Lufthoheit

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Verwirrende Lufthoheit

Die Stromzuleitung zum Schiffsanleger „Juodkrante“ (früher Schwarzort) ist 1992 schon sonderbar! Über mehrere gelbe, senkrecht in den Boden gesteckte Balken von etwa vier Metern Länge erreichen die Kabel von der alten Poststraße her in mehreren Schwüngen den Anleger. Sie stellen seine Versorgung mit Elektrizität offensichtlich zufrieden.

Im Memelland entsteht der Eindruck, der gesamte Luftraum gehöre einzig und allein nur einem einzigen Stromlieferanten oder einer einzigen Telefongesellschaft! Die auch bestimmt, was unter Ästhetik zu verstehen ist! Denn das ganze Land ist kreuz und quer von Oberleitungen durchzogen. Da stehen entlang des schönsten Badestrandes in Giruliai (früher Försterei) wie auf einer Perlenkette aufgezogen - so weit das Auge nach links und rechts reicht - graue, zementene Masten. Auf ihrer Spitze werden sie von einem Strahler „gekrönt“, darunter führen über Isolatoren an einem Doppelarm zwei Leitungen hindurch, in etwa zwei Metern Abstand darunter über nur einen Arm und zwei Isolatoren zwei weitere Leitungen. Ob man hier heute nächtlichen Badebetrieb mit Licht erhellt? Früher hieß es, man beleuchte den Strand aus Angst vor Froschmännern der Kapitalisten. Dann erklären sich die vielen Leitungen, die wohl auch fürs Telefon bestimmt sind! Aber die Kapitalisten und erklärten Feinde sind jetzt doch hier - als Besucher! Soviel zur Strandbeleuchtung.

Aber, wie's darinnen aussieht ... im flachen Memelland? Überall die grauen, zementenen Masten: am Straßenrand, am Flußufer, an Bahndämmen, in der Wiese, im Acker, im Garten. Mal länger, mal kürzer, mal wenige, mal viele Arme.

Und zu jedem Mast führen Drähte, dicke und dünne. Dann zweigt hier etwas ab, dort kommt etwas hinzu. Aber wie! Ein Draht steht links, der andere rechts über den Isolator hinweg, frei in der Luft. An den anderen Isolator führen gleich mehrere krumme Drähte. Zwei andere Isolatoren verbinden Drähte kreisförmig, andere sind ungeometrisch miteinander verbunden. Es gibt Einzelarme, aber auch Doppelarme, sogar Vierfacharme mit unterschiedlicher Anzahl von Isolatoren. Manche Arme sind an der Spitze des Mastes angebracht, andere wieder einige Meter tiefer. In Städten beleuchten Lampen dazwischen die Straße. Ihre Energie kommt offenbar aus dem Mastenfuß. Denn das Kabel für sie führt den Mast hoch.

Der Besucher aus dem Westen fühlt sich in seiner „Gesamtschau“ immer wieder gestört. Auf jedem Landschaftsfoto hat er dieses „unappetitliche“ Drahtgewirr mit drauf. Einfach unästhetisch!

Die Menschen dort, das Vieh, vor allem aber die vielen Störche stört diese Verschandelung der Landschaft nicht. Die einen haben die Energie und das Telefonieren, die anderen haben ausreichenden Raum und ruhige Sitzplätze! Ja, die Störche bevorzugen die vielen Masten sogar für ihren Nestbau. Und das Vieh auf den Weiden? Das stört sich einfach nicht an alledem. Was soll's? Ist doch alles viel zu hoch!

Und am Ende zählt nur eines: Es funktioniert auch so! Wenigstens - solange keine Störung durch die Natur oder durch die Naturgewalten kommt. Dann ist zappenduster! Aber das ist noch lange kein Grund, um ...