförmige Stadtlandwehr oder einen Stadthagen. Diese dienten auch dem Schutz der vor den Pfählen der Stand angesiedelten „Pfahlbürger“ mit minderen Rechten.

Namensgeber, Rekonstruktion

Die "Landwehren im westlichen Münsterland" hatten Einfluss auf die Bildung von Familien- und Flurnamen, damit lassen sich Versuche unternehmen, mit Hilfe von Hof- und Flurnamen sowie von historischen Karten ehemalige Landwehrverläufe zumindest teilweise zu rekonstruieren. [1]

Bauernerben an einer Landwehr

Familiennamen von einer Landwehr

Landwehr als Wehranlage oder Flurbefestigung

Landwehren im Vest Recklinghausen waren 10-20 m breite, 1-2 m hohe Erdwälle mit Gräben in der Umgebung mittelalterlicher Städte und Kirchspiele, oder im direkten oder nahen Verlauf von landes- und Gaugrenzen zu deren militärischem Schutz. Sie dienten zwar in erster Linie militärischen Zwecken, konnten jedoch auch Jurisdiktions- und Landesgrenzen sein. Oft waren sie Zollgrenzen und ihre Durchlässe Zollstationen, versehen mit Schlagbäumen. Sie verhinderten außerdem das Eindringen der Viehherden benachbarter Bauerschaften.

Zur Befestigung der Wälle der Landwehren wurden Eichen und Hainbuchen angepflanzt, die, wenn sie etwa mannshoch waren, gekappt wurden. Ihre Seitenäste wurden umeinandergeschlungen, zum Teil auch nach unten gebogen (abgeknickt) und in der Erde befestigt, sie bildeten einen Knick. Dazwischen pflanzte man Dornen, Heckenrosen, Brombeeren und anderes Gestrüpp, so daß eine undurchdringliche Hecke entstand.

In gewissen Abständen hatten die Landwehren anfänglich zeitweilig Befestigungen - Türme und Warten -oder auch nur Anstände in den Bäumen, welche in unruhigen Zeiten mit einem Posten besetzt werden konnten. Die Zahl der Durchlässe wurde möglichst gering gehalten, die Sicherung der Lücken erfolgte durch Schlagbäume, auch Heck, Rennebaum, Fallbaum oder Schling genannt.

Bau und Unterhaltung der Landwehren oblag den Ein- und Umwohnern einer Stadt oder der jeweiligen Kirchspiele. Sie entstanden im 14. und 15. Jahrhundert, als nicht nur die Städte, sondern auch selbständige Landesgebiete und Herrschaften sich gegen feindliche Überfälle zu schützen suchten. In den folgenden Jahrhunderten verloren die Landwehren mehr und mehr an Bedeutung, da sie größeren Kriegsheeren kaum noch zu widerstehen vermochten.

Die Landwehren in den Kirchspielen Waltrop und Bottrop bildeten teilweise die Landesgrenze zur Grafschaft Mark und zum Herzogtum Kleve. [2]

Fußnoten

  1. Quelle: Dr. Erhard Mietzner, Bocholt, Vortragsankündigung 2010.
  2. Quelle: Burghardt, Werner: Das Vestische Lagerbuch von 1660, Hrsg. Historische Kommission für Westfalen, Münster 1995 ISBN 3-402-06813