Weida (Greiz)/Geschichte/Zeittafel

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Stadtgeschichte Weida (Zeittafel)

um 1000 dringen deutsche Siedler in das bis dahin von Slawen bewohnte Gebiet vor. Der deutsche Kaiser setzt Vögte (Ministeriale) als Verwalter seiner Herrschaftsgebiete ein. Der erste Vogt Erkenbert I. kommt nach Veitsberg bei Wünschendorf.
1122 wird Weida erstmals erwähnt. Die älteste Urkunde wird Bischof Dietrich I. von Naumburg zugeschrieben.
1143 verlegt Vogt Erkenbert II. den Verwaltungssitz nach Weida. Er gilt als der eigentliche Ortsgründer. Man vermutet eine Altstadtburg, die auf dem Wieden gestanden haben soll.
1150 wird die Widenkirche als kleine romanische Marienkapelle errichtet und um 1230 zu einer größeren romanischen Kirche mit zwei Türmen umgebaut.
1163 - 1193 lässt der zweite Sohn des ersten Vogts, Heinrich I., genannt der Fromme, eine neue größere Burg bauen. Wegen der günstigen strategischen Lage wählt er für den Neubau den der Altstadt gegenüberliegenden Bergsporn.

Zu Füßen der neuen Burganlage entsteht Weidas Neustadt.

1209 erhält Weida die Stadtrechte.
1262 wird die Peterskirche in der Neustadt erstmals urkundlich erwähnt.
1267 entstehen das Mönchskloster (Franziskaner) in der Altstadt (1350 Bau der turmlosen Klosterkirche) und 1293 das Nonnenkloster (Dominikanerinnen) in der Neustadt. Weida gewinnt zunehmend an Ansehen und wird Hauptstadt eines Reichslehens, das etwa ein Gebiet von Borna über Plauen, Eger (Cheb) bis ins Regnitzland (Oberfranken) umfasst.

Nach diesem Herrschaftsgebiet der Vögte wird das Land bis auf den heutigen Tag VOGTLAND genannt, dessen Wiege also in Weida steht.

um 1400 umschließt eine Stadtmauer die besiedelte Fläche. Sie bekommt vier Tore: das Zwickauer Tor, Aumaer Tor, Geraer Tor und das Katschtor.
1406 - 1427 verliert Weida an Bedeutung, weil die Macht der Vögte durch kostspielige Kriege und Erbteilungen zerfällt, bis ihr Einfluss schließlich völlig erlischt. Weida geht nach und nach an die Wettiner über. Der Markgraf von Meißen, durch Silberbergbau im Erzgebirge reich geworden, erwirbt die Herrschaft Weida.
ab 1430 ist Weida kein Regierungszentrum mehr. Das Amt Weida wird von einem Amtshauptmann verwaltet. Die Burg ist Waffenlager, Silberkammer und Gefängnis.
1524 wird Weida im Zuge der Reformation protestantisch.
1525 lässt Kurfürst Johann von Sachsen die Führer der aufständischen Bauern auf dem Kirchhof der Klosterkirche enthaupten. Reformation und Bauernkrieg bewirken eine gesellschaftliche Neuordnung.
1533 wird die turmlose Klosterkirche der Franziskaner zur einzigen (evangelischen) Stadt- und Pfarrkirche erhoben.
1587 -1589 wird das Rathaus im Baustil der Hochrenaissance errichtet.
um 1600 leben in Weida etwa 1.750 Menschen. Handwerk und Gewerbe blühen. Tuch- und Zeugmacher, Töpfer, Gerber und Schuhmacher bessern ihren Lebensunterhalt mit den Erträgen ihrer Gärten und Felder auf, die vor den Stadttoren liegen. Weida ist eine typische Ackerbürgerstadt.
1633 gibt der kaiserliche General Wallenstein im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges den Befehl zum Einfall in Sachsen. Das Holksche Reiterregiment erobert Weida am 9. August. Stadt und Burg werden geplündert und in Brand gesteckt.
1643 verwüsten schwedische Truppen die Stadt. Der Weidaer Ratsherr Pfretzschner vermittelt einen Waffenstillstand. Weida erhält einen Schutzbrief und einen Geldbetrag zum Wiederaufbau der Stadtkirche und der benachbarten Lateinschule.
1652 gehört Weida zum Herzogtum Sachsen-Naumburg-Zeitz. Der Superintendent Francke nimmt Einfluss auf die Stadtentwicklung.
1661 verursacht Hochwasser schwere Schäden.
1667 beginnt der Wiederaufbau des Rathauses. Herzog Moritz von Sachsen-Naumburg-Zeitz beschleunigt die Bautätigkeit in der Burganlage.
1670/71 entsteht die berühmte, aus einem einzigen Eichenstamm gefertigte Wendeltreppe, die sich in einem später abgerissenen Treppenturm am Neuen Schloss der Burganlage befand.
1685 - 1688 wirkt Georg Samuel Dörffel als Superintendent in Weida. Mit der Beobachtung von Kometen und der Berechnung ihrer Bahnen macht er sich einen Namen als Astronom.
1687 zerstört ein Stadtbrand das Aufbauwerk nach dem 30-jährigen Krieg. Das Rathaus und viele Wohngebäude werden vernichtet.
1717 erhält die Burganlage, die bisher nur das „Feste Haus zu Weida“ genannt wird, ihren heutigen Namen Osterburg, der von der Landschaftsbezeichnung Ostland abgeleitet wurde.

Herzog Moritz Wilhelm von Sachsen-Zeitz verlegt den Regierungssitz nach Weida und residiert in der Osterburg bis zu seinem Tode 1718.

1720 blühen Handwerk und Gewerbe auf. Der Zeugmacher Johann Christian Lange bekommt die Konzession zur Gründung einer „Königlich-churfürstlich sächsischen Schönfärberey und Fabrique“. Diese erste Manufaktur entsteht in der heutigen Geraer Straße neben dem Pfeiferschen Haus. Damit begründet er die Textilindustrie, die für Weida über Jahrhunderte Bedeutung hatte.
1815 wird Weida mit dem Neustädter Kreis dem Königreich Preußen zugeordnet (Wiener Kongress).
1816 tritt Preußen das Gebiet an das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach ab. Die Stadt hat 2.300 Einwohner.
1818 kommt die berühmte Wendeltreppe aus der Osterburg auf Geheiß des Landesherrn Großherzog Karl August in den Bibliotheksturm der heutigen Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek nach Weimar. Der im Dienste des Weimarer Hofes stehende Sohn des Dichterfürsten Goethe, August von Goethe hat dazu die Weisung erteilt.
1836 hat die Stadt 3.481 Einwohner, die in 381 Häusern leben.
1840 - 1900 entstehen alle wesentlichen Fabriken auf den Standorten der zahlreichen Mühlen. Gerbereien, Webereien und Färbereien machen Weida zur kleinen Industriestadt.
1872 entstehen neue Verkehrswege. Die Eisenbahnstrecke Gera-Saalfeld mit dem Bahnhof Weida wird eröffnet.
1881 - 1884 wird die Eisenbahnstrecke Weida-Mehltheuer mit dem Altstadtbahnhof und dem Oschütztal-Viadukt gebaut.
1898 wird mit dem Bau der öffentliche Wasser- und Energieversorgungssysteme begonnen.
1910 prägen Leder- und Schuhfabriken, Weberei- und Textilveredelungs-betriebe einschließlich der Nebengewerke das Stadtbild. Der wirtschaftliche Aufschwung hält bis zum ersten Weltkrieg an. Schulen, Wohn- und Geschäftshäuser werden gebaut. Weida hat 7.362 Einwohner.
1914 - 1918 hat Weida im ersten Weltkrieg zahlreiche Opfer zu beklagen. Die wirtschaftliche Entwicklung stagniert.
1917 stirbt die Ehefrau des letzten Türmers. Da er selbst erblindet ist, kann er seinen Dienst nicht mehr versehen und zieht aus der bis dahin ständig bewohnten Türmerstube im Osterburgturm aus.
1918 danken die Fürsten ab. Die Monarchie wandelt sich zur parlamentarischen Demokratie.
1920 wird das Land Thüringen gegründet. Weida gehört nach Jahrhunderte langem sächsischen Einfluss wieder zu Thüringen.
1922 wird die bis dahin selbständige Gemeinde Liebsdorf nach Weida eingemeindet. Damit hat die Stadt über 9.300 Einwohner, die in etwa 720 Häusern wohnen.
1930 wird das Museum im Remisenflügel der Osterburg untergebracht.
1935 ist die Aumatalsperre nach zweijähriger Bauzeit fertiggestellt. Die Inbetriebnahme erfolgt am 30. Dezember.
1945 übersteht die Stadt den Zweiten Weltkrieg ohne nennenswerte Zerstörungen. In den letzten Kriegstagen besetzen amerikanische Truppen die Stadt. Sie beschießen den Bergfried der Osterburg und beschädigen die Turmspitze. Nach ihrem Abzug wird Weida mit dem Land Thüringen der sowjetischen Besatzungszone zugeordnet.
1949 wird aus dieser Besatzungszone die Deutsche Demokratische Republik.
1952 wird durch eine Verwaltungsreform das Land Thüringen aufgelöst. Weida gehört nun zum Bezirk Gera.
1959 vom 29. August bis zum 6. September begehen die Weidaer ihre 750 Jahrfeier.
1972 beginnt die Arbeiterwohngenossenschaft (AWG) mit dem Bau der ersten Neubaublöcke in der Straße der Frohen Zukunft. Mit der Fertigstellung dieser Neubausiedlung wächst die Einwohnerzahl deutlich über 10.000. Die Stadt verändert sich zum Nachteil des architektonischen und landschaftlichen Gesamtensembles. Unter dem Planungsregime der DDR verfällt die Altbausubstanz, da Baustoffe und Bauarbeiter vorrangig in Berlin und in der Bezirksstadt Gera eingesetzt werden.
1981 wird die Ortsumgehung der damaligen Fernverkehrsstraße F 92, die Gera mit Greiz verbindet, fertiggestellt.
1989 beteiligen sich Weidaer Bürgerinnen und Bürger an den Demonstra-tionen gegen das SED-Regime in Leipzig und Gera. Damit wird eine politische Wende eingeleitet. Die verfehlte Wirtschaftspolitik der SED und die Forderung der Menschen nach Gewährung der Grundrechte laufen auf den völligen Zusammenbruch der DDR hinaus.
1990 gehört Weida zum wieder gegründeten Land Thüringen und zur Bundesrepublik Deutschland.

Die industrielle Produktion geht fast völlig zurück. Arbeitslosigkeit ist die Folge. Die Einwohnerzahl sinkt deutlich unter 10.000, weil viele Bewohner in die alten Bundesländer umziehen.

1991 Wichtige wirtschaftliche und bauliche Projekte werden gestartet. Dazu gehören die Telefonnetzerweiterung, die Straßenerneuerung, die Erschließung von Gewerbeflächen und die Sanierung historischer Bauwerke. Weida schließt mit der Stadt Neu-Isenburg (Hessen) einen Städtepartnerschaftsvertrag. Das Bild der Stadt verändert sich. Renovierte Häuser treten aus dem Einheitsgrau vergangener Zeiten. Ihre farblich gestalteten Fassaden lassen den Reichtum architekto-nischer Baukunst erkennen. Die Erschließung von Gewerbegebieten wird forciert.
1993 feiern die Weidaer vom 1. bis 4. Juli ein großes Fest. Die Osterburg wird 800 Jahre alt. Weidas Wirtschaft ist mittelständig strukturiert. Zahlreiche Handwerksbetriebe und Handelseinrichtungen entstehen oder werden erweitert.
1995 entstehen neue Wohnungsbaugebiete. Mancher Traum vom eigenen Haus erfüllt sich. Im August ist Baubeginn für die Ortsumgehung der Bundesstraße B 175. Ein mächtiges Brückenbauwerk und ein neuer Straßentunnel werden begonnen. Eine neue Abwasserkläranlage geht in Betrieb.

Die Stadtbibliothek begeht ihr 75. Gründungsjubiläum und wird nach Renovierung völlig neu eingerichtet.

1996 ist die Erschließung des Gewerbegebietes „Am Schafberge“ beendet. Die Osterburg wird dem Eigentum der Stadt zugeordnet. Der Balkensaal im Alten Schloss wird fertiggestellt. Die Türmerstube im Bergfried wird nach Renovierung wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. In der Karl-Marx-Straße wird ein neuer Feuerwehrstütz-punkt seiner Bestimmung übergeben. Die Widenkirche erhält eine neue Turmeindeckung und -bekrönung.

Im Rathaus entsteht in einem historischen Kreuzgewölbe ein neues Trauzimmer.

1997 werden zwei weitere Städtepartnerschaftsverträge unterzeichnet. Weida ist und mit der Großen Kreisstadt Calw im Schwarzwald (Baden-Württemberg) und der ungarischen Stadt Mezötúr freundschaftlich verbunden.
1998 geht die 471-jährige Geschichte der Weidaer Superintendentur zu Ende. Das Pfarramt Weida gehört nun zur Superintendentur Gera. Die Stadt Weida erwirbt die alte Schlosswache unterhalb der Osterburg aus Privathand. Die Liebsdorfer Straße wird grundhaft erneuert. Die Papiermühlenbrücke wird neu gebaut. Die ehemalige Friedrich-Engels-Schule am Platz der Freiheit wird als Regelschule geschlossen.
1999 wird die neue Ortsumgehungsstraße B 175 vollständig für den Verkehr freigegeben. In der Mitte des Jahres beginnt die Umgestaltung des Marktplatzes. Der erste Bauabschnitt von der Poststraße bis zur Leitergasse wird neu gepflastert, unter Einbeziehung eines wieder gefundenen Brunnens mit einem beleuchtete Wasserlauf versehen und mit Linden begrünt.

Der Ratskeller wird wieder als Gaststätte eröffnet. Im Aumatal wird das alte Freibad aus dem Jahr 1924 abgerissen.

2000 wird die Umgestaltung des Marktes mit einem zweiten Bauabschnitt fortgesetzt. Der innerstädtische Teil der Bahnhofstraße wird grundhaft ausgebaut. Etwa zwei Drittel des kommunalen Wohnungsbestandes sind modernisiert.
2001 Mit dem dritten Bauabschnitt der Marktumgestaltung wird der dem Rathaus benachbarte Teil des Marktplatzes in Angriff genommen. Die Gräfenbrücker Straße wird grundhaft ausgebaut, dabei wird auch die Katschbrücke über die Weida saniert.
2002 Nach Fertigstellung des vierten Bauabschnitts ist die Marktumgestal-tung komplett. In zentraler Lage, oberhalb der Dörffelstraße, entsteht ein neuer Haltepunkt der Deutschen Bahn – Weida-Mitte.
2003 wird das neue Freibad am Sportpark an der Liebsdorfer Straße eingeweiht. Das Kino in der Neustädter Straße wird zum Bürgerhaus umgebaut. Das Neue Schloss der Osterburg wird vollständig entkernt.
2004 Der alte Eisensteg über die Weida wird abgerissen und durch einen Neubau ersetzt – die Brücke der Begegnungen. Die ehemalige Schuhfabrik in der Geraer Landstraße wird abgerissen. Die Friedhofskapelle ist saniert und erhält erstmals eine Glocke.
2005 Die Brauhausgasse wird instand gesetzt und die Ufermauer zur Weida komplett erneuert.



Quelle: erstellt mit freundlicher Unterstützung der Stadtverwaltung Weida (27.02.2006)