Stift Langenhorst

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Ochtrup: historisch – familienkundliche Entwicklung im lokalen und regionalen Zusammenhang, Land und Leute, Siedlung, Sprache, Kirche, Bibliografie, Archive, Quellen, Hinweise...

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Stift Langenhorst vor der Renovierung durch den Lanschaftsverband Westfalen Lippe

Adelige Stifter des Hochstiftes Münster

Amt Horstmar

Das hochadelige freyweltliche Stift Langenhorst

Einführung

Pfarr- und Stiftskirche St. Joannem Bapt. s.t. Decollat. zu Langenhorst
Stift Langenhorst vermittelt heute ein Bild früherer "Herrlichkeit" (Bild LWL)

Die Gemeinde Langenhorst wird erstmalig 1178 urkundlich erwähnt. Mit Erlaubnis Heinrichs des Löwen stiftete der begüterte münsterische Vicedominus und spätere Domdechant Franko von Wettringen, der von seinem Bruder Bernhard die Burg Langenhorst an der Vechte geerbt hatte (Siehe auch Stift Asbeck), auf ihr 1178 ein Augustinerinnenkloster.

Das Stift, im Mittelalter von einem Burggraben umgeben, lag auf einer Insel zwischen zwei Gabelungen der Vechte. Vor der Kirche fließt heute immer noch die Vechte entlang, zudem ist an der Nordseite des Komplexes ein Teil des Burggrabensystems erhalten. Leider konnte ein Großteil der kreisförmigen Grabenanlage nicht bewahrt werden. Diese Gräben und Teiche sind als Reste der alten Burg anzusehen.

Bischof Hermann II. vermehrte den reichen Besitz des Klosters.

Gebäude und Ausstattung

Die Reste der alten Klosteranlage liegen innerhalb der breiten Gräfte der vorherigen Burgstelle. Die ehemalige Klosterkirche und heutige Pfarrkirche St. Johannes der Täufer zählt zu den schönsten spätromanischen Hallenkirchen des Münsterlandes. Der Bau wurde am Ende des 12. Jahrhunderts im Osten begonnen und bis etwa 1230 errichtet. Am Ende des 14. Jahrhunderts erfolgte die teilweise Erneuerung des westlichen Querhauses. Bei einem Brand stürzte 1556 der Nordostturm mit dem Teil des Querhauses ein. Nach 1867 erfolgte die gründliche Wiederherstellung und der Umbau des Inneren zur Pfarrkirche. Seit den späten 50er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde der Nordostturm ergänzt und die gesamte Kirche umfassend restauriert. Im Westen der Kirche gruppieren sich die ehemaligen Klosterbauten aus dem 15. Jahrhundert hufeisenförmig um einen Hof. Im Anschluß an den Südflügel des Klosters entstand vermutlich nach Entwürfen von Peter Pictorius d. J. 1722 als barocke Abtei ein zweigeschossiger Ziegelbau mit Werksteingliederung und flach übergiebeltem Mittelrisalit. An der Gartenseite im Westen der barocken Abtei ist eine Terrasse mit doppelläufiger Freitreppe angebaut. An der Zufahrt zur Abtei von Südosten markieren zwei barocke Torpfeiler noch den alten klösterlichen Immunitätsbezirk. Außer der Kirche sind auch bis ins Spätmittelalter zurückgehende Teile des ehemaligen Klosters bzw. der Stiftsgebäude sowie die 1722 erbauten Abtei erhalten; die einzelnen Kurien sind dagegen beseitigt.

Stiftskirche

Kern des mittelalterlichen Bauwerks ist die Kirche von 1230. Die große zweischiffige Hallenkirche mit ihren zwei Türmen ist ein imposantes Beispiel für Klosterkirchen aus dem Mittelalter. Der nördliche Turm, der 1556 einem Brand zum Opfer fiel, konnte erst zwischen 1964 und 1970 wiederaufgebaut werden. In der westlichen Kirchenmauer ist noch deutlich das zugemauerte Tor sichtbar, durch das die Nonnen aus dem angrenzenden Klostergebäude die Kirche betreten konnten. Ein fast viereckiger Klostergang rund um den Innenhof verband die Kirche mit allen Gebäuden und Seitenflügeln des Klosters.

Der Innenraum der Kirche beherbergt zahlreiche Kunstwerke und die Stiftskammer, in der kostbare Reliquien und die kunstvollen, heiligen Gefäße der liturgischen Feste aus sieben Jahrhunderten aufbewahrt werden. Die Stiftskirche, heute katholische Pfarrkirche St. Johannes Baptist, stellt mit dem ehemaligen Kloster und der Abtei ein kulturhistorisch bemerkenswertes Baudenkmal des nördlichen Münsterlandes dar.

Augustinerinnenkloster

Nachdem der Münsteraner Domdechant Franco von Wettringen (Siehe Stift Asbeck) von seinem Bruder eine Burg am Flüsschen Vechte erbte, gründete er dort 1178 ein Augustinerinnenkloster, das 1203 vom Bischof mit Schenkungen und Privilegien ausgestattet wurde.

Vogtei

Bischof Hermann II. bestimmte den nächsten Verwandten des Stifters den Edelherren Werner von Ibbenbüren (aus dem Hause Lohn?) zum Vogt. Nach dessen Tod im Jahre 1203 überwies der Bischof dem Kloster den Archidiakonat über die Kirchspiele Ochtrup und Wettringen.

Windesheimer Reform

Um 1420 schloß sich Langenhorst der Windesheimer Reform an; das im 14. Jh. gelockerte gemeinsame Leben wurde wiederhergestellt.

Freiweltliches Damenstift

Nach einem Brand des Klosters und einem Teil der Kirche 1556 wurde Langenhorst 1576 in ein katholisches, freiweltliches Damenstift umgewandelt.

Reformation

Anfang 17. Jh. sah es so aus, als ob die Auflösung des 1576 auf Beschluß des Konvents in ein freiweltlich adliges Stift umgewandelten Kloster, nicht mehr zu Umgehen wäre. Der Bischof von Münster neigte um so mehr dazu, als seit der Tätigkeit des Dechanten Johannes von Silborg, des ehemaligem Hofkaplans des Bischofs Franz von Waldeck, das prot. Bekenntnis zur Herrschaft gelangt war. Erst 1616 erfolgte die Rekatholisierung.

Säkularisation

1803 gelang es, die vom Rhein- und Wildgrafen von Salm-Grumbach drohende Aufhebung durch Einspruch hinauszuschieben. Die Franzosen hoben 1811 die Einrichtung auf und und die Gebäude kamen 1814 in den Besitz der Grafen von Salm-Horstmar.

Lehrerseminar
  • 1830 gelang es dem zeitlichen Pfarrer Theodor Mühren ein Lehrerseminar einzurichten, um somit jungen Menschen aus „ganz Westfalen Ausbildung, Unterkunft und Beköstigung zu gewähren“. Die Leitung dieses Seminars oblag immer dem Pfarrer von Langenhorst.

Pfarre

Bistum Münster: Die Klosterkirche des 1178 gestifteten Augustinerinnenklosters erhielt 1482 Pfarrrechte. Das Pfarrgebiet wurde von Wellbergen abgetrennt. Nach der Aufhebung des Damenstiftes 1811 blieb die um 1200 erbaute Stiftskirche zum hög. Johannes d.T. Pfarrkirche. 1954 Dekanat Steinfurt, 1954: Dekanat Burgsteinfurt

Abtissin
  • 1594 Christine von Raesfeld
  • 1603 Sophia von Velen
  • 1776 Clara Francisca Gräfinn von Merveldt, Archidiaconissa zu Langenhorst, Ochtrup und Wetteringen, Frau zu Nienborg
Chanonissen (1776)
  • Theresia von Schorlemmer, Küsterin (1776)
  • Maria Anna Freyinne Wolf Metternich zur Gracht und Wehren (1776)
  • Theodora Balduina von Clodt zu Remblinghausen (1776)
  • Theresia von Höerde zu schwarzen Raben (1776)
  • Maria Theresia Francisca von Clodt zu Remblinghausen (1776)
  • Clementina von Scharfenstein genannt Pfeil (1776)
  • Ludovica Helema von Juden zu Borcholtz (1776)
  • Maria Bernard. von Graes zu Diepenbrock (1776)
  • Maria Anna von Nagel zu Ittlingen (1776)
  • Clara Ludovica von Merveldt zu Westerwinkel (1776)
  • Maria Barbara von Elberfeld zu Langen, denominatæ (1776)
  • Maria Sophia von Ascheberg zu Venne, denominatæ (1776)
Amtmann

Herr Hermann Anton Knaden (1776)

Eigenbehörige

Die Eigenbehörigen des Stiftes waren auf über mehrere Kirchspiele verteilt:

Präparandenanstalt

Aus einer 1830 in Langenhorst eröffneten privaten Präparandenanstalt ging das 2. kath. Lehrerseminar der Provinz Westfalen hervor, das 1856 verstaatlicht und 1882 nach Warendorf verlegt wurde. Mit ihm war seit 1841 eine Taubstummenanstalt verbunden (1876 verselbständigt und vom Provinzialverband übernommen und 1969 nach Münster verlegt).

Archiv

  • Staatsarchiv Münster, Bestand "Beugelskamp (Overijssel) und Rauschenburg". Darin Aufschwörungstafeln (1294-1818) Stifter Wietmarchen, Langenhorst, Borghorst, Hohenholte und Metelen.
  • Fürstliches Archiv Coesfeld, Bestand L Stift Langenhorst. Darin: 300 Urkunden (1178-1779); 390 Akten (15.-19. Jhdt.)Renten und Zehnte; Kolonate und Grundbesitz; Eigenbehörige; Dienstregister (ab 1578); Burglehen zu Nienburg; Mühlen zu Langenhorst, Ochtrup und Neuenkirchen; Bausachen; Markenrechte; Privilegien, Konfirmationen; Kopiare (16. Jhdt.); Stiftungen; Archidiakonat (Sendgerichtsprotokolle ab 1581); Kirchspiels- und Kirchenrechnungen (Ochtrup ab 1617, Hospital Ochtrup ab 1623); Patronat zu Wettringen; Nachlässe; Prozesse; Stiftsrechnungen (1589-1811). Findbuch P 37/3 S. 349-395
  • Archiv Lembeck, Bestand Haus Coppel. Darin Stiftshäuser zu Borghorst und Langenhorst.

Archiv betr. Stift

  • Bistumsarchiv Münster (BAMS), Bestand Generalvikariat, Langenhorst, Pfarrkirche St.Johannes Bapt., darin Stift: Visitationsakten, Stiftsordnung, Schatzungen, Güterverzeichnis 1559, Privilegien, Wahlbestätigungen.

Archiv

  • Landesarchiv NRW, Staatsarchiv Münster, Behörden der Übergangszeit 1802-1816, Kaiserreich Frankreich, Amortisationskasse des Lippedepartements, Bestand Liegenschaften des Stiftes Langenhorst
    • Umfang: 41 Aktenstücke. Darin: die Gemeinden Langenhorst, Ochtrup, Schöppingen, Neuenkirchen und Metelen. Darunter die Höfe Schöckingshove, Baselhove und Schuerhaershove zu Schöppingen.

Literatur

  • Klemens Brockmöller: Langenhorst – 1000 Jahre Kulturgeschichte. Greven 1978.
  • Florian Matzner, Ulrich Schulze: Barock in Westfalen. Münster 1995, S. 141-142.
  • Roland Pieper: Historische Klöster in Westfalen-Lippe. Münster 2003, S. 149-150.