Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/2/190

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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die Unterrichtsgegenstände hauptsächlich die Dialektik, die Grammatik und der Gesang. Der Religionsunterricht beschäftigte sich vornehmlich mit den Legenden und Heiligengeschichten, sowie mit der Uebung im Kirchengesange. Die Schüler dienten dabei regelmäßig zum Gesange im Chor und bei Processionen. Die Dialektik schrumpfte allmälig ein zu einem Auswendiglernen der philosophischen Terminologie und deren Definitionen. Die Grammatik wurde oft sehr vernachlässigt, und nur die der lateinischen Sprache gelehrt, „denn sie war ja die Kirchensprache, eben damit die Sprache der Gelehrten, und zugleich die gewöhnlichste für alle Staatsverhandlungen; nur auf sie beschränkten sich daher auch alle Uebungen in der Kunst des richtigen sowohl mündlichen als schriftlichen Ausdrucks[1]“. Nur mit den geübtesten Schülern wurden classische Autoren gelesen, unter den Dichtern vorzüglich Virgil und Horaz, von den ältern prosaischen Schriften außer der lateinischen Uebersetzung des Aristoteles am häufigsten der Priscian, Cicero von den Pflichten, sowie seine und des Quintilians rhetorische Werke, wobei sorgfältig die einzelnen Phrasen zur Uebung im Sprechen und Schreiben benutzt wurden. Das Griechische wurde wenig gelernt, das Hebräische eigentlich gar nicht. Der gelehrteste Kenner dieser Dinge in Lübeck hat ausdrücklich bezeugt, daß dort in allen Verzeichnissen der ältesten Büchersammlungen am Domstift oder an den Klöstern und Stadtkirchen auch nicht eine einzige griechische oder hebräische Handschrift aufgeführt wird.

In dem Obigen ist fast ausschließlich von den Kathedral- und Klosterschulen die Rede gewesen. Wir wenden uns jetzt speciell zu den später entstandenen Stadtschulen des Mittelalters, wollen aber gleich, um Mißverständnissen vorzubeugen, die Bemerkung voraussenden, daß die Verschiedenheit der Stiftsschulen und der Stadtschulen nicht nach der Analogie des Gegensatzes zwischen den Gelehrtenschulen und Bürgerschulen bemessen werden kann. Denn jene Stadtschulen, in denen freilich in der Regel der Unterricht mehr für jüngere Knaben berechnet war, so daß sie für höhere Studien aus diesen in jene übergingen, gaben doch auch grammatische und wissenschaftliche Vorbildung. Außer den Stadtschulen, welche immer zu


  1. Vgl. Grautoff, a. a. O.