Neumanns Orts-Lexikon des Deutschen Reichs 1894/IX

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Neumanns Orts-Lexikon des Deutschen Reichs 1894
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Das Deutsche Reich.

Eine geographisch-statistische Skizze.


I. Lage. Grenzen.

      Das Deutsche Reich grenzt im N. an die Nordsee, Dänemark und die Ostsee, im O. an Rußland, Polen und Galizien, im S. an die österreichischen Länder Schlesien, Mähren, böhmen, Oberösterreich, Salzburg, Tirol, Voralberg und an die Schweiz, im W. an Frankreich, Luxemburg, Belgien und die Niederland. Die äußersten Grenzpunkte sind im N. bei Nimmersatt im Kreis Memel unter 55°52'55″, im S. am Ursprung der Stillach, eines Quellflusses der Iller in den Allgäuer Alpen, unter 47°15'48″ nördl. Br., im O. beim Dorf Schilleningken, unweit Schirwindt, an der Scheschuppe unter 22°54', im W. beim Dorf Hawert im Regierungsbezirk Aachen unter 5°54' östl. L. (Greenwich). Die Größe des Reichs beträgt 540,484 qkm (9816,27QM.). Vgl. unter die Tabelle „Areal, Bevölkerung und Konfessionen“ (S. XXIV).

II. Bodenbeschaffenheit.

      Nach seiner Bodenbeschaffenheit zerfällt das Reich in zwei etwa gleichgroße Gebiete, in das Mitteldeutsche Bergland und das Norddeutsche Tiefland. ein drittes, kleineres Gebiet umfaßt im S. die Schwäbisch-Bayrische Hochebene, die in allen ihren Eigenheiten, nur von der Höhenlage abgesehen, an das Norddeutsche Tiefland erinnert; auf ihrer Südseite entwickelt sich das Alpenland, von dem sich aber nur geringe Teile, der nördlichen Nebenzone der Alpen angehörig, über die Grenzen des Reichs nach Bayern hinein erstrecken. Gerade in diesem Gebiet aber befinden sich die höchsten Gipfel des Reichs: Die Mädelergabel (2643 m) in den Algäuer Alpen zwischen Bodensee und Lech, die Zugspitze (2964 m), die höchste Erhebung des Reichs überhaupt, in den Bayrischen Alpen zwischen Lech und Inn, Der Watzmann (2714 m) in den Salzburger Alpen ostwärts vom Inn. Über die Gesteinsbildung der Alpen s. Alpen.

      Im Mitteldeutschen Bergland werden nach der Gesteinsbildung, mehr aber noch nach der Zeit der Entstehung drei Gebirgssysteme unterschieden: 1) das Niederrheinisch-Westfälische Schiefergebirge, dessen Hebung, wie auch die der verwandten Glieder in den andern Systemen, schon vor der Bildung der Steinkohlenformation begann und bis zum Schluß derselben andauerte; 2) das Oberrheinische Gebirgssystem, dessen Hebung vorzugsweise während der Bildung des Buntsandsteins und kurz nach derselben Stattfand; 3) das Hercynische oder Sudetensystem, dessen Hebung bis zum Ende der Kreideformation dauerte.

      Das Schiefergebirge, mit einer Streichung von SW. nach NO., ist ein Hochland von 300-600 m Meereshöhe, durch das zahlreiche Flüsse in tief eingeschnittenen Thälern fließen, und auf dem sich nur einige nicht gerade bedeutende Höhenzüge fast ausschließlich in der Richtung des System gebildet haben. Der Rhein durchströmt das System zwischen Bingen und Bonn; auf der Ostseite des Stroms sind einzelne Glieder des Schiefergebirges: der Taunus, der Westerwald und das Sauerländische Gebirge; auf der Westseite: der Hunsrücken, die Eifel, das Hohe Venn und in Belgien die Ardennen. An den Rändern hat sich das Steinkohlengebirge entwickelt, das produktive auf der linken Rheinseite im S. bei Saarbrücken, im N. bei Aachen und auf der rechten im N. an der Ruhr und Emscher. Die höchsten Punkte des Systems sind auf der linken Rheinseite der Walderbeskopf (816 m) im Hochwald des Hunsrückens, auf der rechten der Große Feldberg (880 m) im Taunus und der Kahle Astenberg (827 m) im Sauerländischen Gebirge.

      Das Oberrheinische Gebirssystem, mit einer Streichung von SSW. nach NNO., umfaßt die Gebirge des südwestlichen Deutschland, die Vogesen mit der Haardt und den