Wollspinner

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Spinnstuben als Kontaktbörsen: Da im Winter die Zeit zum Spinnen und Weben im ländlichen Bereich gleichzeitig in der Nachbarschaft anfiel, trafen sich die jungen Leute häufiger zum gemeinsamen Spinnen, eine gute Gelegenheit zum "Klönen", rein "zufällig" fanden sich deshalb auch gerne junge Männer an diesen Treffpunkten ein, "um die Schwestern abzuholen".

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Wollwichtenspinnerin 18. Jahrhundert
Gemälde von Hugues Taraval (1729-1785)

Einleitung

Handspindel, Wirtel mit Steingewichten
Heimatmuseum Stade

Die Wollspinnerei oder Wollwichtenspinnerei mit der Handspindel wird nur noch zum Ende des 19. Jahrhunderts von wenigen Landbewohnern benutzt und wird nach der ältesten Methode mittels der Handspindel und dann zunehmend nach der viel später eingeführten Methode mit dem Spinnrad ausgeführt. Der Vorteil der Wollwichtenspinnerei lag in dem gleichmäßiger und fester geponnenen Faden.

Bei der Benutzung der Handspindel windet man den Spinnstoff (gehechelten Flachs oder gekratzte Wolle) um einen hölzernen Stock (Rocken), den die Spinnerin neben sich aufstellt oder in den Gürtel steckt. Das Ordnen der Fasern bewirkt sie durch Ausziehen mit der einen Hand, während sie mit der andern die Spindel am obern Ende dreht, an dem der Faden mit einer Schlinge in einem Häkchen oder einem schraubenförmigen Einschnitt so befestigt ist, daß die Drehung auf ihn übertragen wird.

Diese Spindel besteht aus einem hölzernen (selten elfenbeinernen oder bronzenen) Stäbchen von 2o bis 30 cm Länge, das etwa 8 cm vom untern Ende 8 bis 15 mm Dicke hat und sich von da aus nach beiden Enden zuspitzt. Hier befindet sich eine Schwungmasse (Wirtel) aus Zinn oder Horn, in den ältesten Zeiten aus einem durchbohrten Stein, durch welche die Drehung der Spindel länger erhalten wird, wenn sie losgelassen, an dem sich bildenden Faden hängend, allmählich zur Erde sinkt.

Ist dies geschehen, so wird der Faden vom obern Ende der Spindel abgelöst, aufgewickelt und von neuem festgehakt, die Spindel gedreht etc. Viel nutzbringender ist das S. mit dem Spinnrad, durch das die beiden Operationen des Drehens und Aufwickelns der Hand abgenommen werden, während nur das Ordnen der Fasern (Ausziehen) ihr überlassen bleibt. [1]

Fußnoten

  1. Quelle: Meyers Großes Konversationslexikon (1905) (