Spital zum Heiligen Geist (Borken)

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Hierarchie
Regional > Bundesrepublik Deutschland > Nordrhein-Westfalen > Regierungsbezirk Münster > Kreis Borken > Borken (Kreis Borken) > Spital zum Heiligen Geist (Borken)

Stadt Borken, letze Eigentümerin des Hospitals

Heilig-Geist-Hospital

Einleitung

Das Heilig-Geist-Hospital (Armenhaus) zu Borken, nach einer Zeichnung von 1752 (Stadtarchiv Borken)


Stiftung

Als 1889 Haupt- und Mittelpfosten ganz vermodert waren, wurde der Turm so aufgebaut wie der links stehende Entwurf vom 10.12.1889 zeigt

Das Spital zum Hl. Geist wurde 1333 gestiftet.

Bauvollendung

Der von Bischof Heydenrikus im Jahre 1382 genehmigte Bau der Kirche war um 14oo vollendet und diente der seelsorglichen Betreuung der Insassen. Etwa 8 Jahre war eine normale Bauzeit für so ein Haus.

Die Kirche diente als Kapelle für die Insassen des Hl.-Geist-Hospitals, der Armenstiftung der Stadt Borken seit dem Mittelalter. Sie ist seit 1967 Heimatmuseum der Stadt Borken. Der obige Lageplan aus dem Jahre 1752 aus dem Stadtarchiv Borken vermittelt eine Vorstellung vom Hospital „ad spiritum sanctum”.

Die Kirche, hier wie auch anderwärts, war Bestandteil des Hospitals angebaut, wie oben sichtbar, ein kleines Armenhaus und mit dazu gehörte das später neuerbaute Armenhaus an der Wilbecke (heute Parkplatz).

Dachreiter

1503 wurde der Turm gezimmert. Der Anker, durch den der Turm mit dein Giebel verbunden war, wog 17 Pfund. Das Kreuz auf dem "pynappel" (Kugel) bekam eine Vorrichtung, "do men den Hane hoger satte". Zwei goldene Gulden zahlte man dem "wygelbiscop" (Weihbischof), als er den Altar weihte. 5 hornsche Gulden bekam der Goldschmied in Münster, daß er den Kelch machte und vergoldete, 2 1/2 Mark der Weihbischof für die Weihe des Kelches,

Für das Rathaustürmchen diente die obige Zeichnung als Vorlage, während die Hl.-Geist-Kirche bis 1945 ein spitzes Türmchen als Dachreiter hatte.

Altar und Kanzel

Als Folge der Religionswirren zu Ende des 16. Jahrhunderts waren 1618 Altar und Kanzel "wenig würdig", und nur einmal im Jahr wurde noch die hl. Messe gefeiert. Erst nach Abzug der Hessen im Jahre 1650 konnten größere Reparaturen durchgeführt werden.

Johannesglocke

Nach dem 30 jährigem Krieg konnte erst am "stillen Freitag" 1656 im Turm wieder eine Glocke aufgehängt werden.

1694 wurde die im Jahre vorher gegossene "neye Heilig gest Klocke", die laut Rechnung 135 Pfund wog, aufgehängt. Die Glockenaufschrift lautet: ANNO 1693 AD MAJOREM DEI GLORIAM THOMAS DE CORTE DECANUS; NICOLAUS POTGIESER; JOHANN HENRICK ARNING CONSULES JOHANN WILHELM BOCKTENKINCK PROVISOR (im Jahre 1693 zur größeren Ehre Gottes Thomas de Corte, Dechant, Nikolaus Potgieser, Johann Heinrich Arnink, Bürgermeister, Johann Wilhelm Bocktenkinck, Provisor).

Während des letzten Weltkrieges mußte diese historische Glocke 1941 abgeliefert werden, wurde aber nicht eingeschmolzen und kam am 6. August 1947 wieder zurück. Seit 1953 hängt sie im Rathausturm und wird am Johannistage zur Zusammenkunft der Nachbarschaften mittags um 13 Uhr geläutet.

Verwaltung

Die Verwaltung von Armeneinrichtungen erfolgte meist durch bestellte Provisoren.

Soziale Sicherheit

Fand ein Armer (Alte, Kranke, Invalide usw.) auf dem flachen Lande wie bisher Hilfe und Fürsorge und damit soziale Sicherheit in der Familie und in der Nachbarschaft, so musste in der Stadt darüber hinaus ein organisiertes Armenwesen aufgebaut werden, das mit seiner geschlossenen und offenen Pflege allen Hilflosen eine gewisse soziale Sicherheit bot. Verwaltet wurde diese karitative Einrichtung in Borken durch den Rat der Stadt.

Armenkommissar

Unter dem Armenkornmissar Jodocus Hermann Nünning wurde das Gotteshaus 1732/33 umfassend erneuert.

Profane Nutzung

Im Siebenjährigen Krieg diente die Kirche 1762 als Magazin, und 1779 wurde sie durch preußische Truppen entweiht. Ihre eigentliche Bestimmung als Gottteshaus verlor die Hl.-Geist-Kirche im Jahre 1809, als die Franzosen sie zu einem Magazin umwandelten. Von da an diente sie nur noch profanen Zwecken und beherbergte z.B. bis 1945 die Brandspritzen und Löschgeräte der Feuerwehr. Aligemein hieß sie im Volksmund "Brandkiärke".

Einkommen

8 Bauerngüter im Kirchspiel, zahlreiche Korn-, Geld- und Hausrenten in Stadt und Feldmark ermöglichten die Versorgung der Pfründner, aber auch die regelmäßige Austeilung von Brot und Butter und von Kleidung (Nikolaituch) an die verschämten Armen in der Stadt.

Aber auch außerhalb des Kirchspiels hatte das Armenhaus Borken Besitz:

Besitz

Neben den Armenhäusern auf der Zeichnung verfügte die Armeneinrichtung noch über weitere Gebäude: der Pröbstinghof in der Butenstadt mit der "Elende" für durchreisende Fremde, zeitweise auch als Pesthaus benutzt, das "Seekenhaus" (Siechenhaus) mit Kapelle und eigenem Friedhof für leprakranke Bürger am Ramsdorfer Postweg -1488 erstmals erwähnt-, das "Vier-Schornstein-Haus" am Kloster Marienbrink, das "Drei-Schornstein-Haus" in der Wilbecke und die "Cluse" hinter dem Chor der Remigiuskirche. Gewöhnlich konnten 24 Arme und Kranke stationär untergebracht werden.

Armenhaus Wilbecke

Das Armenhaus an der Wilbecke beherbergte nach dem 1. Weltkrieg Diensträume des Kreisgesundheitsamtes und war in der 1. Etage vermietet. 1945 fiel dieses Gebäude den Bomben zum Opfer. Die Armengüter selbst gingen 1937 durch Ratsbeschluß in den Besitz der Stadt über, und nur noch die Hl .-Geist-Kirche und einige Flurnamen wie Armenkamp, Hl.-Geist-Kamp, Elendsweiden erinnern an die vielhundertjährige Geschichte der Sozialfürsorge der Stadt für ihre armen Mitbürger.

Neunutzung

1820 wurde von Münster angeregt, die Kirche durch Einziehen einer Decke zum Armenhaus umzubauen, was aber nicht geschah. Sogar an die Verwendung als Turnhalle wurde Ende des 19. Jahrhunderts vorübergehend gedacht. Bei den verheerenden Luftangriffen vom 21. - 23. März 1945 wurde die Kirche bis auf die Umfassungsmauern zerstört. Aber schon 1948 begann man mit der Rettung und Erhaltung der Bausubstanz. Als man dann bei der Planung eines neuen Rathauses sich für die Nordseite des neuen Marktplatzes entschied, wurde das Baudenkmal mit in die Gesamtkonzeption einbezogen und 1952/53 restauriert. Durch Einzug einer Decke gewann man einen stilvollen Raum für Ratssitzungen, während das Erdgeschoß bis 1986 das Heimatmuseum beherbergte.