Kallehnen

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Hierarchie

Regional > Litauen > Kallehnen

Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Kreis Tilsit > Kallehnen



Einleitung

Haus aus dem Jahre 1923 in der Nähe des Friedhofs von Kallehnen (2014)

Kallehnen, bis 1920 Kreis Tilsit, Ostpreußen; (1920-1939) Kreis Pogegen; (1939-1945) Kreis Tilsit-Ragnit


Name

Andere Namen und Schreibweisen


Namensdeutung

Der Name weist auf Bodenfunde.

  • preußisch-litauisch "kalenas" = Metalloid, Halbmetall
  • "kalnkastis" = das Bergwerk
  • lettisch "kalejs" = Schmied


Allgemeine Information

  • Dorf, 21,5 km nordöstlich von Tilsit, 1939: 203 Einwohner[4]


Politische Einteilung

1785 war Kallehnen ein königliches Bauerndorf an der Jura mit 26 Feuerstellen.[5]
28.2.1894: Meldiglauken wird mit der Landgemeinde Kallehnen vereinigt.[6]
1.5.1939: Name der neuen Gemeinde: Kallehnen; die neue Gemeinde ist gebildet worden aus der bisherigen Landgemeinde: Kallehnen[7]

1.10.1939: Kallehnen kommt zum Kreis Tilsit-Ragnit [8]


Kirchliche Zugehörigkeit

Evangelische Kirche

Kallehnen gehörte 1912 zum Kirchspiel Laugszargen, vor 1899 aber zum Kirchspiel Willkischken.

Friedhof

Kallehnen hatte einen Friedhof.

Eingang zum Friedhof von Kallehnen (2014)
Lage des Friedhofs im Messtischblatt (1910-1940)

Ein einziger erhaltener Grabstein und ein Familiengrab sind 2014 hier noch zu finden:

Grab von Marie und Miks Puslat (2014)
Familiengrab Jankus (2014)


Schule

In Kallehnen soll schon vor 1736 unterrichtet worden sein. (1728?) Erster Lehrer unbekannt. Bis 1770 Johann Poplowsky, der schon 1758 an der Schule tätig war. Sein Nachfolger war Johann Treske, ein Schneider. Er stammte aus Anstippen bei Pelleningken. Ihm folgte Trinitatis 1807 Johann Bock. Dieser war am 20. Jan. 1779 in Ußpelken bei Szillen geboren und vom Pfarrer Prellwitz in Budwethen vorgebildet. 1834 erhielt er den Adjunkt Ferdinand Korck aus Puskeppeln bei Heinrichswalde, an dessen Stelle dann am 2. Nov. 1835 der Adjunkt Leopold Keßler aus Barsuhnen trat, welcher nach Bocks Tod, der 1840 erfolgte, alleiniger Lehrer zu Kallehnen wurde.

Die jährliche Schülerzahl betrug etwa 60. Im Laufe des Jahres 1834 hat sich die Schulsozietät dahin erklärt, sich in zwei Schulen trennen zu wollen, was aber erst 1838 geschah. Die beiden Dörfer Kallehnen und Meldiglaugken kauften das alte Zollhaus an und richteten es zur Schule ein. Das Kölmische Gut Ablenken wurde zur Schule Barsuhnen geschlagen, während die noch verbliebenen Dörfer zur Schulsozietät Trackseden vereinigt wurden. (Quelle: [9])


Bewohner


Standesamt

Kallehnen gehörte 1888 zum Standesamt Laugszargen.


Geschichte

1615 Schulzenamt und Dorf, 30 Huben 10 Morgen groß, worunter 6 Huben 4 Morgen Wüstenei. Jährlicher Dezem 8 Mark 5 Schillinge. 1662 wohnt daselbst Anussis Klanpreikschas, 1667 Plauschinn, 1692 stirbt Simon Kukein. 1664 schuldet das Dorf der Kirche 4 1/2 Mark Dezem. 1664 zahlt Kosgalwies 10 Mark Kirchenstrafe, "weil er seinen Vater, der nicht zum Tische des Herrn gegangen, vorsätzlich auf dem Kirchhof begraben".[10]

Das Amt Schreitlauken verkauft den Krug 1742 an Johann Christian Stark nebst 7 Morgen Land und 24 Taler und jährlichen Zins von 4 Talern. 1794 hat dortselbst ein Christoph Willembrecht Haus und Garten. 1894 wird das Dorf Meldiglauken der Gemeinde Kallehnen einverleibt und führt fortab den Namen Kallehnen.[11]

1922[12]

  • George Schneidereit, 53 ha
  • Gustav Vongehr, 79 ha


Verschiedenes

Sage vom Scharkaberg

Die Sage vom Scharkaberge bei Kallehnen erinnert an eine Niederlage der Ritter: Fremdlinge hatten es einmal verstanden, sich Eingang ins Schloß zu verschaffen; sie versprachen den Bewohnern, daß eine ganze Schiffsladung mit singenden Schwänen ankommen würde. Die Brüder des Fürsten waren aber auf der Hut, und als sie in dem Schiff, das unter freudigem Gesange ankam, Männer mit weißen Mänteln, blinkenden Panzern und Waffen entdeckten, fielen sie über diese her, verbrannten das Fahrzeug und vernichteten die Mannschaft. Trotzdem räumten auch sie das Feld, indem sie die Burg, wo sie einst sehr glücklich gelebt hatten, den treulosen Fremdlingen überließen.

Memeler Dampfboot

Memeler Dampfboot vom 10.08.1933

Ergebnisse zu den Wahlen der Gemeindeorgane im Kreise Pogegen

Kallehnen: Gemeindevorsteher wurde Besitzer Johann Grischkat, erster Schöffe Artur Mertins, zweiter Schöffe Besitzer Emil Bongehr und Ortskassenrendant Lehrer Bock.


Memeler Dampfboot vom 14.08.1936

Kreis Pogegen

Die Schule Kallehnen vor 100 Jahren

Zu Beginn des verflossenen Jahrhunderts gehörten zur Schulsozietät Kallehnen folgende im damaligen Domänenamte Schreitlauken liegende Ortschaften: 1. Kallehnen mit 22 Wirten und 9 Hufen 22 ½ Morgen, 2, Meldiglauken mit 8 Wirten und 4 Hufen, 3. Laugszargen mit 15 Wirten, 5 Hufen 10 Morgen, 4. Traukseden mit 10 Wirten und 5 Hufen, 5. Greiszehnen mit 12 Wirten und 5 Hufen 18 Morgen und 6. das kölmische Gut Ablenken. Demnach umfasste die Sozietät 68 Wirte mit zusammen 38 Hufen 20 ½ Morgen Land.

Zur Schule gehörte ein oletzkoischer Morgen Land, von dem die eine Hälfte beackert, die andere aber als Weide benutzt wurde. Der Garten, welchen die Gemeinde zu umzäunen verpflichtet war, umfasste eine Fläche von 75 Ruten.

Anstelle des zu liefernden Viehfutters hatte jede Ortschaft dem Lehrer einen Wiesenplan übergeben, welche Stücke auch von den Bauern bearbeitet wurden. Doch hatte der Lehrer dafür jedes Jahr ein paar Stof Branntwein zum Besten zu geben. An Holz wurden dem Lehrer jährlich zwei Achtel aus dem Juraforst angefahren.

An Getreide erhielt er von den 67 Bauern 25 Scheffel Roggen und 12 Scheffel 9 Metzen Gerste, und vom Gute Ablenken 1 Scheffel Roggen und 8 Metzen Gerste, zusammen also 26 Scheffel Roggen und 13 Scheffel 1 Metze Gerste.

Auch Brote erhielt der Lehrer, und zwar für die Beerdigung der litauischen Leichen, für jede Leiche ein Brot im Gewicht vom 10 Pfund, jährlich etwa 20 Brote. Die Deutschen gaben ihm keine Brote, wohl aber für jede Leiche 15 Groschen. Das Bargehalt betrug jährlich 12 Taler. Der Lehrer war frei von jeglicher Steuer.

Im Jahre 1807 wurde der damalige Lehrer Johann Treske wegen verschiedener Verfehlungen aus dem Schuldienste entlassen. Sein Nachfoger wurde der zweite Lehrer aus Kackschen, Johann Bock. Von seinem Schulinspektor, Pfarrer Prellwitz in Budwethen war ihm folgendes Zeugnis ausgestellt worden: „Der Schulmeister-Adjunktus Bock zu Groß-Kackschen ist von Herrn Präzentor Bährend zu Lasdehnen zugestutzt, von ihm zum Gehilfen gebraucht, und darauf vor 2 ½ Jahren hier angestellt. Er ist von den sechs hiesigen Landschulmeistern der zweite von oben, hat guten Willen,Belehrung anzunehmen und da er noch jung ist, so ist alle Hoffnung, dass er bei Anleitung dazu, immer an Kenntnissen zunehmen werde. Er ist bescheiden, reinlich, nüchtern und folgsam.“

Bock starb 1840. In den letzten 5 Jahren war ihm der Lehrer Leopold Kessler aus Barsuhnen zum Gehilfen beigeordnet. Nach Bocks Tode wurde er dessen Nachfolger


Karten

Kallehnen auf der Schroetterkarte Blatt 13, (1796-1802), Maßstab 1:50 000
© Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Oben rechts auf der Schroetter Karte 1802, Maßstab 1: 160 000


Kallehnen im Preußischen Urmesstischblatt Nr. 67, 1861
© Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
Kallehnen und Umgebung im Preußischen Urmesstischblatt Nr. 67, 1861
© Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz


Kallehnen im Messtischblatt 0899 Szugken, 0898 Willkischken, 0799 Laugszargen und 0798 Uszkullmen (1913-1941) mit den Gemeindegrenzen von 1938, Maßstab 1:25000
© Bundesamt für Kartographie und Geodäsie
Skizze aus der Gemeindeseelenliste von Kallehnen aus den 50er Jahren, (c) Bundesarchiv


Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

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Quellen

  1. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  2. Amtsblatt des Memelgebietes vom 01.09.1923
  3. Amtsblatt des Memelgebietes vom 29.12.1923
  4. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  5. Jenny Kopp, Geschichte des Landkreises Tilsit, Buchdruckerei Pawlowski, Tilsit 1918
  6. Dr. Gause, Fritz: Neue Ortsnamen in Ostpreußen seit 1800, Königsberg 1935, Sonderschrift Nr. 53 des VFFOW
  7. Amtsblatt Gumbinnen 1939: Neugliederung der Gemeinden und Gutsbezirke im ehemaligen Memelland ab 1. Mai 1939, S. 64ff,
    http://www.memelland-adm.de/Archiv/13 Verwaltungsbezirke/index.htm
  8. Amtsblatt des Regierungspräsidenten in Gumbinnen, 2.9.1939
  9. Schwarzien, Otto: Bilder aus der Vergangenheit des Kirchspiels Willkischken, 1927
  10. Schwarzien, Otto: Bilder aus der Vergangenheit des Kirchspiels Willkischken, 1927
  11. Jenny Kopp, Geschichte des Landkreises Tilsit, Buchdruckerei Pawlowski, Tilsit 1918
  12. Landwirtschaftliches Güter-Adressbuch für die Provinz Ostpreußen mit Anhang Memelland, 4. Auflage, Leipzig 1922