Kirche in Weißenbach

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Die ev. Kirche von Weißenbach, 1936


Weitere Angaben zur Kirche in Weißenbach

Pfarrer Rudolf Schlunk auf dem Weg vom Pfarrhaus in Dudenrode
zum Gottedienst in der Kirche von Weißenbach, 1958

Berichte in der Chronik der Pfarrei Dudenrode

Dreißigjähriger Krieg

Aus der Beschreibung der Pfarrei Dudenrode, begonnen 1675, ist zu entnehmen, daß die Kirche von Weißenbach während des Dreißigjährigen Krieges durch Brand schwer beschädigt worden ist. Der obere Teil des Turmes war zerstört, wohl auch andere Teile der Kirche. Der Eintrag besagt, daß anno 1676 ein gutherziger Mann, Schreiner genannt, die Ziegel zum Dach des Turmes gekauft habe. Dieser Spender hat den Turm mit einem Dach versehen lassen. Zur Wiederherstellung in ursprünglicher Form werden seine Mittel nicht gereicht haben.

Die Zahl 1831 an der Eingangstür weist auf eine Erweiterung der Kirche hin. Das Schiff wurde so erhöht, daß Emporen eingebaut werden konnten, und auch nach Süden hin wurde es um zwei Meter verbreitert. Durch Holzverkauf war es möglich, daß 1851 zwei Glocken und ungefähr um 1875 die Orgel beschafft werden konnten.

Erster Weltkrieg

Blick vom Waldrand auf die ev. Kirche von Weißenbach, 1965

In der Chronik der Pfarrei Dudenrode steht geschrieben, dass die Prospektpfeifen der Orgel dem Kriege zum Opfer gefallen sind. Weiterhin ist zu lesen: „Nachdem die Glocken schon lange beschlagnahmt waren, wurde die große Glocke am 22.03.1918 abgefahren, nachdem man in einem Gottesdienst von ihr Abschied genommen hatte“. Die Glocke trug die Inschrift: „Durch freiwillige Beiträge entstand ich. Hiervon ausgeschlossen hat sich ein Reicher. Sonsten keiner. Zur Ehre Gottes bin ich nun hier. Drum, wenn ich rufe, so folge mir. Pfr. Orth, Schullehrer Dittmar, Kastenmeister Seitz, Kirchenälteste Zimmermann, Peter. Weißenbach 1851. Gemeinderat: Ort, Eberhard, Stöber.“

Orgel und Glocken

Auf Drängen des Organisten wurde die Orgel in 1925 durch Orgelbauer Schmidt aus Gelnhausen generalüberholt und in 1926 wurden neue Prospektpfeifen eingesetzt. Die Kosten mit je 330 RM wurden zur Hälfte von der Kirchengemeinde und zur Hälfte von der Organistenvergütung bestritten.

Am 15. Juni 1933 wurde die Ersatzglocke für die 1918 abgegebene Glocke eingeholt. Sie wog 5,20 Ztr., war auf den Ton c abgestimmt und kostete 650 RM. Ihre Inschriften waren am oberen Rand: „Neu gegossen für die im Weltkrieg geopferte Glocke“, auf einer Seite: „Den Gefallenen zum bleibenden Gedächtnis, den Lebenden zur steten Erinnerung“, auf der Gegenseite: „Schütz uns, Herr, vor Kriegsnot, segne unser täglich Brot, hilf uns halten Dein Gebot!!“ Abgesehen vom Probeläuten, ertönte sie zum ersten Mal zur Einweihung des Kriegerehrenmales.

Zweiter Weltkrieg und Nachkriegszeit

Über die Glocken steht ein weiterer Bericht in der Schulchronik von Weißenbach:
“Wie im Ersten Weltkrieg wurde auch im letzten Krieg die größere Kirchenglocke für Kriegszwecke weggeholt. Da das verbliebene Glöckchen nur einen schwachen Ton hatte, beschloß die Gemeinde nach dem Krieg eine zweite Glocke zu beschaffen. Der Vertreter der Glockengießerei empfahl der Gemeindevertretung, statt einer ergänzenden Bronzeglocke zum Preis von 2.700 DM, zwei etwas größere Stahlglocken mit einem Gesamtpreis von 2.000 DM zu kaufen.

Es war zunächst geplant, das verbliebene kleine Glöckchen mit 500 DM Anrechnungswert in Zahlung zu geben. Man hat sich inzwischen eines Besseren besonnen, das Glöckchen, das fast hundert Jahre (angeschafft 1851) der Gemeinde gedient hatte, sollte bleiben. Der Tag der Glockenweihe (der 12. März 1950) war in kultureller Hinsicht ein Markstein für unser Dorf. Im Hauptgottesdienst und zur Abendandacht spielte Frl. Maria Jung, Dozentin an der Musikhochschule Frankfurt am Main, die Orgel. So bekamen die Bewohner unseres kleinen Dorfes im Bachjahr Gelegenheit, Werke des großen Meisters in einwandfreier Darbietung zu hören.” Die Dozentin Jung war eine gebürtige Weißenbacherin.

Im März 1964 wurde die alte Kirche von der Kreisbauaufsichtsbehörde gesperrt, sogar das Läuten der Kirchenglocken wurde untersagt. Auf ein Gesuch hin, wurde es wieder erlaubt, da sich die Schalteinrichtung im Hause von Herrn Konrad Seitz befindet.

Die Kirche steht tatsächlich im Senkungsgebiet. Schon vor langen Jahren entstanden an der Südseite neben den Fenstern große Risse. Ein Teil der Ecksteine an der Südwestecke des Turmes sind durch Risse vom übrigen Mauerwerk abgetrennt. Ob diese Schäden auf Senkungen zurückzuführen sind, ist nicht bestimmt. Es könnten auch Verwitterungserscheinungen sein. [1]

Ergänzungen vom Ortsvorsteher Peter Stöber

Ortsvorsteher Peter Stöber

Am 12. August 1983 kam Herr Theodor Waldmann (Sohn des Lehrers Waldmann) mit Herrn Dr. Willi Görich und zwei Mitarbeitern vom Institut für geschichtliche Landeskunde Marburg / Lahn zu Besuch. Dieser hatte den Zweck, Weißenbach, die alte Kirche und die Gelsterburg zu besichtigen. Herr Dr. Görich hat sich die Dorfkirche von allen Seiten sehr genau angesehen und stellte uns einige Fragen.
Anschließend trug er uns vor, was hier einmal war und heute noch ist.

"Diese alte Kirche mit dem sehr massiven Turm ist nicht als Kirche gebaut worden, sondern als befestigte Herberge oder Etappenstation, auch Fluchtburg genannt, an der Gabelung zweier Königswege entstanden. Der Meißner war ein wichtiger Knotenpunkt aller von den herrschenden Königen im 6. bis 9. Jahrhundert auf Karten aufgezeichneten Wegen. Zwei dieser Wege kamen vom Meißner, trennten sich auf der heutigen Rinne. Einer führte über den Dornberg - Weißenberg - Glockengraben und den Langenberg nach Westen; der andere führte über den Schieferstein - Hässelkuppe zum Johannisberg nach Süden.

Zwischen diesen Wegen gab es ein hochliegendes Tal mit einer guten Quelle, das heutige Weißenbach. Hier an diesem Ort hat man eine Etappenburg gebaut. Ganz in der Nähe wurden zwei oder drei sogenannte Maierhöfe angesiedelt. Diese Bauern waren frei von Abgaben, hatten aber für die Versorgung der königlichen Reisenden und für die Erhaltung der “Herberge” zu sorgen. Das war also die erste Besiedlung Weißenbachs. Von und zur Herberge führten Wege, von denen man heute noch “oben und unten im alten Wege” spricht.

So, und nun zu diesem Kirchengebäude, an dessen Nordseite wir stehen. Mehrere Dinge, die ich hier bemerkt habe, weisen darauf hin, daß dieser Bau, der später als Kirche oder Betsaal genutzt wurde, ursprünglich als Fluchtburg und Herberge gebaut worden ist.

Ruine der alten Dorfkirche in Weißenbach, 2007
  • Die dicken Mauern vom Turm und Saal
  • Der in ca. vier Metern Höhe vorhandene Einstieg vom Saal zum Turm
  • Die im Innern des Turmes tiefen Ansätze eines ehemaligen Gewölbes
  • Die noch sichtbaren Beobachtungs- oder Luftlöcher

Die heute vorhandenen Zwischenböden im Turm wurden später eingebaut. Früher gab es ein tiefes Gewölbe mit einer dicken Schutzschicht über dem Schutzraum. Dieser wurde durch die hoch angebrachte Tür erreicht. Mit einer Leiter stieg man ein, die bei Gefahr hochgezogen wurde. Der Raum unter dem Turmgewölbe wurde als Keller zur Versorgung mit Lebensmitteln und Wasser benutzt.

Auch der Saal war stark befestigt, die heute sichtbaren Fenster wurden erst später eingebaut. In den Jahren von 1818 bis 1835 wurde die Südwand um zwei Meter nach außen versetzt; das Gebäude aufgestockt und eine neue Eingangstür eingebaut. An der Nordseite, in der Mitte des Saales, war der ehemalige Eingang. Noch heute ist zu sehen, wo dieser sich befand. Der Eingang zum Turm ist an der Westseite, beide waren von Anfang an vorhanden.

In der Chronik der Pfarrei Dudenrode steht, daß der Weißenbacher Kirchturm im Dreißigjährigen Krieg durch Brand zerstört worden sei. Dem kann nicht entsprochen werden. Im Turm sind keinerlei Spuren zu sehen, die darauf hinweisen. Das vorhandene Dach des Turmes wurde über den noch teilweise vorhandenen alten Dachstuhl gezogen. Die Verplattungen im alten Dachstuhl wurden nach dem 15. Jahrhundert nicht mehr angewandt.

Im Saal der Herberge wurde nach und vor der Reise regelmäßig gebetet, auch von den Bauern der Siedlung wurde die Herberge als Schutz- und Gebetsraum genutzt. So ist nach und nach die Weißenbacher Kirche entstanden, zum Schutz gegen Überfall und zum Gebet mit Gott. Wir sollten dieses Gebäude für alle Zeiten schützen und in Ehren halten, als Gründung der Ortschaft Wissenbach, später Weißenbach." [2]

Kirchenvorstände

Die neue Kirche

Die neue Kirche von Weißenbach, 2008


Mit den Planungsarbeiten für den Bau der neuen Kirche wurde Herr Dipl.Ing. Claus Gerhardt aus Kassel beauftragt. Nach fast zweijähriger Bauzeit wurde sie im Juni 1971 feierlich mit einem großen Festgottesdienst eingeweiht.
Die Kirche ist ein moderner Bau mit schräg angeschnittenem Glockenturm zur Talseite. Die Außenwände sind im oberen Bereich mit dunklen Platten verkleidet, darunter befindet sich Sichtbeton, der im Laufe der Zeit nachgedunkelt ist. Die Orgel wurde von der Firma Böhm aus Gotha gebaut. Die politische Gemeinde vermachte der Kirche zwei neue Bronzeglocken als Geschenk zur Einweihung und ließ sie mit der kleinen Glocke aus der alten Kirche im Turm installieren.

Im Untergeschoß der Kirche wurde eine Sargkammer eingebaut, somit können seitdem alle Beerdigungen von der Kirche aus stattfinden. Der Kirchweg am Hang zur Straße “Im Rosental” wurde serpentinenmäßig angelegt und mit Ruhebank und Ziergesträuch ausgestattet. Auf Bitten des Kirchenvorstandes wurde außen am Turm zur Talseite ein Bronzekreuz angebracht, das am 22. Juni 1986 mit einem Festgottesdienst eingeweiht wurde.

Friedhof

Von Bernd Waldmann

„Bis in die 1950er Jahre gab es hinter den Höfen direkt vor dem Kirchturm einen alten, verwilderten Friedhof. Als Kinder habe wir oft da gespielt. Hohe, gusseiserne Grabkreuze und hüfthohe, schmiedeeiserne Zäune als Grabumrandungen regten unsere Phanasie an. Das alles war von Gestrüpp und Brennnesseln überwuchet. Eingige alte Grabkreuze wurden geborgen und auf dem neuen Friedhof wieder aufgestellt.

Seitlich von diesem alten Friedhof standen am Zaun zu Onkel Wilhelm und Tante Martha Stöber zahlreiche Schuppen, Remisen, Holz- und Kleintierställe, die von den Bewohnern der inzwischen abgebrochenen alten Schule genutzt wurden. Schon vor dem Krieg wurde auf der anderen Seite des Weges ein neuer Friedhof angelegt, auf dem auch drei bei Weißenbach gefallene Soldaten beigesetzt wurden. Schon lange ist der alte Friedhof eingeebnet und die Schuppen gibt es nicht mehr. Hier breitet sich heute eine Wiese aus auf der die Schafe der Familie Bauer weiden. Der neue Friedhof ist schön gelegen und sehr gepflegt.“

Kriegerdenkmal

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Literatur

  • Schulchronik Weißebach, geführt von Lehrer Waldmann, Lehrer Schmidt und Lehrer Strecker

Quellen

  1. Geschrieben in der Volksschule zu Weißenbach von dem Schüler Heinz Wilhelm unter Anleitung des Lehrers Theodor Waldmann
  2. Geschrieben vom Ortsvorsteher Peter Stöber, 1986