Ludwig Carl Wilhelm von Baumbach-Kirchheim – Erinnerungen aus dem Leben eines hochbetagten Mannes (1799 – 1883)/18

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Ludwig Carl Wilhelm von Baumbach-Kirchheim – Erinnerungen aus dem Leben eines hochbetagten Mannes (1799 – 1883)
Orts- und Namenregister  |  Glossar
GenWiki E-Book
<<<Vorherige Seite
[17]
Nächste Seite>>>
[19]
Erinnerungen Baumbach Kirchheim.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: fertig
Dieser Text wurde zweimal anhand der angegebenen Quelle korrekturgelesen.


Generalleutnants von Schenck aus dem Hause Buchenau zu Buchenau kennen, oder vielmehr ich erneuerte deren Bekanntschaft, da ich sie sehr oft während meines Garnisonslebens bei ihrer dort lebenden verwitweten Mutter als Kind gesehen hatte. Noch im Laufe des Sommers verlobten wir uns und fand am 23. November zu Kirchheim die Kopulation statt. Sie war mir während der ganzen Dauer unserer Ehe bis zu ihrem Tod am 03. Mai – dem Geburtstag meiner guten unvergeßlichen Mutter – 1870, also während 41 Jahren eine mich stets innig liebende, treue Lebensgefährtin, welche vor keinem Opfer zurückschreckte, deren sie so viele für mich und meine Kinder zu bringen hatte, und lebten wir in einer wahrhaft glücklichen Ehe. Wäre ihr ein Vorwurf zu machen, so wäre es der einer zu großen Schwäche gegen ihre Kinder, aber nur durch ihre unendliche Liebe zu denselben veranlaßt. Sie brachte mir auch ein nicht unbeträchtliches Vermögen zu und trug durch ihre vortreffliche Haushaltung und Sparsamkeit zur Erhaltung desselben bei.

Geboren wurden in dieser Ehe, nachdem meine Frau zwei Faüx-Couches[GWR 1] überstanden, ein Mädchen welches indessen bald nach der Geburt starb, Ernst am 04. August 1832 zu Kirchheim, Moritz am 13. Januar 1834 zu Kassel, Wilhelm am 09. Juli 1835 zu Kirchheim, Fritz am 30. August 1838 daselbst, starb am 18. Januar 1839 daselbst, Lilli am 07. Dezember 1841 daselbst, Reinhard am 16. Oktober 1848 zu Kassel, welcher aber 1851 zu Black River in Ohio starb, und Clotilde, geboren am 15. Juni 1850 daselbst, meine treue Pflegerin und Vertraute in meinem jetzigen hohen Alter.

Meine gute Tochter Lilli heiratete den hiesigen Rechtsanwalt, späteren preußischen Konsul Rosenthal und lebte in einer glücklichen Ehe mit demselben, in welcher zwei Kinder, ein Knabe und ein Mädchen geboren wurden. Öftere Wechselfieberanfälle schwächten nach und nach ihre frühere feste Gesundheit, bis sie endlich zur Schwindsucht führten, welcher sie am 03. Juni 1867 durch Blutsturz in meinen Armen erlag.

Nach der im Jahre 1830 erlassenen Kurhessischen Verfassung, infolge deren Bruder Moritz, wie bei Gelegenheit seines kurz geschilderten Lebenslaufs bereits angeführt, zum Abgeordneten der Ständeversammlung der Ritterschaft am Fuldastrom erwählt, ihn aber 1832 der Urlaub dazu als Staatsdiener verweigert wurde, fiel diese Wahl in alle späteren Perioden auf mich, mit Ausnahme der von 1847, wo in Bewegung gesetzte Maßregeln der Regierung die Wahl fast aller freisinnigen Abgeordneten verhinderten. Ehe ich aber auf Schilderung meiner landständigen Wirksamkeit eingehe, fühle ich mich gedrungen, nochmals ausführlicher auf die Verwundung meines guten Bruders Hermann, welche ich schon kurz schilderte, zurückzukommen:

Nachdem sich die Jagd in Kirchheim gehoben hatte, gereichte es mir zu besonderen Freude, jeden Spätherbst Verwandte und Freund zu den dann von mir veranstalteten Treibjagden einzuladen. Auch meine gute Frau freute sich stets darauf, obgleich ja durch Unterbringung und anständige Bewirtung immer große Last erwuchs. Die Abende brachten wir stets heiter, für die Liebhaber mit leichtem Kartenspiel zu. Gewöhnlich veranstaltete ich die Jagden an Hubertus oder doch den ersten Tagen November; jedoch



Anmerkungen der GenWiki-Redaktion (GWR)

  1. Vermutlich(!): fausse couche = (frz.) Fehlgeburt