Pastorat (Haltern-Hamm)

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Hämmkener Häuser und Höfe nach Hauskataster, Informationen über ihre Vergangenheit und Geschlechter geben ein Abbild der hier bodenständigen Menschen in ihren Zeitverhältnissen um damit eine Basis zur Darstellung persönlicher Geschichte von Vorfahren in Zeit und Raum zur Anlage von Biografien zu bilden.

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Historische Lage

Hofstandardwerte

Grundherrschaft

  • Pfarrgemeinde

Hofgebäude

  • Brandkatster 1821/1835: Hs Nr. 27, Pastorat: Wohnhaus, 2 Etagen massiv, nicht massiv 10 Gefache; Backhaus, nicht massiv, 2 Gefache; Schaafstall, nicht massiv, 3 Gefache [1]

Länderei im Urkataster

  • Urkataster Gemeinde Hamm 1827:Pastorat zu Hamm und Bossendorf, 73 Morgen 111 Quadratruten und 83 Quadratfuß versteuert zu 93 RT 26 SG 9 Pf und 3 Wohnhäuser versteuert zu 10 RT. [2]

Einkünfte

Nach einem Gesetz Kaiser Karls des Großen mußte jede Pfarrkirche mit einem Bauernhof und 2 Morgen Land zum Lebensunterhalt des Pfarrers ausgestattet werden. Dieses Gut nannte man Weihgut, in Westfalen wurde daraus, wie auch in Bossendorf, der geläufige Ausdruck Wemgut, Wedem- oder Wemhof. Als ältere Kirche existierte die Bossendorfer Kapelle, von daher lag auch der Wedemhof in Bossendorf. Zur später auch in Hamm gebauten Hlg. Kreuz Kirche kam der Kreuz - Kotten als Kirchengut, welcher später an Ostendorf ging.

Die Einkünfte des zeitlichen Pfarrers von Hamm - Bossendorf wurden aus aus verschiedenen Quellen gespeist. Dies waren einerseits von ihm selbst genutzte Ländereien, wozu alle Höfner, Halbhöfner und Kötter des Kirchsprengels Hand- oder Spanndienste zu leisten hatten und andereseits verpachtete Ländereien. Dazu kamen die Einnahmen aus dem Missaticum, das Meßkorn. Darüber hinaus kamen auch Renten oder Zinsen von ausgeliehenen Geldern der Kirche ein.

Die Pfründe

Die Pfründe (v.d.lat. praebenda) sind in der kath. Kirche der Inbegriff gewisser Kirchengüter, deren Ertrag und Genuss bestimmten geistl. Personen (Präbendarien) zukommt, so die Pfarrpfründe den zeitlichen Pfarrern. Sie bildeten auch die materielle Existenzgrundlage der Hammer Amtsträger. Ein Teil dieser Ländereien in der Nähe des Pfarrhauses wurden vom Pfarrer selbst genutzt, zu deren Bewirtschaftung hatten die Pfarrangehörigen je nachdem ob sie Pferde hatten, Hand- oder Spanndieste zu leisten. Der gößte Teil der Pfarrländereien, so auch der Kreuzkotten und der Wedemhof oder Steenhof in Bossendorf, waren jedoch verpachtet. Usus war die Entrichtung des Pachtquants alljährlich zu Martini (11.Nov.). Dieser wurde teils in Geld, teils in Naturalien abgeführt. Das Haushaltsjahr lief von Martini zu Martino.

Missaticum

Am 16.10.1290 hatte Brunstenus als "decanus ecclesie Monasterie" den von der Herbstsynode des Bistums Münster erlassenen Rechstsspruch verkündet, daß jeder bebaute Acker, gemeint war jede Hofstelle, seinem Pfarrer das Meßkorn zu geben schuldig sei. Diese Verordnung wurde ergänzt durch die Verkündigung vom 05.03.1296, daß bei geteilten Erben zukünftig beide Hofstellen und bei zusammengelegten Erben nur noch eine Hofstelle das Meßkorn zu entrichten habe.

Das Missaticum oder Meßkorn war damit eine Art örtlicher Kirchensteuer, welche das ganze Kirchsprengel betraf und in den Bauerschaften Sickingmühle, Herne und Hamm tatsächlich erhoben wurde, während sich die Boßendorfer Kötter und Bauern weigerten das Meßkorn an den Hammer Pastor abzuführen. Dazu Pfarrer Schröder 1741: „Die Boßendorfer ein gahr hartneckiges Volck recusieren (weigern sich) ihren Pastor das missaticum zu geben“. Dies hatte etwas mit der früheren Zugehörigkeit der Boßendorfer Kirchengemeinde zu Haltern zu tun. Es war eine alte Abgabe.

Da die Bossendorfer Hofesleute erst im 18. Jahrhundert der Pfarrkirche zu Hamm zugeordnet waren und nicht mehr zu Haltern gehörten, zahlten sie nicht an den Pfarrer zu Hamm und von Haltern konnte rechtlich kein Meßkorn mehr erhoben werden. Es war gedacht als materielle Gegenleistung für die geistlichen Dienste des Pfarrers und als Hofeslast (Onera) bei den Abgabeleistungen der einzelnen Höfe aufgeführt. Auch hier war Martini Zahltag. Nach dem Hebebuch der Hammer Pfarre gaben die Hausfrauen dem Pastor zu Hamm zusätzlich zum Missaticum jeweils ein wenig Flachs mit, dies sei aber keine Pflichtleistung, bis auf die die beiden Kötter im Mersch (Alfs und Peters), welche statt des Roggens (ex debito) Flachs liefern.

Während bei dem geteilten Schultenhof zu Hamm die Xantener Abgaben gemeinsam zu erbringen waren, wurde das Meßkorn entsprechend der alten Verordnung jeweils von jedem nun geteilten Hof fällig und erhoben.

Sonstige Einkünfte und Rechte

Sonstige Einkünfte und Rechte waren Renteneinnahmen (Zinsen) aus verliehenem Geld, Natural- und Geldgeschenke aus Allodialbesitz, dazu kamen Einnahmen aus einzeln vollzogenen geistlichen Diensten wie z.B. Taufe, Trauung und Beerdigung. Die Pfarre hatte Rechte in der Lenkeler Mark (welche aber um 1700 schon ausgestockt und ganzjährig geschlossen war) und wohl auch, über den Hamischen Hof in Lenkerbeck, im Hülsberg.

Kriegerische Ereignisse

Im siebenjährigen Krieg, 1756 - 63 wurde das Pfarrhaus Sitz des Kommandeurs (1758 General Nicolay) . Vom 24.08. bis 04.10.1758 lagerten im Hämmerfelde französische Truppen und im August 1761 wurde wiederum Standquartier in Hamm bezogen und der Eichenwald am Pfarrhaus niedergebrannt.

Pfarrhaushalte

Pfarrer Hinderkinck

  • Theodorus Hinderkinck 1673 / 1709 Pastor in Hamm

Pfarrer Middeldorf

  • Pfarrer Johan Goswin Middeldorf geb. in Waltrop im Vest, Subdiakon 21.09.1690, Vereinigte Kuratstellen Hamm (Vest) u. Bossendorf ab 1717, kollat. Baron von Raesfeld, Herrn in Hamm und Bossendorf, abwechselnd mit dem Bischof von Paderborn, investiert durch den Generalvikar, überwiesen Diakon und Priester am 23.09.1709 (Bischof von Paderborn 1704-1718 Franz Arnold Wolf, Freiherr von Metternich zu Gracht, von 1706-1718 auch Bischof zu Münster) laut Vikariatsprotokoll vom 27.08.1741 jüngst verstorben. (Nicht zu verwechseln mit Pfr.Joan Goswin Middeldorf, welcher am 25.11.1754 auf ein Benefizium in Waltrop verzichtete zugunsten des Nachfolgers Rive.)
    • Quelle: Der Welt Klerus in den Kölner Erzbistums Protokollen 1661-1821

Pfarrer Schröder

  • Johan Richard Schröder Diakon zu Münster, Protokoll v. 27.08.1741, Priester seit 7 Jahren, Vikar auf Burg Ostendorf, Diakon zu Köln, Erhebung durch Konkurs, Pastor zu Hamm und Bossendorf vulgo Hämbcken nach Tod des Johan Goswin Middeldorf , verstorben am 30.01.1772.
    • Quelle: Der Welt Klerus in den Kölner Erzbistums Protokollen 1661-1821

Siebenjähriger Krieg im Vest (1756-1763)

1758 Dorf Hamm, Durchzugschäden Herr Pastor:

  • seyn wegen verlohrenen und theilß unbrauchbahren Mobilien beschädiget ad 10 Rt.
  • wegen verdorbenen und verbrabdter Brawgereidschaft 15 Rt
  • an verdorbenen und verbrandten trockenen Brettern 10 Rt
  • an trocken Brandtholtz 6 Rt
  • hierbeneben ist wegen eines Korn- und Garbenzehntens so aufem Feld fouragirt beschädiget zu 23 Rt
  • am Lippufer mehr dan 20 Fuder Wildholtz abgehauen ad 7 Rt 30 Stüber
  • wodurch aber das Ufer gelößet und so beschädiget worden, daß der Schaden schwerlich zu taxiren.
    • salvis item 71 Rt 30 Stüber
  • 4 Scheffel schlechter Hafersaat
  • 5 Scheffel schlechter Saat mit Rüben und Spörry (=Spörgel)
  • ½ Scheffel schlechter Raapsamen besät
  • 6 Fuder Heu (12 Zentner per Fuder)
  • 12 Eichenbäme zu ¼ Fuß dick, Betrag: 3 Rt
  • 1 Eichenbaum zu 1 ½ Fuß dick, Betrag: 2 Rt 30 St
  • Schadensbetrag an Feldern und Gärten 15 Rt.
  • Schadensbetrag an Gebäuden geschehen 78 Rt 30 Stüber

Pro Memoria Adm Rdi Dni Successoris mei:

Zur Erinnerung meines Hochwürdigen Nachfolgers: Nachdem in dem ab a`o 1757 bis 1762 einschließlich vorgewesenen schädlichen Krieg der Brettzaun rund um hiesigen Pfarrhof ad 860 Tratt in a`o 1758, wo á 24ta August usque 4tam 8bris die Königlich Französische Armee dahier im Hämmer=Feld gestanden und derselben kommandierender Generals De Nocolay Hauptquartier in der Pastorat gwesen, gäntzlich verbrennet, und noch dar zu im Jahr 1761 bey abermahligen Standquartier der Frantzosen dahier das aufm Pfarrhof dahier gestandene florisant Eichengehöltz niedergehauen, und im Lager verbrennet worden, also daß der hiesige Pfarrhof ab anno 1758 usque 1763 ad Xbrem ejusdem offengelegen, so haben die Eingeseßenen hiesigen Vereinigten Kirchspiels Hamm und Bossendorf dahier bewogen, daß wegen Abgang des Holtzes rund um den hiesigen Pfarrhof einen doppelten Wall aufsetzen, und den Pfarrhof wiederum im Beschluß herstellen mögten, welches sie auch in 9bri & Xbri 1763 bewürckt haben.

Auf das aber der Wall Bestand haben möchte, hab ich aus eigenen meinen Kosten den Wall mit Bircken= und Haageböckenpotten bepflantzen laßen und auf den Wall des Hinterhofs 900 Birckenpotten, auf den Wall des Vorhofs aber 659 Haageböckenpotten setzen lassen, wöfür den Jan Herm, sogenannten Schulte zu Herne, der solche Potten geliefert und gepflanzet, heute den 5. Januar 1764 gezahlet habe 3 Rthlr 12 Stüber

Gott gebe nun, daß solche Potten anschlagen, und wachsen, so kann sich mein Herr Successor freuen und alle 4 Jahr einen guten Brandt nutzen.
In fidem J. R. Schröder, Pastor in Hamm.

  • Quelle: Pfarrarchiv Hamm

Pfarrer Eick

  • Jodocus Anton Josef Theodor Eick, geb. in Recklinghausen am 02.05.1747. Tonsur am 03.05.1754, Subdiakon am 20.05.1770 Familienvicar an St. Jakob Köln nach dem Tod von Nikolaus Eick, inv. 23.08.1768, Priester am 24.06.1770. Nach dem Protokoll vom 14.02.1772 Kollation der Pfarre Hamm und Bossendorf vom 30.01.1772 nach dem Tod vom Johan Richard Schröder.
    • Quelle: Der Welt Klerus in den Kölner Erzbistums Protokollen 1661-1821

Populationsliste

1806 Hamm, Hs. Nr. 194,

Einwohnerliste

1811 Bevölkerungstabelle Municipalität Marl, Hamm Nr. 194:

  • Pfarrer Joseph Eick, 62 Jahre
    • Haushälterin Elisabeth Voss, 40 Jahre alt
    • Magd Anna Cath. Wilde, 28 Jahre alt
      • Quelle: Stadtarchiv Marl, Akte BMA. 92

Pfarrer Josef Vethake

Josef Vethake aus Recklinghausen war Pfarrer in Hamm-Bossendorf von 1821 - 1827.

Pfarrer Feldthaus

Hauskataster

19.12.1843 Liste sämmtlicher Civil-Einwohner Amt Marl, Gemeinde Hamm Hamm Nr. 27

  • * Pfarrer (1836 - 1855) Wilhelm Feldthaus 41 Jahre alt
    • Haushälterin Thodora Busch 28 Jahre
    • u. Haushälterin Christ. Many 27 Jahre
      • Magd Cath.Jörgens 24 Jahre
      • Magd A.Mar.Balster 24 Jahre
      • Magd Margar. Bade 27 Jahre
      • Magd H.Cath. Hüser 24 Jahre
      • Knecht Theod. Dahman 30 Jahre
      • Knecht Fr. Bredeck 30 Jahre alt
  • Quelle: Stadtarchiv Marl, Akte AA.I-171

Pfarrer Zumwegen

Klemens Zumwegen war vom 20.06.1855 - 1881 sein Nachfolger.

Fußnoten

  1. Quelle: Stadtarchiv Marl - BMA. - 87
  2. Quelle: Landesarchiv Nordrhein-Westfalen Abteilung Westfalen, Regierung Münster, Katasterverwaltung

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