Briefträger

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Version vom 7. Oktober 2013, 11:04 Uhr von Bodo-stratmann (Diskussion • Beiträge)
(Unterschied) ← Nächstältere Version • aktuelle Version ansehen (Unterschied) • Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Name

Briefträger, (1895) auch Kanzleidiener, Kastellan, Postbote, Postschaffner [1]

Früherwähnungen

  • Tilgin Briefdreger [1415], Hannis Briefdreger [1417]. [2]

Postwesen im Fürstbistum Münster

Bis in das späte Mittelalter hinein übermittelten Boten Briefe direkt zum jeweiligen Empfänger. Erst Anfang des 17. Jahrhunderts wurde in Münster eine ständige Postverbindung eingerichtet. Zur Vorbereitung der Friedensverhandlungen in Münster und Osnabrück wurde 1643 ein Posthaus der Thurn und Taxischen Reichspost in Münster eröffnet. 1669 wurde außerdem die fürstbischöfliche Landespost als Wagenpost für Pakete eingerichtet, so dass drei verschiedene Posten gleichzeitig in Münster abgingen.

Haltern,Reichspost vor 1925: Landzusteller Heinrich Albers

Bestellgeld

Noch bis in die Mitte des 19. Jahrh. hinein pflegte man den Briefträgern die Gebühren für das Abtragen der Postsendungen (Bestellgeld) als Bezahlung für ihre Leistungen zu überlassen.

Reichspost

Briefträger waren um 1900 Unterbeamte der Postverwaltung, welche die bei den Postanstalten ankommenden Postsendungen den Empfängern in ihre Wohnungen überbrachten. Sie waren bei der Reichspost gegen feste Bezahlung angestellt und die Bestellgelder zur Postkasse verrechnet. Bei der deutschen Reichspostverwaltung werden um 1900 die Briefträgerstellen zu zwei Dritteln durch zivilversorgungsberechtigte Militärpersonen besetzt.

Briefträger im Landpostbestelldienst wurden seit 1881 mit Fuhrwerk ausgerüstet (fahrende Landbriefträger), um wochentäglich zweimalige und sonntäglich einmalige Bestellungen wenigstens nach den verkehrsreichern Landorten ausführen zu können, auch für eigne Rechnung zu behördlich genehmigten Sätzen Personen zu befördern. Alle Landbriefträger haben in den Ortschaften ihre Anwesenheit durch Signalpfiffe kund zu machen.

Das Publikum hat das Recht, in das Annahmebuch des Landbriefträgers die Sendungen selbst einzutragen. 1900 erstreckte sich im Reichspostgebiet der Landpostdienst auf 141,253 Landorte, in denen 663 Mill. Sendungen von 30,498 Landbestellern bestellt wurden; 2.381 fahrende Landbriefträger beförderten gleichzeitig 299,700 Personen. Im ganzen Jahr wurden 193 Mill. km zu Fuß und 19 Mill. km zu Wagen zurückgelegt. Die Kosten für die Besoldung der Landbesteller betrugen 20,3 Mill. Mk., für die Landpostfahrten 1,9 Mill. Mk. und für die Posthilfstellen 638,000 Mk.[3]

Fußnoten

  1. Quelle: Hic Leones
  2. Quelle: Schöffenprotokolle der Stadt Siegburg 1415-1662, StA Siegburg, A II/1, Bl. 3v, Bl. 8r, Bl. 10v.
    Siehe auch: W. Günter Henseler: Wörterbuch (Idiotikon) für die Schöffenprotokolle der Stadt Siegburg 1415-1662, Band 1, Kierspe 2011.
  3. Quelle: Meyers Großes Konversationslexikon. Leipzig und Wien 1905-1909.