Geschichte der Kirchen, Pfarren, geistlichen Stiftungen und Geistlichen des Lippischen Landes 1881/054

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Geschichte der Kirchen, Pfarren, geistlichen Stiftungen und Geistlichen des Lippischen Landes 1881
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Folge dessen wurde die Klosterkirche an der Stelle wo jetzt der Baumhof vor der Wohnung des Seminardirectors und das Haus des Hauderes Sievert liegt, erbaut. – Nach Einführung der Reformation wurde das Nonnenkloster, das sich durch Erwerb von Grundstücken und durch Schenkungen wie durch Aufnahme von weiblichen Personen in lebenslängliche Versorgung gegen Entgelt bereichert hatte, aufgehoben und als Classenlokal für die im Jahre 1602 zu Detmold gegründete Provinzialschule (Gymnasium) verwandt. Später wurde sie eine Zeit lang den französischen Flüchtlingen zum Gottesdienste und, hiermit fahren wir bei der Beschreibung der lutherischen Kirche und Gemeinde Detmolds fort, am 26. Juni 1725 der lutherischen Gemeinde zum Besitz überwiesen. In derselben hielt sie Gottesdienst bis zum 1. October 1741. Von der Zeit an wurde die Klosterkirche nicht mehr zum Gottesdienste benutzt und bei dem Neubau des jetzigen Gymnasiums im Jahre 1832 als angeblich baufällig abgebrochen. Die Glocke derselben kam an das Gymnasium. Durch den Transport dahin erlitt sie einen Sprung und mußte in Folge dessen vom Glockengießer Trebbe in Lemgo umgegossen werden.

Die lutherische Gemeinde weihte am 1. Oktober 1741 ihre neuerbaute, die jetzige lutherische Kirche Detmolds ein. Die Fürstin kaufte nämlich für eine sehr ansehnliche Geldsumme den von Borch’schen freien adligen Hof zu Detmold zum Bauplatz für eine lutherische Kirche und Pfarrei an. In einem Theile des zu diesem Hofe gehörenden großen Gartens wurde von 1733 – 1741 die Kirche erbaut. Das herrschaftliche Haus dient noch jetzt dem Prediger zur Wohnung. Zum Bau der Kirche wurden Gaben aus ferneren und näheren lutherischen Ländern gesammelt. Das Stiftungsvermögen derselben ist so ansehnlich, daß alle Ausgaben für Bau und Besserung der kirchlichen Gebäude sowie für die Unterhaltung des Predigers und der übrigen Kirchendiener aus demselben ohne alle Belastung der Gemeindeglieder bestritten werden. Für den Unterhalt der Predigerwitwen wurde durch ein bedeutendes Grundkapital auf’s Reichlichste gesorgt, und ein Vermächtniß der Fürstlichen Stifterin setzte fest, daß der jedesmalige lutherische Geistliche in Detmold zu den im Lande zerstreut wohnenden Lutheranern eine jährliche Rundreise machen und ihnen das hl. Abendmahl austheilen soll, was durch die landesherrliche Verordnung vom 7. Oktober 1857 nach bestimmten Bezirken auch den beiden lutherischen Predigern zu Lemgo mit übertragen wurde. (Vgl. Predigt zum 100jährigen Jubiläum von Dr. Heinrichs, Lemgo 1842 und Beiträge zur lippischen Kirchengeschichte von Dr. Clemen, Minden 1864.)

Die bei der Erbauung der Kirche noch sehr kleine lutherische Gemeinde hatte im Jahre 1841 gegen 991 Seelen.