Emden: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Standartangaben auch zu Aurich (Ostfriesland) sind in der Familienforschung ein unerlässliches Hilfsmittel zur Ermittlung vergleichbarer Lebensumstände von Vorfahren und der Anlage von [[Biografie|Biografien]].  In 20 Punkten wird hier nach der Systematik des [[Deutsches_Städtebuch|Deutschen Städtebuches]] für Genealogen, Historiker und Soziologen ein einheitlichen Zugriff auf eine Vielzahl von ortsbezogenen Informationen zur Vertiefung eigenständiger Forschung mit unterschiedlichen Hilfsmitteln gegeben.
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Version vom 27. September 2018, 10:50 Uhr

Die Standartangaben auch zu Aurich (Ostfriesland) sind in der Familienforschung ein unerlässliches Hilfsmittel zur Ermittlung vergleichbarer Lebensumstände von Vorfahren und der Anlage von Biografien. In 20 Punkten wird hier nach der Systematik des Deutschen Städtebuches für Genealogen, Historiker und Soziologen ein einheitlichen Zugriff auf eine Vielzahl von ortsbezogenen Informationen zur Vertiefung eigenständiger Forschung mit unterschiedlichen Hilfsmitteln gegeben.

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Hierarchie

Regional > Bundesrepublik Deutschland > Niedersachsen > Emden

Datei:Lokal Emden.png
Lokalisierung der Stadt Emden in Niedersachsen
Grafik, Emden Rathaus u. Innenhafen u. 1880 L.Rohbock u. Joh.Poppel

Name

  • [1] 900 Amuthon (fries.) , 1224 Emathae (Lat.), Amatha (1232), Emethen (1269), Emetha (1312-38), Emeda (1353), Emda (1401), Emutha (1312), 1346 Emmede (ndt.), Emeden (1390). [2]

Landschaftslage

In den Emsmarschen am rechten Ufer der Ems an der Mündung der Ehe. Der älteste Stadtkern war wie alle alten Dörfer der Marschlandschaft des „Krummen Hörn", das in 0,4-0,6 m Höhe liegt, auf Warften errichtet. Marschboden besteht aus fettem, von moorigen Einschlüssen durchsetztem Tonboden. Der nachgiebige Untergrund hat seit altersher die Bauweise der Stadt nachhaltig beeinflußt.

Ortsursprung

Auf dem Warf entwickelte sich im 4. bis 9. Jhdt. eine friesische Siedlung mit Viehzucht und Fischerei, die vermutlich um 800 eine karolingische Missionskirche erhielt. 1050 als Münzstätte und 1224 als Hafenort für Englandverkehr beglaubigt, erhielt sie in der Mitte des 12. Jhdts. eine Pfarrkirche zu St. Cosmas und Damian, die seit dem 13. Jhdt. mit einer Propstei verbunden war.

Stadtgründung

Der Ort wuchs durch seine günstige Lage am Ausgangspunkt der Ems- und Ledaschiffahrt und des Landverkehrs nach Dortmund, Münster und Friesoythe, sowie als Sitz weltlicher und geistlicher Oberen im 13. und 14. Jhdt. zu einer über ein einfaches Dorf hinausreichenden Bedeutung heran. In der Zeit der hamburgischen Herrschaft (1433-39 und 1448-53) übernahm er städtische Einrichtungen und erscheint seitdem, ohne daß eine Verleihung städtischen Rechts stattgefunden hat, als Stadt.

Stadtsiedlung

Bauliche Entwicklung

Aus 3 Dörfern und einem Klosterbezirk erwachsen. Das alte Emden umfaßt das Gebiet von der Großen Kirche bis zum Rathausdelft und vom alten Emsufer bis zur Lookfenne. Die Siedlung hat Gitterform. Zunächst wurde im Anfang 16. Jhdts. Mittelfaldern, dann 1570 ganz Faldern in die Stadt einbezogen und mitbefestigt. Ausbau der Befestigung um 1605-20 unter Moritz von Oraniens Festungsbaumeister Johann von Falkenburg durch Geert Ewerts Piloot und Jan van Loer mit Anlage von 8 Bastionen („Zwinger"). Die Befestigungen sind 1819 niedergelegt und die Wälle in Anlagen umgewandelt. Das Boltentor erbaut 1646, abgebrochen 1819; das Neue Tor 1596, erneuert 1645, abgebrochen 1819, das Falderntor zu Anfang 16. Jhdts., das Nordertor, in der 1. Hälfte 17. Jhdts., abgebrochen 1824; das neue Falderntor od. „Holtenpoorte" um 1570 (?), abgebrochen um 1600; das Herrentor um 1595, abgebrochen 1821.

Matthaeus Merian der Ältere 1647: Stadt Emden mit Befestigungsanlagen (8 Bastionrn)


Gebäude

Nach dem damaligen Emsufer zu war die Häuptlingsburg südl. vorgelagert. An ihrer Stelle errichtete Ulrich Cirksena 1458 einen Neubau, der 1580 und seit 1610 zum Residenzschloß ausgebaut wurde. Dies ist 1767 auf Befehl Friedrichs d. Großen abgebrochen, an der Stelle ist eine Kaserne errichtet. Die Kirche wurde als 1schiffiger romanischer Bau mit Turm im 12. Jhdt. erbaut, erste Erweiterung vor 1400, Einsturz des Westtturms 1403, vor 1453 Errichtung des Nordturms, 1455 Chorbau, vor 1500 sogenannter Trauchor und Herrenkapelle, Erweiterung derselben und des Chors von 1455 i. Jahr 1505, 1509 nördlich und südlich Seitenschiff. 1560-70 Ausbau der Süd- und Nordwest-Ecken. Der freistehende Glockenturm wurde 1861 abgebrochen. 1944 bis auf die Umfassungsmauern der Chorbauten von 1455-1509 zerstört.

In der Altstadt außerdem die Klunderburg, Ursprung Anfang 15. Jhdts., seit Anfang 16. Jhdts. Stadthaus der Familie zu Inn und Knyphausen, die sie ausbaute, 1944 völlig vernichtet, 1952 städtischer Besitz. In der Altstadt Häuser aus dem 15. Jhdt., sowie hervorragende Giebelhäuser in niederländischer Renaissance. 1944 sämtlich vernichtet. Das Dorf Groß Faldern hatte eine dem hl. Magnus geweihte Kirche und eine Häuptlingsburg, beide verschwunden, Burg seit 1409. Etwa an der Stelle der St.-Magnus-Kirche wurde 1643 bis 1648 von Martin Faber die „Neue Kirche" errichtet, ein Ziegelbau mit Sandstein nach Amsterdamer Vorbild. Kleinfaldern-Kirche zu St. Nikolaus, verschwunden, Burg desgleichen seit 1408. Mittelfaldern 1317 gegründet als Franziskanerkloster 1498 von Observanten besetzt, 1557 säkularisiert. Die im 14. Jhdt. gebaute Kirche als sogenannte Gasthauskirche erhalten, 1938 abgebrannt. Zum Teil auf Gelände des Klosters ist 1574-76 von dem Antwerpener Laurens van Steenwinkel unter der Einwirkung des von Cornelis Floris de Vriendt geschaffenen Antwerpener Rathauses das Rathaus erbaut, einer der bedeutendsten Profanbauten der Renaissance in Deutschland. 1944 bis auf die Reste des Untergeschosses der Fassade zerstört. 1941-45 wurden die Häuser der Altstadt aus der Zeit vor 1800 bis auf wenige Reste vernichtet.

Zerstörungen

  • 1. Öffentliche Gebäude: 58 (darunter 9 Kirchen, 8 Schulen, Krankenhaus, Telegrafenamt). Läden und Lagerhäuser: 476, Industrie- und gewerbliche Betriebe: 54, Einfamilien- und Miethäuser: 3.298.
  • 2. Rathaus, Große Kirche, Neue Kirche (teilweise),Klunderburg, Magazin der kurbrandenburgischen Flotte, die „Waage", das Stadtkornhaus, Bürgerhäuser des 16., 17. und 18. Jh.
  • 3. Zerstörungen etwa 199,00 ha = 66% der gesamten bebauten Fläche, 78% der Wohnfläche.
  • 4. Wohnungsbestand 17.05.1939: insgesamt 9.613, 01.11.1945: insgesamt 5862, Oktober 1950: rund 7.000. Wiederaufgebaut bzw. neu errichtet: Neue Kirche, Kath. Kirche, Altreformierte Kirche (Neubau), Schweizer Kirche (Ersatz für Große Kirche), Douwes-Stift (Neubau), Lyzeum (1952: Rathaus), Wallschule.

Bevölkerung

Erste Einwohnerzahlen

Um 1550 etwa 5.000 Einwohner (E.), 1562 etwa 8.200 E., 1570-1665: kaum mehr als 15.000 E., 1756: 6.958 E., 1760: 7.483 E., 1770: 6.943 E., 1780: 7.474 E., 1790: 8.042 Einwohner.

Seuchen

Pest zuletzt 1665 (6.000 Tote bei Jahresdurchschnitt von 700).

Bevölkerungsverzeichnisse

Berühmte Personen

  • Albert Hardenberg, Theologe, * um 1510, t Emden 1574, in Emden 1567-74.
  • Menso Alting, Prediger und Politiker, * Eelde bei Groningen 1541, t Emden 1612.
  • Johannes Althusius, Stadtsyndikus und Politiker, * in der Grafschaft Wittgenstein-Berleburg 1563, t Emden 1638.
  • Ludolf Backhuizen, Seemaler, * Emden 1631, t Amsterdam 1708.

Jüngere Einwohnerzahlen

  • 1800: 10.253 Einwohner (E.), 1811: 11.251 E., 1822: 11.371 E., 1833: 12.055 E., 1842: 11.559 E., 1852:12.473 E., 1861:12.139 E., 1871:12.288 E., 1880:13.667 E., 1885:14.019 E., 1900:16.453 E., 1915: 24.609 E., 1920: 25.994 E., 1929: 32.611 E. (mit Eingemeindung Emden-Wolthusen und Borssum), 1939: 35.202 E., 1946: 31.420 E., 1949: 37.517 Einwohner.

Sprache

  • Amtssprache bis zur Mitte 17. Jhdts. niederdeutsch, seitdem hochdeutsch; im Verkehr mit den Niederlanden niederländisch.
  • Kirchensprache seit der Reformation niederdeutsch, seit etwa 1650 wieder niederländisch, seit 1818 stärker hochdeutsch; letzte niederländische Predigt 1879.
  • Die Mundart von Emden hat sich aus den Resten des vom 14. Jhdt. an zurück-reichenden Friesisch, aus dem vom Süden andrängenden Niederdeutsch, dem vom Westen eindrängenden Groningischen und aus Einflüssen der Hansesprache zu einer eigentümlichen Sprache herausgebildet, die auf Grund des alten Friesenstolzes ein eigenartig starkes Band um alle Ostfriesen schlingt. Emden steht 1952 noch fest als Mittelpunkt in dieser Landschaft zur Mundart. [3]

Wirtschaft

Handel und Gewerbe

Emdener Binnenhandel mit Münster ab 1156, mit Dortmund ab 1280 und mit Friesoythe ab 1306 beglaubigt. Emdener Seeschiffahrt ab 11. Jhdt. im Ostseehandel, ab 1224 in London und ab 1350 in Hamburg und Bremen nachweisbar. Die hamburgische Zeit (nach 1433) brachte, wenn auch in Abhängigkeit von den Hanseaten, einen Aufschwung von Handel und Verkehr. Wesentlicher Gewinn brachte die Bestätigung des Stapelrechts durch Maximilian I. im Jahre 1494. Der große Aufschwung der Emdener Schiffahrt setzte ein unter Enno II. (1528-40), besonders seit 1536. Blüte im niederländischen Befreiungskrieg in den 70er Jahren des 16. Jhdts. Emden war zeitweise der erste Handelsplatz und auf lange hinaus die erste Reedereistadt Europas. Festigung der niederländischen Verhältnisse und infolgedessen Rückwanderung nach den Niederlanden, sowie politische Wirren, die Emden in scharfen Gegensatz zur landesherrlichen Gewalt brachten, führten einen zunehmenden Rückgang herbei. Die zeitweilige Verlegung des englischen Tuchstapels nach Emden (1564, 1580-87) blieb auf die Dauer bedeutungslos.

Dazu kam die Abwendung der Ems von den Mauern der Stadt. Äußerste opferwillige Anstrengung durch Wasserbauten konnten dem auf die Dauer nicht Einhalt gebieten. Auch die Unternehmungen der Hohenzollern (1683 Afrikanische Handels-Compagnie, 1750 Asiatische Handlungs-Compagnie, 1753 Bengalische Compagnie, 1781 Ostindische Gesellschaft) konnten für die großen Schäden keinen wirkungsvollen Ersatz bieten. Die Durchlöcherung des Stapelrechtes und dann sein Dahinschwinden halfen den Niedergang seit Mitte 18. Jh. beschleunigen. Nach vorübergehenden durch äußere Ereignisse herbeigeführten Blütejahren (1798-1800 und 1803-05) verlor Emden 1806 durch die Engländer und Franzosen 277 Schiffe, d. h. fast sämtliche Fahrzeuge. Der Handel ging immer mehr auf lokale Bedeutung zurück. Der verfehlte Schleusenbau von 1847 ließ es zu einer Besserung nicht kommen.

Auch der Anschluß an das Eisenbahnnetz 1854-56 brachte nicht den erwarteten Gewinn. Der Aufschwung Deutschlands seit 1870 brachte zunächst nach vorübergehenden Blütejahren weiteren Niedergang. Nach Ausbau des Ems-Jade-Kanals (1885), Bau des Dortmund-Ems-Kanals (1892-99) und dem vom Staat übernommenen Ausbau des Emdener Hafens (zunächst vollendet 1901), fortgeführt seit 1930), begann ein neuer Aufstieg. Es gelang, bis 1913 ein Achtel der gesamten Erzeinfuhr der rhein.-westfäl. Industriegebiete und den größten Teil der westf. Kohlenausfuhr über Emden zu lenken. Heringsfischerei 1769-1811, Heringsfischereigesellschaften seit 1872.

19. und 20. Jhdt.

Industrielle Unternehmungen in mäßigem Umfang in den ersten Jahrzehnten des 19. Jhdts. 1824: 27 Tabakfabriken (darunter viel kleine), 15 Branntweinbrennereien, 3 Bierbrauereien, 8 Zwirnfabriken, 15 Strumpfwebereien, 2 Hutfabriken, 1 Nadelfabrik, 2 Stärkefabriken, 1 Schiffswerft. 1892: 1 Papierfabrik (seit 1867), 3 Holzschneidefabriken, 1 Drahtseilfabrik, 2 Schiffswerften, 5 Tabakfabriken, 1 Senffabrik, 2 Seifenfabriken, je 1 Sauerkraut- und Konservenfabrik, 1 Häckselfabrik.

Poststraßen waren früher die überörtlichen Verkehrswege
Entfernungsangaben in Postmeilen.
1 Postmeile entsprach 1 Fahrtstunde auf ebener Strecke
Post-Charte von 1821, Helmingsche Hofbuchhdlg. Hannover

Verkehrseinrichtungen

Hauptbahnstrecke Norddeich-Rheine mit Anschluß an Emdener-Außenhafen. Die Lage im Straßennetz ist bis 1952 im ganzen seit alters gleichgeblieben. Im spätmittelalterlichen Straßennetz war Emden der Endpunkt der im Emstal verlaufenden Nord-Süd-Straße, die Poststraße des 18. Jhdts. ging bereits nordwärts über Emden hinaus. Die Fernverkehrsstraße (Bundesstraße) führt um 1952 bis unmittelbar an die Küste bei Norddeich.

Umgebungsbedeutung

Stand 1952: Die wirtschaftliche Bedeutung beruht trotz verhältnismäßig geringer Größe bei der Städtearmut Ostfrieslands stark auf dem Seehandel, der ganz überwiegend Durchgangshandel ist, die östlichen Teile Ostfrieslands sind 1952 bereits nach Wilhelmshaven ausgerichtet. In der näheren Umgebung zahlreiche Werke der Ziegelindustrie, durchweg große moderne Klinkerwerke. Nachteilig für Emden war die 1932 erfolgte Aufhebung des Landkreises Emden, der zum größten Teil mit dem Kreis Norden, zum kleinen Teil mit dem Kreis Leer zusammengelegt wurde.

Verwaltung

Rat

Seit 1442: 4 Bürgermeister, spätestens seit 1545 daneben 8 Ratsherrn, seit 1895: 1 Syndikus, seit 1853: 1 Bürgermeister und 6 Senatoren, 1952 1 Oberbürgermeister, (seit 1877), 1 Bürgermeister, 1 Stadtsyndikus, 4 Stadträte.

Gericht

Gericht ursprünglich durch die Bürgermeister ausgeübt, dann z. T. durch das städtische Niedergericht, später durch einen Stadtgerichtsdirektor nebst Stadtrichtern.

Bürgerschaft

Neben dem Rat gab es Bürgerdeputierte, seit 1574: 24. Kollegium der Vierziger 1589-1810. Seitdem Gemeinderat (conseil Municipal), 1818: 24 Stadtverordnete, 1853 Bürgervorsteher (18,1919: 24), 1934 Ratsherren (18). Die Stadt war zu Verwaltungszwecken in 5, später 6 Kluften eingeteilt, sowie seit 1808 daneben in 6 Wyken und zu militärischen Zwecken seit 1595 in 23 Kompanien.

Landesherrschaft

Landesherren

Der alte Emisgo (zuerst erwähnt um 840) und jedenfalls die daraus erwachsene Grafschaft Emisgonien hatten in Emden ihren Hauptort. Im Zuge bodenständiger friesische Landesbildungen entstand um Emden herum die "terra Emisgonia". Bis 1253 war diese Grafschaft in Hand der Grafen von Calvelage-Ravensberg, jedenfalls seit Hermann I. (1020-51), bis sie mit der Grafschaft Vechta durch die letzte Gräfin Jutta von Calvelage-Ravensberg an den Bischof von Münster verkauft wurde. Reste dieser amtsgräflichen Gewalt vermochten sich neben der bodenständigen Landesobrigkeit noch lange zu erhalten. Dies fand, als Mitte 14. Jhdts. die Gewalt der "terrae" auf die Häuptlinge überging, seinen Ausdruck darin, daß die Emdener Häuptlingsfamilie der Abdena das stiftmünstersche Drostenamt sowie auch die münstersche Propstei Emden in sich vereinigte, zuzeiten in einer Hand, zuzeiten bei verschiedenen Gliedern der Familie. Der Propst (seit 1390) und Häuptling (seit 1400) Hisko wurde 1413 der Herrschaft über Emden beraubt, die von 1413—27 an das Haus tom Brok fiel. In die Herrschaft wiedereingesetzt, regierten er und nach ihm sein Sohn Imelo bis 1433.

Dann folgt die Besetzung durch die Hamburger 1433 bis 1439 und 1448-53. Nachdem das Haus Cirksena von Greetsiel Emden inzwischen schon in Pfandbesitz gehabt hatte, folgte 1453 die endgültige Übertragung an Ulrich Cirksena, späteren ersten Grafen von Ostfriesland. Bis zu ihrem Aussterben im Jahr 1744 haben die Grafen und Fürsten von Ostfriesland, zeitweise in ihren Rechten aufs äußerste beschränkt, die Herrschaft über die Stadt innegehabt.

Kriegswesen

Wehrhoheit

Als sich die Stadt in der Revolution von 1595 weitgehend vom Landesheern unabhängig gemacht hatte, wurden aus der Bürgerschaft 23 Kompanien unter einer bürgerlichen Kriegskammer gebildet, die 1749 von Friedrich d. Großen aufgelöst wurde. Die Kompanien bestanden noch einige Zeit.

Garnison

Seit 1595 lagen in Emden niederländische Truppen, dazu - neben den 23 Bürgerkompanien - seit 1603-1744 eine Stadtbesatzung mit einem niederländischen Kommandanten. Seit 1683 eine Kompanie brandenburgischer Mariniers, später (bis 1744) 2 Kompanien Infantrie; 1744-57 das Preuß. Batl. Kalckreuth; 1763-87 6 Komp. Inf. unter dem späteren Feldmarschall de l'Homme de Courbiere, später auf 1 Komp. vermindert; 1795: 2 Komp. Inf. und 5 Schwadr. Hus. unter dem späteren Feldmarschall von Blücher; 1816: VIII. Batl. der hannoverschen Dt. Legion; etwa 1820 bis in die 30er Jahre 10. hann. Inf. Rgt. Ostfriesland, später das 10. hann. Linienbatl. Waterloo; etwa 1840-66 eine kleine Abt. des 7. hann. Inf.-Rgt. in Osnabrück; 1866-73 Stab, I. und IL Batl. des preuß. Inf.-Rgt. 78; 1873-81 Stab und I. Batl. des preuß. Inf.-Rgt. 78; 1881-89 I. Batl. des preuß. Inf.-Bgt. 78; 1911-14 IL Batl. des Fußart.-Rgt. von Hindersin; 1919-20 Abt. des Küstenwehrrgt. Wilhelmshaven. [4]

Siegel, Wappen, Fahne

Wappen Niedersachsen kreisfreie Stadt Emden.png Beschreibung:

Wappen: Das älteste Wappen zeigt wahrscheinlich über Flutwellen ein gotische "E".
Maximilian I. verlieh 1495 der Stadt Emden ein Wappen, welches seitdem gebräuchlich ist. Es zeigt in schwarzem Felde eine aus blauem Wasser sich erhebende rote Mauer mit 5 Zinnen, hinter dieser einen wachsenden Jungfrauenadler. Der Schild ist von einem stilisierten Blätterkranze umgeben, dessen obere Enden sich durch eine Krone schlingen, die im wesentlichen derjenigen des an der Urkunde befestigten Königssiegels gleicht.

Siegel: Das älteste Siegel (1427) hat im längsgespaltenen Schilde rechts einen halben Adler als Teil des Wappens der damaligen Stadtherren tom Brok, links das got. E. über Wellen. Das 1438 gebrauchte Siegel zeigt im quergeteilten Schilde oben die obere Hälfte des Löwen der Abdena, im unteren die Wellen. Über dem Schilde die wachsenden Gestalten der Stadtheiligen Cosmas und Damianus. Das von 1442 an gebrauchte Siegel hat nur die ganzen Gestalten dieser Heiligen.

Stadtfarben: Gelbrotblau.

[5]

Finanzwesen

Münzwesen

Man nimmt schon für das 11. Jh. eine Prägung von Pfennigen billungischer Art verschiedener Grafen der Landschaft an (Graf Wigman von Wigmodien (Vogt von Vreden), Hermann I. von Calveslage, u. a.). Eine „moneta in Emethen" wird urkundlich zuerst 1224 genannt. In diese Zeit gehören auch die winzigen dünnen Pfennige oder „Schuppen" mit Königsbildern oder Hand und Krummstab, letztere den Bischöfen von Münster (seit 1253?) zuzuschreiben, die im 14. und 15. Jh. durch ihre weltlichen Pröpste aus der Familie Abdena hier auch vereinzelte Dickpfennige und Groschen geprägt haben. Während der hamburgischen Herrschaft 1433-39 und 1448-53 werden Krummsteerte niederländischer Art und Teilstücke geprägt, danach von Ulrich Cirksena Flindriche. Außerdem bestand im heutigen Stadtteil Faldern eine Münzstätte des Häuptlings Wiard (1427-61). Die Grafen von Ostfriesland haben dann seit Ulrich I. weiter in Emden geprägt, bis die Stadt 1611 die gräfliche Münze sperrte und ohne im Besitz des Münzrechts zu sein, aus eigener Machtvollkommenheit zu prägen begann. Geprägt wurden in der Periode von 1623-50 Dukaten und vor allem 28-Stüber-Stücke oder Gulden niederländischer Art. In der Zeit von 1674—76 erscheinen neben Dukaten und Reichstalern wiederum in Anlehnung an die Niederlande 2 leichtere Talersorten (Albertus- und Löwentaler). Endlich sind 1687—94 ziemlich zahlreich Mark und Doppelmark oder 1/3 und 2/3 -Taler nach dem Zinnaer bzw. Leipziger Fuß geschlagen worden. Kleine Münzen von Emden gibt es ganz wenige. [6]

Stadtgebiet

Das alte Emdener Stadtgebiet einschließlich dessen von Faldern betrug 1.194 ha, wozu dann 200 ha vom Gebiet der ehemaligen Insel Nesserland und der dort eingedeichten Polder kamen.

  • Stand 1952: Eingemeindungen: Wolthusen, Groß- und Klein-Borßum 1928, Larrelt und Harsweg 1945, Uphusen 1946. Stadtgebiet 6.103 ha.

Politische Einteilung, Stadtteile

Kirchenwesen

Bistümer seit Mittelalter

Emden gehörte seit der Missionierung durch den hl. Ludgerus zum Bistum Münster. Zur Pfarrkirche St. Cosmas und Damianus gehörte eine Propstei unter dem münsterschen Archidiakonat von Friesland.

Reformation

Die Reform, wurde seit etwa 1520 durchgeführt. Nach Festigung des Kirchenwesens schloß sich die Gemeinde dem ev.-ref. Bekenntnis an. Der Einfluß der verschiedenen täuferisch gesinnten Richtungen war seit 1525 ein starker. Aus ihnen erwuchs seit Mitte 16. Jhdt. die mennonitische Gemeinde, die zuzeiten in verschiedene Richtungen zerspalten war und von der sich die Anhänger das David Joris, das Haus der Liebe u. a. deutlich abhoben. Aus der Aufnahme südniederländischer Flüchtlinge erwuchs um 1554 die franz.-ref. Gemeinde. Ein Ansatz zu luth. Gemeindebildung 1591-95 wurde unterdrückt, erst 1749 kam es auf die Dauer zur Errichtung einer ev.-luth. Gemeinde. Eine kath. Gemeinde wurde 1717 errichtet, sie gehörte anfangs zur Diözese Münster, seit 1823 zu Bistum Osnabrück. Eine altref. Gemeinde besteht seit etwa 1860, eine baptistische seit 1858.

Bekenntnisse

  • 1854: 6.499 Ref., 4.616 Luth., 442 Kath., 105 Mennoniten; 1938: 13.080 Ref., 12.350 Luth., etwa 1.800 Kath., etwa 300 Mennoniten, 150 Altref., etwa 300 Baptisten; 1950: 14.000 Ref., 18.000 Luth., 2.200 Kath., 4.800 andere.[7]

Juden

Erste Aufnahme vermutlich unter Edzard IL (1558—99). In dem ältesten erhaltenen Generalprivilegien für die ostfriesischen Juden von Ulrich II. 1645, wird in Emden nur 1 Jude genannt. Um 1620 ist die Frage strittig, ob die Stadt Emden ohne gräflichen Konsens den Juden Geleit erteilen könne, 1663 ist die Frage noch unentschieden und wird an die ordentlichen Gerichte verwiesen. 1611 und 1626 wird vom Rat eine Ausweisung der Juden verfügt, aber nicht durchgeführt, 1613 waren 16 jüdische Familien in Emden, zu denen bis 1624 noch 4 hinzukamen. Über die rechtliche Stellung der Juden siehe unter Aurich. Um 1612 sind einige portugiesische Juden nach Emden gekommen; aus dem Jahre 1649 stammen Niederlassungsprivilegien für portugisische Juden, die 1703 erneuert wurden.

Bildungswesen

Schulen

Stans 1952: Lateinische Schule erwähnt 1483, neu eingerichtet 1547; Gymnasium seit 1836. Volksschule, nachweislich schon 1495, in der Reformationszeit in eine ev.-ref. Schule übergeführt. Ev.-luth. Schule seit 1749. 1937: 7 ev. Schulen, 1 kath. und 1 jüd. Volksschule. Stadt. Real-, dann Oberrealschule seit 1886, Stadt. Oberlyzeum seit 1874. Gewerbeschule seit 1832. Handelsschule seit 1868. 1938 6 städtische Handels- und Berufsschulen. Navigationsschule seit 1782, staatl. seit 1870-1904. 1946 Gymnasium und Oberschule für Jungen zusammengelegt.

Zeitungen

  • Ostfriesische Zeitung 1812-1930.
  • Emdener Ztg. 1875 bis 1936.
  • Rhein-Ems-Ztg. 1901-63, seitdem Blatt der Ostfriesen.
  • Ostfriesische Tagesztg. seit 1935.
  • Rhein-Ems-Ztg. seit 1949.

Historische und Genealogische Quellen

Genealogische Quellen

Kirchenbücher

Adressbücher

Friedhöfe und Denkmale

Historische Quellen

Bibliografie

  • Fürbringer, L.: Die Stadt Emden in Gegenwart und Vergangenheit (1892)
  • Fürbringer, L.: Adreß- und Stadthandb. der Stadt Emden (1877).
  • Loesing, H.Gesch. der Stadt Emden bis zum Vertrag von Delfzyl 1595 (1843).
  • Höpken,J.: Zur Baugesch. der Gr. Kirche in Emden, in: Jb. der Ges. f. b. Kunst XI (1895) 172-202.
  • Ritter, F.: Zur Gesch. des Emdener Rathausbaues, Ebd. XVII (1910) 340-377; XVIII (1914) 268 f.
  • Mählmann, K.: Das Wohnhaus Alt-Emdens vom 15.-19. Jh. (1913).
  • Siebern, H.: Die Kunstdenkmäler der Prov. Hannover, Heft 15/16.
  • Die Stadt Emden. (1927).
  • Schweckendiek,C.: Festschrift zur Eröffnung des neuen Emdener Seehafens (1901).
  • Palmgren, E., Dtlds. neues Seetor im Westen (1901).
  • Heesing,P.: Gesch. des Emdener Stapelrechtes, in: Jb. der Ges. f. b. Kunst XVIII, XIX.
  • Erpenbeck, M.: Emdens Entwickl. im Bahmen der europ. Seeschiffahrt, seit Bau des Dortmund-Ems-Kanals (1928).
  • Müller,M.: Emdens Seeschiffahrt und Seehandel 1744-1899 (1931).
  • Hahn,L.: Ostfrieslands Heringsfischereien. Unter besond. Berücksichtigung der Gesch. der Emdener Heringsfischerei in 5 Jhdt. 1552-1940 (1941).
  • Houtrouw, O. G.Ostfriesland I (1889).
  • Hagedorn, B.: Ostfrieslands Handel und Schiffahrt im 16. Jh. (1910).
  • Hagedorn, B.: Ostfriesland vom Ausgang des 16. Jh. bis zum Westf. Frieden (1912).
  • Grünwald, M.: Portugiesengräber auf dt. Erde (1902).
  • Reimers,H.: Emder Volksleben vor 400 Jahren, in: Friesenalmanach (1921).
  • Bitter,F.: Zur Gesch. der Ges. f. b. Kunst, in: Upstalsboom. Bl. E. IX.
  • Rüstkammer des Emdenerer Bathauses (1861).
  • Potier, O.: Baron: Die Rüstkammer der Stadt Emden (1903).
  • Kochs,E.: Die Bibl. der Gr. Kirche zu Emden, in: Jb. der Ges. f. b. Kunst XXIV, XXV.

Bibliografie-Suche

Genealogische Bibliografie

Archive und Bibliotheken

Archive

Bibliotheken

Fußnoten

  1. Quelle: Keyser, Erich (Hrsg.): Niedersächsisches Städtebuch (1952)
  2. Literatur:P. Prinz, Über Emdens Namen und älteste Gesch. in: Jb. der Ges. i. b. Kunst XI, 61 f. (1895).
  3. Literatur: H. Janßen, Die Gliederung der Mundarten Ostfrieslands ..., in: DDG 25 (1937). W. Foerste, Der Einfluß des Nl. auf den Wortschatz der jungen ndt. Mundarten Ostfrieslands(1938).
  4. Literatur: M.Koppe, Götz und Kalckreuth inE.,in: Jb. der Ges. f. b. Kunst XIX, 69-108. H. Reimers, Aus Emdens militär. Vergangenheit, in: Festschrift zum Stahlhelmtage (1925).
  5. Literatur: G. Sello, Das Stadtwappen von Emden, in: Jb. der Ges. f. b. Kunst usw. XIV, 236-276.
  6. Literatur: Tergast, Die Münzen Ostfrieslands bis 1466 (1883). O. Meier, Die Münzen der Grafen von Ostfriesland, I, in: Jb. der Ges. f. b. Kunst 21 (1924);IIB1. f. Mzfr. (M28),Friedländer, Z. f. Num. I, 245, II 18, 157 und 270; VI, 103; Gaettens, Fund von Ludwiszcze (1934) 51.
  7. Literatur:A. Frerichs, Die Neubildung der ev.-luth. Gemeinde zu Emden (1875). N. Pleines, Kurze Gesch. der franz-reform. Kirche in Emden, in: Jb. der Ges. f. b. Kunst I, 1.

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