Bommelsvitte

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Hierarchie

Regional > Litauen > Bommelsvitte

Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Kreis Memel > Bommelsvitte

Fischereihafen von Bommelsvitte. Im Hintergrund rechts der Lotsenturm, am linken Rand zwei weitere Türme, der der Katholischen Kirche (links) und der Johanniskirche (rechts).



Einleitung

Bommelsvitte, Kreis Memel, Ostpreußen


Name

Andere Namen und Schreibweisen


Namensdeutung

Fischereihafen Bommelsvitte

Der Name zeigt einen Fischerhafen an geschützter Stelle an, der auf Hafenbetrieb mit allen Facetten weist. Der Beiname Bommels bezieht sich auf einen von drei in Memel wohnenden und 1539/40 unter Herzog Albrecht angeworbenen Holländern: Herrmann van Bommeln, auch Bombel und Bommel genannt, der auch Besitzer von Tauerlauken war. 1704 wird in Russland ein Johann Friedrich van Bommel (Boemeln) aus Memel erwähnt.

  • lettisch "vieta" = Ort, Platz, Stelle, Dienststelle, Raum, Bett
  • nehrungs-kurisch "viets" = Ort, Platz, Stelle
  • "vieten" = Plätzchen (prußisch "weten")
  • "vite" = Wohnhaus aus Weidenzweigen
  • "vitin" = Spante (Schiffsrippe)
  • "vituoal" = Weidenbaum
  • prußisch "witine" = flaches Flussschiff
  • preußisch-litauisch "vyteline" = Korb, Köcher
  • "vitenis" = Rippe, das Knie eines Kahns
  • "vite-varai" = Grenzwächter
  • "vitgarnis" = Wittgarn, Fischreuse
  • "vyti" = Strick drehen, Reep schlagen
  • "vytele" = Weidengerte, Angelrute
  • "vitavoti" = bewirten
  • litauisch "vyti" = winden, drehen
  • prußisch "Witingas" = ein prußischer Anführer, der zum Orden übergelaufen war und deshalb mit wirtschaftlich einträglichen Orten belehnt wurde, nämlich den Vitten (z.B. Schaaksvitte im Samland)
  • preußisch-litauisch "bučias" = Reuse, Flüssigkeit
  • "bučiai" = die weidengeflochtene Fischreuse, Fischkorb

Der ehemalige kleine Hafen Walgum bedeutet Landestelle und weist auf Reepschlägerei. (Lage etwa dort, wo auf der Schroetterkarte "Baacken" eingetragen ist)

  • nehrungs-kurisch "valgums" = Landeplatz
  • lettisch "valgs" = Strick, Seil, Strang, feucht
  • "valgums" = Feuchtigkeit, Nässe, vor Nässe schützen

Ergänzung:

  • Im frühen Mittelalter war der Hering der meist gefangene Fisch auch in der Ostsee. Die Fischer richteten sich, wie sie es auch heute noch tun, auf die jährlichen Heringszüge ein, indem sie den Schwärmen nachzogen. An geschützten aber gut zugänglichen Buchten der Ostsee brachten diese Fischer oft die Nächte zu.Den Fischern folgten auf ihren Fangzügen Händler. Nicht nur Fischaufkäufer, sondern auch Leute, die selbst etwas verkaufen wollten: Garn, Werkzeug, Seile, Nägel, Holz, aber auch Leinen, Tuche, Bier und scharfe Getränke. Auch stellte sich fahrendes Volk ein, Gaukler, Marketenderinnen und Priester.So entstanden überall am Ufer der Ostsee auf diese Art Siedlungsplätze mit Buden, Stapelplätzen, Läden mit Ausschank, Netzböden und Salzlager.

Im Namen mancher Orte oder Stadtteile entlang des östlichen Ufers der Ostsee ist die Bezeichnung für einen solchen nur während der Fangsaison bewohnten Siedlungsplatz erhalten geblieben: Man nannte ihn damals Vitte. So unterhielten z. B. Rostocker Fischer eine solche Vitte einst im Schutze des Strehlasundes. Daraus entstand die heutige Stadt Stralsund. An der Nordküste von Rügen gibt es heute noch einen kleinen Ort namens Vitte. Und schließlich gab es eine Vitte auch im Schutz der Mündung des Kurischen Haffes. Im 14. Jahrhundert. wurde hier, wo inzwischen die Stadt Memel unter dem Deutschen Orden entstanden war, das Gebiet nördlich des Dangeflusses als Vitte bezeichnet. Dieses Gebiet zerfiel in der Folgezeit in

  • die Kleine Vitte,
  • die Große Vitte und
  • die Bommelsche Vitte

Die Kleine Vitte war die sogenannte Schloßfreiheit auf dem nördlichen Dangeufer gelegen, die Große Vitte war ein dahinter bis zur Swiane (ein Abflußbach) reichendes Bauerndorf. Die Bommelsche Vitte, woraus später die Bezeichnung Bommelsvitte entstand, war eine zum Gut Bommels (heute Groß Tauerlauken) gehörende Siedlung. Im Memel heißt der nördlich des Dangeflusses gelegene Stadtteil heute noch litauisch Vitė. [5]


Allgemeine Information

  • Strandsiedlung am nordwestl. Stadtrand Memels, ca. 1,5 km vom Zentrum Memel, erstmals erwähnt 1434, mit Molenbauhof am Fahrwasser[6]


Politische Einteilung

1785 zu Groß Tauerlauken, Amtsbezirk Althof[7]
Durch Cabinetsordre vom 30. Mai 1864 von Groß Tauerlauken abgezweigt und zu einem besondern selbständ. Gutsbezirk erhoben.[8]
1916 Landgemeinde[9]
Später ein Stadtteil von Memel


Kirchliche Einteilung/Zugehörigkeit

Evangelische Kirche

Vor 1853 gehörten die deutschsprachigen Bewohner von Vitte zur Johanniskirche in Memel, die litauischsprachigen Bewohner zur Landkirche in Memel. Kurzzeitig gab es von 1853-1858 in Memel eine Parochie Vitte, die aber nicht von langer Dauer war. Nach 1858 gehörten alle Bewohner zur Johanniskirche

Kirchenbücher

Die Kirchenbücher der Parochie Vitte sind im Original in Berlin (Evangelisches Zentralarchiv Berlin). Verfilmungen sind auch bei den "Mormonen" vorhanden.

  • Taufen 1853-1858
  • Konfirmationen 1854-1858
  • Heiraten 1853-1858

Die Taufen und Heiraten der Parochie Vitte sind auch abgedruckt als Artikel "Die Parochie Vitte in Memel 1853-1858" von Heinz-Werner Tepperis in der Vereinsschrift des VFFOW "Altpreußische Geschlechterkunde", Band 28 (1998).

Katholische Kirche

Bommelsvitte gehörte zum katholischen Kirchspiel Memel.


Standesamt

Zugehörige Ortschaften

Zum Standesamt Bommelsvitte gehörten 1888 folgende Ortschaften: Bommelsvitte, Sandkrug, Süderspitze.

Zum Standesamt Bommelsvitte gehörten 1907 folgende Ortschaften: Bommelsvitte, Försterei, Mellneraggen, Süderspitze.

Standesamtsregister

Die Standesamtsregister von Bommelsvitte sind nur teilweise erhalten. Sie lagern im Litauischen Historischen Staatsarchiv in Wilna. Verfilmungen sind auch bei den "Mormonen" vorhanden.

  • Geburten: 1874, 1876-1879, 1881-1883, 1885, 1888, 1890-1895, 1897, 1899-1905, 1907-1913, 1915
  • Heiraten: 1882, 1886-1888, 1890, 1893, 1894, 1897, 1899-1900, 1903, 1905-1912
  • Sterbefälle: 1882, 1884-1894, 1896-1899, 1905, 1907-1915

Hierbei ist nicht sicher, ob die einzelnen Jahrgänge vollständig oder nur teilweise erhalten sind !


Bewohner

Bommelsvitte 2003

Große Fytte 1540

  • Dyrß, Gryle, Koplytt, Kuck, Kybarth oder Schwille, Lange, Lybitt, Nabbe, Neuberger, Plutze
  • Reuther, Saderk, Scheinka, Schkyrotz, Snotynn, Wyrpe

Kleine Fytte 1540

  • Bayer, Buntz, Dobenick, Großkopf, Grutzbauch oder Bartels, Gutjar, Kaßvath, Kleyn
  • Lapß, Perkam, Pottiger, Probst, Samytt, Schwartz, Schyffbauerynne
  • Stendt, Stenndt, Sybbe, Wyrpe

Aus den Adreßbüchern

Bearbeiter: Hanne Hellermann Eingabe: Karin Robl

Es gab auch schon vereinzelt Straßennamen in Bommelsvitte:

Die Bewohner dieser Straßen finden sich unter der entsprechenden Nummer in Bommelsvitte, da die Nummerierung der alten Hausnummerzählung von Bommelsvitte folgte.

Aus dem Ortsfamilienbuch


Schule

Zusammengefasst aus den drei Teilen (Ortschften oder Behörden, usw., Einwohner, und Strassen) der Adressbücher.

Volkschulen

1799 tritt im Schulverzeichnis an die Stelle der Litauische Kirchschule Memel diejenige auf der Vitte, zuständig für Schulkinder von Vitte, Bommelsvitte und Mellneraggen. 1830 wird in Bommelsvitte eine zweite Schule gegründet.

Vittesche Schule 1

  • 1858 Lehrer: Knopke, Meyer, Rehse

Vittesche Schule 2

  • 1858 Lehrer: Hesse, Kanter, Wohlseik

Knaben

  • 1898 Hauptlehrer: Marquardt, F., Nr.117. Lehrer: Rohde, R, No. 117, Tiedtke, O., Nr. 118.
  • 1909 Hauptlehrer: Marquardt, Friedrich, Nr.117. Lehrer: Pascherat, Friedrich, Rudat, Ernst, Dunkel, Erich

Mädchen

  • 1898 Hauptlehrer: Kohn, G., Nr.118. Lehrer: Kittel, Memel. Lehrerin: Jokuschies, Frl., Nr. 117.
  • 1909 Hauptlehrer: Kohn, Gottlieb. Lehrer: Rohrmoser, Julius. Lehrerin: Jokuschies, Ida, Meyer, Margarete.

Katholische

  • 1898 Lehrer: Schulz, Memel.
  • 1909 Lehrer: Olk, Johann.

Bommelsvittener Schulen

  • 1926 (Bommelsvitte 106a und 118) Rektor: le Coutre. Bruno, Bommelsvitte 106a. (106a)Lehrer: Bielefeldt, Franz, Dunkel, Erich, Jurschat, Anna, Kwauka, Paul, Pascherat, Friedrich, Sadowski, Traugott, Schlopsnies, Johann, Schlopsnies, Willi. (118)Lehrer: Damaske, Franz
  • 1929 (Bommelsvitte 106a und 118) Rektor: le Coutre. Bruno, Bommelsvitte 106a. (106a)Lehrer: Bielefeldt, Franz, Dunkel, Erich, Kwauka, Paul, Schlopsnies, Johann, Schlopsnies, Willy. (117)Lehrer: Sadowski, Traugott. (118)Lehrer: Damaske, Franz.
  • 1931 (Bommelsvitte 106a und 118) Rektor: le Coutre. Bruno, Bommelsvitte 106a. (106a)Lehrer: Bielefeld, Franz, Dunkel, Erich, Kwauka, Paul, Schlopsnies, Johann, Schlopsnies, Max, Schlopsnies, Willy. (117)Lehrer: Sadowski, Traugott. (118)Lehrer: Damaske, Franz.
  • 1935 (Bommelsvitte 106a und 118) Rektor: le Coutre. Bruno, Bommelsvitte 106a. (106a)Lehrer: Wegner, Emil, Schlopsnies, Max. 117(Lehrer): Sadowski, Traugott.
  • 1942 (Bommelsvitte 106a, 117-118, Nr.117 Mädchenschule) Rektor: le Coutre. Bruno, Bommelsvitte 106a. (106a)Lehrer: Paschko, Martin, Schlopsnies, Max, Schützler, Luise, Wagner, Emil. (117)Lehrer: Sadowski, Traugott


Geschichte

  • 1719: Der Krug auf der kleinen Vitte nahe dem Memelschen Stadt Thore gelegen, gehört dem Herrn David Gottschalck. Diesen Krug (Anm.: zu cöllmischen Rechten) hat der Herr Eigenthümer mit seiner Ehegattin erheirathet. Zu diesem Krug ist gar kein Land, derselbe lieget zwischen der Überfahrt, wenn Reisende von der Churischen Nehrung kommen, aber von Memel über dieselbe nach Königsberg fahren wollen und sich über das Tief des Maris Baltici, allwo sich das Churische Haff in die Ostsee stürtzet, und zwischen dem so genannten Brücken Thor der Stadt Memel; alle auß Lieff- und Churland kommende Reisende passieren diesen Krug, welcher zwar keine Einfahrt, doch aber zur Laßung der Wagen ein Großgehöft hat; in demselben aber werden nur 13 Zfr. (?) Bier und 12 staff Frantz Brandtwein, in dem kein anderer gehalten wird, jährlich verschenket, welches beydes aus der Stadt Memel genommen wird; doch ist es fast nicht glaublich, daß nicht ein weit mehreres verschenket werden sollte. Inzwischen ist Herr Eigenthümer obige seine Angabe auf Erforderung zu beschwören erböthig.Quelle:[10]

In der Grundzinß-Tabelle von Vitte sind 1782/1783 folgende Einwohner vermerkt:

Gottfried Behrendt, Wittwe Bortlow, Jurge Clemens, Bertul Dautzkur, Michel Gebhardt, Wittwe Grimmin, Schulmeister Jagszus, Michel Jogereit, Jurge Kallenowsky, Hans Krullis, Wittwe Jon Mertz, Wilhelm Neuntzig, der Fischer Schroeder, Johann Schultz, Johann Strebalis jun., Christian Unfrom, Mathes Wachowitz, Johann Wentzell, Casper Wilhelmson, Anton Zander oder Huhn.

Ferner gab es dort 3 Reifschläger: James Duncan, Stroemberg und Schwanebeck. [11]


Verschiedenes

Memeler Dampfboot

Memeler Dampfboot v. 05.12.1873, Gerichtshalle
  • 13. Dezember 1933 Goldene Hochzeit: Das Ehepaar Ansas Kairies und Anna, geb. Simoneit, Bommelsvitte Nr. 63 feiern heute das seltene Fest der goldenen Hochzeit. Das Direktorium hat ein Geschenk von 100 Lit bewilligt, das Prediger Dreßler gelegentlich der kirchlichen Feier überreichte. Der Ehemann steht im 84. Lebensjahr und ist schon ziemlich schwach und hinfällig, während die Ehefrau im 76. Lebensjahr stehend noch recht frisch und rüstig ist.


Karten

Vitte auf der Schroetterkarte (1796-1802) 1:50 000
© Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Schroetter Karte 1802, Maßstab 1: 160 000


Bommels Vitte im Preußischen Urmesstischblatt 1834
© Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
Bommels Vitte im Preußischen Urmesstischblatt 1860
© Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz


Bommelsvitte in der Gemeinde Memel in dem Messtischblättern 0292 Memel, 0293 Plicken, 0392 Schmelz und 0393 Götzhöfen (1910-1940) mit den Gemeindegrenzen von 1938
© Bundesamt für Kartographie und Geodäsie


Zufallsfunde

Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden.

Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

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Quellen

  1. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  2. Fritz Gause: Neue Ortsnamen in Ostpreußen seit 1800, Verzeichnis der Änderungen im Ortsnamenbestand der Provinz Ostpreußen (alten Umfangs) seit Beginn des 19. Jahrhunderts, Königsberg i. Pr. 1935
  3. Johannes Sembritzki, Geschichte des Kreises Memel, Memel, 1918
  4. GOV: http://gov.genealogy.net/
  5. Nach Viktor Kittel, Westerland auf Sylt
  6. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  7. Johannes Sembritzki, Geschichte des Kreises Memel, Memel, 1918
  8. Johannes Sembritzki, Geschichte des Kreises Memel, Memel, 1918
  9. Johannes Sembritzki, Geschichte des Kreises Memel, Memel, 1918
  10. Generalhufenschoß 1719-1766, Schulzenamt Memel, Special Protocoll 1719, Buch Nr. 2, Staatliches Archivlager, Göttingen, 1962
  11. Haupt-Pacht u. Rechnungsbuch der Domaine Althoff-Memel 1782/83,Seite 7/8