Selbst ist der Mann

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Selbst ist der Mann

Von Gerhard Krosien

Nun sind sie auf dem Rückweg nach Schwarzort. Ingo, sein Vater und der litauische Pkw-Fahrer Josef in dem Lada 1300 mit über 200 000 km auf dem Buckel. Schon seit dem frühen Morgen sind sie im Memelland unterwegs und haben Karlsberg, Heydekrug, Ruß und Drawöhnen besucht. Und jetzt, am Nachmittag, kurz vor Memel qualmt es plötzlich aus dem Motorraum des Pkws. „Schlimm, schlimm, Waasserpumpe wohl kaputt!“, meint Josef mit nachdenklichem Gesichtsausdruck, „müssen halten und warten, bis Motor sich bisschen abjekiehlt hat.“ Das geschieht auch, und zwar innerhalb einer kurzen Wegstrecke mehrfach. Irgendwann verschwindet Josef bei einem „dampfbedingten“ Halt und kommt mit einem Eimer kalten Wassers angeschleppt. Sofort will er das kalte Nass in den Kühler schütten. „Vorsicht! Ganz langsam und bei laufendem Motor!“, warnt aber Ingo.

Bis zur Fähre auf die Kurische Nehrung geht dann erst mal alles gut. Dort - auf dem Warteplatz - qualmt das Auto wieder tüchtig. Ingo meint, es müsse wohl am Keilriemen liegen. Ein Blick unter die Motorhaube, ein Griff, und er hält triumphierend den zerrissenen Keilriemen in der Hand. Was nun machen? Das Auto wird an den Rand des Rondells vor der Fähre geschoben. Josef hantiert im Kofferraum herum und nestelt einige Keilriemen hervor. Einer scheint zu passen. Nun muss er „nur“ noch montiert werden. Das geht aber gar nicht so leicht. Die Lichtmaschine lässt sich trotz größter Anstrengung nicht von ihrem Platz bewegen! Josef weiß sich keinen Rat mehr.

Da kommt ein junger Litauer herbei, der das Treiben am Auto mitangesehen hatte, und sagt etwas auf Litauisch zu Josef. Der rennt daraufhin zum Kofferraum und kommt mit einer kleinen Kurbel und einem Schraubendreher zu Ingo gehastet. Der Schraubendreher wird vor den Keilriemen gehalten, die Kurbel von außen angesetzt und ganz kurz gedreht. Der Keilriemen sitzt! Josef lacht erleichtert auf. So einfach ist das. Aber gewusst wie!

„Werde ich morjen jleich neuen Keilriemen in Werkstatt raufmachen lassen“, verspricht Josef. In der nächsten Woche meint er aber auf Befragen: „Keilriemen is juut, hab ich jelassen.“

Na, nun bleibt abzuwarten, wie lange dieser Keilriemen hält. Er sah bei der Montage schon ziemlich alt und morsch aus.