Ludwig Carl Wilhelm von Baumbach-Kirchheim – Erinnerungen aus dem Leben eines hochbetagten Mannes (1799 – 1883)/06

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Ludwig Carl Wilhelm von Baumbach-Kirchheim – Erinnerungen aus dem Leben eines hochbetagten Mannes (1799 – 1883)
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Erinnerungen Baumbach Kirchheim.djvu
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demselben eine Pension. Er widmete sich der Administration des Güteranteils der Nentershauser Linie, nachdem eine Güterteilung unter beide Linien stattgefunden hatte. Auch der gute Reinhard starb gleich seinen älteren Brüdern noch im kräftigen Mannesalter an plötzlichen Schlagfluß, welcher ihm auf dem Heimritt eines Ausfluges nach Sontra ereilte. Aus seiner Ehe ging kein Sohn, nur eine Tochter hervor.

Der fünfte Sohn Carl trat wie sein Bruder in württembergische Militärdienste, avancierte zum Generalleutnant, bat jedoch um Pension nach stattgefundener Militärkonvention mit Preußen. Derselbe lebt noch in Baden, geht nur im Sommer einige Monate nach Nentershausen, wo nach Reinhard's Tod die Güteradministration auf ihn überging. Aus seiner Ehe wurden soviel ich weiß zwei Söhne geboren.

Ich kehre nunmehr zu meinem guten unvergeßlichen Vater zurück. In Maastricht, wo derselbe wie schon bemerkt als Adjutant des Landgrafen Friedrich in holländischen Diensten stand, wurde mein Bruder Moritz, wenn ich nicht irre auch meine Schwester Caroline geboren – ob auch mein Bruder Fritz, weiß ich nicht. Nachdem mein Vater nach Verlassen von Reichensachsen nach Kirchheim übergezogen war, widmete er sich in Gemeinschaft mit meiner vortrefflichen Mutter der Erziehung seiner Kinder und der Güteradministration, Meine gute Mutter unterzog sich dieser Erziehung ohne je den geringsten Unterschied zwischen den eigenen und den Kindern aus der früheren Ehe zu machen, zumal bei meinem Bruder Fritz, der kaum zwei Jahre älter war als ich. Ja, erst in späteren Jahren erfuhr ich, daß meine älteren Geschwister eine andere Mutter hatten.

Nachdem der Prinz von Oranien, früherer Stadthalter von Holland, als Äquivalent für dessen Verlust das Fürstentum Fulda erhalten hatten, wurde mein Vater daselbst als Oberstallmeister bestellt, freilich nicht auf lange Zeit, da der Prinz auch Fulda 1806 verlor. Nach Wiederherstellung des Kurfürstentums Hessen wurde mein Vater zum Obervorsteher der adligen Stifter erwählt. Durch den damit verbundenen Gehalt und eine holländische Pension verbesserten sich die finanziellen Verhältnisse meines Vaters wieder etwas, welche zur Erziehung seiner zahlreichen Familie nicht ausreichten. Durch den Wunsch, dieselben zu verbessern, veranlaßt, übernahm mein guter Vater pachtweise die Bewirtschaftung des Gutes Kirchheim, später auch leider die damit vereinigte von Frielingen. Er selbst verstand von Ökonomie nichts und nahm einen zwar tüchtigen und auch redlichen, aber etwas leichtsinnigen Verwalter Sprenger an, der zu sehr zur Spekulation neigte, um so mehr, da diese nicht aus seinem Beutel ging. Mein Vater legte eine Pottaschesiederei an, hauptsächlich zu dem Zweck, durch den Abfall mehr Düngematerial zu erhalten, wobei sich jedoch bald Verluste herausstellten. Noch weit größere aber in den Jahren 1816 und 1817 mit sehr schlechten Ernten. Infolge davon wurde das Branntweinbrennen mit eigener und überhaupt im Inland gezogener Frucht verboten und nur mit importiertem Roggen, namentlich aus den russischen Ostseeprovinzen erlaubt, wovon mein Vater in der sicheren Zuversicht der Aufrechterhaltung des Verbotes ansehnliche Vorräte kaufte. Sehr bald aber wurde dieses Verbot infolge falscher Finanzwirtschaft wieder aufgehoben. Dies verursachte selbstverständlich schwere Verluste, die gleichzeitige Bewirtschaftung von Frielingen zu verhältnismäßig