Topographie Holstein 1841/A-H/045

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Topographie Holstein 1841
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bedeutende Summe verpfändet, und als dessen Sohn, der Herzog Erich III., die Stadt wieder in Besitz genommen hatte, wurde sie, im Jahre 1419, von den Hamburgern und Lübekern wiederum eingenommen. Bis zum Jahre 1506 hatten hier abwechselnd Hamburger und Lübeker ihren Sitz, und das Schloß ward damals zu einem Amthause eingerichtet, und von beiden Städten Amtmänner angeordnet, bis im Jahre 1620, statt der Amtmänner, ein gemeinschaftlicher Amtsverwalter angestellt ward, welcher als Director des Amtsgerichts noch jetzt die Justizverwaltung in den Vierlanden, und gemeinschaftlich mit dem Stadtmagistrate auch in der Stadt hat.
Die Stadt besteht aus einigen schmalen Straßen, mit 327 Häusern und 2151 Einwohnern. Unter den Einwohnern giebt es 3 Aerzte, 2 Apotheker, 39 Aubergisten, Wirthe und Krüger, 1 Buchhändler, 7 Tuch- und Seidenhändler, 1 Schiffbauer, 15 Schiffer und Handwerker aller Art.
Der Hauptbetrieb der Einwohner besteht in Korn- und Holzhandel auf der Bille, Lohgärbereien, Bierbrauereien, Bäckereien (wozu die Vierlande zwangspflichtig sind), in dem lebhaften Verkehr durch die vielen Posten, welche hier täglich ankommen und abgehen, und in Ackerbau und Viehzucht.
Der städtische Magistrat besteht aus 1 Bürgermeister und 2 Rathsmännern; in Finanzsachen sind ihnen 8 sogenannte Achtmänner beigegeben. Jene besorgen die Administration, woran aber auch der Amtsverwalter Theil nimmt. Die Stadt erhielt im Jahre 1275, nach einem Privilegium des Herzogs Johann von Sachsen, das lübsche Recht.
Das Amt hat die Sicherheits- und Gesundheitspolizei; der Magistrat die Gassen- und Armenpolizei, Vormundschaftssachen und die Löschanstalten.
Beim Amte sind außer dem Amtsverwalter angestellt: ein Amtssecretair, ein Kassenführer, ein Physicus, ein Chirurg, ein Fiscal, ein Hausvogt und drei Procuratoren.
Die Bürger haben die electio fori zwischen dem Amte und dem Magistrate.
Die Kirche ist dem St. Peter und St. Paul geweiht; an derselben standen vormals 2 Prediger, seit 1809 nur Einer, welcher wechselsweise von den beiden Städten ernannt wird. Im Jahre 1217 schenkte der Graf Albrecht von Ratzeburg der Kirche 6 Hufen zu Börnsen und Wendorf, (Herz. Lauenburg).
Hier ist eine Schule mit einem Rector und einem Cantor.
An der Bergedorfer Kornmühle und der Mühle auf der Riepenburg in Kirchwärder ist das ganze Amt Bergedorf zwangspflichtig; auch sind hier 2 Lohmühlen.
Es befindet sich hier eine, aus einem Sergeanten und 25 Mann bestehende, von beiden Städten unterhaltene, Garnison.
Hier werden 2 Jahrmärkte, am Montage vor Kreuzerfindung und am Montage vor Maria Geburt gehalten.
Im Anfange des vorigen Jahrhunderts wurden hier 2 Heilquellen bekannt, von denen die eine, am Jungfernstiege, noch existirt und Schwefeltheile enthalten soll.
Im Jahre 1838 wurde von Hamburg bis hier eine Eisenbahn angelegt, die gegen 1,500,000 Mark 3.svg Bco. gekostet hat.
Areal: 1024 Sch., 100 R., worunter 102 Sch., 97 R. Wiesen, 55 Sch., 64 R. Hölzung und 36 Sch., 158 R. Moor. Der Boden besteht größtentheils aus Geest; etwas weniger ist Marsch.