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Es ist anzunehmen, dass die gemeinsame Protosprache etwa um 9000 bis 11000 v. Chr. existiert hat.
 
Es ist anzunehmen, dass die gemeinsame Protosprache etwa um 9000 bis 11000 v. Chr. existiert hat.
  
Quellen: 1) Neue Forschung von Andrée Sophie Peterburs (2020), 2) Siehe ferner Literaturverzeichnis.   
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Quellen: 1) Andrée Sophie Peterburs (2020), 2) Siehe ferner Literaturverzeichnis.   
  
  

Version vom 23. Oktober 2020, 20:17 Uhr

  • Name: Andrée Sophie Peterburs
  • Benutzername: Peterbories (= Der Name Peterburs im 18. Jhdt. im Dorf Delbrück bei Paderborn. Die Vokale i und e werden getrennt ausgesprochen)
  • Wissenschaftliche Forschungen: Indogermanische Sprachwissenschaft; Beiträge zur Rekonstruktion und Erforschung der indoeuropäischen, der uralischen und der indo-uralischen Protosprache; Erforschung der Sprachgeschichte Afrikas, Schwerpunkt: Khoisan-Sprachen; Niederdeutsche Sprachwissenschaft; Beiträge zur Erforschung der sassischen/niederdeutschen Sprachgeschichte; Historische Grundwissenschaft, Genealogie; Geschichte.

Themenschwerpunkte auf dieser Seite:

Historisch-Vergleichende Sprachwissenschaft, Proto-Indoeuropäisch-Proto-Uralische Etymologien, Niederdeutsche Sprachwissenschaft, Sprachgeschichte, Hinweise und Empfehlungen zur korrekten Rechtschreibung der niederdeutschen Sprache, Betrachtung des Geesthachter bzw. lauenburgischen Platts, Historische Grundwissenschaft, genealogische Forschungen, Auswertungen und Transkriptionen von Primärquellen, wissenschaftliche Beiträge zur Orts- und Familiengeschichte (Schwerpunkt: Norddeutschland), Ortsfamilienbuch (OFB) Geesthacht (Geest-Hagd/Hachd) 1570 bis 1800.


Reconstruction: Proto-Indo-Uralic (Proto-Uralo-Indo-European), 9000 B.C.:

* MiC(V) yegem h3okemi. TiC(V) kayVm, h1engCVm, wedem miCenga deh3eti. H1aćemi.

"I see ice. You bring to me sunshine, fire (heat), water. I dwell (am)."

"Ik see/sai dat Ies. Du bringst to/tau mi Sünnenschien, Füür (Hit), Woter. Ik woon (bin)." (Low German/Saxon)

Remarks:

1) *yege "ice", *kayV "sunshine", *h1engCV "fire", *wede "water" plus accusative *-m.

2) *miCenga "to me" = *miC(V) "I" plus allative *-ng(a) (*-nga/-ga/-ya ?).

Reconstruction: Proto-Indogermanisch (Proto-Indo-European), 4000 B.C.:

* H1eǵ(om) pro leubhod gweiH3mi/gwiH3woH2, ar H1esmi.

"I live for LOVE, therefore I am."

"Ik lääv för de Leevde, dorum bin ik." (Low German/Saxon)

Reconstruction by Andrée Sophie Peterburs


Beiträge auf dieser Seite:

Vorwort und kurze Einleitung

1. Proto-Indo-Uralisch: Der gemeinsame Ursprung der indogermanischen (indoeuropäischen) und der uralischen Protosprache

2. Die Geschichte der sassischen/niederdeutschen Sprache. Vom Proto-Indoeuropäischen und Proto-Germanischen zum Altsächsischen bis zur Neuzeit. Sprachdenkmäler und Beispiele zur Geschichte der sassischen/niederdeutschen Sprache. Beispielsätze Geesthachter bzw. lauenburgisches Platt.

3. Ortsfamilienbuch/OFB Geesthacht (»Geest-Hagd«) 1570–1800 und Studien zur Prosopographie, Genealogie und Lokalgeschichte in ausgewählten Regionen des niederdeutschen Sprachraumes

4. Etymologie des Ortsnamens Hachede

5. Verwendete Archive

6. Literatur (Auswahl)


Vorwort

Auf dieser Seite sind in einer kurzen Übersicht und Zusammenfassung meine Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der Sprachwissenschaft, Geschichte und der Genealogie dargestellt. Bei den Forschungen wende ich nur anerkannte wissenschaftliche Methoden an. Spekulationen, die nicht auf seriöser wissenschaftlicher Arbeit beruhen (etwa die vaskonische Hypothese), lehne ich ab. Anzumerken ist, dass ich seit den 1990er Jahren bis heute keine überzeugenden Beweise für die nostratische Protosprache gefunden habe. Vielmehr bin ich zu dem Ergebnis gekommen, dass sichere Beweise für die nostratische Hypothese wohl nie erbracht werden können. Die von Dolgopolsky, Greenberg et al. teilweise abenteuerlich zusammengewürfelten Wortvergleiche sind als Forschungsansatz ungeeignet. Vielleicht bringen zukünftige Forschungen Licht ins Dunkel.

Nach der Revision (2020) meiner Forschungsergebnisse kam ich zu dem Schluss, dass dort zumindest erbrachte Beweise sein können für einen gemeinsamen Ursprung der indoeuropäischen Grundsprache und der uralischen Grundsprache. Somit lohnen sich weitere Forschungen auf diesem Gebiet, um die Vorgeschichte und Entwicklung der uralischen und der indoeuropäischen Protosprache zu erhellen.

Hamburg, 30.9.2020

Andrée Sophie Peterburs


Kurze Einleitung:

Zu Beginn des Neolithikums wurden die nacheiszeitlichen mesolithischen Jäger und Sammler ab etwa 5500 v. Chr. von den aus dem Karpatenbecken stammenden und nach Mitteleuropa eingewanderten Ackerbauern (Bandkeramische Kultur, LBK) verdrängt oder assimiliert. Aufgrund der nachgewiesenen genetischen Verwandtschaft dieser LBK Kultur mit der mediterranen Cardial-Kultur, beide Gruppen verbreiteten den Ackerbau und die Viehzucht in Europa und hatten gemeinsame Vorfahren, die von der Balkanhalbinsel stammten, ist es wahrscheinlich, dass durch die Ausbreitung der LBK Kultur eine mit dem Baskischen verwandte Sprache in Mitteleuropa verbreitet wurde (siehe Olalde et al.: A Common Genetic Origin for Early Farmers from Mediterranean Cardial and Central European LBK Cultures, Oxford University Press, 2015).

Anmerkung: Meine Vermutung, dass im vorindoeuropäischen Europa die Sprachen der ersten Ackerbauern zu einer Sprachfamilie gehörten, deren letzter Vertreter heute das Baskische ist, stützt sich allein auf der oben genannten genetischen Verwandtschaft (DNA-Analysen) der Ackerbauern!

Im 3. Jahrtausend v. Chr. gab es weitere kulturelle und genetische Veränderungen. Durch die Ausbreitung der Schnurkeramik, stark durch Kultur und Einwanderer aus den Steppen Südrusslands beeinflusst, wurde die proto-indoeuropäische Sprache in Europa verbreitet (siehe Krause, J.: Die genetische Herkunft der Europäer - Biologische Anpassung und Mobilität in der Vorgeschichte, Jahresbericht Max-Planck-Gesellschaft, Jena 2016).

Nach der Völkerwanderungszeit wurden ab dem 7. Jhdt. n. Chr. die von den germanischen Stämmen verlassenen Regionen durch eingewanderte slawische Stämme neu besiedelt. Im heutigen Kreis Herzogtum Lauenburg zeugen noch zahlreiche Flur- und Ortsnamen von den slawischen Siedlungen. Im Ratzeburger Zehntregister von 1230 finden sich neben den altsächsischen Ortsnamen wie Hagede (Hachede), Wort (Worth), Toschope (Tespe, Tesperhude) auch zahlreiche slawische Ortsnamen wie Crukowe (Krukow), Coledowe (Kollow), Lutowe (Lütau), Linove (Linau).


1. Proto-Indo-Uralisch: Der gemeinsame Ursprung der indogermanischen (indoeuropäischen) und der uralischen Protosprache

Das Proto-Indoeuropäische (Proto-Indo-European, PIE) und das Proto-Uralische (Proto-Uralic, PU) teilen eine Reihe von Gemeinsamkeiten, die auf eine entfernte genetische Verwandtschaft schließen lassen. Unabhängig davon bezeugen Lehnwörter, dass es noch in jüngerer Zeit Sprachkontakte zwischen beiden Sprachfamilien gegeben hat. Als Beispiel für den gemeinsamen Ursprung dienen folgende 35 Gleichungen aus Wörtern, die keine Lehnwörter darstellen, sondern Erbwörter sind:

PIE *h1nomn = PU *nime "Name".

PIE *mesg- "ins Wasser tauchen" = PU *mośki- "waschen".

PIE *wodr = PU *wete "Wasser".

PIE *pel- "fließen" = PU *pulV- "fließt sprudelnd".

PIE *h2ekw- "Wasser, Fluss" = (?) PU *uŋa- (unsichere Rekonstruktion) "strömen, fließen" (< *Vnk-, *HV(n)k- ?).

PIE *yeg- "Eis" = PU (FU) *jäŋe "Eis", PU *jäkše "kühl, kalt werden".

PIE *h1ngw- "Feuer" = PU *äŋ- "brennen".

PIE *peh2ur (*peh2-) "Feuer" = PU *päwä- "erwärmen, erhitzen, warm halten" (ursprünglich onomatopoetisch: *pVw-/*pVh2- "heiße Luft blasen/wehen" ?), vgl. auch PU *päxi-, *päji- "kochen, sieden".

PIE *(s)koitros "hell, klar" (< *kei- "leuchten, scheinen"?) = PU *kaja "Sonne".

PIE *penkwe "fünf" = PU *piŋз "Handfläche, Handvoll".

PIE *ḱomt- "Hand" (*deḱmt < *de-ḱomt) "zehn, zwei Hände" = PU *käme- "Handfläche".

PIE *dnǵhu- "Zunge" = PU *ńakćimi "Kieme, Gaumen" (< *ńa(ŋ)k-).

PIE *(s)pei- "spitz, scharfer Punkt" = PU *pije "Feuerstein" (spitzer Rohstoff, Steinwerkzeug).

PIE *ḱes- "schneiden" = PU *kečз "Messer".

PIE *kes- "kämmen, kratzen" = PU *keśV- "reißen, schälen".

PIE *sek- "schneiden" = PU *ćäŋkV- "brechen, abbrechen, trennen".

PIE *h2el- "wachsen, nähren" = PU *älз "erhöhen, heben, großziehen".

PIE *h1es- "sein" (abgeleitet von *h1es- "sitzen"!) = PU *aći- "bleiben, sitzen, wohnen".

PIE *bhel- "schwellen" = PU *paljV "viel, dicht, dick".

PIE *bhenǵh- "wachsen, zunehmen" = PU *puŋka (poŋka) "geschwollenes/ausgedehntes Objekt".

PIE *menhx- "treten, stampfen" = PU *mene- "gehen".

PIE *ǵhengh- "gehen, schreiten" = PU *kaŋ(k)з- "klettern, aufsteigen".

PIE *h1ei- "gehen", *h1eig- "bewegen" = PU *j- "in Bewegung sein", mehrere Verben für Bewegung mit anlautendem *j-: z. B. *jomV-, *jakka-, *juta- "gehen", jVkV- "kommen".

PIE *(s)neg- "kriechen, schleichen" = PU *ńiŋe "Made, Wurm".

PIE *kwel- "drehen, biegen, herumbewegen" = PU *kVlV "Bandwurm".

PIE *deh3- "geben" = PU *toɣi- "bringen".

PIE *seh2- "erfüllen, sättigen" = PU *saɣi- "erreichen, bekommen".

PIE *sek- "austrocknen, versiegen" = PU *čoka- "trocken werden, sinken (Wasserstand)".

PIE *mer- "zerreiben" = PU *mura- "brechen".

PIE *weǵ- "wach sein, stark sein" = PU *wäki "Kraft, Stärke".

Personalpronomen:

1. Person: PIE *h1eme-, *-mi "ich" = PU *minä "ich", *me "wir"; 2. Person: PIE *te- "du" = PU *tinä "du", *te "ihr" (2. Pers. Pl.); 3. Person Sg.: PIE *so- = PU *sä-n, *-sä.

Demonstrativpronomen:

PIE *te-/*to- = PU *tä- "dieser, diese, dieses".

Interrogativpronomen:

PIE *kwos = PU *ku, *ko "wer".

Kasussuffixe:

Akkusativ: PIE *-m = PU *-m; Ablativ: PIE *-d = PU *-ta

Lautgesetze:

Beachte, dass die Laryngale PIE *h2, *h3 intervokalisch dem proto-uralischen Laut *ɣ entsprechen. Die anlautenden Laryngale blieben dagegen im Proto-Uralischen nicht erhalten. Die Spiranten PIU *ć, *č, *s, *ś blieben im Proto-Uralischen erhalten, werden im PIE aber nur durch *s vertreten. Die Nasale *m, *n und die Liquide *r, *l und die Halbvokale *y, *w blieben unverändert in beiden Protosprachen. Die stimmhaften Verschlusslaute *b, *d, *g sind im Proto-Uralischen mit den stimmlosen Verschlusslauten *p, *t, *k zusammengefallen.

Besonderheiten:

PIE *h3ekw- "Auge, sehen" = PU *koke- "sehen" (*Hoke- > *koke-: Assimilation!!).

PIE *ǵep-, *ǵ(y)eu- "essen, kauen" = PU *sewe- "essen, kauen" (Palatalisierung: < *k'ewe-).

PU *ŋ(k) < *nk/*ng = PIU *(n)k/*(n)g.

Übersichtsliste der Lautvertretungen:

PIU *p, *b = PIE *p, *b, *bh = PU *p

PIU *t, *d = PIE *t, *d, *dh = PU *t

PIU *k, *g = PIE *k, ḱ, g, ǵ, gh, ǵh, = PU *k

PIU *ć, *č, *s, *ś = PIE *s = PU *ć, *č, *s, *ś

PIU *m = PIE *m = PU *m

PIU *n = PIE *n = PU *n

PIU *l = PIE *l = PU *l

PIU *r = PIE *r = PU *r

PIU *w = PIE *w = PU *w

PIU *y = PIE *y = PU *j

PIU *h1(?) = PIE *h1 = PU - (nicht erhalten)

PIU *hx (h2?, h3?) = PIE *h2, *h3 = PU * - (im Anlaut nicht erhalten), *ɣ (intervokalisch)


Rekonstruktion: Proto-Indo-Uralisch (Proto-Uralo-Indo-Europäisch), 9000 v. Chr.:

* MiC(V) yegem h3okemi. TiC(V) kayVm, h1engCVm, wedem miCenga deh3eti. H1aćemi.

"I see ice. You bring to me sunshine, fire (heat), water. I dwell (am)."

"Ich sehe Eis. Du bringst zu mir Sonnenschein, Feuer (Hitze), Wasser. Ich wohne (bin)."

Bemerkungen:

1) *yege "Eis", *kayV "Sonnenschein", *h1engCV "Feuer", *wede "Wasser" plus Akkusativ *-m.

2) *miCenga "zu mir" = *miC(V) "ich" plus Allativ *-ng(a) (*-nga/-ga/-ya ?).


Das Alter der proto-uralo-indoeuropäischen (indo-uralischen) Sprache:

Es ist anzunehmen, dass die gemeinsame Protosprache etwa um 9000 bis 11000 v. Chr. existiert hat.

Quellen: 1) Andrée Sophie Peterburs (2020), 2) Siehe ferner Literaturverzeichnis.



2. Die Geschichte der sassischen/niederdeutschen Sprache. Vom Proto-Indoeuropäischen und Proto-Germanischen zum Altsächsischen bis zur Neuzeit. Sprachdenkmäler und Beispiele zur Geschichte der sassischen/niederdeutschen Sprache. Beispielsätze Geesthachter bzw. lauenburgisches Platt.


2.1 Proto-Indoeuropäisch (etwa 4000 v. Chr.)

Altsächsisch, Neuniederdeutsch, Latein und Altindisch zum Vergleich:

Ik/Ek quikon (< *quiko-m) far that liof, bithiu ik/ek bium (< *bi- + *iz-m).

Ik leev/lääv för de Leevde/Leivde, daarum/dorum bin/bün ik.

Ego vivo (< *gvigv-) pro caritate, ergo sum.

Aham maitraye hi jivami (< *gwiwo-), tad asmi.

Rekonstruktion: Proto-Indogermanisch (Proto-Indo-European):

H1eǵ(om) pro leubhod (ghi) gweiH3mi/gwiH3woH2, ar H1esmi.

„Ich lebe für die Liebe (tatsächlich), also bin ich.“

Anmerkungen:

Die altsächsische Präposition for, far, fora „vor, wegen, für“ regiert den Dativ, aber auch den Akkusativ!

Zu PIE *h1eǵ (< *h1weǵ ?, *h1nǵ ?) „ich“ vgl. hethitisch uk, uga „ich“.

Zur Wurzel PIE *leubh- vgl. altindisch lubhyati „verlangt, begehrt“ und lateinisch libet „es beliebt, es gefällt“.

Lateinisch caritas ist eine Bildung aus lat. carus „lieb, teuer, wertvoll“ (< PIE *kah2-, < *keh2- „lieben, begehren“).

Altindisch maitri „Freundschaft, Güte, (wahre) Liebe (zu allen Wesen)“ ist eine Ableitung von altindisch mitra „Vertrag, Freund“ (< proto-indo-iranisch *mi-tra „Vertrag, Eid“).


2.2 Vom Proto-Indoeuropäischen zum Proto-Germanischen: Rekonstruierte Beispielsätze

H1eǵ(om) tewem, sakrom dhuH2mom ǵhutom-kwe, lubheyoH2.

Prägermanisch, Proto-Germanisch vor der 1. Lautverschiebung (ca. 1000 bis um 500 v. Chr.)

Ego(n) tego, koilokon dhoumon (stoumon) ghuton-kwe, lubhami (lubhajo).

Proto-Germanisch

Eka þek, hailagan dauman (stauman) guðan-uh, lubom (lubojo).

Neuniederdeutsch: „Ik/Ek leev di/dek hilligen Stööm (= fumus) und God (= dat Anropene/Anraupene).“

Neuhochdeutsch: „Dich, heiligen Daum (= fumus) und Gott (= das Angerufene), liebe ich.“


Text und Rekonstruktion: A. Peterburs (2019).

Vgl. u. a. Hans Krahe: Indogermanische Sprachwissenschaft, 6., unveränderte Auflage des 1. u. 2. Teils in e. Bd., Berlin, New York, de Gruyter, 1985.


2.3 Nordseegermanische Merkmale (Ingwäonismen) im Englischen, Friesischen und Niederdeutschen

Die Merkmale des Nordseegermanischen, einer sprachlichen Einheit von germanischen Stämmen an den Küstenregionen der Nordsee (Nordseegermanen, Ingwäonen im 1. Jhdt. n. Chr.), Vorläufer des Altenglischen, Altfriesischen und Altsächsischen, finden sich heute vorwiegend im Englischen und Friesischen und in Resten im Niederdeutschen.

Beispiele

Neubildung beim Personalpronomen: englisch he; niederdeutsch he; vgl. dagegen nhd. er

Wegfall des Nasals vor Frikativ: engl. five, goose, us; niederdt. fief, Goos, us; vgl. dagegen nhd. fünf, Gans, uns

R-Metathese: engl. burn, thirty; niederdt. bernen, dertig; vgl. dagegen nhd. brennen, dreißig

Palatalisierung und Zetazismus: engl. chafer; niederdt. Sever; vgl. dagegen nhd. Käfer


2.4 Das Vaterunser auf Altsächsisch (Heliand, 9. Jhd.). Dat Vadderunser up Ooldsassisch (Heliand, ut dat negende Jaarhunderd)

Siehe weiter GEDBAS


2.5 Vom Mittelniederdeutschen zum Neuniederdeutschen

Das Mittelniederdeutsche (13. bis 17. Jhdt.) entwickelte sich aus dem Altsächsischen und hatte während der Zeit der Hanse seine Blütezeit. Mittelniederdeutsch war Schriftsprache in den Amtsstuben bis ins 17. Jahrhundert. Im Gegensatz zum heutigen Neuniederdeutschen besaß das Mittelniederdeutsche noch ausgeprägt die Fälle Genitiv und Dativ, welche im Neuniederdeutschen weitestgehend verschwunden sind oder nur noch in bestimmten Wendungen gebraucht werden.

Als Beispiel der Entwicklung möge folgender Satz dienen:

Er ging zum Haus des Vogtes.

mnd.: he gink (ging) tom (to deme) huse des vagedes.

Zwei Möglichkeiten auf Neuniederdeutsch:

1) He ging to dat Huus vun den Vaagd (Vaagt).

2) He ging to'n (to den) Vaagd (Vaagt) sien Huus.


2.6 Hinweis zur Rechtschreibung der niederdeutschen Sprache

"Geiht" mit h und "oolt" mit t? Das geht gar nicht!!!

Aus wissenschaftlicher Sicht distanziere ich mich ausdrücklich von den falschen Schreibregeln des Johannes Saß. Die "SASS Plattdeutsche Rechtschreibung" ist für mich vollkommen inakzeptabel, da sie sich an der hochdeutschen Rechtschreibung orientiert, wodurch die Laute der niederdeutschen Sprache in der Schrift nicht adäquat wiedergegeben werden. Anzustreben ist stattdessen eine Schreibweise, die den etymologischen Verhältnissen und Besonderheiten der niederdeutschen Sprache gerecht wird. Die sogenannte Nysassiske Skryvwyse (Neusächsische Schreibweise) erscheint zwar zunächst als sinnvolle Alternative, ist aber aufgrund der teilweise anachronistischen und heute exotisch wirkenden Orthographie auch abzulehnen oder zumindest zu verbessern! Beispiele: "Tyd" (mit anachronistischem Y), Skip ("sk" ist ebenfalls nicht zeitgemäß in den meisten Dialekten!).


Beispiele für korrekte Rechtschreibung (etymologisch korrekt: links) versus falsche Rechtschreibung (Mitte):

nnd. Blad ("d" als auslautender Konsonant ist korrekt!) vs. Blatt (falscher Auslautkonsonant t): nhd. Blatt ("Blatt" im Hochdeutschen durch 2. Lautverschiebung auslautend mit t!)

nnd. bruukd vs. bruukt (falscher Auslautkonsonant t): nhd. gebraucht (Partizip Perfekt)

nnd. Faard vs. Fahrt (falsches Dehnungs-h und falscher Auslautkonsonant t): nhd. Fahrt

nnd. gaan vs. gahn (falsches Dehnungs-h): nhd. gehen

nnd. geit vs. geiht (falsches Dehnungs-h): nhd. geht

nnd. God vs. Gott (falscher Auslautkonsonant t): nhd. Gott

nnd. good vs. goot (falscher Auslautkonsonant t): nhd. gut

nnd. Kruud vs. Kruut (falscher Auslautkonsonant t): nhd. Kraut

nnd. luud vs. luut (falscher Auslautkonsonant t): nhd. laut

nnd. oold vs. oolt (falscher Auslautkonsonant t): nhd. alt

nnd. staan vs. stahn (falsches Dehnungs-h): nhd. stehen

nnd. Stool vs. Stohl (falsches Dehnungs-h): nhd. Stuhl

nnd. Tied vs. Tiet (falscher Auslautkonsonant t): nhd. Zeit

nnd. verteld/vertelld vs. vertelt/vertellt (falscher Auslautkonsonant t): nhd. erzählt (Partizip Perfekt)

nnd. weerd vs. weert (falscher Auslautkonsonant t): nhd. wert

nnd. woor vs. wohr (falsches Dehnungs-h): nhd. wahr

nnd. Woorheid vs. Wohrheit (falsches Dehnungs-h und falscher Auslautkonsonant t): nhd. Wahrheit


Doppelschreibung von Konsonanten und Vokalen:

Grundsätzlich sollte die Doppelschreibung nur dort erfolgen, wo sie zwingend notwendig ist!

Beispiele: "Höög", aber "Höge", "good", aber "dat Gode", "mien Vadder", aber "mine Modder", "ik sit", aber Infinitiv "sitten", "wi hebt", aber "wi hebbet".


2.7 Niederdeutsch in Geesthacht

In Geesthacht und allg. im Lauenburgischen wird das Nordniedersächsische, eine Untergruppe der niederdeutschen Sprache, gesprochen.

Für das Niederdeutsche in Geesthacht gelten folgende Merkmale:

Unter bestimmten Bedingungen erfolgte die Bildung von Diphthongen aus den Langvokalen ē und ō:

mnd. ē > ei/ai: z. B. hei/hai (statt he) „er“, sei/sai (statt se) „sie“, twei/twai (statt twee) „zwei“, sein/sain/seihen/saihen (statt seen/sehen) „sehen“.

mnd. ō > ou/au; mnd. Langvokal ö > eu: z. B. Brauder, gaud, taumaken, Kau, Keu(je), seut, Faut, Feut(e) (statt Broder, good, tomaken, Koo, Köö/Köe, sööt, Foot, Fööt/Föte): „Bruder, gut, zumachen, Kuh, Kühe, süß, Fuß, Füße“.

Aussprache

Aussprache von s + Konsonant: st, sp, sl, sm, sn, sw. Der Sibilant "s" vor Konsonanten behält seinen Lautwert und wird nicht palatalisiert!! Es heißt also "Storm, Slaap, smeren, snacken, Swien" und nicht "Schtorm, Schlaap, Schmeren, Schnacken, Schwien".

Der Langvokal "aa" wie in "daal, gaan, maken, Slaap, Snake, Water" kann als "å" (Aussprache wie das "a" im englischen Wort "law") oder als langes "o" ausgesprochen werden.


Beispiel Geesthachter bzw. lauenburgisches Platt:

Leive Greuten und allet Gaude tau'n Boordsdag (Boordsdach)! - Liebe Grüße und alles Gute zum Geburtstag!

Neddersassisch het wedder ein Hoogtaal tau warden! - Niedersächsisch hat wieder eine Hochsprache zu werden!

Hai/Hei keum ut sine Huud ni ruut. - Er kam aus seiner Haut nicht raus.

Wi bruukt/bruket nige Upklorung und Wiesheid! - Wir brauchen neue Aufklärung und Weisheit!

De/Dei Minschheid is ni in den Middelpunkt vun dat Universum sine Ethik! - Die Menschheit ist nicht im Mittelpunkt der Ethik des Universums!

De/Dei Lüüd blievt/blivet tau Huus. - Die Leute bleiben zu Hause.

De/Dei Imme raupt/raupet luud: „Dat givt/giffet kein Unkruud!“ - Die Biene ruft laut: „Es gibt kein Unkraut!“

Ik heb/hef/hev di leiv. - Ich habe dich lieb.

Mien gauden Brauder het veel tau daun. Mein guter Bruder hat viel zu tun.

De/Dei Bandriter reet (< hreet) de Rauden vun de Wilge. - Der Bandreißer spaltete die Ruten vom Weidenbaum.

De/Dei Geus fleugen över de/dei Warders. - Die Gänse flogen über die Flussinseln.

Do keum de/dei Flaud. - Da kam die Flut.

Hai/Hei is tau laat (lååt). - Er ist zu spät.

Hai/Hei het eer in de/dei Kark sain/sein. - Er hat sie in der Kirche gesehen.

Sai/Sei seeg em bi de/dei oold Aik/Eik. - Sie sah ihn bei der alten Eiche.

Hai/Hei is ain/ein klauken Vos west. - Er ist ein kluger Fuchs gewesen.

Buten is dat koold, ik heb kole/koolde Feut (< Fööt, Föte). - Draußen ist es kalt, ich habe kalte Füße.

Wi hebt/hebbet in den (in'n) Woold de gauden Bickbeern plückd (< plücked) bit laat in'n Namiddag. - Wir haben im Wald die guten Heidelbeeren gepflückt bis spät in den Nachmittag.

Sai/Sei ging alltied tau Faut. - Sie ging immer zu Fuß.

De Fru har (< harre, < hadde) lütte Feut. - Die Frau hatte kleine Füße.

Wat (< hwat) het hai segd (< segged) tau ju? - Was hat er gesagt zu euch?

Hai/Hei het in Hamborg (Hamborch) leevd (läävd) (< leved). - Er hat in Hamburg gelebt.

Ji (Jü) hebt/hebbet dat Woord höörd. - Ihr habt das Wort gehört.

Wi eten um Klock twai/twei Suurkruud. - Wir aßen um zwei Uhr Sauerkraut.

Maak (Måk, Mook) de Döör tau! - Mache die Tür zu!

Den Buur (< Buwer) sine twai/twei Keu/Keuje stunnen up de Haid/Heid. - Die zwei Kühe des Bauern standen auf der Heide.

De Kau het Water (Wåder, Woter) bruukd (< bruked). - Die Kuh hat Wasser gebraucht.

Sai/Sei is um Klock dertain wedder tau Huus. - Sie ist um dreizehn Uhr wieder zu Hause.

Dat is de gaude oold/oolde/ole Tied west. - Das ist die gute alte Zeit gewesen.

Mien Brauder sit up den (up'n) Staul. - Mein Bruder sitzt auf dem Stuhl.

Set di daal (dåål, dool) up'n Staul! - Setze dich hin auf den Stuhl!

Dat Blad falt vun'n Boom hendaal (hendåål, hendool). - Das Blatt fällt vom Baum herunter.

De Kauken is mi tau seut. - Der Kuchen ist mir zu süß.

Wi eet (äät) gliek ainen/einen gauden Kauken. - Wir essen gleich einen guten Kuchen.

Hai/Hei raupt eer tau. - Er ruft ihr zu.

Sai/Sei het verteld, dat sai/sei di an de Elv sein har. - Sie hat erzählt, dass sie dich an der Elbe gesehen hatte.

In dit Jaar (Joor) sind wi in disse Region bleven. - In diesem Jahr sind wir in dieser Region geblieben.

Sai/Sei sä/säd (< segde), dat de Duve up'n Ast sit. - Sie sagte, die Taube sitze auf dem Ast.

Ik gaa (go) tau mine Swester. - Ich gehe zu meiner Schwester.

Snake (Snoke) und Snigge sliekt tau de Beke. - Schlange und Schnecke schleichen zu dem Bach.

Wor (< hwaar) geit de Harder hen? - Wo geht der Hirte hin?

Wo (< hwo, huo) lang schal (< skal) hei teuven? - Wie lang soll er warten?

Ik feul mi gaud. - Ich fühle mich gut.

Wi künt uk witte (< hwit) Dünen sein (< seen, sehan). - Wir können auch weiße Dünen sehen.

De/Dei Gaus is upwaakd (upwookd) (< upwaked) dör den Storm. - Die Gans ist aufgewacht durch den Sturm.

Ik mut uk de/dei Rau (< Rowe) hebben. - Ich muss auch die Ruhe haben.

Dor het in olen Tiden dat Füür brand. - Da hat in alten Zeiten das Feuer gebrannt.

Sai/Sei leivde de Weld (< Werlde), beter: "Leevwesenoolde". - Sie liebte die Welt, besser: "Lebewesenzeitalter".

Wi höögt/höget uns över de/dei geistigen Dingen. - Wir freuen uns über die geistigen Dinge.

Dat Läven is meer as Äten und Drinken! - Das Leben ist mehr als Essen und Trinken!

Wat Gaudet tau äten und tau drinken is dat Scheunste! - Was Gutes zu essen und zu trinken ist das Schönste!

De Leivde und de Afsunderung (< Afsundering) sind dat Belangriekste. - Die Liebe und die Abgeschiedenheit sind das Wichtigste.

Du hest mid (< mede) mi de/dei Freukost (< Vrokost) äten. - Du hast mit mir das Frühstück gegessen.

Sei het de/dei upmaakde (upmookde) Doos Fisch ni wuld. - Sie hat die aufgemachte Dose Fisch nicht gewollt.

Wult du einen Korn hebben? - Willst du einen Korn haben?

Hebt/Hebbet Maud (< Mood) und höögt/höget ju! - Habt Mut und freut euch!

God (< PIE * ǵhutom, Geschlecht: neutrum!) het veel Sööns und Döchter. - Gott hat viele Söhne und Töchter.

God leivt de taufällige Evolution vun't Läven. - Gott liebt die zufällige Evolution des Lebens.

Achtung! Relikte des Genitivs:

Mid de/dei Leivde Goddes. - Mit der Liebe Gottes.

Achtung! Ordnungszahlen mit den Suffixen -ste und -de:

Dat eerste, twaide, sösde (sös-de!), sövende und twintigste Joorhunderd. - Das erste, zweite, sechste, siebte und zwanzigste Jahrhundert.


Quelle: Erich Ahrens und Andree Peterburs: Geesthachter Platt, Kleines Wörterbuch mit Beispielsätzen, Manuskript, Geesthacht 1990.



3. Ortsfamilienbuch/OFB Geesthacht (»Geest-Hagd«) 1570–1800 und Studien zur Prosopographie, Genealogie und Lokalgeschichte in ausgewählten Regionen des niederdeutschen Sprachraumes


Wissenschaftliche Forschung

Korrektur von fehlerhaften Sekundär- und Tertiärquellen. Neue Quellenfunde, wissenschaftliche und kritische Auswertung der historischen Originalquellen und der Sekundärquellen, wissenschaftliche Beiträge zur Personen-, Familien-, Bevölkerungs-, Sprach- und Ortsgeschichte.


Historische Regionen, Schwerpunkte 17. und 18. Jhdt.:

I. Reichskreis Niedersachsen

Nordniedersächsisches Dialektgebiet:

Raum Hamburg: Bergedorf, Geesthacht und die Vierlande, beiderstädtisch unter der Herrschaft der freien Reichsstädte Hamburg und Lübeck;

Raum Sadelbande: Brunstorf, Gülzow, Hamwarde, Hohenhorn, Lütau, Pötrau, Schwarzenbek und andere Kirchspiele im ehemaligen Hzgt. Sachsen-Lauenburg;

Raum Lüneburg: Drage, Drennhausen, Marschacht; Raum Bremen-Verden: Burweg, Himmelpforten, Horst bei Stade.

Ostfälisches Dialektgebiet: Weserraum (Engern): Boffzen im Braunschweigischen und Heinsen im Calenberger Land.

Mecklenburgisches Dialektgebiet: Alt Jabel, Lambrechtshagen, Lübtheen, Zweedorf bei Boizenburg.

II. Reichskreis Niederrhein-Westfalen

Hochstift Paderborn: Ksp. Delbrück, Elsen und Stukenbrock; Ksp. Lienen (Schwerpunkt der Ort Holperdorp) im Tecklenburger Land.

III. Kurrheinischer Reichskreis

Duderstadt, Bilshausen, Krebeck, Lindau, Renshausen und weitere Ksp. im Untereichsfeld, ostfälisches Dialektgebiet.

IV. Außerhalb des HRR

Niederpreußisches Dialektgebiet:

Germau, Heiligenkreutz und weitere Ksp. im Samland im ehemaligen Hzgt./Kgr. Preußen.

Siehe GEDBAS


Ortsfamilienbücher - verfasst von Andree Peterburs:

  • OFB Geesthacht (1570–1800), in Bearbeitung
  • OFB Hohenhorn (16.–17. Jhdt.), in Bearbeitung

Siehe GEDBAS. Anmerkung: Das OFB ist derzeit in Bearbeitung und noch unvollständig.


Einige Ergebnisse meiner Studien sind zu finden in:



4. Zur Herkunft des Ortsnamens Hachede bzw. Geesthacht (Geest-Hachd)

Der Ort Geesthacht wurde urkundlich erstmals im Jahre 1216 als „Hachede“ erwähnt. In dieser Urkunde von 1216 gewährte der Graf Albrecht von Orlamünde, Statthalter des dänischen Königs Waldemar II., den Bürgern von Hamburg an einigen Zollstätten Befreiung vom Zoll, darunter auch in Hachede. Im Ratzeburger Zehntregister von 1230 lautet der Name des Kirchspielortes „Hagede“, wobei diese Schreibweise offenbar die ältere Lautform widerspiegelt.

Die Herkunft des Ortsnamens Hacht bzw. Hagede oder Hachede (auch Haghede), wie der Ort in den Überlieferungen unterschiedlich genannt wird, kann durch die Betrachtung der überlieferten ältesten Lautform Hagede und durch Vergleich analoger Bildungen, wie etwa „Mestethi“ (= Meschede), ermittelt werden, so dass für den Ortsnamen Hagede eine rekonstruierte Form *Hagithi oder *Hagithja anzusetzen ist (so bereits Nissen (!), in: Lauenburgische Heimat, 10/1956, und in: Sonderheft Lauenburgische Heimat 31, 2017, S. 44). Zugrunde liegt eine Bildung aus der altsächsischen Flurbezeichnung *hag-: „Gehege, Hecke, Weideplatz“ und dem weitverbreiteten Ortsnamensuffix -ithi, -ithja.

Aufgrund der Namensbildung kann auf eine erste Besiedlung spätestens im 9. Jhdt. geschlossen werden. Der Name Geesthacht (Kompositum aus Geest und Hacht) erscheint erstmals im Jahre 1402 in einer Urkunde. Noch im 17. Jhdt. waren vereinzelt die altertümlichen Schreibweisen „Geisthachede“, „G(e)esthagt“ und „GeistHachd“ im Gebrauch, siehe etwa die Kirchenbücher von Gülzow (bei Lauenburg) und von Hohenhorn aus dem 17. Jahrhundert.

Die Deutung von Hans Bahlow, der im Ortsnamen Hachede ein Grundwort *hach „Schmutz-, Moorwasser“ sieht und dazu die Gewässernamen Hache bei Syke und Hachel (zur Wipper) sowie die Ortsnamen Hachen, Hachsiek und Hachum vergleicht (Bahlow, ON. S. 190 und Bahlow, Deutsches Namenlexikon, S. 196), dürfte dagegen falsch sein, weniger aus semantischen, sondern eher aus phonetischen und lexikalischen Aspekten.

Nicht haltbar erscheinen außerdem zwei Deutungsversuche, in denen Bildungen aus den Wörtern "Hag" und "Heide" oder "Hoch" und "Heide" angenommen werden. Im ersten Fall von "Hag-Heide" wäre von einer altsächsischen Konstruktion * hag-hetha auszugehen, die aber über mittelniederdeutsch *hag-heide zu einem heutigen Ortsnamen * Hacheid(e) führen müsste. Im zweiten Fall von "Hoch-Heide" wäre von einer altsächsischen Form * hoh-hetha auszugehen, die über mittelniederdeutsch * hocheide zu einem heutigen Ortsnamen * Hocheid(e) führen müsste. Im Ratzeburger Zehntregister von 1230 heißt der Ort aber Hagede! Somit widersprechen die beiden Deutungsversuche den tatsächlichen Lautgesetzen und Lautentwicklungen. Hingegen führt altsächsisch *hag- plus Suffix -ithi (Hagithi) problemlos zu einer späteren Form Hagede, wie sie im Jahre 1230 im Zehntregister zu finden ist, woraus sich (den Regeln entsprechend und erwartbar) die heutige Form Hagt, Hacht ergibt. Anzumerken ist noch, dass der Wechsel von "g" zu "ch" allgemein zu beobachten ist vor allem im Auslaut . Vergleichbar ist hierzu der Wechsel von "g" zu "ch" etwa bei dem Wort für "Gehegezaun": mittelniederdeutsch "hachtun" gegenüber mittelniederdeutsch "hagetun".

Autor: Andree Peterburs



5. Verwendete Archive

Bistumsarchiv Hildesheim, Erzbistumsarchiv Paderborn, Evangelisches Zentralarchiv in Berlin (EZA), Kreisarchiv Herzogtum Lauenburg, Landeskirchliches Archiv Bielefeld, Landeskirchliches Archiv Hannover, Staatsarchiv Hamburg.


6. Literatur (Auswahl)

Collinder, B.: Fenno-Ugric vocabulary: an etymological dictionary of the Uralic languages, 2., rev. ed., Hamburg 1977.

Euler, W.: Das Westgermanische von der Herausbildung im 3. bis zur Aufgliederung im 7. Jahrhundert - Analyse und Rekonstruktion, London/Berlin 2013.

Gallée, J. H.; Tiefenbach, H.; et al.: Altsächsische Grammatik, 3. Aufl., Tübingen 1993.

Lübben, A.; Walther, C.: Mittelniederdeutsches Handwörterbuch, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 1990, Nachdruck der Ausgabe Norden u. Leipzig 1888.

Mallory, J. P; Adams, D. Q.: The Oxford Introduction to Proto-Indo-European and the Proto-Indo-European World, Oxford University Press, New York 2006.

Mittheilungen des Vereins für Hamburgische Geschichte, Bd. 3, Jg. 8 (1885) u. 9 (1886), Hamburg 1885, 1886.

Prange, W.: Siedlungsgeschichte des Landes Lauenburg im Mittelalter, Quellen und Forschungen zur Geschichte Schleswig-Holsteins, (Hrsg.) Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte, Bd. 41, Neumünster 1960.


Nachtrag:

Etymologie des Familiennamens Peterburs

Der Familienname Peterburs hat seinen Ursprung in der Dorfbauerschaft Delbrück bei Paderborn. In den Delbrücker Kirchenbüchern und Protokollen der Eheberedungen lautete der Name Ende des 17. Jhdts. "Peterborius" und bis Ende des 18. Jhdts. "Peterbories" (Varianten: Peterburges, Peterburches).

Der Familienname Peterburs ist ein Kompositum aus "Peter" und "Liborius" (Borius/Bories ist Kurzform von Liborius, siehe auch Hans Bahlow, Deutsches Namenlexikon!). Der Vorname Bories (Borius, Varianten auch Borries, Burches, Burges, Burs) ist beliebter Vorname im Erzbistum Paderborn, wo der heilige Liborius verehrt wird.

Der Name Peterburs ist demnach nicht gebildet aus dem Rufnamen "Peter" und der Berufsbezeichnung Bauer (niederdeutsch Bur, Buur, plus Genitiv -s), sondern der Name ist ein Hofname ("Peterbories"), wobei Peter(s) der Familienname und Bories (Liborius) der Rufname des ersten Hofbesitzers ist.



We experience the true happiness if we are delighted about the being of things, but not if we are delighted about the having of things. The human being is not in the middle point of the ethics of the universe! It is time for the physiocentrism! All living beings are of equal worth. Everything is in the eternal cycle of becoming and passing, everything is in the ONE (τὸ ἕν), Panentheismus. The true LOVE is allways the highest good.

Wi beleevt de woor Höög, wenn wi us höögt över dat Sien vun Dingen, aver nicht, wenn wi us höögt över dat Hebben vun Dingen. De Minschheid is ni in den Middelpunkt vun dat Universum sine Ethik! Dat is Tied för den Physiozentrismus! All Leevwesen sind gliek veel weerd. Allens is in den ewigen Kringloop vun Warden und Vergaan, allens is in dat ENE (τὸ ἕν), panentheism. De woor Leevde is alltied dat höögste Good.

Andrée Sophie Peterburs