Ziele und Aufgaben der wissenschaftlichen Genealogie (Kekule von Stradonitz)/15

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Ziele und Aufgaben der wissenschaftlichen Genealogie (Kekule von Stradonitz)
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bei den regierenden Familien, oder etwa auch dem Adel, nicht auch dem Bürgerstande findende Erscheinung ist, oder ob man ihn als eine universelle, überall sich findende, nur je nach dem in stärkerem oder schwächerem Maaße findende Erscheinung ansehen muß.

      Die in meinem Ahnentafelatlas bereits vorliegenden 44 Ahnentafeln regierender Fürsten und ihrer Gemahlinnen zeigen nun, daß ein Ahnenverlust sich bei den Fürsten fast überall schon in der Reihe der 32 Ahnen, also in der fünften Generation findet. Der durchschnittliche Beginn des Ahnenverlustes liegt beim niederen Adel jedenfalls weiter zurück als beim hohen Adel und beim Bürgerstande noch weiter zurück als beim niederen Adel, aber unzweifelhaft bildet der Ahnenverlust eine allgemeine Regel für die oberen Generationen. Daß das so sein muß, ergiebt sich aus Thatsachen und Betrachtungen, auf die hier nicht weiter eingegangen werden kann. Der Ahnenverlust entsteht unter allen Umständen durch Verwandtschaftsehen. Durch Verwandtschaftsehen im Sinne des gewöhnlichen Sprachgebrauches, wenn er in den unteren Generationen, durch Verwandtschaftsehen im weiteren Sinne, wenn er in den oberen Generationen auftritt.

      Das Problem des Ahnenverlustes führt hier gleich zu der Betrachtung eines anderen Problemes. Es ist eine weit verbreitete und viel geglaubte Lehre, daß Verwandtschaftsehen schädlich für die Nachkommenschaft seien, und zwar schädlich sowohl für deren geistige als auch deren körperliche Beschaffenheit. Allein das Studium der 44 in meinem Ahnentafelatlas bereits vorliegenden Ahnentafeln zeigt deutlich, daß[GWR 1] Personen mit Ahnenverlust in den unteren Generationen in jeder Beziehung als normale Menschen erscheinen, während solche ohne Ahnenverlust in den unteren Generationen sich unter Umständen als unzweifelhaft, in körperlicher oder geistiger Hinsicht, krank erweisen. Noch stärker tritt dieser Widerspruch zu der Lehre von der Schädlichkeit der Verwandtenehen bei dem Ahnenverlust in den oberen Ahnenreihen hervor, indem es Personen giebt, die einen sehr großen Ahnenverlust in den



Anmerkungen der GenWiki-Redaktion (GWR)

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