Großherzogtum Berg

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Disambiguation notice Berg ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Berg.

Hierarchie:
Regional > Historisches Territorium > Reichsdeputationshauptschluß > Rheinbund > Großherzogtum Berg

Briefkopf um 1813
Westfalenkarte 1812: französische Länderneuschöpfungen. Es sind nur die Gebietsteile dargestellt, die auf dem Gebiet der späteren preußischen Provinz Westfalen und des angrenzenden rechtsrheinischen Rheinlands liegen (Dr. Wilh. Kloster, vor 1926)

Einleitung

In den Jahren zwischen 1780 und 1830 erfolgte zwischen Hamm und Lüdenscheid, Hagen und Duisburg ein Umbruch der politischen und ökonomischen Strukturen, der Aufbruch in die Moderne, in die Industrialisierung. Die Reformen in dem napoleonischen "Modellstaat" Großherzogtum Berg 1806-1813 trugen ein 'gerüttelt' Maß bei.

Herzogtum Berg: Tausch mit Napoleon

Kurz nachdem Kaiser Napoléon am 02.12.1805 am Pratzeberg zwischen Brünn und Austerlitz die österreichischen und russischen Truppen unter Kaiser Franz II. und dem russischen Zaren Alexander I. besiegt hatte, trat Kurfürst Maximilian (Bayern) das Herzogtum Berg an Napoléon ab und erhielt dafür das preußische Ansbach.

Umbau zum Großherzogtum Berg

Napoléon bildete am 15. März 1806 aus den Herzogtümern Kleve (rechtsrheinisch) und Berg das Großherzogtum Berg mit Düsseldorf als Regierungssitz (Schloss Benrath).

Erweiterung

In der Zeit vom 31. März bis 4. November 1806 wurde das Großherzogtum erweitert um Stadt und Amt Deutz, Stadt und Amt Königswinter, Amt Vilich, die Herrschaften Limburg-Styrum, Broich, Hardenberg, Gimborn-Neustadt, Wildenburg, die Grafschaft Homburg, die Grafschaft Siegen mit Dillenburg, Hadamar, Runkel, Westerburg, Schönstein (Sieg) die Grafschaften Bentheim, Steinfurt, Horstmar, Rheina-Wolbeck, die Stifte Essen und Elten sowie die Abtei Werden.

Am 21. Januar 1808 gewann das Großherzogtum Berg die Grafschaft Mark mit Lippstadt, hinzu, das preußische Münsterland, Dortmund, die Grafschaften Lingen und Tecklenburg, 1811 das Vest Recklinghausen. 1808 erfolgte allerdings der Verlust der Festung Wesel, am 14. Dezember 1810 des Landes nördlich der Lippe (Kantone Emmerich, Rees, Ringenberg) und fast des ganzen Emsdepartements (außer den Kantonen Warendorf, Sassenberg und Sendenhorst und Teilen anderer Kantone) an Frankreich. Zu dieser Zeit umfasste das Gebiet des neuen Großherzogtums etwa 17.300 qkm mit 880.000 Einwohnern

Regierung

  • Joachim Murat, durch Dekret vom 15.03.1806, (†1815); er wurde 1808 zum König von Neapel ernannt
  • Napoléon Bonaparte 15.07.1808 Napoleon
  • Napoléon Louis Bonaparte (1809–1813), minderjähriger, ältester Sohn des Ludwig, Bruder Napoleons, Dekret vom 03.03.1809

Departementgliederung

Ein Dekret vom 14. November 1808 regelte die Gliederung des Großherzogtums Berg in Departements und Arrondissements. Die neueinzuführende französische Verwaltungsordnung legte dagegen das Dekret vom 18. Dezember 1808 fest. Im Frühjahr 1809 stellten die alten Behörden und Provinzialräte ihre Tätigkeit ein. Die räumliche Gliederung erster Ebene stellte sich wie folgt dar:

Steuerverwaltung im Großherzogtum Berg

Seit 1803 wurde das Großherzogtum Berg durch den Finanzminister Beugnot als kaiserlicher Kommissar im Auftrage des Kaisers Napoleon regiert.

Zentralbehörden in Düsseldorf

Den Zentralbehörden in Düsseldorf unterstand die Generalsteuerdirektion für die

  • direkten und die Konsumtionssteuern
  • die DomänenSteuern
  • die Stempelsteuern
  • die Hypothekendi¬rektion und
  • die Generalzolladministration.

Steuerliche Departementorganisation

In jedem Departement, welches von einem Präfekten geleitet wurde, bestanden nebeneinander eine

  • Steuerdirektion, deren Hauptaufgaben die
    • Vollendung des Grundkatasters
    • die Aufstellung der Steuerrollen
    • der direkten Steuern und
    • die Bearbeitung der Reklamationen waren.
  • und eine Domänen-, Stempel- und Hypothekendirektion.

Steuerkontrolleure

Untergeordnet waren für die Steueraufsicht eine Reihe von Steuerkontrolleuren.

Steuererhebung

  • Die Steuererhebung besorgten die Bezirksempfänger in den Hauptorten der Arrondissements.
  • Steuerempfänger besorgten die Steuererhebung in den Hauptorten der Kantone.
  • Die Domänen- und Stempelempfänger besorgten die Hebung der Stempelsteuern, Registrierungsgebüh¬ren und Domäneneinkünfte

Patentsteuer

Einnahme durch Preußen

Am 9. November 1813 nahmen die preussischen und russischen Truppen mit ihren Kosaken das Land in Besitz, am 15. November 1813 wurde der russiche General Prist als Befreier begrüßt. Die Teile des Großherzogtums, die in vor-napeleonischer Zeit zu Preußen gehört hatten, (darunter die ehemalige Grafschaft Mark) wurden an Preußen abgetreten, kleinere Gebietsteile kamen hinzu. Das verbleibende Gebiet wurde als Preußisches Generalgouvernement Berg unter die Verwaltung des preußischen Staatsrats Justus von Gruner gestellt. Es umfasste zuletzt etwa das Gebiet des ehemaligen Herzogtums Berg von vor 1806.

Hinzu kam, das Napoléon das historische Herzogtum Berg nach der Schlacht bei Austerlitz am 02.12.1805 gegen das den Preußen abgenommene Ansbach mit Kurfürst Maximilian (Bayern) ausgetauscht hatte. Auch von daher machte Preußen Rechtsansprüche wegen "Berg" geltend.

Gemäß den Beschlüssen des Wiener Kongresses fiel daher das verbleibende Gebiet an Preußen, welches am 15. April 1815 offiziell die Regierung übernahm, und ging anschließend in der preußischen Provinz Jülich-Kleve-Berg auf.

Behörden im Großherzogtum Berg

siehe Großherzogtum Berg/Behörden

Archiv

Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland (bis 2008 Hauptstaatsarchiv Düsseldorf)

Sämtliche bis 1954 im Staatsarchiv Münster befindlichen Akten der Ministerien sind an das Hauptstaatsarchiv Düsseldorf ausgeliefert worden, wo die Zentralverwaltung konzentriert wurde.

  • Siehe: Die Bestände des Nordrhein-Westfälischen Haupstaatsarchivs (1994), Reihe B Heft 4 Kurzübersicht.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen (bis 2008 Staatsarchiv Münster)

  • Findbuch B 70 Großherzogtum Berg [1807-1813]. Rund 2.608 Akten (180 Pakete).
    • Der Bestand Großherzogtum Berg im Staatsarchiv Münster ist in seiner heutigen Gestalt ist 1951 gebildet worden. Die Akten entstammen früheren Abgaben der Regierungen in Münster und Arnsberg, zum kleineren Teil auch der Landratsämter und anderer Behörden.

Einteilung des Großherzogtums

Quellen

Gedruckte Quellen

(Auswahl)

  • Decret Impérial sur la Circonscription Territoriale du Grand-Duché de Berg - Kaiserliches Decret über die Eintheilung des Großherzogthums Berg, Düsseldorf 1809.
  • Düsseldorfer Addreß-Kalender und Taschenbuch der Geschäftsleute im Großherzogthum Berg auf das Jahr . . .
    Erscheinungsverlauf nachgewiesen 1811 - 1820
    Bestandsnachweise: Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf: 1811, 1812-1813, 1814, 1820
  • Großherzoglich-bergische wöchentliche Nachrichten, Erscheinungsverlauf 1807.1 (6. Januar) - 1813.104 (28. Dezember)
    Bestandsnachweise: Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf: 1807.1 (6. Januar) - 1813.104 (28. Dezember)
  • Arrêté du 10 décembre MDCCCX, portant fixation des valeurs monétaires, suivi des tableaux d’évaluation de 34 sortes de monnoie (Beschluß vom 10. December 1810, den Werth der Münzen bestimmend nebst den Reductions-Tabellen von 34 Münzsorten), 1811.
  • Sammlung der verschiedenen auf das Großherzogtum Berg angewandten französischen Gesetze (Collection des lois françaises appliquées au grandduché de Berg), Düsseldorf 1812.
  • Niklas Kindlinger: Fragmente über den Bauernhof, die Hofesverfassung und das Bauernrecht in näherer Beziehung auf die im Großherzogthum Berg ergangenen kaiserlichen Verordnungen ... die aufgehobene Leibeigenschaft und die verschiedenen Arten der Bauerngüter betreffend, Dortmund 1812. Digitalisat der Google Buchsuche (_ycwAAAAYAAJ)
  • Friedrich Wilhelm Emmermann: Handbuch für Maires, Beygeordnete, Polizey-Kommissäre, Munizipalräthe, Kommunal-Empfänger und Munizipalitäts-Sekretäre, besonders im Grossherzogthum Berg, Herborn 1812.
  • August Wilhelm Huelsmann: Sammlung der Gesetze, Verordnungen und Bekanntmachungen, welche in dem vormaligen Großherzogthum Berg und in dem jetzigen Reg.-Bezirk Düsseldorf über das Elementar-Schulwesen ergangen sind, vom Jahr 1810 bis zum Schluß des Jahres 1840 , Elberfeld 1841.
  • Johann Josef Scotti: Sammlung der Gesetze und Verordnungen, welche in den ehemaligen Herzogthümern Jülich, Cleve und Berg und in dem vormaligen Großherzogthum Berg über Gegenstände der Landeshoheit, Verfassung, Verwaltung und Rechtspflege ergangen sind, hier besonders: Band 2 (1767-1808), Band 3 (1808-1815), Düsseldorf 1821 - 1822.
  • Gesetz-Bulletin des Großherzogthums Berg. Nr. 1-52. Düsseldorf 1810-1813.
  • Handbuch der für die Kgl. Preuß. Rheinprovinzen verkündigten Gesetze, Verordnungen und Regierungsbeschlüsse aus der Zeit der Fremdherrschaft, hrsg. von A. v. Daniels. 7. Bd., Dritte Abtheilung: Gesetzgebung für das vormalige Großherzogthum Berg. Köln 1842.
  • Recueil des Actes du Gouvernement du Grand-Duchö de Berg. Sammlung der Regierungsverhandlungen für das Großherzogtum Berg. Jg. 1. Düsseldorf 1808.
  • Klaus Rob (Hrsg.): Regierungsakten des Großherzogtums Berg, 1806 - 1813, München 1992, ISBN 3-486-55853-6.

Literatur

  • Max Bär: Die Behördenverfassung der Rheinprovinz seit 1815, Bonn 1919. (2. Nachdruck von 1998), S. 63-66.
  • Bormann/Daniels, Handbuch 7, S. 1-349 (Gesetze vom 29. August 1808-11. August 1813), S. 487f., 547f.
  • Chavanon, Jules et Saint-Yves, Georges: Joachim Murat (1767-1815). Paris 1905.
  • Göcke, Rudolf, Das Großherzogtum Berg unter Joachim Murat, Napoleon I. und Louis Napoleon 1806-1813. Köln 1877.
  • Grüner, Justus von, Die Zustände im Großherzogtum Berg zu Anfang der Organisation des Generalgouvernements im Jahre 1813. In: Zschr. d. Bergischen Geschichtsvereins 46 (1913) S. 204-219.
  • Junk, Heinz-K., Das Großherzogtum Berg. Zur Territorialgeschichte des Rheinlandes und Westfalens in napoleonischer Zeit, in: Westfälische Forschungen 33 (1983), S. 29-83.
  • Junk, Heinz-K., Zum Städtewesen im Großherzogtum Berg (1806-1813), in: Städteordnungen des 19. Jahrhunderts. Beiträge zur Kommunalgeschichte Mittel- und Westeuropas, hrsg. von Helmut Naunin, Köln-Wien 1984, S. 272-306.
  • Knapp, Regenten- und Volksgeschichte der Länder Kleve, Mark, Jülich, Berg und Ravensberg (768-1815. Elberfeld und Krefeld 1831-1836. 3 Bde.
  • Jacques-Claude Beugnot, Albert Beugnot (Hrsg.): Mếmoires du comte Beugnot, ancien ministre (1783-1815), Dritte Ausgabe, Paris 1889.
  • Schmidt, Charles, Le Grand-Duché de Berg (1806-1813). Etude sur la domination française en Allemagne sous Napoléon Ier, Paris 1905.
  • Charles Schmidt: Das Großherzogtum Berg 1806-1813, Eine Studie zur französischen Vorherrschaft in Deutschland unter Napoleon I., Deutsche Ausgabe mit Beiträgen von Burkhard Dietz, Jörg Engelbrecht und Heinz-K. Junk, hrsg. von Burkhard Dietz und Jörg Engelbrecht, Neustadt/Aisch 1999 (Bergische Forschungen, 27).

Verweise

  • Westfälische Bibliographie zur Geschichte, Landeskunde und Volkskunde. 1. Bd. (Münster 1955)
  • E. Dösseier: Inventar der Quellen zur westfälischen Geschichte im Staatsarchiv Düsseldorf (Selbstverlag 1952) S. 46-55: Archivalische Hinweise
  • Französische Archivalien bei Charles Schmidt a. a. O. S. V ff.

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Weblinks

Artikel Großherzogtum Berg. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie.

Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

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