Ludwig Carl Wilhelm von Baumbach-Kirchheim – Erinnerungen aus dem Leben eines hochbetagten Mannes (1799 – 1883)/33

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Ludwig Carl Wilhelm von Baumbach-Kirchheim – Erinnerungen aus dem Leben eines hochbetagten Mannes (1799 – 1883)
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Erinnerungen Baumbach Kirchheim.djvu
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abwechselnd bald stärker, bald gelinder auftretend – infolge von Anschwellung der Schleimdrüse in der Luftröhre. Sehr häufig war mir dadurch das Gehen, besonders bei wenn auch geringer Steigung recht beschwerlich, da sich die Beschwerden auch mit auf die Brust erstreckten, überhaupt asthmatischer Natur sind. Touren, wie ich sie 1872 in Kirchheim machte, wären schon 1873 für mich unmöglich gewesen. Daneben hat auch mein schlechtes Gehör in neuerer Zeit zugenommen, auch Augenschwäche hat sich eingestellt, besonders bemerkbar am häufigen Tränen, besonders bei Kälte oder irgend scharfem Wind, doch kann ich zum Glück noch unbehindert lesen und schreiben, selbst bei Licht. Die Körperschwächen mehren sich überhaupt, kein Wunder, wenn man das 79. Lebensjahr angetreten hat. So bin ich nicht mehr fest auf den Beinen, kann nur beschwerlich aufstellen, ja kürzlich hatte ich sogar einen Anfall von Ohnmacht, eben aus der Stadt heimgekehrt und stürzte völlig bewußtlos zu Boden. Doch im allgemeinen habe ich Gott zu danken, daß er mir Gesundheit bis daher noch so gut erhalten hat, besonders, mir noch guten Schlaf geschenkt.

Meine Absicht war, Moritz mit Beginn des Jahres das Konsulat zu übertragen, mir nur einen Teil an den Einnahmen und Beteiligung am Geschäft vorbehaltend, um etwas zu tun zu haben, da ich durch Ersparnisse an dem Konsulatseinkommen von Dollar 1.500 jährlich meine Vermögensverhältnisse wieder etwas verbessert habe, und mit einem Einkommen von einigen Dollar Hundert aus dem Konsulat bei meinen nicht großen Bedürfnissen mit Not bequem leben konnte. Da erhielt noch vor Ablauf des Jahres 1876 das bisher bloße Gerücht seine volle Bestätigung, wie beabsichtigt werde, die sämtlichen Wahlkonsulate im hiesigen Binnenlande aufzuheben und statt derer nur ein paar besoldeter Konsulate mit gelehrten Doktoren – angehenden Diplomaten aus Berlin – zu errichten, und diese Maßregel ist seit 01. April dieses Jahres (an. curr.) wirklich ins Leben getreten, indem in St. Louis und Chicago solche Konsulate errichtet wurden. Ich versuchte, dagegen zeitig zu remonstrieren, nicht sowohl in meinem Interesse, als in dem von Moritz, dem man Rücksichten schuldete, da derselbe von dem Auswärtigen Amt bei Bestellung als Deutscher Vizekonsul auf das hiesige, seit 10 Jahren innegehabte Konsulat zu verzichten, gezwungen würde. Ich bat, Moritz – wenn nicht das hiesige Konsulat wie bisher zu belassen, jedoch eins der neuen Konsulate zu übertragen, wozu er, wenn verlangt, die vorgeschriebenen Examen zu machen bereit sei, wäre aber auch dies nicht zulässig, ihm mindestens eine angemessene Stellung in einem solchen zu übertragen, indessen alles vergeblich, wie auch eine direkte Bitte an den Kaiser, wozu ich mich endlich ungern entschloß. Zwar wurde zugesagt, Moritz eine Beschäftigung in Verbindung mit den neuen Konsulaten zu gewähren; aber auch in dieser Beziehung fand seitdem nicht einmal eine leise Andeutung statt. Ich hob daneben hervor, wie nachteilige Folgen die Aufhebung des Preußischen Konsulates für die hiesigen Deutschen (in Milwaukee allein 60.000, in Wisconsin 300.000) haben müßte, außerdem aber auch auf rasche Erledigung von Aufträgen und Gesuchen aus Deutschland. Behauptet wurde, man müsse ein einheitliches System von nur Berufskonsulen in den Vereinigten Staaten einführen, und doch läßt man Wahlkonsule in allen Hafenplätzen am Atlantischen Ozean, wo – so sollte man doch meinen, vorzugsweise intelligente und gehörig geschulte Konsule bestellt sein müßten, des dort bestehenden internationalen Verkehres wegen. Die Maßregel hat offenbar