Szirgapaulen

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Hierarchie

Regional > Litauen > Szirgapaulen

Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Kreis Memel > Szirgapaulen



Einleitung

Szirgapaulen, Kreis Memel, Ostpreußen


Name

Andere Namen und Schreibweisen

Namensdeutung

Der Name kann einen Handwerker bezeichnen, aber auch ein Spitzname sein.

  • prußisch "sirgis, zirgis" = Wallach (kastrierter Hengst)
  • preußisch-litauisch "žirgti" = grätschen, das Gehen mit gespreizten Beinen
  • "žirgas" = das Ross, auch das Steckenpferd
  • "žirge" = Schragen, Gestell, Sägebock, Sparren, Holzgerüst, Kreuzhölzer auf der First des Strohdaches, Holzgerüst auf der Wiese zum Aufsetzen des Heuhaufens, Zoche, Pflugschleife
  • lettisch "žirgts" = munter, flink, beweglich


Politische Einteilung

  • Szirgapaulen gehörte zum Bezirk/zur Dorfschaft Böttelsdorf (1540, 1687).
  • Landgemeinde Szirgapaulen 1874[5] und Buddelkehmen (Szirgapaulen) 1888[6]. Ein späterer Bestandteil von Buddelkehmen.
  • Sembritzki bemerkt in der Geschichte des Kreises Memel beim Ortsnamen Szirgapaulen: Bei Goldbeck als gleichbedeutend mit Buddelkehmen bezeichnet, aber nur ein Bestandtheil dieses Gebiets. Weiter bemerkt er: Wenn Goldbeck Szirga Paulen mit Buddelkehmen für gleichbedeutend erklärt, ist das irrig; es gehörte nur zum Gebiet Buddelkehmen.[7]
  • Im Gemeindelexicon 1874[8] ist Buddelkehmen nicht angegeben, nur Szirgapaulen. Im Gemeindelexicon 1888[9] ist die Landgemeinde als Buddelkehmen (Szirgapaulen) angegeben. Im Gemeindelexicon 1907[10] ist Szirgapaulen nicht angegeben, nur Buddelkehmen.

Diskussion

Auf Grund der Randnotiz "alias Jacob Putzen" in einem Verschreibungsdokument vom 14.5.1639 für ein Stück Land in Szirgapaulen kommt SEMBRITZKI zu der irrigen Ansicht, Putzen sei gleich Szirgapaulen zu setzen.
Nach Quellenlage verhält es sich aber so, dass nach einem Besitzerwechsel der Status "cöllmisch" für Szirgapaulen auf Putzen übertragen wurde.

Gegen die Annahme Putzen = Szirgapaulen spricht:

  • Im Steuergefälle der Vogtei Memel 1687 kommen sowohl Jacob Putze (im Bachmannsland) als auch Paull Sirga (in Böttelsdorf) unabhängig voneinander vor.[11]
  • Die Orte liegen in unterschiedlichen Bezirken/Beritten/Dorfschaften.
  • Im Goldbeck sind Putzen und Szirgapaulen (oder Buddelkehmen) getrennt erwähnt.[12]


Kirchliche Zugehörigkeit

Evangelische Kirche

Szirgapaulen gehörte 1888 zum Kirchspiel Memel Land.[13]

Katholische Kirche

Szirgapaulen gehörte 1888 zum katholischen Kirchspiel Memel.[14]


Standesamt

Szirgapaulen gehörte 1888 zum Standesamt Buddelkehmen.[15]


Bewohner


Geschichte

  • Der Band Nr. 9 des Generalhufenschoßes Memel enthält Abschriften der verliehenen Privilegien verschiedene Güter des Amtes Memel. Er enthält auch das Privilegium des Gutes Jacob Putzen, in welchem ein Grundstücktausch protokolliert ist:

14. Mai 1639: dem Hauskämmerer zu Mümmel, Merten Wessel, werden als Dank für langwierige Dienste und wegen bey der Schwedischen Sequestration erlittenem Schaden 3 wüste Huben zu altem Zinß zum Gebrauch zu Paul Sirga verschrieben. Alß es sich aber befunden, daß solches Land zum Theil besezet, theils andern ein Maaß eingetragen war, hat Marten Wessel unterthänigste Ansuchung gethan ihm zu gewähren, an einen anderen Ort zu willfahren.

In Ansehung seiner langjährigen Dienerschaft hat man ihm dann als Ausgleich 3 Huben 18 Morgen zu Cöllmischem Recht verschrieben, allerdings ist nicht erwähnt wo! Es muß aber auch zu Paul Sirga gewesen sein, das geht aus dem späteren Tauschvertrag hervor.

20.Januar 1665: Oben verliehene 3 Hufen 18 Morgen sind nachgehend von dem Capitain Daniel Wessel (vermutlich ein Sohn) gegen 5 Hufen mit dem Martin Mirlaitis von Jacob Putzen vertauscht worden.

Hier eine Zusammenfassung des Tauschvertrages:

Ein Churfürstlicher Unterthan namens Marten Mirlaitis von Jacob Putzen im Backmanslandt gelegen.... daß er nunmehr auf dieser Lasen, welche sich auf 5 Huben erstrecket, etliche Jahre gewohnet, auch dieselbe aber theils wegen der vielfältigen Contribution und Auflegung, auch andere ihm zugebrachte Widerwärtigkeiten der Gräntzen, zu einer solchen Habseligkeit geraten, daß er sie nicht länger erhalten könne und sie abgeben möchte.

Damit das Land nicht wüst liegt und dem Churfürsten kein Schaden entsteht, hat er mit Daniel Wössel einen Tausch vor, dergestalt, daß dieser (Wössel) besagte 5 Huben zu Jacob Putzen erhält und dieser ihm dagegen seine 3 Huben 18 Morgen zu Budelkein, Paul Sirga genannt, gibt. Welche zwar zu Cöllmischem Recht verschrieben, wo Herr Wössel aber auf angesagte 5 Huben zu translociren gesonnen, nebst einem Cornhause am Fluß stehend, einer Cloten, eines Stalles mit zwey Thüren und aller deren Wirthsleuthe so aldar vorhanden, außer dem daselbst ausgesätem Corn. Martin Mirlaitis aber solche 3 Huben 18 Morgen nicht auf Cöllmisches Recht getauscht.[16]



Verschiedenes

Karten

Zirgapaulen in der Schroetterkarte (1796-1802) 1:50 000
© Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
Siehe oben Mitte Buddelkehmen auf der Schroetter Karte 1802, Maßstab 1: 160000


Szirgapaulen im Preußischen Urmesstischblatt 1860
© Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz


Szirgapaulen ist das südl. des Schmelzflusses gelegene Vorwerk in der Gemeinde Buddelkehmen im Messtischblatt 0393 Götzhöfen (1910-1940) mit den Gemeindegrenzen von 1938
© Bundesamt für Kartographie und Geodäsie
Skizze aus der Gemeindeseelenliste von Buddelkehmen aus den 50er Jahren, (c) Bundesarchiv


Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

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Quellen

  1. Diehlmann, Hans Heinz: Die Türkensteuer im Herzogtum Preußen 1540, Band 2, Memel - Tilsit, Verein für Familienforschung in Ost- und Westpreußen Hamburg 2006
  2. Steuergefälle Vogtei Memel 1687
  3. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  4. Schroetterkarte (1796-1802), Maßstab 1:50000
  5. Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preussen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt vom Königlichen Statistischen Bureau. Berlin 1874.
  6. Gemeindelexikon für die Provinz Ostpreußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen bearbeitet vom Königlichen statistischen Bureau. Berlin SW. 1888.
  7. Johannes Sembritzki, Geschichte des Kreises Memel, Memel, 1918
  8. Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preussen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt vom Königlichen Statistischen Bureau. Berlin 1874.
  9. Gemeindelexikon für die Provinz Ostpreußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen bearbeitet vom Königlichen statistischen Bureau. Berlin SW. 1888.
  10. Gemeindelexikon für die Provinz Ostpreußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1905 und anderer amtlicher Quellen bearbeitet vom Königlich Preußischen Statistischen Landesamte. Berlin SW. 1907.
  11. Steuergefälle Vogtei Memel 1687
  12. Vollständige Topographie des Königreichs Preußen, Erster Teil: Topographie von Ostpreußen, herausgegeben von Johann Friedrich Goldbeck – Erzpriester zu Schaken, Königsberg und Leipzig (1785)
  13. Gemeindelexikon für die Provinz Ostpreußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen bearbeitet vom Königlichen statistischen Bureau. Berlin SW. 1888.
  14. Gemeindelexikon für die Provinz Ostpreußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen bearbeitet vom Königlichen statistischen Bureau. Berlin SW. 1888.
  15. Gemeindelexikon für die Provinz Ostpreußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen bearbeitet vom Königlichen statistischen Bureau. Berlin SW. 1888.
  16. Generalhufenschoß Memel 1719-1766, Privilegia 1719, Buch Nr.9, Staatliches Archivlager, Göttingen, 1962