Apotheke

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Heilkunst: Unwissenheit und Volksglauben prägten im Fürstbistum Münster noch Ende des 18. Jahrhundert das niedrige Niveau der Heilkunst, die Stände sparten in den Ämtern massiv bei Bildung und Gesundheit, Apotheken waren in der Fläche auf dem Lande nicht vertreten und für Fußgänger in der Region kaum in Tagereisen erreichbar. Die Produkte für Tagelöhner unbezahlbar.

Hierarchie: Regional > HRR > Historische deutsche Staaten > Lebensumstände > Wohlfahrtspflege > Materialist > Medizinalwaren der Materialisten > Apotheke

1909 Theke der Adler Apotheke u. Drogerie des Emil Kiewitt
im Swakopmund Museum in Namibia
1909 Offizin der Adler Apotheke u. Drogerie des Emil Kiewitt
im Swakopmund Museum in Namibia
1909 Stoffregal der Adler Apotheke / Drogerie E. Kiewitt
im Swakopmund Museum in Namibia


Einleitung

Apotheken waren Bestansteil der Wohlfahrtspflege. In der Heilkunde hatte man es in der frühen Neuzeit mit drei verschiedenen Klassen zutun, nämlich zunächst

Name

  • Ableitung vom von dem Griechischen "αποθκ " und dem Lateinischen "Apotheca".
  • apoteca, für: Ladenlokal allgemein, [hier:] Schusterladen (Frankfurt Main 1293: Rosa, der Meister des Spitals zum Hl. Geist, beurkundet Zinsschenkungen des Ehepaares Knoblauch, in: Frankfurter UB I, Nr. 627, S. 313: quadraginta denarii leves [...] de apoteca sita inter calcifices apud Heroldum, quam apoteca possidet et tenet Ludewicus sutor de Sassenhusen [Sachsenhausen].);
    • "Apotheke" [Einzel- oder Gemischtwarenladen]; (Lübeck 1423, in: Veckinchusen, Nr. 354, S. 372: "Jordan op der appeteke"); vgl.: apoteca (lat.), appentecker. [1]

Bedeutung

  • 1. Bedeutung im Mittelalter: Apotheke, eigentlich Behälter oder Speicher überhaupt, wurde im Mittelalter eingeschränkt auf die Niederlage von Spezereien und Arzneien [2]
  • 2. Bedeutung in der frühen Neuzeit: Eine Anstalt, wo einfache und gemischte Arzeneien verfertigt, verwahrt und ausgegeben werden.
  • 3. Bedeutung in der frühen Neuzeit: Eine Sammlung verschiedener Arzeneien, welche zu einem gewissen Gebrauch bestimmt sind. Daher die Haus-Apotheke, ein Vorrat von solchen Arzeneien, deren man zum häuslichen Gebrauch für sich benötigt ist; die Reise-Apotheke, welche man bequem auf der Reise bei sich führen kann u. s. f. [3]

Offizin

  • Offizin, der Arbeits- und Verkaufsraum einer Apotheke.

Warenangebot in der frühen Neuzeit

Das wesentliche Warenangebot besteht um 1800 aus Medizinalwaren, deren Produkten und Edukte (Chemiekalien) aus den drei Reichen der Natur, die, roh oder auf irgend eine Art zubereitet (nach Rezepturen) als Arzeneimittel zum innerlichen oder äußerlichen Gebrauch dienen, und die deshalb von den Apothekern oder Materialisten zum Verkauf zubereitet oder vorrätig gehalten werden.

Diese Waren selbst, so wie ihre Verarbeitung oder Zubereitung in den Apotheken lernt man während der handwerklichen Ausbildung aus den Dispensatorien und Pharmakopöen oder Arzneibüchern kennen. Die gedruckten Werke besitzen teilweise regional landesherrliche Geltung.

Rivalität zwischen Apothekern und Materialisten

Apotheker bezogen Produkte und Rohstoffe zur Herstellung ihrer Podukte, insbesondere die orientalischen und überseeischen regelmäßig von Materialisten, das sahen auch regionale Medizinalordnungen so vor. Im Rakmen zunehmender Konkurrenz unter den Materialisten versuchten diese zur Gewinnmaximierung auch im Einzelhandel Fuß zu fassen und traten mit ihren Konditionen in Rivalität zu den Apothekern. Im Rahmen der Medizinalgesetzgebung kam es nun verstärkt zur Erteilung landesherrlicher Privilegien.

Regionale historische Grundlagen in Westfalen

Grafschaft Lippe

  • 1655 Taxordnung für die Apotheken in Lemgo und Detmold
  • 25.05.1769 Medizinalordnung
  • 1776 Apotheker Taxe der Grafschaft Lippe
  • 1750-1818 Landphysikus Joh. Christ. Friederich
  • 23.02.1789 Gräflich Lippische Medizinal-Ordnung
  • 1792/94 Dispensatorium Lippiacum (2 Teile)

Fürstbistum Münster

  • 20.07.1692, 1749 Arznei und Medizinalordnung
  • 06.02.1722 Landoperateur Johan Thomas Feldhoff
  • 1749 Münstersche Medizinalordnung
  • 1749 Dispensatorium (Münster)
  • 09.08.1773 Anordnung eines Medizinalkollegiums
  • 14.05.1777 Münstersche Medizinalordnung [4]

Fürstbistum Paderborn

  • 1667-1750 Pharmacopoea Augustana
  • 13.08.1721 Landoperateur Johan Thomas Feldhoff
  • 1750-1784 Pharmacopoea Wirtenbergica
  • 1784-1803 Dispensatorium Londinense et Edinburgense
  • vor 1803 Pharmacopoea Borussica

Preußisches Minden-Ravensberg, Lingen-Tecklenburg, Grafschaft Mark

  • 1698, 1781 Dispensatorium Brandenburgieum
  • 1723-1806 Mindensches "Collegium medicum et sanitatis" (auch mit Amtsgewalt in Tecklenburg-Lingen)
  • 1799 Pharmacopoea Borussica
  • 1685, 1715, 1751 Kurfürstlich Brandenburgisches Medizinaledikt
  • 1801 Königlich Preußische revidierte Apothekenordnung
  • Königlich preußisches Münster., Paderborn-, Tecklenburg- und Lingen`sches Medizinal-Collegium und dessen Jurisdiktionsbefugnis 02.04.1806

Herzogtum Westfalen, Vest Recklinghausen

  • 1723 Kurkölnische Medizinalordnung

Fürstbistum Osnabrück

Fürstentum Schaumburg-Lippe

  • Arzneitaxe: Tax und Wirdigung, wie und was Werth die in den Apotheken... (1670)
  • Pharmacopoea Wirtenbergica 1778
  • Dispensatorium Electorale 1806/1808

Grundlagen in der Zeitschiene 1802-1813 in Westfalen

Erbfürstentum Münster

  • Medizinal-Polizei gegen fremde Olitäten-Krämer 21.05.1805
  • Königlich preußisches Münster., Paderborn-, Tecklenburg- und Lingen`sches Medizinal-Collegium und dessen Jurisdiktionsbefugnis 02.04.1806

Fürstentum Salm-Salm (Haus Anholt) uns Salm-Kyrburg (Haus Gemen)

  • Übernahme des Frankfurter Apothekenrechts
  • Verordnung über ein Kollegium medicum und Medizinal-Polizey 31.12.1805
  • Medizinalordnung Salm-Salm und Salm-Kyrburg 02.10.1806
  • Materialwarenhandel 01.05.1810

Grafschaft Salm-Horstmar

  • Apotheken und Arzneyhandel, Mrdicamente 123.10.1804

Kontrolle in der Wohlfahrtspflege

Im Bereich der Mitglieder des Rheinbundes waren die lokalen Maires auch über die Gesundheitspolizei für die Wohlfahrtspflege zuständig. Sie hatten darauf zu achten, dass nur approbierte, das heißt geprüfte und von der Behörde für geeignet anerkannte Ärzte, Wundärzte, Geburtshelfer, Hebammen, Tierärzte und Apotheker, die Erlaubnisscheine von der Präfektur vorweisen konnten, diese auch ausüben durften.

Die Vorsorge für arme Kranke gehörte zu den Pflichten der Maires, sie hatten daher dafür zu sorgen, dass den armen Kranken über die (Apotheken) unentgeltlich Stärkungs- und Heilmittel angeboten wurden und Krankenpfleger zu ihrer Pflege anzuordnen. Da die Wohlfahrtspflege und zugehörige Apotheken bis dahin auf dem flachen Land nicht existent waren, kam es über diesen Weg in dieser Zeit zu ersten Neugründungen. [6] Erst unter den Preußen erfolgte nach 1816 mit Hilfe der Approbationen der allmähliche und kontrollierte Aufbau eines Gesundheitswesens nach französischer Systematik. In der Provinz Westfalen ist diese Entwicklung der Wohlfahrtspflege in den frühen Statistiken der Kreise nachvollziehbar.

Westfalen: Zeitschiene nach 1815

Bis zur Mitte des 19. Jahrhundert wurden Arzneimittel, nicht zuletzt wegen der mangelhaften Versorgungslage und Preisgestaltung, nicht nur von Apothekern, sondern auch von Materialisten, und Spezereiwarenhändlern verkauft. Angeboten wurden dabei nicht nur Simplizien als unvermischte und einfache natürliche Mittel, sondern auch freie Kompositionen mineralischen, pflanzlichen und tierischen Ursprungs. Bestehende Monopole der Apotheker waren in der Praxis aus unterschiedlichen Gründen nicht immer durchsetzbar.

Kreis Ahaus

Kreis Borken

Kreis Coesfeld

Apotheken-Museum

  • Deutsche Apotheken-Museum im Heidelberger Schloss
  • Lauenburger Ratsapotheke im Altonaer Museum (Hamburg)
  • Ausbüttels Apothekenmuseum in der Adler Apotheke (Dortmund)
  • Medizin- und Apothekermuseum in Rhede
  • Das Apotheken-Museum Bad Münstereifel
  • Apothekenmuseum Hofgeismar
  • Offizin der Hirschapotheke zu Öhringen im Germanischen Nationalmuseum zu Nürnberg
  • Alte Apotheke im Schleswig-Holsteinischen Freilichtmuseum
  • Museums-Apotheke im Burger Museum
  • Museum " De olle Apteik" (18258 Schwaan)
  • Museum in der Adler-Apotheke (Eberswalde)
  • Brandenburgisches Apothekenmuseum (Cottbus)
  • Sächsisches Apothekenmuseum (Leipzig)
  • Apothekenmuseum der Löwen-Apotheke Naumburg
  • Dauerausstellung Dresdner Pharmaziegeschichte der Celesio AG (Dresden)
  • Bad Schwalbacher Kur- Bad- und Apothekenmuseum
  • Das kleine Apothekenmuseum (97453 Schonungen)
  • Kräuter-Apotheke im Fränkischen Freilandmuseum (Bad Windsheim)
  • Der alte Arzneikeller im Honigzipfel (Künzelsau)
  • Apotheken-Museum Weißenburg
  • Museum Alte Hof-Apotheke (Sulzbach-Rosenberg)
  • Museum Arzney-Küche (Bönnigheim)
  • Stadtapotheke im Stadtmuseum Radolfzell

Museum der Probierkunst

Experimentierkunst: Chemie zwischen Wissenschaft und Magie.

  • Carl Bosch Museum Heidelberg

Grafschaft Tecklenburg: Regionales Arzneibuch

Dr. Johann Weyer (Wier) war von 1545-1550 als Stadtarzt in Arnheim tätig und trat als Leibarzt in den Dienst des Herzogs Wilhelm III. von Kleve-Jülich Berg. Er war ein enger Freund der Gräfin Amalien von Tecklenburg (1530.1582) Ihr ist das Arzney Buch von 1580 gewidmet, welches erste Ansätze zu Nomenklaturbemühungen erkennen läßt .

  • Weyern, Dr. Johann: Arzney Buch: Von etlichen biß anher unbekandten und unbeschriebenen Kranckheiten... (Frankfurt am Main, 1580).
  • Weyern, Dr. Johann: De praestigiis daemonum (Von den Blendwerken der Dämonen) (Basel 1563)

Literatur

  • Pfingsten, Joh. Herm.: Deutsches Dispensatorium oder allgemeines Apothekerbuch nach dem neuesten und besten lateinischen Dispensatorien und Pharmacopöen (Frankfurt, Leipzig 1783)
  • Geiger, Philipp Lorenz: Handbuch der Pharmacie zum Gebrauche bei Vorlesungen und zum Selbst-Unterrichte für Ärzte, Apotheker und Droguisten (in 4 Teilbänden 1827)
  • Arzneibuch für das Deutsche Reich (Pharmacopoea Germanica editio IV.) (Berlin 1900)
  • Hoffmann, Christoph Ludwig: Unterricht von dem Collegium der Aerzte in Münster (...) nebst den Münsterschen Medicinalgesetzen (Münster 1777)
  • Renz, Wilh. Theodor: Principien und Preisverhältnisse der Medicinaltaxen Würtembergs für Verrichtungen in der Privatpraxis. (1863)
  • Gerhard, H.J.; Engel, Alexander: Preisgeschichte der vorindustriellen Zeit ISBN 978-3-515-08961-6
  • Schwedt, Bussemas, Ausbüttel: Animalia. Historische Arzneien aus Tier und Mensch ISBN 978-3-7741-1326-8
  • Schwedt, Bussemas, Ausbüttel: Das Apotheken-Museum in der Adler-Apotheke zu Dortmund ISBN 978-3-00-047831-5
  • Dethlefs, Gerd: 400 Jahre Adler Apotheke in Münster
  • Mohr, Daniela: Alte Apotheken und pharmazie-historische Sammlungen in Deutschland und Österreich. ISBN 3-933203-07-4
  • Fränkisches Freilandmuseum Bad Windesheim: Die Kräuter Apotheke... ISBN 3-926834-62-5
  • Hinrichsen, Torkild; Jodat, Burkhard: Von Apothekern, Pillen und Kräutern. ISBN 3-88042-998-7
  • Terhalle, Hermann: Das Medizinalwesen im Fürstentum Salm von 1802 bis 1810 ISBN 3-926627-72-7
  • Roth, Max; Tornow, Peter: Aufsätze zur Medizingeschichte der Stadt Oldenburg ISBN 3-89598-539-2

Verweise

Fußnoten

  1. Quelle: Uni Hamburg, Glossar Lateinisch-Neuhochdeutsch
  2. Quelle: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm
  3. Quelle: Adelung: Grammatisch-Kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart
  4. Quelle: Stratmann, Bodo: Rezepturhandschrift eines westfälischen Spezereiwarenhändlers vom 16. bis zum 19. Jahrhundert (2017)
  5. Quelle: Klöntrup, J.,Egidius: Alphabetisches Handbuch der besonderen Rechte u. Gewohnheiten des Hochstifts Osnabrück (1798)
  6. Quelle: Emmermann, Fr. Wilh.: Handbuch für Maires... besonders im Großherzogtum Berg (1812)
  7. Quelle: Kreis Ahaus: Statistische Darstellung des Kreises Ahaus, Reg.-Bez. Münster (Münster 1861)
  8. Quelle: Hamelberg, Landrat Frhr. v.: Statistische Nachrichten des Kreises Borken (1863)
  9. Quelle: Mersmann: Statistische Nachrichten über den Kreis Coesfeld pro 1862/64 (G.A.Hülswitt, Münster 1865)

Weblinks