Hilfssprache für die genealogische Forschung (Kekule von Stradonitz)/E-Book

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
< Hilfssprache für die genealogische Forschung (Kekule von Stradonitz)
Version vom 26. Mai 2011, 12:47 Uhr von SMuennich (Diskussion • Beiträge) (kursiv)
(Unterschied) ← Nächstältere Version • aktuelle Version ansehen (Unterschied) • Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen


GenWiki - Digitale Bibliothek
Hilfssprache für die genealogische Forschung (Kekule von Stradonitz)
Autor(en):Stephan Kekule von Stradonitz
Titel:Über den Nutzen einer internationalen Hilfssprache für die genealogische Forschung
Untertitel:Vortrag, gehalten in der Hauptversammlung des Vereins am 6. März 1909 von Dr. Stephan Kekule v. Stradonitz
in:Mitteilungen der Zentralstelle für deutsche Personen- und Familiengeschichte 6
Ort:Leipzig
Jahr:1910
Seiten: S. 27–38
GenWiki E-Book
Editionshinweise zum E-Book:
Das Digitalisat (DjVu) dieses E-Books können Sie hier herunterladen.
Zur Druckversion des Textes gelangen Sie in der linken Navigation unter „Werkzeuge“.
Benutzerhinweise zu E-Books
  • Sperrschrift in der Vorlage wird kursiv dargestellt.
Kekule hilfssprache.djvu
fertig
Dieser Text wurde zweimal anhand der angegebenen Quelle korrekturgelesen.


Über den Nutzen einer internationalen Hilfssprache für die genealogische Forschung.

Vortrag, gehalten in der Hauptversammlung des Vereins am 6. März 1909 von Dr. Stephan Kekule v. Stradonitz.

      Der Gedanke der künstlichen Schaffung einer Weltsprache, d. h. einer Sprache, mittels derer sich die Angehörigen verschiedener Sprachgebiete untereinander leicht verständigen können, ohne, wie bisher, gezwungen zu sein, eine andere fremde Sprache als eben diese Weltsprache zu erlernen, ist schon recht alt. Bedeutend älter, als man meinen sollte, da doch erst der neuzeitliche, gesteigerte Verkehr das Bedürfnis nach einer solchen zu einem tatsächlich brennenden gemacht hat, indem in früheren Zeiten das Lateinische als die internationale Hilfssprache der gelehrten Welt herrschend war und auch dem Bedürfnisse jener Zeiten völlig genügte, indem nachher das Französische als wenigstens die internationale Diplomatensprache im gewissen Sinne die Rolle einer internationalen Hilfssprache spielte.

      Schon der Pfalzbayer Johann Joachim Becher, ein Chemiker, der in der Mitte des 17. Jahrhunderts lebte, hat „von einer allgemeinen Sprach und Schrift“ gehandelt. Nach ihm hat der neuerdings durch Rostands Dichtung allgemein bekannt gewordene Cyrano de Bergerac von einer Ursprache geträumt, die allen Menschen angeboren sei, allen Menschen also gestatte, sich untereinander und auch mit den Tieren zu verständigen. Ungefähr gleichzeitig mit Leibniz, also vor Becher und Cyrano, hat der Engländer John Wilkins, einer der Begründer der Royal Society in London, in einem Essay eine für alle Nationen lesbare und für den Ausdruck aller Sprachen taugliche Universalsprache zu begründen versucht, und Leibniz selbst hat in seiner gelehrten Weise eine Schaffung eines internationalen Zeichensystems erstrebt, eine Art Sprachmathematik mit Zahlen, Buchstaben usw. als Begriffszeichen.

      Schon allein diese Namen gelehrter und feiner und zum Teil weltberühmter Köpfe sollten allen denen zu denken geben, die in der Gegenwart

kurzerhand und grundsätzlich die Möglichkeit der Schaffung einer internationalen, künstlichen Hilfssprache ablehnen zu sollen meinen.

      Wo das Bedürfnis der gebildeten Menschheit ein so in die Augen springendes ist, wie in der Gegenwart nach einem internationalen Verständigungsmittel, kann es nicht fehlen, daß der erfinderische Menschengeist schließlich auch das Mittel findet, um dieses Bedürfnis zu befriedigen, wenn er es nicht bereits gefunden hat. Und theoretische Erwägungen, die darin gipfeln wollen, zu sagen: das Bedürfnis erkennen wir an, aber das Mittel zu dessen Befriedigung gibt es nicht, haben sich noch immer als kurzsichtig erwiesen.

      Bei internationalen Kunstsprachen wird man nun unterscheiden müssen zwischen einer solchen, die nur zur Verständigung durch Zeichen und auf schriftlichem Wege, und einer solchen, die auch zur Verständigung auf mündlichem Wege dienen soll. Letztere ist naturgemäß das erstrebenswerte Ideal. Ehe darauf aber näher einzugehen ist, scheint es mir wichtig, darauf hinzuweisen, daß internationale Zeichen als Verständigungsmittel auf manchen Gebieten des menschlichen Wissens schon so allgemein verbreitet und auch so ausgebildet sind, daß man auf ihnen sehr wohl bereits von dem Bestehen einer internationalen Zeichenhilfssprache sprechen kann.

      So zunächst auf dem Gebiete der Mathematik.

      Der Mathematiker spricht, um nur von landläufigen Begriffen zu reden, von einem Sinus, einem Kosinus, einer Tangente und einer Kotangente. Er spricht von einem Logarithmus und einer Zahl Pi. Es fällt ihm nicht ein, für Pi jedesmal zu sagen: die Ludolffsche Zahl, noch weniger diese selbst, nämlich 3,1428 usw., einzusetzen. 2 r π ist der Umfang, r²π der Flächeninhalt eines Kreises mit dem Halbmesser r; das weiß jeder höhere Schüler und sieht dieser Zeichengruppe sogar sofort die Bedeutung an.

      Die Worte „Sinus“ und „Kosinus“, „Tangens“ und „Kotangens“, „Logarithmus“ werden überall herkömmlicherweise in „log“, „sin“, „cos“ usw. abgekürzt, und von Tokio bis San Franzisko, von St. Petersburg bis Sidney weiß jeder Mathematiker und jeder Ingenieur und jeder Techniker, wenn er die kurze Bezeichnung: log. sin. φ liest, daß hiermit der Logarithmus des sinus eines Zahlenwertes φ gemeint ist, den er in irgendeiner Tabelle nachsehen muß. Diese Abkürzungen sind allerdings nur zum Schreiben und nicht zum Sprechen. Das muß man schon unabgekürzt tun.

      Zur internationalen Zeichensprache der Mathematik gehören übrigens auch die überall bekannten Zeichen für „plus“, „minus“, „dividiert durch“

und „multipliziert mit", nämlich das Kreuz (+), der Strich (-), der Doppelpunkt (:) und das liegende Kreuz (x) oder der einzelne Punkt (.).

      Noch weit ausgebildeter ist die internationale Zeichensprache in der Chemie. In der Wissenschaft der Chemie ist es ganz allgemein eingeführt, die zahlreichen Elemente oder Grundstoffe nicht mit ihrem vollen Namen, sondern mit Abkürzungen oder Symbolen zu bezeichnen, die meist von den lateinischen Namen dieser Grundstoffe entnommen sind. So sagt man für Wasserstoff: H von Hydrogenium; für Sauerstoff: O von Oxygenium; für Quecksilber: Hg von Hydrargyron; für Blei: Pb von Plumbum; für Gold: Au von Aurum; für Silber: Ag von Argentum usw. Ja sogar die Bezeichnung für zusammengesetzte Körper stellt sich der Chemiker durch Verbindung dieser Symbole her. Statt Wasser sagt er: H2O, und zwar weiß er dabei sofort bezw. bringt es sogleich zum Ausdruck, daß reines Wasser aus Wasserstoff und Sauerstoff besteht, und zwar so, daß ein sogen. Molekül Wasser aus zwei Atomen Wasserstoff und einem Atom Sauerstoff gebildet ist. Wenn er C2H6O oder H2SO4 sieht, so weiß er sofort, daß Alkohol bezw. Schwefelsäure gemeint ist. Auf die gleiche Weise erkennt er auch ohne weiteres die Zusammensetzung des Alkohols und der Schwefelsäure. Ja er hat sich sogar daran gewöhnt, solche Formeln zu Gleichungen zu vereinen und auf diese Weise die Entstehung von sogen. chemischen Verbindungen zum Ausdruck zu bringen. Wenn er z. B. schreibt: H2SO4 + Fe = FeSO4 + 2H, so heißt das: wenn man Schwefelsäure in geeigneter Weise auf Eisen einwirken läßt, so entsteht Ferrosulfat und freier Wasserstoff. Das ist auch eine Zeichensprache, die in der ganzen Welt von allen Chemikern und Technikern verstanden wird, und sie wird, was wichtig ist, nicht nur geschrieben, sondern auch gesprochen.

      Neben diesen sogen. empirischen Formeln, die nichts weiter angeben als die qualitative und quantitative Zusammensetzung im Molekül, hat die Chemie auch noch verbesserte Formeln ausgebildet, die sogen. Konstitutionsformeln und die Strukturformeln, auf die ich jedoch nicht mehr eingehen kann. Schon zu lange habe ich von Chemie gesprochen!

      In das Gebiet der internationalen Verständigungsmittel und Zeichensprache gehören schließlich auch die Namen, Benennungen und Abkürzungen für das internationale Maß- und Gewichtssystem. Kein Mensch wird heute sagen, ein Stab sei den zehnmillionsten Teil der Länge des Viertelerdmeridians lang, sondern er wird sagen, er sei einen Meter lang. Mit Hilfe des Dezimalsystems spricht er von einem Dezimeter, einem Zentimeter und einem Millimeter einerseits, von einem Dekameter und einem Kilometer andrerseits für die Längenmaße. Durch Vorsetzen der Vorsilbe

Quadrat- bildet er die entsprechenden Flächenmaße, durch Vorsetzen der Vorsilbe Kubik- die entsprechenden Raummaße. Indem er einen Würfel von zehn Zentimetern Länge, zehn Zentimetern Breite und zehn Zentimetern Höhe ein „Liter" nannte, gewann er eine eindeutige Bestimmung für Hohlmaße und spricht nun von Dezilitern und Zentilitern einerseits und Hektolitern andrerseits. Indem er endlich das Gewicht eines Kubikzentimeters reinen Wassers bei vier Grad Celsius im luftleeren Raum ein Gramm nannte, brachte er die Gewichtseinheit in unauflösliche Verbindung mit dem Meter und schuf sich die Möglichkeit, von Dezigrammen, Zentigrammen und Milligrammen einerseits, von Dekagrammen und Kilogrammen andrerseits zu sprechen. Vollständig feststehende Abkürzungen, wie m für Meter, cm für Zentimeter, qm für Quadratmeter, cbm für Kubikmeter, l für Liter, hl für Hektoliter, g für Gramm, kg für Kilogramm usw., sichern die größtmöglichste Kürze, und auch hier kann man sagen, daß es sich um ein Verständigungsmittel handelt, das in der ganzen gebildeten Welt verstanden wird.

      Auch die Genealogie ist im Augenblick auf dem Wege, für sich eine derartige internationale und abgekürzte Zeichensprache, wenigstens für Schrift und Druck, auszubilden.

      Bei solchen internationalen Hilfsverständigungsmitteln spielt ja nicht nur die Rücksicht auf die Schaffung der Möglichkeit einer internationalen Verständigung eine Rolle, sondern auch die Rücksicht auf Einfachheit und Schnelligkeit des Schreibens und auf Kürze, Raumersparnis und daher Billigkeit des Druckes.

      Wer je mit genealogischen Tafeln gearbeitet, diese verfaßt oder gar in Druck gegeben hat, der weiß, was in dieser Hinsicht wichtig ist.

      In Rücksicht auf diese Gesichtspunkte hat sich der Verein „Herold" in Berlin, der größte, älteste und über die ersten Kräfte wie über die weitaus bedeutendste Fachbibliothek verfügende der genealogisch-heraldischen Vereine Deutschlands, ja Europas, schon seit langem angelegen sein lassen, eine genealogische Zeichensprache einzuführen. Und ich habe es veranlaßt, daß in den kommenden, den ersten Supplementband der 6. Auflage von Meyers Großem Konversationslexikon unter dem Stichworte: „Siglen, genealogische" diese genealogische Zeichensprache allgemeiner bekannt gemacht wird.

      Unter Zuhilfenahme dieser genealogischen Zeichensprache wird die wissenschaftliche Genealogie hoffentlich in der Zukunft bald allgemein, statt „geboren" zu schreiben und zu drucken, einen Stern (*) anwenden, statt „gestorben": ein Kreuz (†), statt „vermählt": zwei wagerechte Striche (=)

oder ein liegendes Kreuz (x)[GWR 1] oder ein liegendes Unendlichkeitszeichen oder eine liegende 8 (∞), statt „vermählt durch Bevollmächtigte", was es allerdings nur noch in fürstlichen Häusern gibt: pp. (per procurationem), für „gefallen": zwei gekreuzte Schwerter (X), für „getauft": eine kurze, das Wasser bedeutende Wellenlinie (~), für „legitimiert durch nachfolgende Ehe": l.p.s.m. (legitimatus per subsequens matrimonium), für „begraben": ein kleines liegendes Rechteck, das einen Sarg bedeuten soll (▭). Gedacht ist die Anwendung dieser Hilfszeichen so, daß man erst das betreffende Hilfszeichen hinsetzt, dahinter den Ort und dann sogleich in möglichster Kürze das Datum folgen läßt. Statt „geboren zu Berlin am 15. Juni 1865, vermählt zu Leipzig am 1. Januar 1900, gestorben zu San Remo am 30. November 1908" würde man also lediglich zu schreiben und zu drucken haben: „* Berlin 1865, Jun. 15., = Leipzig 1900, Jan. 1., † San Remo 1908, Nov. 30.", wobei dann durch die Einfügungen: „~ Berlin, Jun. 18." und „▭ Berlin, Dez. 5." auch noch Taufe und Begräbnisort vermerkt werden könnten. Alles, wie leicht zu ersehen ist, in völlig eindeutiger, außerordentlich kurzer und raumersparender, folglich auch billiger, und vor allem auch international verständlicher Weise, denn die Zeichen sind so gewählt, daß ihr Sinn sich ohne weiteres dem Gedächtnis einprägen und deshalb auch international verständlich sein muß.

      In dieses Gebiet der genealogischen Zeichenlehre gehören nun noch einige andere Darstellungszeichen für die beiden Grundformen der genealogischen Tafeln, nämlich die Stammtafeln und die Ahnentafeln: Darstellungszeichen, die aber auch für alle anderen Formen genealogischer Tafeln in gleicher Weise verwendbar sind und die ich zu erwähnen deshalb gerade in diesem Kreise nicht unterlassen darf. Es sind dieses:

      der senkrechte, durchgezogene Strich (|), um darzustellen, daß A mit Sicherheit als der Sohn des B erwiesen ist, wobei man A unten und B oben an den Strich zu schreiben hat;

      der senkrechte, aber unterbrochene Strich oder die senkrechte punktierte Linie, um darzustellen, daß A wahrscheinlich der Sohn des B ist;

      die senkrechte, geschlängelte Linie, um darzustellen, daß A nicht der Sohn des B ist, sondern durch eine Vermittlung von mehreren Geschlechtsfolgen des Mannesstammes von ihm abstammt;

      die wagerechte, nach oben geöffnete Klammer (Klammer unten.svg), um darzustellen, daß die beiden über der Klammer stehenden und durch sie verbundenen Personen ehelich miteinander verbunden waren;

      die wagerechte, nach unten geöffnete Klammer (Klammer oben.svg), um darzustellen, daß diejenigen Personen, die unter der Klammer stehen und durch sie verbunden sind, Geschwister sind.

      Beide Systeme dadurch miteinander verbunden, daß man eine nach oben geöffnete Klammer und eine nach unten geöffnete Klammer übereinander anbringt, stellen dann dar, daß die in der unteren Klammer stehenden Personen sämtlich Kinder des in der oberen Klammer stehenden Ehepaares gewesen sind.

      Es ergibt sich hiernach folgendes Schema für die Darstellung einer „Familie" im engeren Sinne:

Richard    Anna

Brace segment, under, end-left.png Brace segment, under, span.png Brace segment, under, mid.png Brace segment, under, span.png Brace segment, under, end-right.png
Brace segment, over, end-left.png Brace segment, over, span.png Brace segment, over, span.png Brace segment, over, span.png Brace segment, over, mid.png Brace segment, over, span.png Brace segment, over, span.png Brace segment, over, span.png Brace segment, over, end-right.png

August  Anton  Amalie  Alfred

      Dabei kann man aber auch, wenn es sich lediglich um die Darstellung einer „Familie in engerem Sinne", also der Eltern und ihrer Kinder, handelt, den Namen der Mutter unter den ihres Ehemannes schreiben und die Elternklammer weglassen. Das ergibt dann folgendes Schema:

Richard<br\> Anna

Brace segment, over, end-left.png Brace segment, over, span.png Brace segment, over, span.png Brace segment, over, span.png Brace segment, over, mid.png Brace segment, over, span.png Brace segment, over, span.png Brace segment, over, span.png Brace segment, over, end-right.png

August  Anton  Amalie  Alfred

In das Gebiet der „genealogischen Zeichenlehre“ gehört endlich auch dasjenige, was man unter „Ahnenbezifferung“ versteht.

Jeder Mensch hat bekanntlich zwei Eltern, vier Großeltern, acht Urgroßeltern, 16 Ururgroßeltern usf.

Eine Tafel, die für eine bestimmte Person die Namen aller dieser Ahnen, deren Blut in ihr zusammengeflossen ist, verzeichnet, nennt man eine „Ahnentafel“.

Dargestellt werden „Ahnentafeln“ gewöhnlich in Form von Tabellen, bei denen in der angegebenen Weise Klammern verwendet werden, also:

Fr.W.III.    Luise.
Brace segment, under, end-left.png Brace segment, under, span.png Brace segment, under, mid.png Brace segment, under, span.png Brace segment, under, end-right.png
Brace segment, under, end-left.png Brace segment, under, span.png Brace segment, under, mid.png Brace segment, under, span.png Brace segment, under, end-right.png
Brace segment, under, end-left.png Brace segment, under, span.png Brace segment, under, mid.png Brace segment, under, span.png Brace segment, under, end-right.png
Brace segment, under, end-left.png Brace segment, under, span.png Brace segment, under, mid.png Brace segment, under, span.png Brace segment, under, end-right.png
Wilhelm I. Augusta. Königin Viktoria. Prince Consort.
Brace segment, under, end-left.png Brace segment, under, span.png Brace segment, under, span.png Brace segment, under, mid-left.png Brace segment, under, mid-right.png Brace segment, under, span.png Brace segment, under, span.png Brace segment, under, end-right.png
Brace segment, under, end-left.png Brace segment, under, span.png Brace segment, under, span.png Brace segment, under, span.png Brace segment, under, span.png Brace segment, under, mid.png Brace segment, under, span.png Brace segment, under, span.png Brace segment, under, span.png Brace segment, under, span.png Brace segment, under, end-right.png
Friedrich III. Kaiserin Friedrich.
Brace segment, under, end-left.png Brace segment, under, span.png Brace segment, under, span.png Brace segment, under, span.png Brace segment, under, span.png Brace segment, under, span.png Brace segment, under, span.png Brace segment, under, mid.png Brace segment, under, span.png Brace segment, under, span.png Brace segment, under, span.png Brace segment, under, span.png Brace segment, under, span.png Brace segment, under, span.png Brace segment, under, end-right.png
Wilhelm II.

      Diese Form der Darstellung ist raumverschwendend, im Druck teuer, und gar zu beschreiben, an welcher Stelle der „Ahnentafel“ eine bestimmte Person vorkommt, ist umständlich. Bezeichnet man aber die einzelnen Plätze, die ja jede Ahnentafel aufweist, durch ein bestimmtes, ein für allemal festgesetztes Ziffernsystem, so kann man sich die ganze Tabelle sparen und braucht nur die Namen mit der entsprechenden Nummer fortlaufend untereinander zu schreiben, um zu bewirken, daß der Kenner

der betreffenden „Ahnenbezifferungsmethode“ sofort auch den Platz erkennen kann, an dem die entsprechende Persönlichkeit auf der Ahnentafel steht.

      Am meisten Aussicht auf allgemeine Annahme scheint im Augenblick eine von mir vorgeschlagene Methode zu haben, die einfach denjenigen, dessen Ahnentafel aufgestellt wird, mit 1 bezeichnet und nun von unten nach oben und von links nach rechts die übrigen Personen auf der Ahnentafel mit fortlaufenden Zahlen numeriert. Diese Methode ist völlig eindeutig, einfach und genügt allen Anforderungen. Näher kann ich darauf dieses Mal nicht eingehen, muß vielmehr auf den erwähnten Artikel „genealogische Siglen“ verweisen.

      Die angeführten Beispiele beweisen nun meines Erachtens völlig zwingend, daß internationale Verständigungsmittel mit dem Vorzug größter Kürze auf ganz verschiedenartigen wissenschaftlichen Gebieten nicht nur denkbar und möglich sind, sondern auch, daß sie sich teils bereits allgemein eingebürgert haben, teils Aussicht haben, dieses zu tun.

      Und ich betrachte diese internationalen Verständigungsmittel als Hinweise wichtigster Art darauf, daß die Schaffung und Einführung einer internationalen Hilfssprache, wie sie den Anhängern dieser Idee vorschwebt, nicht nur möglich, sondern daß auch die Zeit für eine solche Hilfssprache gekommen ist. Hierbei handelt es sich nun allerdings um etwas anderes als um die Schaffung lediglich einer Gruppe von Verständigungszeichen, die sich kaum zum Verkehr von Mund zu Mund eignen, für eine einzelne Wissenschaft oder eine einzelne Disziplin.

      Es handelt sich hier um etwas anderes und ungleich Größeres.

      Es handelt sich um eine wirkliche internationale Hilfssprache, d.h. eine künstliche Sprache, die dazu bestimmt ist, überall da auszuhelfen, wo sich aus natürlicher Vielsprachigkeit der Völker Hemmungen ergeben, deren Überwindung nur durch Erlernen einer fremden Nationalsprache möglich ist, wobei wieder deren Erlernung einen zu großen Kräfte- und Zeitaufwand erfordern würde. Es würde sich dabei um die Zwecke des internationalen wissenschaftlichen Verkehrs, des Welthandelsverkehrs, des internationalen Rechts- und Polizeiverkehrs, teilweise vielleicht auch des diplomatischen Verkehrs, jedenfalls auch des rein praktischen Verkehrs von Mund zu Mund zwischen den Vertretern verschiedener Nationalitäten bei Kongressen und Ausstellungen, für die Verhandlungen und Berichte über solche Kongresse und Ausstellungen, endlich auch um die Drucklegung internationaler Bibliographien handeln. Letzterer Punkt erscheint gerade mir, wie ich vielleicht besonders hervorheben darf, ganz ausnehmend wichtig.

      Ich glaube, daß es auf der Hand liegt, ein wie herrlicher Traum das Vorhandensein einer derartigen internationalen Hilfssprache ist. Freilich müßte sie folgenden Anforderungen genügen. Sie muß leicht verständlich sein. Sie muß in einem Minimum von Zeit erlernbar, sie muß leicht verbreitbar sein. Daß sie gestatten muß, alle nur wünschenswerten Gedanken in ihr auch unzweideutig auszudrücken, versteht sich von selbst.

      Ein großer Teil der verehrten Zuhörerschaft wird nun offenbar gerade in diesem Augenblicke zu der Frage gelangen, was eine derartige internationale Hilfssprache gerade mit der Familiengeschichtsforschung zu tun hat. Pflegt man sich doch den Begriff „Familie“, hier im weiteren Sinne, also gleichbedeutend mit „Geschlecht“ verstanden, als den engsten in folgender Begriffsreihe zu denken: Sprachgemeinschaft, Volksgemeinschaft, Staat, Land, Gemeinde, Geschlecht. Der Begriff der Sprachgemeinschaft ist der weiteste. Enger schon ist der Begriff der Volksgemeinschaft. Noch enger derjenige des Staates. Wieder enger derjenige der Landschaft. Am engsten derjenige des Geschlechtes oder der Familie im weitesten Sinne. Am engsten derjenige der Familie im engeren Sinne, der hier als ein Gegenstand der geschichtlichen Betrachtung nicht weiter in Betracht kommen kann.

      Jeder wird hier zunächst geneigt sein, zu sagen, der Betrieb einer Familiengeschichtsforschung führe doch naturgemäß nicht in die Weite, sondern in die Enge. Die Beschäftigung mit einem Geschlechte erfordere selbstverständlicherweise eine konzentrische, eine synthetische Tätigkeit. Die Aufhellung der Genealogie eines Geschlechtes von der Gegenwart rückwärts führe der Natur der Sache nach auch bei einem gegenwärtig noch so weit verzweigten Geschlechte auf einen engbegrenzten Personenkreis und schließlich auf ein gemeinsames Stammelternpaar, also schließlich auf ein engbegrenztes örtliches Gebiet, auf die eine Heimat, das eine Ursprungsland des Geschlechtes, ja sogar in eine Ursprungslandschaft, seinen einen Ursprungs- oder Ausgangsort, wenn man nur weit genug zurückgelangt. Danach müßte also die Kenntnis der Sprache dieses Ursprungslandes, dieser Ursprungslandschaft völlig genügen.

      Wozu also eine internationale Hilfssprache für den Genealogen? Worin deren Nutzen für ihn?

      Diese Einwendungen, diese Fragen scheinen gewiß berechtigt.

      In neuerer Zeit hat sich aber die wissenschaftliche Genealogie mehr und mehr der Ahnenforschung zugewendet. Sie stellt Ahnentafeln auf für Personen aller Stände, untersucht sie und erhofft davon die Lösung von genealogisch-statistischen Fragen, wie ich es ausdrücken möchte, z. B. der

des „Ahnenverlustes“, von Rassenfragen, von wichtigen Fragen der Vererbungslehre.

      Umgekehrt aber, wie die „Familiengeschichtsforschung“ im engeren Sinne, führt jede Ahnenforschung in die Breite und in die Weite. Von ganz besonders gearteten Fällen natürlich abgesehen. Bei der Vierahnenreihe angelangt, hat es der Forscher außer mit derjenigen Familie, aus welcher derjenige stammt, dessen Ahnentafel aufgestellt und untersucht wird, schon mit drei weiteren Familien zu tun. Bei der Achtahnenreihe treten noch vier weitere Familien hinzu, falls kein „Ahnenverlust" vorliegt, was hier übergangen werden kann. Bei der Sechzehnahnenreihe sind noch acht weitere Familien zum Gegenstand der Arbeit zu machen. Und so geht das fort. Bei einer Ahnentafel zu 64 Ahnen — und so weit zurück wird man oftmals, wenn nicht noch weiter, gehen müssen, um der Lösung von Fragen der vorbezeichneten Art näherzukommen — handelt es sich also neben der Familie desjenigen, dessen Ahnentafel aufgestellt wird, um nicht weniger als 63 Geschlechter. Ferner zeigt die Erfahrung, daß sobald man zu der Achtahnenreihe kommt und von dieser zur nächsthöheren Ahnenreihe aufsteigen will, meist schon Familien, die aus den geographisch verschiedensten Gegenden, ja sogar aus verschiedenen Ländern stammen, der Arbeit mehr und mehr wachsende Schwierigkeiten entgegensetzen.

      Und dabei stammen die fremden Familien, auf die man stößt, keineswegs in der Regel aus dem Gebiete einer der großen Kultursprachen, wie Englisch, Französisch oder allenfalls Italienisch. Ganz im Gegenteil. Gerade bei deutschen Personen der Gegenwart, speziell auf den Ahnentafeln des Adels, stößt man auf polnische, böhmische, niederländisch-belgische Ahnen in Menge. Auch spanische Ahnen, deren Blut durch niederländisch-belgische Vermittlung übermittelt ist, und Ahnen aus Geschlechtern der Ostseeprovinzen, für die also das Russische bei der Erforschung in Betracht kommt, kommen nicht allzuselten vor. Polnisch, Böhmisch, Ungarisch, Russisch, Flämisch, Holländisch, ja auch Dänisch, Schwedisch usw. sind Sprachen, in denen Briefe zu schreiben und Nachschlagewerke und Zeitschriftenregister verstehen zu können, der eifrige Ahnenforscher äußerst oft wünschen muß, Sprachen, die nicht zu verstehen, er ebenso häufig zu beklagen in die Lage kommt.

      Denn hierbei darf man doch auch ja nicht übersehen, daß für eine gründliche Ahnenerforschung durchaus nicht genügend sein kann, die Hilfe der großen Landesbibliothek oder des großen Staats- oder Reichsarchivs im fremden Lande auf schriftlichem Wege anzurufen, wobei man ja wohl immer hoffen darf, daß wenigstens ein Beamter eine der drei großen

Kultursprachen versteht, daß vielmehr der Ahnenforscher im fremden Lande auf die Inanspruchnahme von kleineren Bibliotheken, Provinzial- und Ortsbüchereien, von kleineren und ganz kleinen Archiven, auf die Auskunft von Standes- und Pfarrämtern angewiesen ist.

      Da stößt man dann auf unüberwindliche Hindernisse! Der Beamte des État civil einer kleinen Stadt Frankreichs versteht kein Deutsch. Der ehrwürdige Reverend eines englischen Pfarramts weder Deutsch noch Französisch. Von russischen, polnischen, böhmischen, ungarischen, spanischen usw. Pfarrämtern ganz zu schweigen. Welchen Nutzen hier für die internationale Ahnenforschung also das Vorhandensein einer sehr leichten internationalen Hilfssprache bringen könnte, welchen Aufschwung die Ahnenforschung durch ihre allgemeine Einbürgerung zur Folge haben müßte, ist gar nicht auszudenken.

      Ja noch mehr. Von äußerster Wichtigkeit sind für den Ahnenforscher die genealogischen, schon sehr zahlreich vorhandenen Bibliographien, deren fast jede große Nation schon eine hat, also systematische Verzeichnisse der vorhandenen genealogischen Bücher und Zeitschriftenaufsätze. Ich habe vor ein paar Jahren in einem ausführlichen Aufsatze „Der Handapparat des Ahnenforschers“ diese genealogisch-heraldischen Bibliographien, soweit sie in lateinischer, deutscher, französischer, englischer, italienischer und spanischer Sprache verfaßt sind, genau zusammengestellt und beschrieben. Es gibt solche Werke aber auch in russischer, polnischer, böhmischer und ungarischer Sprache für die Genealogie der betreffenden Länder. Vielleicht auch noch in anderen Sprachen für noch andere Gebiete.

      Man wolle sich freundlichst einmal einen Augenblick ausmalen, welchen Nutzen für die Genealogie als Wissenschaft, für einen wissenschaftlichen Großbetrieb in der Ahnenforschung das Vorhandensein einer großen, internationalen, allgemeinen, die genealogische Literatur aller Länder verzeichnenden Bibliographie haben würde, die in einer leicht erlernbaren, allgemein eingebürgerten internationalen Hilfssprache verfaßt ist! Ihr Vorhandensein ist für den wissenschaftlichen Genealogen ein herrlicher, in seiner Wirksamkeit noch kaum auszudenkender Traum.

      In dieser internationalen genealogischen Bibliographie würde der Genealoge jedes Landes mit Hilfe der Kenntnis der internationalen Hilfssprache sofort feststellen können, was an fremdsprachlicher Literatur über irgendeine fremde Familie vorhanden ist. Mit Hilfe der gleichen Hilfssprache würde er sich an die Bibliothek des betreffenden fremden Landes wenden können, in der die betreffenden Werke vorhanden sind. In immer der gleichen Hilfssprache würde er sich eine Übersetzung oder einen Auszug

des betreffenden fremdsprachlichen Textes besorgen lassen können. Auf Grund des so beschafften Stoffes könnte er dann wiederum in der internationalen Hilfssprache mit großen und kleinen Archiven, Standes- und Pfarrämtern korrespondieren, sich bei fremden Fachgenossen Rat holen usw. Solange die internationale genealogische Bibliographie nicht vorhanden ist, kann er auf dem gleichen Wege wenigstens korrespondieren und forschen. Die Erleichterungen, die alles dieses, die das Vorhandensein einer allgemein eingebürgerten internationalen Hilfssprache der Genealogie also, kurz gesagt, gewähren würde, kann sich die kühnste Phantasie kaum ausmalen.

      Und dabei ist noch nicht einmal erwähnt, daß die fort und fort sich steigernde Leichtigkeit des Verkehrs, das Fallen der nationalen Schranken für das Eingehen ehelicher Verbindungen, wie es die Gegenwart mit sich bringt, die Ahnentafeln zukünftiger Menschen noch viel buntscheckiger gestalten werden, als diejenigen der Menschen der Gegenwart und der Vergangenheit schon sind. Schon jetzt verzeichnen der Gothaische Hofkalender und der Grafenkalender nicht ganz wenige Träger großer deutscher Namen, die mit Griechinnen aus großen, sogen. „phanariotischen“ Geschlechtern vermählt sind. Auch eheliche Verbindungen mit Damen aus großen japanischen Adelsfamilien sind in der gleichen Gesellschaftsschicht schon vorgekommen.

      Für die Erfüllung dieses genealogisch-wissenschaftlichen Zukunftstraumes ist die einzige Grundbedingung: das Vorhandensein einer äußerst leicht erlernbaren und allgemein eingebürgerten internationalen Hilfssprache. Die allgemeine Einbürgerung ist lediglich eine Frage der Zeit und der äußerst leichten Erlernbarkeit. Die einfache Frage, die ich also zum Schlusse noch zu beantworten habe, ist daher die: Ist eine allen Anforderungen genügende internationale Hilfssprache bereits gefunden?

      Diese Frage ist m.E. schlechthin mit „ja“ zu beantworten. Das Esperanto, das der geniale Zamenhof erfunden hat, und namentlich das sogen. „Reform-Esperanto“ in der Gestalt, die ihm ganz jüngst gegeben worden ist, sind so außerordentlich einfach, daß die ganzen Regeln der Grammatik und der Wortbildung auf etwa fünf kleinen Druckseiten Platz finden. Die Wortstämme des Reform-Esperanto z.B. sind so gewählt, daß 40% aller Wörter des Lexikons allen Franzosen, Italienern, Spaniern, Engländern, Deutschen und Russen gemeinsam ohne weiteres verständlich sind. Daß jedem Franzosen 91, jedem Italiener 83, jedem Spanier und jedem Engländer je 75, jedem Deutschen 61, jedem Russen 52% der Wortstämme des Lexikons bekannt sind, so daß er nur den Rest neu zu lernen braucht.

      Diese wenigen Worte über eine bestimmte internationale Hilfssprache müssen hier genügen. Es konnte nicht meine Absicht sein, im Kampfe der internationalen Hilfssprachen, denn es sind deren mehrere vorhanden, Stellung zu nehmen. Dazu kann ich mich auch gar nicht für kompetent halten.

      Was ich durch diesen Vortrag bezwecken wollte, das war, das Häuflein der Genealogen vom Fach, die große Schaar der Familiengeschichtsforscher, die sich auch für die „Ahnen“ und nicht bloß für die „Vorfahren“ interessieren, und das Heer der Freunde der Familiengeschichtsforschung für die Idee einer internationalen Hilfssprache zu gewinnen und sie dazu aufzurufen, diese Bewegung nach Kräften zu fördern, dem zukünftigen Kulturfortschritt der Menschheit, der Wissenschaft und auch derjenigen Wissenschaft, die in diesem Kreise betrieben wird, zu großem Nutzen.





Anmerkungen der GenWiki-Redaktion (GWR)

  1. Hier wird teilweise mit Ersatzzeichen gearbeitet; vergleiche Genealogische Symbole und Zeichen.