Prütznow

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Hierarchie

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Das alte Ortsschild
Prütznow, Kreis Regenwalde

Einleitung

Allgemeine Information

Prütznow gehört zum Amt Neukirchen im Kreis Regenwalde (Regierungsbezirk Köslin), zum Standesamt Wurow mit Sitz in Grabow und zur evangelischen Kirche Wurow. Die Bewohner waren evangelisch. 1933 hatte Prütznow 173 Einwohner [1]. In Statistiken findet man für das Jahr 1939 216 Einwohner [2]. Das kam dadurch zustande, dass bei der letzten Volkszählung die ca. 45 Landjahrjungen und Erzieher, die in dem früheren Wohnhaus der Familie Reinhold Kaiser untergebracht waren, mitgezählt wurden.

Prütznow, heute Prusinowo, ist ein kleines Bauerndorf bestehend aus acht Bauernhöfen, die um einen Dorfplatz liegen. Die Namen der Bauern waren (in der Reihenfolge der Lage der Höfe):

  1. Otto Zietlow,
  2. Marie Zietlow,
  3. Richard Dallmann,
  4. Frau Venske/Verwalter Leu,
  5. Emil Lück,
  6. Frau Westphal (in 2. Ehe: Marquardt),
  7. Major Hennigs (verstorben)/Tochter Brigitte Sterzel/Pächter: Krause,
  8. Karl Zitzke.

Der Dorf-Schmied hieß Walter Grütt.

Weiterhin gab es dort das dem Ingenieur Reinhold Kaiser gehörende Elektrowerk (die „Mühle“ genannt), das Strom mit Wasserkraft aus der Rega erzeugte, und die Geflügelzucht Herbert Kaiser, beide mit angeschlossener Landwirtschaft. Reinhold Kaiser hatte am Ende des 19. Jahrhunderts die Getreidemühle erworben und zu einem Elektrowerk umgebaut. Er baute auf seine Kosten in Labes die Stromversorgung auf und belieferte die Stadt schon früh auf Grund eines Vertrages vom 1. November 1898 mit Strom. Auch Prütznow erhielt damals schon eine Stromversorgung.

Prütznow liegt an der Rega in einem Tal, dessen Ränder beidseits von ca. 70 m über NN bis auf ca. 100 m ansteigen, in Richtung Labes A und D sogar bis auf ca. 120 m. Will man Prütznow verlassen, gleich in welche Richtung (Labes, Muhlendorf, Wurow), muss man diesen Höhenunterschied überwinden. Auch die Eisenbahn musste in Richtung Muhlendorf steigen, so dass sie wegen der relativ starken Steigung auf kurzer Strecke, starke Lokomotiven brauchte. Ja, als dort bei und nach Kriegsende Züge von Schivelbein kommend Richtung Stettin weiterfahren wollten und wegen der Kriegsschäden über Regenwalde umgeleitet werden mussten, mussten die Züge in Wurow geteilt werden, um den Berg hochzukommen. In Richtung Labes folgte die Strecke der Rega.

Wer von Prütznow mit dem Wagen nach Labes fahren wollte, musste zunächst am Binsenberg einen Höhenunterschied von 30 m überwinden. Der Binsenberg war, wie auch die Dorfstrasse und die Strasse nach Wurow, gepflastert. Seitwärts hatte er einen sandigen Sommerweg. Der etwa 1 km lange weitere Weg bis zur Chaussee Labes – Regenwalde war unbefestigt. Bei Regenwetter war er oft grundlos aufgeweicht. Im Winter war er häufig durch Schneewehen blockiert, da er teilweise seitlich ansteigende Böschungen hatte. Auch an Chausseen waren meistens Sommerwege vorhanden. Sie dienten einmal der Schonung der Pferdehufe, zum andern holperten die ungefederten Pferdewagen, die hölzerne Speichenräder mit eisernen Radreifen hatten, hier nicht so stark. Bergab wirkten sie bremsend auf die Wagen die fast alle keine Bremsen hatten.

Das Regatal ist kein Urstromtal, stammt aber aus der Eiszeit. Es liegt in der Grundmoräne der letzten Eiszeit, und die Rega war ein Abfluß für das Schmelzwasser unter dem Eis. Sie entspringt bei Schivelbein, verläuft dann westlich und südlich an Wurow und Prütznow vorbei bis Labes. Dort macht sie eine Wendung um 180 Grad, fließt um das Hainholz herum und dann nördlich über Regenwalde, Plathe, Greifenberg und Treptow nach Deep. Dort mündet sie in die Ostsee. Wie stark der Wasserabfluss der Rega gewesen sein muss, erkennt man an dem bereits oben erwähnten tiefen Einschnitt.

Die Endmoräne der letzten Eiszeit liegt wenig südlich; sie bildet die Pommersche Schweiz mit der dahinter liegenden Seenplatte. Diese Endmoräne mit der Seenplatte zieht sich ja von Ostpreußen (Masuren) über Pommern und Mecklenburg nach Schleswig-Holstein hin.

Prütznow hatte gute Eisenbahnverbindungen, da der Bahnhof Wurow nur ca. 500 m vom Dorf entfernt war (die Entfernung vom Bahnhof zum Dorf Wurow betrug 2 km). Zwischen dem Bahnhof und dem Grundstück der Geflügelzucht verlief die Gemeindegrenze. Die Entfernung nach Labes betrug 7 km. Mehrmals täglich bestanden Eisenbahnverbindungen. Wurow liegt an der Hauptstrecke StettinLabesKöslinDanzigKönigsberg. In Wurow zweigte die Nebenstrecke LabesRegenwaldePlathe ab, die von den Polen um die Wende zum 21. Jahrhundert stillgelegt wurde. Die auf dieser Strecke verkehrenden Züge wurden „Klüter“ genannt.

Prütznow hatte überwiegend leichten Boden; es wurden Kartoffeln, Hackfrüchte und Getreide, speziell Roggen, Hafer und Gerste, weniger Weizen, angebaut.

Prütznow hatte eine einklassige Volksschule, in der alle Jahrgänge gleichzeitig von einem Lehrer (Lehrer Max Bluhm) unterrichtet wurden. Die Kinder des benachbarten Ortsteil von Labes Labes A und D gingen in Prütznow zur Schule.

Prütznow hat mit Ausnahme von Gebäuden des Elektrowerkes und der Schmiede keine Kriegsschäden abbekommen.

In dem von der Heimatgemeinschaft der Labeser nach dem Krieg herausgegebenen Buch Labes I steht folgendes über Prütznow:

Seite 56: Hier ist die Urkunde von 1400 über die der Stadt Labes zustehenden Rechte und Freiheiten in der damaligen Schreibweise abgedruckt, in deren Einleitung es heißt. „Nachdem sie mit den Vösten vnsern lieben getrewen, allen den Borken an Labes vnd Prützenow berechtigt in punkto des Buchenwaldes... in rechtstreit gerathen ....“ Die Borken sind aus altem wendische Geschlecht, und sie nannten sich in einer Urkunde von 1271 „dominus de Lobis (Herr von Labes)“. Es gab also Prütznow schon 1400. Aber wahrscheinlich ist es noch viel älter und eine wendische Siedlung.

In dem gleichen Buch findet sich auf Seite 71 folgender Hinweis: Im Heimatbuch 1942 wird „von einem Urnenfund bei Prütznow berichtet, den der Lehrer Joecks und zwei größere Schüler der Stadtschule Labes freigelegt haben. Weitere Untersuchungen der Fundstelle hatten ergeben, dass hier wahrscheinlich ein germanisches Rittergrab aus der Zeit um 100 n. Chr. gewesen ist, während die Funde 100 Meter weiter auf eine germanische Hütte aus der Bronzezeit, etwa um 600 v. Chr. schließen lassen“.

Hierzu hat Erna Zietlow, eine Prütznowerin gesagt, dass diese Funde auf dem Acker ihres Vaters ca. 500 Meter außerhalb von Prütznow regaabwärts gemacht wurden. Dort hätte ihr Vater auch mehrere vollständig erhaltene reich verzierte Tonkrüge gefunden, die bei ihr zu Hause auf dem Schrank gestanden hätten.


Das Kriegsende in Prütznow

Der Kreisbauernführer Karl Zitzke hatte gedroht, jeden zu erschießen, der vor Eintreffen der Fluchtgenehmigung Prütznow verlassen würde. Am 1. März 1945 verließen alle Evakuierten und Kinderreiche das Dorf. Die Bauern packten ihre Wagen.

Karte, mit der Frau Kaiser ihren Sohn Horst über die Flucht aus Prütznow am 2. März 1945 gegen 14 Uhr benachrichtigt
(anklicken)

Am 2. März um 14 Uhr verließen Frau Kaiser mit den Angestellten der Hühnerfarm und einquartierten ostpreußischen Flüchtlingen (20 Personen) Prütznow mit einem Wehrmachts-Lkw, der sie bis Naugard mitnahm. Von dort aus schlugen sie sich alle bis über die Oder durch.

Karl Zitzke und seine Frau wählten den Freitod durch Erschießen in ihrem Wald, in dem sie auch später in einem Familiengrab begraben wurden.

Auch die Bauern fuhren mit ihren Wagen am 2. März mittags los. Als die ersten Wagen auf dem Berg waren, wurden sie von den Russen beschossen. Es waren hunderte von russischen Panzern dort. Die Bauern drehten daher um und fuhren nach Prütznow zurück. Am 3. März 1945 morgens um 6 Uhr rückten die ersten Russen in das Dorf ein. In den nächsten Tagen wechselten Deutsche und Russen sich ab. Es tobten bis Mitte März 1945 heftige Kämpfe in der Gegend um Labes und Prütznow.

Am 5. März versuchten die Bauern es im Schutz von 2 deutschen Panzern nochmal. Sie wurden sofort beschossen. Nachdem sie den Berg hochgefahren waren, war der ca. 1,5 km lange unbefestigte Weg zur Chaussee durch die Panzer so aufgewühlt, dass die Wagen darin versanken. Russen umstellten und durchsuchten sie. Zwei Polen, die als Kriegsgefangene nach Prütznow gekommen und nun mit den Bauern mitgegangen waren, stellten sich vor die Flüchtenden, und sie halfen, die Wagen aus dem Morast zu ziehen, so dass sie ins Dorf zurückfahren konnten.

Am 26.6.1945 morgens mussten alle Prütznower sich versammeln, und sie wurden unter Bewachung vertrieben. Nur 2 Männer mit drei Familienangehörigen, darunter ein 17 jähriges Mädchen, mussten bleiben, da die Polen sie als Arbeitskräfte, besonders für die Reparatur der landwirtschaftlichen Maschinen, benötigten. Aus anderen Gründen durfte auch eine Frau mit ihren 4 Kindern bleiben.

Am 26. März 1946 hatten sich die Verhältnisse geändert und die Frau mit ihren 4 Kindern wurde ausgewiesen.

Die verbliebenen 5 Leute erhielten am 10. Mai 1946 die Nachricht, dass sie am nächsten Morgen vertrieben würden. Sie packten ihre Sachen und holten auch versteckte Gegenstände heraus. In der Nacht kamen Polen, durchsuchten und plünderten das Gepäck, so dass z.B. das junge Mädchen, das über diese Zeit Tagebuch geführt hat, das dieser Schilderung zu Grunde liegt, nicht einmal mehr Schuhe hatte und welche ihres Vaters anziehen musste. Am nächsten Tag mussten sie um 13 Uhr auf den Dorfplatz, auf dem sie bis 19,30 Uhr bleiben mussten. Dann brachte ein Pole sie mit dem Pferdewagen nach Neukirchen zu einem Sammelplatz. Er verabschiedete sich mit Tränen in den Augen. Es muss gesagt werden, dass dieser Pole, Stacho, der 1939 als Kriegsgefangener nach Prütznow gekommen war, sich den Deutschen gegenüber sehr korrekt verhalten hat. Er hat den Bauernhof übernommen, auf dem er gearbeitet hatte. Da er fließend Deutsch sprach, war er später bei Besuchen von Prütznowern Anlaufpartner. Der Verfasser dieses Berichts war 1991 mit einer Gruppe von 34 Familienangehörigen in Prütznow, und Stacho und seine Familien haben diese Gruppe sehr gut bewirtet. Inzwischen ist er gestorben.

Die Gebäude des Dorfes haben bis auf die Schmiede und 2 Nebengebäude des Elektrowerkes die Kriegsereignisse unbeschadet überstanden. In der Folgezeit sind einige Betriebsgebäude verschwunden oder in sehr schlechtem Zustand verfallen, wie der Berichterstatter bei seinen Besuchen 1989 und 1991 feststellen konnte. Im Dorf ist ein neues Wohnhaus gebaut worden, am Dorfrand ebenfalls einige. Das Elektrowerk ist in Betrieb.

Quelle: Tagebuch von Brunhilde Dallmann für die Zeit von 1. März 1945 bis zur Vertreibung im Mai 1946, zu lesen unter http://www.horst-kaiser.de/Dallmann.htm

Politische Einteilung

Kirchliche Einteilung/Zugehörigkeit

Evangelische Kirchen

Wurow

Pfarrer Große war jahrzehntelang als Seelsorger in Wurow tätig. Nach seiner Pensionierung war die Pfarrstelle verwaist.

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Geschichte

Genealogische und historische Quellen

Genealogische Quellen

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