Haus Harkotten

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
(Weitergeleitet von Herrlichkeit Harkotten)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Hierarchie: Regional > Bundesrepublik Deutschland > Nordrhein-Westfalen > Regierungsbezirk Münster > Kreis Warendorf > Sassenberg > Füchtorf > Haus Harkotten

Haus Harkotten bei Füchtorf aus dem "Theatrum orbis terrarum, sive, Atlas novus" von Willem Janszoon und Joan Blaeu, erstellt 1645/1662.

Name

Siegel 1309 Hinrici Kersecorif (Korff)

Das Wappen der Familie Korff zeigt eine gelbe Lilie auf rotem Feld. Der König von Frankreich (Ludwig, der "Heilige", 1226 bis 1270, ?) Soll einen Ritter Korff, der mit ihm in einen seiner Kreuzzüge gezogen war, für die Rettung aus Lebensgefahr belohnt haben, indem er ihm statt des Raben (corvus-lat.: Rabe), die französische Lilie in sein Wappen verlieh. Die Lilie findet sich in der Helmzier wieder. Sie wird von zwei Meerjungfrauen gehalten, die auf die Überfahrt über das Mittelmeer hindeuten. Ferner sind drei Sterne zu sehen, die das Symbol für die Reise ins Morgenland angesehen werden könnten.

Das Siegel von 1309 zeigt das Lilienwappen, der niederdeutsche Name "Kersecorif" bedeutet in lokaler Mundart allerdings Kirschenkorb. Ein Siegel für die Familie Korff mit dem Abbild eines Raben war bisher nicht auffindbar.

Einleitung

Die Herrschaft Harkotten im Regierungsbezirke Münster, Kreis Warendorf, in der Münsterländer Börde gelegen, ist ein altes Besitztum der mächtigen und ausgebreiteten Familie von Korff.

1254 kam der Ritter Henricus Korff aus der Grafschaft Mark an der Lippe nach Vuchthorpe (Füchtorf) und heiratete Ludmodis, die Erbtochter des dort ansässigen Ritters. Die Familie bewohnte die Burg auf dem jetzigen Kirchplatz.

1309 nutzte sein Sohn, Henricus II Korff, den Wasserreichtum aus, um auf dem vom Kloster Bengering erworben Sytherkamp eine wehrhafte Burg zu errichten. Sie bestand aus zwei Flügeln mit einem schmalen Mittelteil. Da der moorige Untergrund kein festes Fundament zuließ, mussten die Burg sowie die Vorgebäude auf Fichten- und Eichenpfählen gebaut werden. Die Burganlage wurde mit mehreren Gräfteringen umgeben, um vor feindlichen Angriffen besser geschützt zu sein. In dieser Zeit waren Plünderungen und Raubzüge an der Tagesordnung.

1309 machte der Ritter Heinrich Kersekorff sein Wohnhaus „Horckoten“ zum Offenhaus des Stifts Münster; er behielt sich jedoch vor, dass es ein Weiberlehn sein, und er die Burg nur bei einer Fehde, welche der Bisehof mit Zustimmung des Kapitels führte, zu öffnen brauche. Bereits kurz danach geriet Heinrich jedoch mit seinem Lehnsherrn in Fehde, in Folge dessen im Jahre 1313 der Bischof Ludwig von Münster, die Grafen Adolph von der Mark, Bernard von Rauensberg, Nicolaus von Tecklenburg und Simon und Otto von der Lippe die Burg Harkotten gemeinschaftlich belagerten, indem sie zwei Bollwerke dagegen errichteten und jedes mit 50 Mann besetzten. Wie lange die Belagerung gedauert, ist nicht bekannt; es scheint aber, dass die Burg genommen und gebrochen worden und daher im Jahre 1316 wieder aufgebaut worden ist.

Burgbefestigung

1315 Vertrag des Grafen Otto von Ravensberg mit dem Ritter Heinrich Korff und dessen Söhnen über den Ausbau von Harkotten zu einer Burg und das Fällen von Bäunen und Brechen von Steinen im Kspl. Laer zu diesem Zweck.

Familie

  • Henrinrich Korff, (1280-1329, Ritter 1303, 1332+) zu Sittelkamp / Harkotten oo Wigburg von Varendorf (1302-1332, 1334+), Kinder:
    • Heirich Korff oder Kersekorf (1302-1360, Ritter 1325, 1337 Münsterscher Droste, 1362+)
    • Everhard Korff (1302-1361, Ritter 1325, 1363+)

Hauskapelle

23.04.1311 Bischof Ludwig von Münster gestattet dem Ritter Heinrich Korff die Einrichtung einer Kapelle in der Vorburg (suburbium) von Harkotten.

Herrlichkeit Harkotten

Gografschaft

Henricus von Korff heiratete Wigburdis (Wibbecke) von Varentrob. Schon 1232 hatte der Ritter Fiederich von Varentrop (Warendorf) gegenüber dem Bischof Ludolf von Münster auf das Gericht verzichtet. 1380 empfängt Ritter Hermann Korff, Everhards Sohn das "gograviatum" in Warendorf zu Lehen.

Das Gogericht bestand aus 9 Kirchspielen. Es war nicht nur eine gute Einnahmequelle sondern bedeutete auch eine Stärkung der Macht der Familie in Kreis Warendorf. Henricus II verbrachte seinen Lebensabend im Kloster Marienfeld, wo er auch verstarb und begraben ist.

Freigrafschaft

23.08.1325 Edelherr Graf Engelbrecht von der Mark verkauft mit Einwilligung seiner Gattin Metteke, seines Bruders Conrad..., und seiner Söhne Alff, Engelbrecht und Everd die Freigrafschaft zu Vardrup an Heinrich Korff, die Ritter Everd, Heinrich und Otto - Domherr zu Münster für 300 Mark Münstersche Pfennige als Lehen der Grafschaft Mark.

  • Die Freifrafschaft umfaßte die Kirchspiele Ostbevern, Westbevern, Telgte, Handorf, Wolbeck, Angelmodde, Alverskirchen, Albersloh und (wahrscheinlich) Everswinkel.

Erbabsprachen, Erbteilung

Noch zu Lebzeiten des Ritters Heinrich Korff kam es zwischen den Söhnen Heinrich und Eberhard Korff zu Erbasprachen.

06.12.1317 Absprache der Brüder und Knappen Heinrich und Everd Korff das Haus Harkotten und das Gogericht Warendorf auch nach dem Tode ihres Vaters, des Ritters Heinrich Korff, ungeteilt zu behalten.Zeugen: Ritter Ludolf Hake und Gebrüder Ritter Everd und Amelung von Varendorpe.

Erbteilung 1329

Der Grundbesitz wurde parzellarisch aufgeteilt, ebenso teilte man die verschiedenen Häuser und Gewässer. Es kann sein, dass beabsichtigt war, dass keiner den ererbten Besitz in Zusammenhang verkaufen konnte. Inzwischen wurden durch die Flurbereinigung unter Mitarbeit der Eigentümer die Besitzverhältnisse in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts neu geregelt, sodass jede Familie einen arrondierten Besitz hat.

20.06.1329 Die Gebrüder Ritter Heinrich und Eberhard Korff teilen die ihnen von ihrem Vater in Gegenwart ber Ritter Eberhard und Amelung von Varendorpe angewiesenen Besitzungen:

Heinrichs Erbe 1329 zu Harkotten Ost

Heinrich erhält den Hof Grevinghof zu Beelen mit zugehöriger Mühle und Kotten, das Erbe thor Borg (Börger Kspl. Füchtorf) Hermanns Erbe zu Hohenhorst (Kspl. Freckenhorst?), das Erbe der Hadewig Uppenbrincke, Widemolenhaus Kspl. Hoetmar, die beiden Erben ton Slade (grpße u. lütke Schlatmann Kspl. Laer), Detmareshaus, Vrylynsgheshaus Kspl. Einen, Dieckordeshaus Kspl. Glandorf, das Erbe Endenfelde, das Erbe zu Oldendorpe (Aldrup), zu Lengerich samt den beiden Erben zu Hambüren (Kspl. Westerkappeln, Honburen) und zu Düthe (Bschft. Hankenberg, Kspl. Hüter, Duten).

Eberhards Erbe 1329 zu Harkotten West

Eberhard erhält den Zehnten zu Emshorn (Kspl. Hakenberg), den Hof zu Nortdorpe (Natrup Gem. Hilter?), das Erbe to Venouwe daselbst, Cloteshove daselbst, das Erbe to Borghardingh zu Milte, das Erbe to Nordendorpe Kspl. Einen, den Hof to Berendinch zu Füchtorf (Bectorpe = Beermann?) mit den Äckern to Weghte (Wechte, Kspl. Lengerich?), zwei Erben zu zu Lada (Kspl. Westerkappeln, Late), das Erbe zu Wersen, den Hof zu Roden (Kspl. Laer, Rode), das Erbe Menkenhaus (Menningmann, Kspl. Glandorf?), samt den zwei Erben tor Holen (Höhle, Kspl. Laer).

Vereinbarung

Besitzungen, die nach dem Tode ihrer Eltern an die Gebrüder fallen sollen, sind von der Teilung ausgeschlossen.

Erbteilung 1334

02.01.1334 Die nach dem Tode des Vaters mit dem Bruder Otto, unter Beteiligung des Oheims Amelung von Varendorpe abgesprochene Erbteilung umfaßte nicht nur Burg und Vorgebäude sondern auch den umfassenden Besitz, mit Gütern, Feld, Wald, Gewässer und sonstigen Rechten. Die Gerichtsbarkeit blieb gemeinschaftlich.

Lagerbuch Amt Sassenberg 1769

Lagerbuch des Fürstbistums Münster 1769, Hausstatistik nach Hofgrößen, Pferdezahlen im Haus Harkotten

  • Anmerkung zur Tabelle:
    • 1) = Freye Häuser
    • 2) = Schatzbare Häuser
    • 3) = Summe der Häuser
    • 4) = Darinnen befinden sich
    • 5) = Einfache Schatzung
Städte
Kirchspiele
Bauerschaften
u.freye Häuser
1)
Klöster
u. Adelige
1)
geistl.,
priv.
2)
Vollerben
2)
½ Erben
2)
¼ Erben
2)
Kötter
2)
Brinksitzer
3)
Effectiv
3)
reduc. in
Vollerben
4)
Vorspann-
pferde,
Stück
4)
Stallung
f. Pferde
Stück
5)
Rtlr
5)
fl.
5)
Pf.
Kirchspiel
Füchtorf
Harhotten
2 Rittersitze
v. Ketteler u.
von Korff
2 . . . . . 3 5 2 3/16 4 24 . . .

Bei der Schatzung 1769 zählt 1 Reichstaler 28 Schillinge und 1 Schilling 12 Pfennig.

Harkotten Ost

Heinrich Korff erhielt den östlichen Teil der Burg und nannte sich fortan „Korff-Smising“. Möglicherweise könnte man eine Lautverschiebung von "Smiet in" vermuten.

  • Heirich Korff oder Kersekorf (1311, 1340), Ritter (1325, 1337 Münsterscher Droste, 1362+) oo Jutta, Guda Wulf von Lüdinghausen(14.06.1340), Kinder:
    • Heinrich Korff (1340, 1365 Knappe) oo Neyse von Gramsberg (1360)
      • Tochter Oda Korff (1382-1392) 1.oo Peter von Holte (1383), 2.oo Gerlich von Kirspe (1392)
    • Otto Korff, Domherr zu Münster (1320, 1340)
    • Everd Korff, Knappe (1340, 1360, 1365 Knappe, 1382+) auf Harkotten, 1375 gt. Smysing oder gt. Quade,oo Gesike von Nagel (V: Ritter Herm. Nagel), (1365)
      • Everds Sohn 1383: Evert Korff
      • Everds Sohn 1383: Heinrich Korff
      • Everds Sohn , des Quaden 1383: Heidenreich Korff
      • Everds Sohn 1383: Hermann Korff
    • Hermann gt. Schmysinch (1340, 1360, 1365 Knappe) 1.oo Jutte N. (1382), 2.oo Sophie N. (1387/88)
      • Sohn Johann gt. Schmysinch (1382)
    • Wybbeke Korff (1340)
    • Gisela Korff (1340)
    • Bertradis Korff (1340)
    • Guda Korff (1340) (Mitgift Haus Grevinghoff) oo Series von Baeck
    • Bernard Korff (1360, 1365 Knappe), Bruder Heinrichs
    • Bastard Sohn Heinrichs: Heinrich Korff (1366)

Sohn Everd

  • Everd Korff, Knappe (1340, 1360, 1365 Knappe, 1382+) auf Harkotten, 1375 gt. Smysing oder gt. Quade,oo Gesike von Nagel (V: Ritter Herm. Nagel), (1365)
    • Evert Korff (1383)
    • Heinrich Korff (1383)
    • Heidenreich Korff (1376, 1383, zunächst Geistlicher – 1396 Domherr zu Münster)
    • Hermann Korff (1383)

Sohn Heidenreich

  • Heidenreich Korff (1376, 1404), zunächst Geistlicher – 1396 Domherr zu Münster, dann empängt er die Burglehen als Mannlehen zu Lippborg und Beckum und die Gografschaft Warendorf für sich und seine Vettern Korf zu Harkotten-West oo Gertrud N., Kinder:
    • Gertrud Korff oo 1439 Konrad von der Wieck.

Familie von Ketteler

1615 erlosch die Familie Korff-Schmising im Mannesstamm. Die Erbtochter Christine Korff-Schmising heiratete Goswin von Ketteler zu Mittelburg. Von da an lebten in Harkotten zwei Familien, Freiherr von Ketteler und Freiherr von Korff. 1735 ließ Goswin von Ketteler den Flügel seines Burgteils abreißen und vom münsterschen Artillerieleutnant Gröninger einen repräsentativen Barockbau erstellen. Das Schloss wird heute von dem bekannten Designer Dieter Sieger und seiner Familie bewohnt. Auch die Vorgebäude wurden privater Nutzung zugeführt.

Harkotten West

Everard Korff erhielt den westlichen Teil der Burg. Seine Nachkommen leben in unmittelbarer Erbfolge noch bis 2010 in Harkotten.

Sohn Everhard

  • Everhard Korff (1302-1361, Ritter 1325, 1363+) oo Christine N., Kinder:
    • Everhard Korff (1340-78, Ritter) oo Metta (1353)
      • Everhards Sohn Everhard Korff (1353)
      • Everhards Sohn Hermann Korff (1353)
    • Heinrich Korff(1346)
    • Hermann Korff (1346-1414, 1427+)
    • Margaretehe Korff (1340-1373) oo Johann Vincke zu Westerkappeln (1355-1380)

Sohn Everhard

  • Everhard Korff (1340-78, Ritter, 1372+) oo Metta (1353)
    • Everhard Korff (1353, 1372)
    • Hermann Korff (1353, 1372), empängt 1380 die Gografschaft Warendorf.
      • Everhard Korff (1404, 1436, 1448 der Alte)
    • Berhard Korff (1372)

Sohn Hermann

  • Hermann Korff (1353, 1372), empängt 1380 die Gografschaft Warendorf oo N., Kinder:
    • Everhard Korff (1404, 1436, 1448 der Alte)

Sohn Everhard

  • Everhard Korff (1404, 1436, 1448 der Alte), Burglehen auf dem Bispinghof oo Frederune (1404.1436)
    • Hermann Korff (1448)
    • Rotger Korff (1448)
    • Otto Korff (1448)
    • Dietrich Korff (1448), Erbsohn zu Harkotten
    • Everd Korff (1448, 1495+)
      • Everds Sohn: Jost Korff (1495)
    • Heinrich Korff (1448)

Sohn Dietrich

  • Dietrich Korff (1448), Erbsohn zu Harkotten

Besitzabtretung

Dietrich Korff (1448), Erbsohn zu Harkotten, übertrug 1495 Haus Harkotten an seinen Neffen Jost Korff, Sohn seines verstorbenen Bruders Everd.

Evert Korff gt. Schmiesing

  • Evert Korff gt. Schmiesing (1448, 1495+) oo1455 Beate von Schorlemergt. Clüsener, Kinder:
    • Jost Korff gt. Schmiesing

Erbsohn Jost

  • Jost Korff gt. Schmiesing zu Harkotten (+1538) oo 1492 Anna Schenking (E: Johan Schenking zu Bevern oo Ermgard v. Senden), Kinder:
    • Otto von Korff auf Waghorst, Drost zu Harpstede 1523, (1566) oo 1550 Margr. v. Barkhausen (E: Benedikt v. Barkhausen zu Löbbeke oo Clara v. Quadlitz)

Neubau

1804-1806 entschlossen sich Friedrich-Anton von Korff und seine Gemahlin Rosine, geb. Gräfin von Korff-Schmising -nach Abriss des Westflügels- durch einen jungen Architekten, Adolf von Vagedes, ein Schloss im neoklassizistischen Stil erbauen zu lassen. Es war sein Erstlingswerk, das er mit 29 Jahren erdachte. Sein Vorbild war Schloss Wörlitz in Sachsen-Anhalt. Vagedes schuf ein schlichtes, klassizistisches Gebäude mit klaren Linien. Die Westfassade ist durch drei Risalite aufgeteilt. Vor dem Mittelrisalit befindet sich ein Portikus mit vier dorischen Säulen, darüber ein Balkon, der von einem dreieckigen Flachgiebel gekrönt wird. In dem Dreieck befindet dich das Wappen der Erbauer. Im Gegensatz dazu werden die Seitenrisalite von schmalen Lisenen umrahmt, die in Dachhöhe durch eine niedrige Balustrade ihren Abschluss finden. So zeigt das Schloss Harkotten gleichmässig betonte Schlichtheit, harmonische Gliederung, einfache Symmetrie und sparsames Dekor.

Familienverzweigung

Zweig zu Tatenhausen

1498 heiratete Henrich Korff gnt. Schmising Elseke Hoberg, Erbtochter zu Haus Tatenhausen.

Baltikum und Russland

Ende des 14. und im Verlauf des 15. Jahrhunderts zogen viele Mitglieder der Familien Korff und Korff-Schmising ins Baltikum und nach Russland, wo sie zunächst mit dem Deutschen Orden dort kolonisierten. Sie kamen zu hohen Ämtern und Würden am Zarenhof. Ferner wurden sie mit Besitzungen belohnt. Durch die Kriege - 1. und 2. Weltkrieg - wurden die Familien dort vertrieben und leben alle im Westen Europas.

Archiv