Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/2/265

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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Es läßt sich das wenigstens theilweise durch Urkunden beweisen. So wurde z. B. der ansehnliche, 220 Fuß hohe Thurm zu Gettorf (zwischen Kiel und Eckernförde) in der Zeit von 1438 bis 1494 aufgeführt, und mehrere von gleicher Form sind gewiß aus derselben Zeit. Die Gettorfer Kirche[1] war, beiläufig bemerkt, eine Wallfahrtskirche, wohin im funfzehnten Jahrhundert aus unserm Lande viel gewallfahrtet ward. Den Thurm zu Garding in Eiderstedt baute man in den Jahren 1483 bis 88. Wenn gesagt worden ist, der Thurm auf Pellworm sei schon im Jahre 1095 zu bauen angefangen, so ist das ohne Zweifel ein Irrthum; aber gewiß ist, daß derselbe 1452 vorhanden war. Die Gestalt der Thürme aus alter Zeit ist sehr verschieden: Die Kirche zu Broacker in Sundewitt ist durch ihren Doppelthurm ausgezeichnet. Daß die Thürme in der Regel am westlichen Ende der Kirchen stehen, während der Chor im Osten liegt, ist bekannt. Im Haderslebenschen findet man bei mehreren Kirchen den Thurm östlich am Chor, so daß der Altar unter dem Thurme steht. Als ein Curiosum wird angegeben, daß zu Fardrup, der letzten Kirche südlich von der Königsau, der Thurm an die Südseite, zu Vilslev, der ersten nördlich von der Au, in Jütland, an die Nordseite gesetzt sei.

Die Krönung der Thurmspitze durch einen Hahn ist uralt[2]. Man pflegte denselben in der Vorzeit, wie noch heutiges Tages manchmal, auf ein Kreuz über einer Kugel, der Weltkugel, zu setzen. Er galt auf dem höchsten Gipfel der Kirche als ein sinnbildlicher Zeuge von dem Weltüberwinder. An den Außenmauern des Gebäudes sieht man mitunter sehr frühzeitige in Granit oder Sandstein ausgehauene Bildwerke, in denen die Gestalt des nach urchristlicher


  1. Das vorhin erwähnte Testament eines Bürgers zu Burg auf Fehmern enthält auch die Bestimmung, daß nach seinem Ableben für ihn eine Reise (d. i. Pilgerfahrt) nach Gettorf und nach Wilsnack gemacht werden solle.
  2. In einer Hymne des Ambrosius aus dem vierten Jahrhundert: „Hymnus nocturnus ad primum galli cantum“ (Wackernagel S. 1.) heißt es schon: „Surgamus ergo strenue: gallus jacentes excitat et somnolentos increpat, gallus negantes arguit. Gallo canente spes redit, aegris salus refunditur, mucro latronis solvitur, lapsis fides revertitur. Jesu, parentes respice et nos videndo corrige etc.“