Geschichtliches - auf der Suche nach der ersten Nennung unseres Dorfes

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 < Mallwischken (Gemeinde)

von Siegfried Hecht[1]
(Abschrift in der damaligen Rechtschreibung)

Mallwischken Schrift.jpg
Auszug: Insterburger Urkundenbuch von 1616, Seite 174
Auszug: Insterburger Urkundenbuch von 1616, Seite 175

Die Anfänge der Besiedlung unserer näheren Heimat fallen in die Regierungszeit des letzten Hochmeisters des Deutschen Ordens, dem Herzog Albrecht von Brandenburg - Ansbach [1] (1525 Umwandlung des Ordensstaates ist ein weltliches Herzogtum). Etwa zwei Jahrhunderte zuvor hatte der Orden das Preußenland unterworfen und Siedler ins Land geholt, doch blieb, besonders unsere Gegend, immer noch Wildnis und somit unbesiedelt.

Daß die Besiedlung in der Ordenszeit nicht über Insterburg nach Osten hinausgegangen ist, beweisen Rechnungen der Rentkammer [2] zu Königsberg [3] aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts. „Es wurde kein Zins von Grund und Boden des Amtes Insterburg bezahlt. Eine Zeit lang ist das Insterburger Gebiet als selbstständiges Amt sogar aufgehoben gewesen.“

Die nun einsetzende Verwaltungsreform machte aus den bisherigen Komtureien (Orden) Hauptämter. Wie aus Zinsregistern ersichtlich, umfasste das Hauptamt Insterburg ungefähr die Kreise Insterburg, Gumbinnen, Pillkallen, Stallupönen und Darkehmen. Es war das Größte und hatte, nach einem Verzeichnis der Hubenzahl aus dem 17. Jahrhundert, 11 675 Hufen.

„Am 25 August des Jahres 1523 verschreibt Herzog Albrecht dem Hans Rickerling den Hof Hagen zu beiden Seiten der Pissa und außerdem 2 Hufen Wiesen an den Fließen Strige und Neubuden, die beide durch den Tzullkinner Forst zur Inster gehen.“

Fortan dringen mehr und mehr Siedler in die Wildnis vor. 1539 gibt es bereits 115 Ortschaften mit über 1.000 Zinser in dem Gebiet östlich von Insterburg. Doch die Kolonisation liegt noch in den Anfängen. Es kommt noch zu häufigen Besitzänderungen.

Im Jahre 1540 wohnen 1.234 Wirte, 49 Instleute, 25 Gärtner und 3 Hirten im Amte Insterburg, davon westlich nur 171 Wirte, 18 Gärtner, 7 Instleute und 3 Hirten. Es nehmen von nun an die Ortschaften in der ehemaligen Wildnis von Jahr zu Jahr zu. 1542 gibt es bereits 7 Ortschaften mehr.

So wird u. a. im Jahr 1539 auch Mallwischken zum ersten Mal im Insterburger Zinsregister erwähnt u. z. mit 2 Wirten und 1 Bender. Drei Jahre später (1542) sind es bereits 6 Wirte. Einige Jahre später erscheint in den Geldrechnungen des Amtes Insterburg für die Jahre 1554/55 und 1555/56 im Hanischen Schulzenamt der Name:

Malwisckenn, Mulwiskenn, Malluschkenen,. Malluschkeimen

Zweifelsfrei unser Mallwischken mit 6 Zinser und 1 Neuzinser. Erwähnt wird hier auch, dass der Ort Uscbubalen. Uschuballenn (Uszballen) zu Mallwischken gehört. Ähnlich muß es sich mit Ederkeiman, Ederkeimenn (Ederkehmen) verhalten haben.

Da es bis zu diesem Zeitpunkt keine urkundliche Erwähnung unseres Dorfes gab, kann man davon ausgehen, dass es unseren Ort, wahrscheinlich zunächst als Siedlung, seit 1539 gibt.

Obwohl dem Herzog das Seelenleben seiner neuen Untertanen sehr am Herzen lag, war an einer Gründung von Kirchen und Schulen in der Wildnis kaum zu denken. Es mangelte an den nötigen Mitteln.

Nach seinem Tode (1568) ist das Gewonnene nicht verloren gegangen. Seine Nachfolger, besonders Markgraf Georg Friedrich [4] von Brandenburg - Ansbach, bemühten sich sehr um eine weitere Besiedlung des Hauptamtes Insterburg. Angaben aus dem Jahre 1584 besagen, dass bereits 1668 Zinser im Hauptamte wohnten und das Kirchspielverzeichnis aus dem Jahre 1590 nennt 500 Ortschaften und 13 Kirchspiele.

Im Jahre 1595 wird Mallwischken erneut erwähnt. Es wohnen dort 4 Erben und die Größe des Dorfes wird - nach einer ersten Vermessung - mit 23 Hufen und 14 Morgen angegeben.

Kussen ist bereits Kirchdorf und Mallwischken gehört zum Kirchspiel. Namentlich genannt werden etwa 90 Jahre später (1687) als Grundbesitzer in Mallwischken die Herren:

Friedrich Mühlpfordt und Georg Radke

und im Nachbarort Antballen Georg Albrecht. Sie wurden wohl für treue Dienste mit großen Ländereien belohnt, die sie nach „kölmischen Rechten" erhalten haben.

„Das Dorf hielt sich ursprünglich zur Kirche nach Kussen und die beiden in Mallwischken befindlichen culmischen Hufen nach Niebudßen, die umliegenden Dörfer theils nach Niebudßen, theils nach Kussen, theils nach Kraupischken.

Wegen der Entfernung und des schlechten Weges aber erhielten 1714 die beiden culmischen Einsaßen in Mallwischken, Friedrich Mühlpfordt und George Mertens, die Erlaubnis, in dem Hause Mühlpfordt Gottesdienst zu halten.

1718 wurde Mallwischken zum Kirchdorf und mit den benachbarten Dörfern zum Kirchspiel erklärt, doch kam es erst 10 Jahre später zu Stande. Nach dem Rescript d d. Berlin. 13. December 1728 wurden ca. 20 Dörfer aus den Kirchspielen Kussen, Niebudßen und Kraupischken zur neuen Gemeinde geschlagen. Es fehlte aber noch eine Kirche, um deren Erbauung Prediger Grasmück den König, als er in Preußen war, persönlich bat. Der König bewilligte 7.000 Thaler. Am 27 Mai 1729 war Grundsteinlegung und am 30. April 1730 die Weihe der Kirche.

Die Kirche, königl. Patronats, ein massives Achteck mit einem darauf befindlichen Thurm, erhielt 1729 drei Glocken und 1796 wurde eine Orgel gebaut. Der Gottesdienst wurde in deutsch und littauisch gehalten."

Zur Vorgeschichte: „1714 erhielten die beiden genannten Besitzer einen Katecheten, einen gewissen Engelbrecht und dann den Johann Gabriel Heinsius. 1724 kamen anspachische Kolonisten ins Land, von welchen eine große Anzahl in Mallwischken angesetzt wurde. Sie brachten ihren eigenen Prediger mit, Joh. Christoph Grasmück. Er war von Schweinfurt in Franken gebürtig und seit 1703 bei der Gemeinde zu Rottenbauer und Fuchsstadt unter dem Herrn von Wolfenkehlen in der Grafschaft Schwarzburg gewesen. Als aber einige von seinen Landsleuten von Sr. Majestät nach Littauen berufen wurden, gab Grasmück seinen Dienst auf, machte sich mit den Kolonisten auf den Weg, wurde vom Könige zum Kolonistenprediger bestellt und ihm aufgetragen, während der Reise die Römischkatholischen, so sie lutherisch werden wollten, zu unterrichten. Er predigte in Malwischken in einer Kapelle, und zu seiner Seelsorge hielten sich seine nah und fern wohnenden Landsleute samt den deutschen Einwohnern. Den Littauern ward, weil Grasmück ihre Sprache nicht verstand, erlaubt, sich zur benachbarten Kirche zu halten, bis Grasmück das Litttauische erlernt haben würde."- Joh. Grasmück ist im Dezember 1733 in Mallwischken verstorben. Sein Nachfolger Lischewski war der litauischen Sprache bereits kundig. Von ihm stammt die „Säuferliste" aus dem Mallwischker Kirchenbuch von 1750- 1770. Dort heißt es: ---

„Was Merkwürdiges, wie der Gerechte Gott die heyllosen Bierfiedler dieses Ortes merklich gestrafet, der Posteritaet (Nachkommenschaft) zur Warnung aufgesetzt unter dem Zuruf Pauli Gal VI. 7. Irret Euch nicht, Gott lässet sich nicht spotten, denn was der Mensch säet, das wird er ernten."
1. Der erste Bierfiedler ist kurz vor meiner anno 1734 geschehenen Ankunft allhie, mit einer Axte in den Rücken gehauen worden, so daß man durch die eröffnete Wunde in die intestina hat sehen können. Dieser unglückliche Mensch hieß Johann Billau. Er starb in der Raserei
2. Der blinde Gottfried Trikopf hielt sich sonst fleißig zu Gehör göttlichen Worts und bezeugte oft, daß ihn Gott kräftig gerührt habe, allein es blieb leider nur bei der Überzeugung. Zum rechten Durchbruch wollte es mit ihm nicht und als derselbe anfangs 1745 des Nachts aus einem Krug in den anderen ging, fiel er samt der Fiedel in einen Brunnen und ersoff jämmerlich.
3. Endrukis Bibbutaitis, ein Schmied in Ingudze - vermutlich Jukutschen oder Jukudze für Antballen -. Dieser gab nicht eher das Bierfiedeln auf, bis er vom Schlage gerührt wurde und mußte nachher betteln gehen.
4. Der Friedrich Krueger trieb auch eine Zeitlang diese Welt Lust. Gott hat ihn aber, nach seinem Geständnis, durch eine oftmals gehörte Stimme waren lassen und hat er darauf seine Fiedel entzwei geschlagen und verbrannt, welches mir sein Weib und seine Nachbarn in Pitzikken, vermutlich Abschruten, bezeugen.
5. Paul Freyer, ein Mußquetier (Musketier-Landsknecht) hielt sich eine zeitlang in Ingudze auf. Das Bierfiedeln wollte er nicht, ohngeachtet vieler admontion (Mahnung) aufgeben, bis ihm Gott anno 1754 an seiner Tochter bezeichnete, die auf die Welt ohne Finger an der rechten Hand kam. Darauf er soll unmuts aus dieser Gemeinde sich an einen anderen Ort begeben.
„Ein treuer evangelischer Lehrer in Deutschland nannte dergleichen Leuthe des Satans Bratenwender. Gott reinige meine Gemeinde von dergleich heyllosen Leuthen!"
6. Mallwischken, den 6. Dec. 1759 starb in seinem 24. Jahr der Michael Zimmer, der die leidige Kunst auf dem Cymbal zu spielen, vor seinem Ende bedauert hat und seine Eltern mit Thränen gebethen, sein Instrument zu verbrennen. Diese Leute hat der Christian Mertens um des Bierfiedelns Willen von Randsnaizen vermutlich herberufen. Wie es ihm aber bey des Sabbaths - Schänderey ergehen wird, das wird sich am Ende ausweisen.
7. In des Hundsdorfers seinem Kruge setzet auch der alte Matthes Wallentowitz die Bierfiedeley noch immer fort, was Gott mit ihm vornehmen wird, das stehet dahin. Wallentowitz kaufte sich 1770 einen königl. Krug in Szirgupoehnen und eben die Nacht, wie ich das Amt daselbst hielt, entstund um 3 Uhr nachts eine entsetzliche Feuerbrunst, die den ganzen Krug mit 40 Heu beladen und aller Habseligkeit in paar Stunden zum Aschenhaufen machte. Dieser Mann wußte nun, daß Gott hinter ihm her sey und hat das Sonntagsspiel von nun an aufgegeben.
8. In Legen ist ein Salzburger Thomas Hofer, der sich dem Soff und dem Bierfidelus sehr ergeben hat und ob er gleich oft gewarnt worden ist, so ist doch kein Anschein der Bekehrung bey ihm.
„Das junge Salzburgische Volk stecket in der Lust der Seuche bis über die Ohren. Ach Gott, wie wirds diesen armen Seelen künftig ergehen? Oh, daß sie weise wären und vernehmen solches; daß sie verständen, was ihnen hernach begegnen wird!"

Weitere Ereignisse aus dieser Zeit:
Im Jahre 1757, am 13 Sept. - es war die Zeit des 7-jährigen Krieges zwischen 7 und 8 Uhr abends, sind allhier von einem Lieutenant und 11 schwarzen Husaren 9 Kosaken im königl. Kruge auf der Stelle, wo sie Abendbrot essen wollten, massakrieret worden, welche von den hiesigen Bauern spät abends in der Sandkaul bey den Fichten sind verscharrt worden.

Im gleichen Jahr, am 2. Oktober, der Jons Naujokaitis, ein alter Wirt, der beim russischen Lager etliche Wochen hat seyn müssen und vor Hunger und Kummer krank nach Haus gekommen und gestorben ist. Im Jahre 1767, am 8 Oktober, ist der 100-jährige Herr Johann Chr. Grünhagen gestorben, der ehemals in Stulgen (Twarguwischken) sein köllnisches Guth besaß. Sein Vater, George Grünhagen, besaß das Nemmersdorfsche Guth und war ein Mann von großem Vermögen. Die mehresten Großköllnischen in Lithauen sind nach der 1710 gewesenen Pest [5] zurückgekommen, weil kein Gesund vorhanden war. Deren mehresten Güter kamen nachher zu den königl. Ämtern und in die Hände der Salzburgischen Emigranten, welche Gott ferne im Segen erhalten wolle!

Im Jahre 1771, am 21. April, ist der Georg Michael Engelhardt, hiesiger Amtsschulz im Fluß bei der Brücke jämmerlich ertrunken, da er wollte bei starkem Eisgang die Brücke retten, fiel er vom Pferde ins Wasser und die versammelte Dorfschaft sah zu,. wie ihn die Eisschollen hinrissen und niemand konnte ihm helfen.

Im Jahre 1772, am 17. August, starb der 72-jährigc Heinrich Hackelberg, der nach der Pest aus dem Halberstädtischen mit seinen Eltern allhier angekommen, am Schlangenbiß. Eine Schlange hatte ihm des nachts auf dem Heuschuppen in den linken Backen gebissen, davon ihm der Hals zugeschnüret wurde. Am 17. Jan 1818 hat ein heftiger Orkan, wie er seit Menschen gedenken nicht dagewesen, 2 Mühlen umgestürzt, respektiv 15 Schritt fortgetragen und viele Gebäude sehr beschädigt. Am 21 Oktober des Jahres 1828 brannte das Wohnhaus des Gutsbesitzers Mertens ab.

In Mallwischken, Krs. Pillkallen. starb am 28 April 1797 im Alter von etwa 56 bis 60 Jahren der von den Salzburger Einwanderern abstammende Krüger Joseph Hochleitner. Diesem Manne widmete der Pfarrer im Kirchenbuch einen Nachruf, der zwar weniger sippenkundlich, aber kulturgeschichtlich so interessant ist, daß er es verdient, dem Schicksal des Vergessenwerdens entrissen zu werden. Die wenigen Zeilen lauten:

„Dieser Mann, der unter dem Nahmen des Mallwischkenschen Doctors weit umher bekannt ist, wurde von gemeinen Leuten mit solchen Zutrauen in Krankheiten consuliret, daß Patienten viele Meilen weit aus Polen her zu ihm kamen und schikten. um seinen Rath zu hören. Er hatte in der Tath viel botanische Kenntniße und wuste für manche Krankheiten recht gute Mittel, die er auch immer selbst praeparirte." [2]

Den mir vorliegenden Prästationstabellen (Zinstabellen) der Ämter Brakupöhnen, Stannaitschen und Pillkallen konnte ich entnehmen, daß in den nachstehend angegebenen Jahren folgende Personen in kirchlichen Ämtern (Pfarrer und Präzentor) tätig waren:

1740/46 Präzentor: Mühlpfordt
Pfarrer: Lisewski oder Lischewski
1775/81 Präzentor: Backhusius
Pfarrer: Fischer
Glöckner: Jurgeleit oder Burgeleit
1780 Präzentor: Meyer
Pfarrer: Fischer

Da die Herren Backhusius und Meyer von Jodlauken im Kreise Insterburg nach Mallwischken versetzt wurden, suchte ich in der „Geschichte der Kirche von Jodlauken" von Herrn Pfarrer Hoening (1886) mehr darüber zu erfahren. Es heißt dort:

„Gleichzeitig mit Pfarrer Kopp wirkte als Präzentor vom 21 October 1768 an der Stud. theo. Justin Rudolph Backhusius, welcher bis 1774 dieses Amt bekleidete und dann nach Mallwischken versetzt wurde. Er scheint hier in segensreicher Amtstätigkeit gestanden zu haben, da in den Visitations-Acten dieser Zeit seiner höchst ehrenvoll Erwähnung gethan wird. Letzteres kann nun aber von seinem Nachfolger, dem früheren Präcentor aus Pictupönen Johann Christoph Meyer vom 30 März 1774 bis zum Herbst des Jahres 1777 hier selbst im Amt gestanden hat, nicht behauptet werden. Große Liebe wurde ihm während dieser Zeit von den Societäts-Migliedern nicht entgegengebracht. - So fehlte er beispielsweise ohne Angabe des Grundes bei der Visitation des letzten Jahres. Er wird ins Präzentorat geschickt, um ihn nach der Ursache seines Ausbleibens befragen zu lassen; es kommt aber die Antwort zurück, daß er gestern nach Saalau verreiset sei. Anwesende werden befraget, ob er Terminum visitationis nicht gewußt, ertheilen aber zur Antwort, daß der Termin zwar 3 Sonntage nach einander bekannt gemacht worden, indessen weder Präcentor selbst noch seine Frau seit Weihnachten her, gar nicht zur Kirche gekommen sei; er sich auch aller Verrichtungen seines Amtes ganz entzogen habe." Es heißt dann weiter: „Trotz alledem wurde Meyer nicht seines Dienstes entsetzt, sondern ebenfalls nach Mallwischken translocirt", also versetzt.

1787 Präzentor: Lumme
Pfarrer: Fischer
1798 Präzentor: Hübsch oder Huebsch
Pfarrer: Anders
1804 Präzentor: Hübsch
Pfarrer: Prellwitz
1816/24 Präzentor: Neumann
Pfarrer: Wanner
1843/48 Präzentor: Carl Krause
Pfarrer: vermutlich Gustav Adolpf Hecht,
von Pillkallen kommend

Aus einem Protokoll (Auszug aus der Dorfbeschreibung)

„Actum im Amte Brakupoehnen vom Dorfe Mallwischken vom 15. February 1780" „Dieses Dorf liegt 1 Meile vom Amte, 2 Meilen von der nächsten Stadt Gumbinnen, 4 Meilen vom schiffbaren Pregel-Strohme und 16 Meilen von Koenigsbcrg“

Es grenzet mit den hiesigen Amts-Dörfern Antballen, Ederkehmen. Paberszen, Werdelischcken, Eichenfeldt, mit dem Dorfe Uschballen, Amt Budupoehnen und mit der Königlichen Forst: Tzulkinnschen-Forst… Die Grenzen sind in Richtigkeit.
Dieses Dorf wird gegenwärtig bewohnet von:

2 Cöllmer
1 Pfarrer
1 Praecentor
1 Erb-Krüger
1 Müller
1 Amts-Schultz
2 Schmiede
2 Pfälzer Colonie
18 Scharwerks-Bauern
14 Eigenthümer und
40 Einlieger-Familien

Die Gebäude gehören den Cöllmer als Eigentum. Die Gebäude der Scharwerksbauern sind königliches Eigentum und sämtliche in einem noch baulichen Zustand.

Die Vermögensumstände der Einwohner sind recht gut und nähren sie sich nur bloß von Ackerbau und von der Viehzucht.

Der Boden des Ackers ist sehr verschieden und besteht daher aus Lehmgrund und schwarzer Erde und ist in 3 Felder als Sommer-. Winter- und Brachefeldt eingeteilt.

Die Wiesen, welche in ihres Dorfes Grenzen liegen, sind von guter Beschaffenheit und werden vom Eymenes-Ströhmung zu Frühjahr- und Herbstzeiten überschwemmet. Außer denselben haben einige Wirthe Waldwiesen in der Königlichen Forst, welche sie dem Amte... verzinsen.

Sowohl zwischen den Feldern als auch in den Wiesen haben sie die nötigen Gräben zum Abführen des überflüssigen Wassers gezogen, welche sich auch in guten Stande befinden.

Die Feuer-Lösch-Gerätschaften bestünden aus 4 Wasserkübel. Ein jeder Wirth hätte auch einen ledernen Feuer-Eymer, eine hölzerne Hand-Spritze und auch einen Feuer-Haken, welche von ihm in zweckmäßigen Zustand unterhalten und vom Landreuther jährlich revidiert wurden.

Der ganze Viehstandt des Dorfes besteht gegenwärtig aus:

134 Stück Pferde
32 Fohlen
85 Stück Kühe
53 Stück Jungvieh
64 Ochsen
132 Schafe und
114 Schweine.

Die Huben-Zahl besteht aus 91 Huben, 24 Morgen und 66 Ruthen nach Magdeburger Maaß Auch eine Windmühle ist hierselbst vorhanden, auf welcher die Einwohner ihr Getreide abmahlen und ist selbige nur Hilfsmühle von der zu Gerwischkehmcn. von welcher die Pacht an das Amt Stanneilsehen bezahlt wird. Der in diesem Dorfe wohnende Schultz ist mit einer Dorf-Ordnung versehen, welcher den Inhalt derselben alle Jahr 2 mal den Einsaaßen in convocatione (nach Zusammenrufen) bekanntmacht Eine Kirche ist ebenfalls in diesem Dorfe vorhanden und die Einsaaßen schicken ihre Kinder bei dem in diesem Dorfe wohnenden Präcentor zum Unterricht, welcher dafür von der Hube:

4 Metzen Roggen
2 Metzen Gerste
40 Pfund Heu
80 Pfund Stroh und das gewöhnliche Schulgeld a.
15 Groschen für ein Kind und
30 Groschen lux zwey und mehrere Kinder

erhält.

An die Kirche in diesem Dorf wurden von der Hube 20 Groschen an Decem entrichtet. Der Personal-Decem bestünde darinn, daß ein Knecht oder großer Sohn 6 Groschen Decem und 6 Groschen zur Armen-Casse, eine Magd oder erwachsene Tochter 4 Groschen Decem und 3 Groschen zur Armen-Casse zu zahlen hätten. Arme zu verpflegen hatten die Einsaaßen jetzt nicht, wenn aber Jemand in schlechte Umstände geriethe, so würde er vom ganzen Schultzen-Gebiete unterhalten.

Die Kirchen-Armen-Casse ist beim Pfarrer im Dorfe.

In Mallwischken Amt Brackupoehnen - befanden sich am 20 Juny 1736 folgende Nassauer und andere Deutschen [3]

Namen der Wirthe Besitzen an Landt sind tüchtige schlechte
Hub Mo R Wirthe Wirthe
1. Christoff Schlatter 1 +
2. Heinrich Pusch 1 +
3. Friedrich Grunau 1 +
4. Georg Grossmann 2 +
5. Samuel Frass 1 +
6. Lorentz Söffing -- 15 +
7. Heinrich Knirr 1 +
8. Georg Engelhardt 1 +
9. Heinrich Hackelberg 1 +
10. Johann Handtschu 1 +
11. Michel Sackenreuter 1 +
12. Georg Wurm Sen. 1 +
13. Adrian Helmdach 1 +
14. Caspar Siebentridt 1 +
15. Georg Schaech 1 +
16. Georg Wurm Jun. -- 15 +
17. Adam Zantzinger -- 15 +

Außerdem noch folgende Litthauer:

Namen der Wirthe Besitzen an Landt sind tüchtige schlechte
Hub Mo R Wirthe Wirthe
18. Jacob Schaetzcke 2 +
19. Albusch Pescheratis 1 +
20. Pritzkus Schwartzin 1 +
21. Jurg Mauritzatis -- 22 -- 150 +

Aus der Frankenkartei von Ehmer geht hervor, dass von den oben genannten Wirthe folgende aus Franken zugewandert sind:

Christoph Schlatter (noch 1744 in Mallwischken
Heinrich Pusch (Porsch)
Georg Großmann
Lorentz Söffing
Heinrich Knirr
Georg Engelhardt
Geige Michel Sackenreuter
Adrian Helmdach (schon 1728 in Mallwischken)
Caspar Siebentridt (schon 1724 in Mallwischken)
Schaech oder (schon 1724 in Mallwischken) - gestorben 1753 in M -
Georg Schaech oder Schech
Adam Zantzinger (1744 nicht mehr dort)

Der Mühlen-Consignation von Stannaitschen (Zweilinden) vom Jahre 1740 entnehmen wir, dass in Mallwischken folgende Personen lebten:

Männer und Frauen 96
Kinder über 12 Jahre 59 davon 29 Töchter und 30 Söhne
Kinder unter 12 Jahre 68 davon 36 Töchter und 32 Söhne
Mägde und Knechte 39
Große Personen 194 (Es zählten also schon die Kinder über 12 schon zu den großen Personen)

Die Angaben und Zahlen stammen aus einer Erhebung um 1815:[4]

Name Name Name Ihre Zu welcher Anzahl der Anzahl der
des des der Qualität Stadt,
Domaine oder
Kreises Kirch-­ Ortschaften Dominium sie Feuer-
spiels gehören stellen Seelen
Kirchdorf
Mallwischken zwei Wind-­ Dom. 51 359
mühlen Brakupöhnen
Junkwalde Forst-Etabl. dito
Abschruten (Pitzingen) mel. Dorf dito 12 91
Wittgirren (Legen) dito dito 12 100
Pritzkehmen (Miszlauken) dito dito 9 73
Zwirballen (Surblen) dito dito 7 58
Wingerupchen (Grutschen) dito dito 6 43
Paberdzen (Poschicken) dito dito 6 41
M Antballen (Juckutschen) dito dito 16 120
P a Stirnlauken (Gattawitzen) Chat dito 8 56
i l köllm. Dorf
l l Szassupöhnen (Ronkehlen) dito dito 6 41
l w Lobtugallen (Löbkallen) dito dito 9 62
k i Papredupchen (Kleinehlen) dito dito 5 32
a s Szardehlen (Kwetlauken) dito dito 3 16
l c Catharinenhof erbfr. Dorf dito 4 40
l h Birkenfeld dito dito 6 34
e k Eichenfeld erbfr. Gut dito 1 4
n e Wandlauszen mel. Dorf dito 11 84
n Schmiedeberg Unterförst. dito 1 9
Etabl.
Naujeningken erbfr. Dorf dito 6 57
Dubinnen erbfr. Gut dito 6 68
Windmühle
Groß Stimbern chat. köllm. dito 8 62
Dorf
Klein Stimbern Unterförst. dito 1 24
Etabl.
Smailen (Jodupöhnen) chat. Dorf dito 15 111
Rosenfeld erbfr. Gut dito 1 6
Werdeliszken (Weedern) mel. Dorf dito 7 43
Ederkehmen (Ederatzen) dito dito 15 120
Henskehmen (Dutzen) dito dito 11 88
Plimballen (Agoren) Bauerdorf dito 7 52
Summa 250 1894



  1. Auszug aus: “Mallwen, Eine Bilddokumentation mit Aufzeichnungen über das Leben im Dorf, zusammengestellt und herausgegeben von Siegfried Hecht, 2004“ Seiten 229 bis 236. Genehmigung für die Veröffentlichung in GenWiki im „Portal Pillkallen“ unter der Auflage der ausschließlich nicht-kommerziellen Nutzung liegt vom Autor und Rechtsinhaber schriftlich vom 2.11.2011 vor.
  2. Fundstellen: „Die Besiedlung des Hauptamtes Insterburg von 1525 – 1603“ von Otto Barkowski Arnoldt, „Kirchengeschichte" und Krause „Geschichte der Kirche von Mallwischken“ „Einwanderer aus Franken nach Ostpreußen oder Franken" - Kartei Ehmer- und APG 1941, S. 99
  3. Fundstelle: Ostpr. Fol. 15361 (General-Tabelle), eine Abschrift der General-Tabelle Bl. 1 – 7 für das Amt Barkupoehnen wurde mir freundlicher Weise von Prof. Spehr überlassen.
  4. Entnommen aus: „Der Regierungs-Bezirk Gumbinnen nach seiner Lage, Begrenzung, Größe, Bevölkerung und Einteilung nebst einem Ortschafts-Verzeichnis und Register", Gedruckt und verlegt bei Joh. Valent. Krauseneck, Gumbinnen, 1818