Raudszen (Kr.Ragnit)

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Disambiguation notice Raudszen ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Raudszen (Begriffsklärung).
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Wappen der Stadt Ragnit

R a u d s z e n

Bauerndorf an der Szeszuppe
Kreis Tilsit-Ragnit, O s t p r e u ß e n
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Blick über die Szeszuppe nach Raudszen (Rautengrund)


Hierarchie
Landschaft bei Raudszen

Einleitung

Der Blocksberg (23 m) bei Raudszen, 1995

Raudszen, zu beiden Seiten der Szeszuppe liegend, die nur eine kurze Strecke hinter dem auf der rechten Seite gelegenen, sagenumwobenen Blocksberg vorbei in die Memel mündet, gehört mit zu den ältesten und größten Dörfern des Kirchspiels Groß Lenkeningken.

Wann die ersten Bewohner in Raudszen seßhaft wurden, ist nicht feststellbar, doch ist mit Sicherheit anzunehmen, daß dieses schon lange vor der Ordenszeit geschah. Seine Lage im Winkel von zwei Flüssen mit ihrem Fischreichtum sowie angrenzende große Wälder mit ihrem Reichtum an Wild, Waldfrüchten und Holz werden die alten Pruzzen schon sehr früh zu einer Ansiedlung verlockt haben.

Als sicher gilt, daß der in der Rautengrunder Gemarkung liegende Blocksberg eine Kultstätte der alten Pruzzen war und man kann auch vermuten, daß der Orden hier, wo die Szeszuppe in die Memel mündet, einen Stützpunkt angelegt hat zum Schutz gegen einfallende Litauer. [1]

Name

Die Mündung der Szeszuppe (rechts) in die Memel (links) bei Raudszen

Raudzen (1938 - 1945 Rautengrund, lit. Raudžiai)
Der Name beschreibt die Vegetation.

  • litauisch "raudis" = die Röte
  • "raudoklis" = brauner Weiderich (bot. lythrum), violetter Weiderich, Blutweiderich
  • "raudona" = kleine Hanfnessel, Ackerhohlzahn (bot. galeopsis ladanum)
  • "raudolele" = bot. Dost, gemeiner Wohlgemut, hanfartiger Wasserdost, Kunigundenkraut

Allgemeine Informationen

Raudszen, Raudschen, (ab 1938 Rautengrund)

Politische Einteilung / Zugehörigkeit

Volksschule Rautengrund-Ost (ca. 1939 oder 1940) mit Lehrer Stahn

Letzte Statistik 1939:

Rautengrund (Einw.: 521 ; Fläche: 1.394 ha)

  • alter Name: Raudszen (Raudschen)
  • nach 1945 : Rjadino

Zugehörige Wohnplätze:

  • Aschelingen
  • alter Namen: Aszolienen
  • nach 1945 : Lagernoe

Amtsbezirk Raudszen

  • 15.04.1874
    Bildung des Amtsbezirks Raudßen Nr. 5 im Kreis Ragnit aus den Landgemeinden Bambe, Groß Lenkeningken, Raudßen und Reisterbruch und den Gutsbezirken Aßolienen
    und Lenken, (6 Gemeinden/Gutsbezirke).

Er wird zunächst mitverwaltet vom Amtsvorsteher in Carlsberg.

  • 01.01.1908
    Der Amtsbezirk Raudszen umfaßt die Landgemeinden Bambe, Groß Lenkeningken, Raudszen und Reisterbruch und die Gutsbezirke Aszolienen, Lenken und Lobellen (7 Gemeinden/Gutsbezirke).


Kirchliche Zugehörigkeit

Raudszen gehörte bis zum 1. Oktober 1897 zum Kirchspiel Ragnit, danach zum neugebildeten Kirchspiel Groß Lenkeningken.

Man verstand es in Raudszen, Familienfeste zu feiern und die Großbauern konnten es sich leisten, etwa bei Hochzeiten soviel Gäste einzuladen, daß 50 und mehr Wagen an der Fahrt zur Kirche nach Groß Lenkeningken erforderlich waren (und auch kamen), um die ca. 200 geladenen Gäste in einer langen Wagenkolonne zu befördern. Was so eine große Bauernhochzeit, die man manchmal einige Tage feierte, an Arbeit, Aufwand und Geld kostete, kann man sich ungefähr ausrechnen. Nun - man war sehr sparsam in anderen Dingen, doch eine Hochzeit durfte schon was kosten. [1]

Geschichte

Nach der großen Pest 1709/10 müssen eine Anzahl Litauer, von der preußischen Regierung ins Land gerufen, auch nach Raudszen gekommen sein, davon zeugt nicht nur der aus dem Litauischen kommende Ortsname Raudszen, der etwa 1937 in die deutsche Bezeichnung Rautengrund abgeändert wurde, sondern auch eine große Anzahl Familiennamen litauischen Ursprungs. Der litauische Sprachgebrauch hatte sich in manchen dortigen Familien bis etwa um 1900 erhalten. Ob auch Salzburger in dieses Bauerndorf einwanderten, ist nicht erwiesen, fest steht jedenfalls, daß sowohl die Nachfahren der alten Prussen und auch der Litauer, die sich durch Heirat mit Siedlern deutscher Abstammung vermischten, im Laufe der Zeit sich als Deutsche fühlten, die vielfach freiwillig - vornehmlich bei der Kavallerie - ihren Militärdienst ableisteten.

Rautengrund war seit 1874 Sitz einer Amtsbehörde.Das Dorf hatte mittlere bis gute Ackerböden, fruchtbare ertragsreiche Wiesen und Weiden an der Memel und an der Szeszuppe, sowie Wälder in nächster Nähe, die seinen etwa 70 Landwirtschaftsbetrieben der verschiedensten Größen einen gewissen Wohlstand brachten. [1]

Bewohner.png Bewohner

Wieviel Verluste Raudszen im Ersten Weltkrieg zu beklagen hatte, ist nicht genau bekannt, wahrscheinlich sind es etwa zwei Dutzend an Gefallenen gewesen. Viel, viel größere Opfer jedoch waren als Folge des Zweiten Weltkrieges zu verzeichnen. Mit der Zahl von 100, das wären 20% seiner Bevölkerung, muß gerechnet werden. Die Namen der Gefallenen sowie der auf der Flucht verstorbenen und der von den Russen getöteten früheren Einwohner und auch der nach Rußland Verschleppten konnten bis jetzt, fast 22 Jahre nach Kriegsende (1967), nur zu einem kleinen Teil ermittelt werden, es sind dies:

Max, Erich, Otto und Herbert Feige, Erich Kurras, Kolat, Milkereit, Herbert Ohlendorf, Ewald Röske, Emil Sieloff, Radtke, Franz Tautorat, Erich Wedereit und Christoph Kummetat, letzterer verstarb 1945 in der Heimat an den von betrunkenen russischen Soldaten erlittenen Stichverletzungen.

Letzter Bürgermeister der Gemeinde Rautengrund war Paul Kurras. [1]

Zufahrt zum ehem. Haus der Familien Meschkat und Kasakowski in Raudszen, 2006
Familie Schieleit [2] in Raudszen, 1930er Jahre
Dorfjugend am Sonntagnachmittag an der Fähre über die Szeszuooe in Raudszen, 1943

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Soldaten mit ihren Mädchen am Ufer der hochwasserführenden Szeszuppen in Raudszen, 1943

Kirchenbücher

Standesamt

Raudszen (Kr.Ragnit) gehörte 1888 zum Standesamt Raudszen.

Persönlichkeiten

Verschiedenes

Karten

Raudszen auf dem MTB Baltupönen, nach 1939

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Raudszen auf dem MTB Baltupönen, 1936

Weblinks

Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

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Quellen

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Auszug aus dem Heimatbuch "Am Memelstrom und Ostfluß" von Ernst Hofer © 1967; Herausgeber Kreisgemeinschaft Tilsit-Ragnit e.V. - Wiederauflage 1994
  2. Emma Auguste Kasakowski, geboren 1898, am 19.10.1919 verheiratet mit Ernst Schieleit, in zweiter Ehe verheiratet mit Thielert (?)