Ludwig Carl Wilhelm von Baumbach-Kirchheim – Erinnerungen aus dem Leben eines hochbetagten Mannes (1799 – 1883)/10

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Ludwig Carl Wilhelm von Baumbach-Kirchheim – Erinnerungen aus dem Leben eines hochbetagten Mannes (1799 – 1883)
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Nervenfieber, angeblich durch schlechtes Wasser veranlaßt, angesteckt, welches bald bei ihm ausbrach Lind seinen Tod im Oktober 1874 herbeiführte, ohne daß ihm der von Hermann bereits im September erfolgte mitgeteilt wurde.

In der Ehe von Ernst wurden geboren: Carl, jetzt allgemein geachteter und sehr tüchtiger Assessor bei der Regierung zu Kassel, welchem nach dein Tode meines guten Bruders die schwierige Administration der Kirchheimer Güter im gemeinschaftlichen Besitz mit den männlichen Nachkommen von Bruder Hermann zufiel, welcher sich indessen mit lobenswertern Eifer derselben mit Erfolg unterzieht. Sehr erschwert wird dieselbe, da sie von Kassel aus hauptsächlich geleitet werden muß und sowohl Rendant, wie auch besonders Forstbeamte vieles zu wünschen übrig lassen. Vielleicht, daß die jetzt wohl stattgefundene Verheiratung mit einem Fräulein von Mansbach, Enkelin des auch mir bekannten Ministers von Motz, eine Veränderung in dieser Beziehung, wenn auch nicht unmittelbar herbeiführt. Außer Carl hinterließ Bruder Ernst noch zwei Söhne, Reinhard, welcher sieh dem Ingenieurfach widmete und Wilhelm, einem spätem Sprößling, welcher jetzt noch das Gymnasium zu Kassel besticht. Ferner drei Töchter Amalie mit Major von Lossberg verheiratet, Elisabeth und Luise unverheiratet, beide bei ihrer Mutter in Kassel lebend.

Die Jugend meines Bruders Hermann gedachte ich bereits. Jetzt komme ich zu einem Moment meines Lebens, dem fürchterlichsten, welcher mich noch in der späten Erinnerung tief erschüttert und worauf ich, komme ich zur Beschreibung meines eigenen Lebenslaufes, ausführlicher kommen werde. Es war am 02. Dezember 1833, als eine zahlreiche Gesellschaft von Verwandten und Freunden in Kirchheim versammelt war, um die alljährlich von mir veranstalteten Herbstjagden abhalten zu helfen. Nach Beendigung eines Treibens gingen unter meiner Leitung die wieder versammelte Schützen nach einem anderen Treiben, als sich plötzlich ein Lauf meines in gesenkter Lage an einem Riemen auf der Schulter getragenen Doppelgewehr auf ganz unerklärliche Weise entlud, und der Schrotschuß in die Kniescheibe des unmittelbar vor mir schreitenden, armen Hermann drang, der sofort zu Boden sank. Er wurde alsbald nach dein ziemlich entfernten Kirchheim geschafft und kam leider anfänglich nicht in die besten wundärztlichen Hände, welche die Verletzung ohne gründliche Untersuchung als eine Fleischwunde behandelten, anstatt sofort Amputation vorzunehmen, wozu es später nicht mehr Zeit war. Auf dessen Rat wurde Hermann nach Fulda transportiert und dort soweit hergestellt, daß er an leichter Krücke zu gehen und später wieder Jagden mitzumachen vermochte. Nach der Herstellung kehrte Hermann nach Hanau zurück, wo er als Assessor von der dortigen Regierung angestellt war; er verrichtete seinen Dienst vollständig wieder und genoß die hohe Achtung seiner Kollegen und seines Direktors Lotz. Als die Zeit herankam, wo er durch sein Dienstalter und Befähigung gerechte Ansprüche auf Beförderung zum Regierungsrat hätte, wurde er dazu wiederholt von seinem Direktor dringend und stets dringender vorgeschlagen, ebenso oft jedoch der Vorschlag vom Kurfürsten verworfen, nur allein, um seinen grimmigen Haß gegen mich befriedigen zu können, welchen ich mir auf höchst unverdiente und ungerechte Weise als Mitglied der Ständeversammlung zugezogen hatte, worauf ich später zurückkomme, wohlwissend und fühlend, daß er gerade dadurch seinen Haß gegen mich auf für mich