Lüdenscheid

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Lüdenscheid, historisch – familienkundliche Entwicklung im lokalen und regionalen Zusammenhang, Land und Leute, Siedlung, Sprache, Kirche, Bibliografie, Archive, Quellen, Hinweise...

Hierarchie: Regional > Bundesrepublik Deutschland > Nordrhein-Westfalen > Westfalenprovp-wap.jpg - Portal:Westfalen-Lippe > Regierungsbezirk Arnsberg > Märkischer Kreis > Lüdenscheid

Lüdenscheid 1914
Lüdenscheid 1915
Lüdenscheid Amtshausbrunnen 1912

Name

„Luidolvessceith" 1067; „Luiodolfessceide", „Luidolfessceide" 1072; „Liudolvescetha" 11. Jhdt.; „Liudolfischet", „Ludolfschet" 1101—1131; „castrum munitissimum Luofereskit" 1115; „Ludolfschede" 1207; „Ludolvescheyt" 1249; „opidum Ludenscheyt"; „Ludenscheit" 1278; „Luydenscheide" 1287. Mundartlich 20. Lhdt: "Lünsche".

Stadtlage

Lüdenscheid liegt im Märkischen Sauerland (Westsauerländischen Oberland) im Bereich der Wasserscheide zwischen den tief eingeschnittenen Talsystemen von Volme und Lenne, 320-440 m hoch (geschlossenes Stadtgebiet um 420 m) auf einem teils offenen, teils bewaldeten Hochflächenriedel 10 km nördlich des wald- und heidebedeckten Ebbegebirges. 5 km südöstlich die Verse-Talsperre.

Ortschaftsursprung

  • Lüdenscheid wird im 11. Jh. als abgabepflichtiger Hof des Klosters Werden genannt und als Kirchort 1072
  • 1114 ließ Kaiser Heinrich V. die Burg Lüdenscheid erbauen gegen den Erzbischof von Köln.
  • 1115 eroberte der Kölner Erzbischof Friedrich diese Burg
  • 1218 Befestigung der villa Lüdenscheid durch Eberhard II. von der Mark.
  • Lüdenscheid war Mittelpunkt alter Eisenbearbeitung und des regionalen Gerichts-, Handels- und Verkehrswesens.

Früher Güterbesitz

  • 1067 schenkte der Kölner Erzbischof Anno der Stiftskirche zum hlg. Georg in Köln Einkünfte aus dem Zehnten in Lüdenscheid (Luidolvessceith)
  • 1072 wies Anno die Kirche zu Lüdenscheid dem Kloster Grafschaft zu
  • im 11. J. hatte Kloster Werden hier Besitz

Stadtgründung

  • Wann Lüdenscheid Stadtrechte erhalten hat, steht nicht fest, 1278 war es jedenfalls Stadt; in diesem Jahre mußte nämlich Graf Eberhard von der Mark dem Kölner Erzbischof versprechen, daß er die Mauern und Befestigungen der Stadt (oppidum) Lüdenscheid schleifen werde, wenn der Bischof es wünsche.
  • 1279 trug Graf Eberhard dem Kölner Erzbischof Siegfried die Villa Lüdenscheid als Lehen auf und empfing sie als solches zurück.
  • 1287 wird Lüdenscheid wieder Stadt genannt
  • Stadtrecht vorübergehend 1517 entzogen wegen Beteiligung an Unruhen im Vest Lüdenscheid.

Gerichtsstätten

  • Lüdenscheider Freigericht, berühmter Femestuhl im 15. Jhdt.

Stadtrecht

Grundlage des Stadtrechts war das Recht der Stadt Dortmund.

Bürgerechtsquelle-Bürgerbuch

  • Lüdenscheid (1278), Bürgerbuch 1682-1809, im Stadt- und Gildebuch. (Stadtarchiv Lüdenscheid), 550 Blätter, davon 361 Blätter beschrieben. Auf 86 Blättern Protokolle, Aufnahmen und Wahlen der Drahtgilde, Magistratswahlen, Eide, Stadtrechte. Bürgeraufnahmen 1682-1718 (Blätter 107-125), 1719-1750 (Blätter 150-163), 1750-1809 (Blätter 300-311). Ein älteres Stadtbuch mit Bürgermatrikel ging beim Stadtbrand 1681 verloren.
    • Veröffentlichung (unter Hinzufügung weiterer aus den Stadtrechnungen ermittelter Bürgeraufnahmen): Ferdinand Schmidt, Die Neubürger in Lüdenscheid 1682-1809. In: Archiv für Sippenforschung, Jg. 6, Görlitz 1929, S. 18-22, 95-96, 143-147. Das gesamte Stadt-, Gilde- und Bürgerbuch veröffentlicht von Wilhelm Sauerländer, Das Stadt- und Gildebuch (1682-1809). In: Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Lüdenscheid, Bd. I (1955). Dort die Bürgeraufnahmen 1682-1809 auf den Seiten 82-90, 99-106 und 162-170. Gebhardt von, P.: Das Stadtbuch von Lüdenscheid, in: Familiengeschichtliche Blätter, Jahrgang 1925, Seite 117

Stadtsiedlung

Bauliche Entwicklung

Stadtkern ringförmig um Burg und Pfarrkirche. Mauern und Tore bis 1800 erhalten. Stadttore und letzter Stadtturm 1809 auf Abbruch verkauft. Grundfläche innerhalb der Mauern 3,5 ha. Entfernung zwischen Ost- und Westtor 220 m. Erste Erweiterung Ende 17. Jh. durch Ausweisung der „Schmitten" vor das Westtor. Ausweitung im 18. und 19. Jh. im wesentlichen an der alten Höhenstraße nach Westen und Osten.

Gebäude

Rathaus, Neubau nach Brand 1723, städt. Gesamtschule 1816-56. Auf dem Platz des 1869-72 abgebrochenen Hochgrafenhauses Neubau des jetzigen Rathauses 1873. Medarduskirche 1072 dem Kloster Grafschaft inkorporiert, gotisches Schiff abgerissen 1823, Neubau 1826. Kreuzkapelle vor der Stadt 1471, für reformierten Gottesdienst seit Anfang 18. Jh., kath. 1823, abgerissen 1885. Kath. Pfarrkirche 1885. Christuskirche 1902. Postamt 1893. Schützenhalle 1899. Amtsgericht 1899.

Stadtbrände

Brände 1530, 1578, 1589, 1656, 1681 (137 von 180 Häusern), 1723 (fast die ganze Stadt).

2. Weltkrieg und Nachkriegszeit

3 Gebäude zerstört, 11 (u. a. Christuskirche) stark beschädigt, Schadensgrad 3 %, zerstörte Fläche 0,1%. Alle Schäden waren 1953 beseitigt.

  • 1945.13. Apr.. Amerikaner besetzen Lüdenscheid, Schalksmühle, Herscheid und Werdohl.
  • 1945.17. Apr.. In Lüdenscheid werden 42 Mitarbeiter der Lüdenscheider Metallwerke von den Amerikanern verhaftet, weil Fremdarbeiter sie denunziert hatten.
  • 1945. 1. Juni. Die von den Amerikanern verwaltete Stadt Lüdenscheid wird von den Briten übernommen.
  • 1945. 5. Sept.. Lüdenscheid. Gründungsversammlung einer "Demokratischen Arbeitsgemeinschaft".
  • 1945.16. Nov.. Lüdenscheid. In der überfüllten Schützenhalle spricht der Vorsitzende der SPD, Dr. Kurt Schumacher.
  • 1946. 2. Jan.. In Lüdenscheid tritt die von der britischen Militärbehörde ernannte Stadtvertretung zu ihrer ersten Sitzung zusammen. Ihr gehören 32 Mitglieder an.

Bevölkerung

Einwohnerzahlen

  • 1719: 936 Einwohner( 1765: 1.335 Ew., 1771:1.292 Ew., 1778: 1.518 Ew.
  • Häuser- und Personenstatistik von 1787
  • Bevölkerung bis zum 19. Jh. im wesentlichen einheimisch. Zuzug besonders aus dem Kirchspiel im 18. Jhdt. aus dem Bergischen und Hessischen. Jährliche Neubürger im 18. Jhdt.: 7 bis 10 Bürger.


  • 1810: 4.197
  • 1812: 4.554

Seuchen

1540 Robuyk-Seuche (?); 1635, 1794/95 Gelbsuchtepidemie.

Bevölkerungsverzeichnisse

  • Bürgerbuch und Gildeprotokolle 1692 bis 1809.
  • Kirchenbücher: 1717-37, vollständig ab 1768.
  • Einwohnerbuch der Stadt Lüdenscheid (1929).

Kirchenbücher

  • Quellenabschriften: Mormonen
    • Katholische Kirche Lüdenscheid
      • Taufregister 1825-1873, Batchnummer C95648-1
    • Evangelische Kirche Lüdenscheid Land
      • Taufregister 1765-1809, Batchnummer C95649-1
      • Taufregister 1819-1857, Batchnummer K95649-3
      • Taufregister 1819-1857, Batchnummer J95649-3
      • Taufregister 1857-1868, Batchnummer K95649-5
      • Taufregister 1819-1857, Batchnummer J95649-5
      • Taufregister 1868-1875, Batchnummer K95649-6
      • Taufregister 1819-1857, Batchnummer J95649-6
      • Heiratsregister 1810-1823, Batchnummer M95649-2
      • Heiratsregister 1766-1872, Batchnummer M95649-4


Zivilstandsregister Lüdenscheid

  • Zweitschriften Landesarchiv (Personenstandsarchiv) Detmold:
  • Quellenabschriften: Mormonen
    • Geburtsregister 1810-1812, Batchnummer C95645-1

Persönlichkeiten der Stadt

  • Karl Berg, Fabrikant, 1851-1906, Begründer der deutschen Aluminiumindustrie, baute in Lüdenscheid 1898/99 das Gerüst des ersten Luftschiffs.
  • Ida Gerhardi, Malerin, 1862-1927.
  • Walter Hostert, Lüdenscheid, 19.5.1926, + Lüdenscheid, 14.4.2008, Dr. phil, Historiker, Museumsleiter, Träger d.Ehrenringes der Stadt Lüdenscheid, Träger des Ehrenringes des Märkischen Kreises, Träger des Verdienstordens des Landes Nordrhein-Westfalen,
  • Gustav Neufeld, Graveur, später Großindustrieller, 1838-89, maßgeblich in der österreichischen Montanindustrie, geadelt 1885.

Einwohnerzahlen

1800: 1.540 Einwohner, 1811: 1.656 Ew., 1818: 1.936 Ew., 1820: 1.927 Ew., 1835: 2.884 Ew., 1843: 3.806 Ew. und 300 Häuser, 1858: 5.154 Ew., 1861: 5.678 Ew., 1871: 7.546 Ew., 1885: 15.067 Ew., 1895: 21.264 Ew., 1905:28.921 Ew., 1910: 32.779 Ew., 1920: 31.634Ew., 1925: 32.758 Ew., 1939: 41.710 Ew., 1946: 49.926 Ew., 1950: 51.705 Einwohner (darunter fast 20% Vertriebene und Umquartierte).

Sprache

Urkunden bis um 1600 niederdeutsch, seitdem hochdeutsch. Lüdenscheid hat wie der Raum Dortmund die auffälligen Formen ink 'euch', inke 'euer', iet 'ihr', hält aber im Gegensatz zu dem übrigen Westfalen 'mir' (mi) und 'mich' (miek) auseinander; ferner: Feite 'Füße', Süster 'Schwester', buggen 'bauen', mäget '(sie) mähen'.

Wirtschaft

Handel und Gewerbe

Bereits im frühen Mittelalter Eisenherstellung und -verarbeitung. Ältestes Hauptgewerbe Drahtschmiederei und Drahtzug. Erste Erwähnung Eisenwaren 1320 (Southampton). Um 1400 entstanden im Ksp. Osemund (Weicheisen)hämmer und Drahtrollen, deren Zahl durch Ausnutzung der Wasserkräfte (Anlage von Hammer-Stauteichen) im 15. Jhdt. stark zunahm. Lüdenscheid war jahrhundertelang Mittelpunkt der märkischen Osemund- und Drahtindustrie. Handel (als Mitglied der Westfälischen Hanse) über Dortmund, Soest u. a., vor allem nach Flandern und England. Ältestes Marktprivileg 1425 mit 3 Märkten, 1755: noch 5 Märkte, um 1845: 1 Jahrmarkt.

Im 18. Jhdt. Weiterentwicklung der Kleineisenindustrie mit Herstellung von Drahtwaren, Schnallen, Beschlägen, Knöpfen usw. Drahthandel durch den Reidemeisterstand (aus der Gilde der Drahtschmiede, Zöger und Reidemeister). 1752-1809 Drahtstapel. Eisenmesse bis etwa 1880. In der 2. Hälfte des 18. Jh. vorübergehend auch Wollmanufaktur. Baumwollspinnerei um 1845 vorhanden. Im 19. Jh. weitere Ausdehnung der Metallkleinwarenindustrie (Grubenlampen usw.). Um 1845 waren in der Umgebung Galmeigruben, über 30 Öfen und Hämmer, Eisenhämmer, Schleifkotten, Draht- und Pulvermühlen vorhanden. Einführung der Aluminiumindustrie 1928.

Um 1955 hochentwickelte Fertigwaren- und Halbzeugindustrie für Gewerbe und Hauswirtschaft (Elektrotechnik, Kleineisen-, Draht- und Metallkurzwaren, Knöpfe, Bestecke, Abzeichen) mit großer Ausfuhr. Maschinenfabrik und Eisengießerei. Kunstharz- und Kartonnagenerzeugnisse. Werkzeugmacher und Graveure als Hilfsgewerbe.

Verkehr

Lüdenscheid lag an der mittelalterlichen Handelsstraße Köln-Lüdenscheid-Arnsberg-Soest, die jedoch seit langem ihre Bedeutung verloren hat. Um 1955 lag Lüdenscheid ungünstig hoch abseits der tief gelegenen Hauptverkehrsadern (Volme- und Lennetal). Bundesstraße Köln-Remscheid-Brügge-Lüdenscheid-Werdohl-Soest. Straßen nach Altena, Plettenberg, Meinerzhagen, Rummenohl. Bundesstraße Hagen-Siegen lief 1955 in 5 km Entfernung (Brügge). Durch Stichnebenbahn Brügge-Lüdenscheid Anschluß zur Nebenstrecke Hagen - Brügge ( - Dieringhausen) (1880). Kleinbahnen der Kreis Altenaer Eisenbahn AG. nach Altena und Werdohl (zur Ruhr-Sieg-Bahn).

Umgebungsbedeutung

1955 war Lüdenscheid trotz ungünstiger Lage einer der bedeutendsten Orte des Märkischen Sauerlandes geblieben. Sein unmittelbarer Einflußbereich umfaßt damals den größten Teil des Berg- und Hochflächenlandes zwischen Volme und Lenne und griff teilweise noch nach West und Ost darüber hinaus. Lebhafte Wechselbeziehungen zu Hagen.

Verwaltung

Rat

Ein Rat ist seit 1278 bezeugt; 12 Mitglieder, davon 6 aus der Gemeinheit. Wahl des halben Gesamtrates zu Neujahr. Magistrat aus dem Gesamtrat. Endgültige Formung im 17. Jhdt. Aufhebung der städt. Selbstverwaltung durch preußische Reform 1719. Magistratsverwaltung unter Aufsicht des Commissarius loci (Steuerrat). 1809 Municipalität Lüdenscheid, die Stadt und das Kirchspiel vereinigte. 1843 Einführung der preußischen revidierten Städteordnung mit Trennung von Stadt und Land.

Gericht

Stadtgericht zuerst erwähnt 1383, Bürgermeister-Richter; Schöffen und Umstand aus dem Rat. Im Mittelalter Zusammenarbeit mit dem landesherrlichen Hochgrafen (Gografen), später Kompetenzstreitigkeiten um den Blutbann. Bereich bis in das Vest Lüdenscheid über Außenbürger. Lange Zeit Sitz eines bedeutenden Go- und Appellationsgerichts (Hochgerichts) für das Märkische Süderland, sowie berühmter Freistuhl der Feme. Aufgehoben 1753, Preußisches Landgericht. Land- und Stadtgericht mit Fabriken- und Gerichtsdeputation 1816. Kreisgericht 1849. Amtsgericht 1879.

Bürgerschaftsvertretung

Bürgerschaft seit 1278. Im Magistrat seit etwa 1400 durch 6 Gemeinheitsmänner vertreten. Wahl in 4 Rotten. Patriziat der „Meistgeerbten" erst um 1700 in der Verfassung vertreten. Verfassungskämpfe zu Beginn des 18. Jh. durch Anspruch der wenigen Reformierten auf Beteiligung am Stadtregiment.

Landesherrschaft

Landesherren

Lüdenscheid war ursprünglich Hauptort des Vests Lüdenscheid (Lüdenscheid, Altena, Breckerfeld und 10 Kirchspiele), das unter kölnischer Oberhoheit zuerst von den Grafen von Berg, seit etwa 1200 von den erbfolgenden Grafen von der Mark verwaltet wird. 1279 Lehnsauftragung von Stadt und Schloß an Eberhard II. von der Mark durch Kölner Erzbischof. 1368 Vereinigung Kleve-Mark. 1609 zu Brandenburg. 1807 bis 1813 Großhzt. Berg. 1816 Preußen, Prov. Westfalen, Kr. Altena; Stadtkr. 1907.

Mitglied der Hanse im 14. und 15. Jh. Dem Landesherrn standen an Regalien zu: Markt, Zoll usw., seit 1600 auch Kontribution; ferner Wasserrecht im Vest Lüdenscheid Unruhen um die Höhe der Schlächte 1517.

Amtmann

  • 1392 Bestellung Wennemar Dukers zum Amtmann "in alinghen ampte und veste van Ludensch(ede)", von Bergneustadt und Neuenrade durch Adolf Graf von Kleve und Mark.

Kriegerische Ereignisse

Im 30jährigen und 7jährigen Krieg Einquartierungen, Kontributionen, Plünderungen, Hungersnöte. 1673-79 Franzosendurchzüge, Flucht der Bevölkerung.

Behördenwesen

Nach Übergang an Preußen Behörden für Akzise, Einnehmer, Post.

Kriegswesen

Wehrhoheit

Wehrhoheit des Landesherrn. Verteidigung der Stadt durch Bürgerschaft, in 4 Rotten eingeteilt, Bürgermeister war Kommandant. Wehrpflicht der Bürger im 18. Jhdt. erneuert; es war Pflicht, Ober- und Untergewehr selbst zu halten. Im 18. Jhdt. landesherrliches Aufgebot für Wachen und Streifen.

Schützengilde

Schützengilde seit 1506 nachweisbar, Schützengesellschaft 1843 erneuert.

Garnison

Garnison 1936-45.

Wappen

Wappen Lüdenscheid.gif


  • Wappen: In Gold über einer niedrigen roten Zinnenmauer mit offenem Tor ein zweireihig rot-silbern geschachter Balken, darüber wachsend der Hl. Medardus mit rotem Mantel und roter Mitra in einer Hand den Bischofsstab, in der andern ein Buch.
  • Dieses Wappen zugleich unverändertes Siegelbild der Stadt seit dem Ende des 13. Jhdts.
  • Fahne: Rot-Weiß, oben mit weißem Feld, darin das Stadtwappen.


Finanzwesen

Münzwesen

  • Das im 18. Jh. behauptete eigene Münzrecht ist tatsächlich nicht nachzuweisen. Münzen sind nicht vorhanden.
  • Notgeld. 1917: 10 Pfg. Eisen. - 1918: 10, 50 Pfg. Eisen. - 1919: 10, 50 Pfg. Eisen.
  • Folgende Ausgaben in Papier: o. J. (1920): 10 Pfg. - 1923: 8 Werte von 100 Taus. bis 1 Bill.

Steuern

Städt. Verbrauchssteuern: Wein- und Bierziese seit 1363, Privileg später mehrfach erneuert und ausgebaut, wichtigste Einnahmequelle der Stadt um 1700, verstaatlicht 1719. - Stadtwaage, Wegegeld. Kontribution seit 17. Jh. „Rixbede" um 1500.

Zölle

Landesherrlicher Zoll von Vieh bis etwa 1800.

Stadtgebiet

Städt. Weichbild im Mittelalter. klein (bebauter Grund 3,5 ha). Zuwachs der Feldmark durch Belehnungen und Erwerbungen: Volksfelder Hof 1425, Steinberger Güter, landesherrliche Höfe Buckesfeld und Oeneking, Wiedenhof 1809. Eingemeindung 1935: Teile der Gemeinde Lüdenscheid-Land mit 279 ha und 571 Einwohnern. Gebiet 1858: 1.051 ha, vor 1935: 974 ha, dann bis 1951: 1.252 ha.

Kirchenwesen

  • 1207 Ersterwähnung eines Priesters: pastor Bertoldus

Bistümer

Im Mittelalter Erzbistum Köln, Dekanat Lüdenscheid mit 14 Pfarrgemeinden, reicher Kirchenbesitz; Wallfahrtsort. Katholische Gemeinde seit 1825, Kreuzkapelle von der lutherischen Gemeinde erworben 1827, Pfarrer 1845. Danach Erzbistum Paderborn, Dekanat Letmathe.

Reformation

Reformation in der Zeit von 1563-78. Classis (Superintendentur) Lüdenscheid bis 1797. Reformierte seit 18. Jh.. Union von Reformierten und Lutheranern 1823. Einrichtung der Kreissynode Lüdenscheid

Bekenntnisse

Bis 1800: 10% Reformierte, 1871: 518 Katholiken. 1925: 4.532 Kath., 1946: 71% Ev., 1950: 70% Ev., 20% Kath.

Juden

Juden seit 1700. 1817: 14, 1847: 36, 1895: 106.

Wohlfahrtspflege

Wohlfahrtspflege im Mittelalter. kirchlich, seit der Reformation durch die Stadtgemeinde, Stiftungen besonders 17. und 18. Jhdt. Armenhaus. Hospital um 1845 vorhanden. Krankenhaus 1855, Neubau 1899, heute Städtische Krankenanstalten. Alters-, Jugend-, Kinder- und Säuglingsheime. Jugendherberge. Hallenschwimmbad. Schlachthof. Wasserleitung seit 1736 zunächst mit Holzröhren und öffentlichen „Fontänen", Eisenröhren 1817, modernisiert 1885, Wasserwerk 1901, erweitert 1942-48. Gaswerk privat 1856, städt. 1916, erweitert 1923-28, Ferngasanschluß 1941. Elektrizität 1906. Kanalisation in 4 Bezirken mit eigenen Kläranlagen seit 1900.


Städt. Krankenhaus ca. 1920

Bildungswesen

Luth. „Teutsche Schule" seit der Reformation, Städtischer Vikar nebenamtlicher Lehrer bis 1736. Reformierte Schule 1729, vereinigt mit lutherischer Schule zu dreiklassiger Volksschule 1816. 2. und 3. Volksschule 1856. 1911: 9 Volksschulen. Lateinschule im Mittelalter, seit der Reformation vom Kirchspiel unterhalten, Vikare, Rektorat 1685, erster weltlicher Rektor 1752, städtisch 1857, Realprogymnasium 1871, Realgymnasium 1904. Mädchenschule 1883, Oberlyzeum 1924, um 1953 Oberschule für Mädchen. Privatpräparandenanstalt 1874, Lehrerseminar 1908-1925. Erste Fabrikschule 1790, öffentlich 1845, Städtische Fortbildungsschule 1849, Berufsschulzweckverband Lüdenscheid und Kreis Altena 1947. Handelsschule 1919. Haushaltungsschule 1925. Frauenfachschule 1940. Landwirtschaftsschule der Landwirtschaftskammer 1928. Städt. Volkshochschule 1919.

Theater

Theatergastspiele und Konzerte seit 1800. Eigenes privates „Bergstadttheater" 1947/48. Jährliche Musikfeste der Musikvereinigung (1922).

Zeitungen

  • Lüdenscheider Generalanzeiger 1854-1945
  • Lüdenscheider Nachrichten ab 1949.
  • Lüdenscheider Tageblatt 1895-1915.
  • Ortsausgaben der Westfälischen Rundschau (SPD)
  • Ortsausgaben der Westfalenpost (CDU) ab 1946.
  • Bekanntmachungen der Stadtverwaltung 1945-49.

Zeitzeichen 1835

  • Bürgermeisterei Lüdenscheid 5.377 Einwohner gesamt
  • davon Stadt Lüdenscheid 2.341 Einwohner
  • und Kirchspiel Lüdenscheid 3.036 Einwohner
    • Bürgermeister : Jander
    • Beigeordneter: Funcke

Zeitzeichen 1895

  • Lüdenscheid, Stadt oder Stadtgemeinde in Deutschland, Königreich Preussen, Provinz Westfalen, Regierungsbezirk Arnsberg, Kreis Altena, Amtsgericht Lüdenscheid, Standesamt Lüdenscheid
    • ev. Kspl Lüdenscheid, kath. Kspl Lüdenscheid
    • 964,4 ha, (1895) 35 Wohnplätze, 1.347 Gebäude
    • 21.264 Einwohner (18.365 Ev., 2.415 Kath., 362 andere Christen, 106 Juden, 16 Unbestimmt)
    • Postbezirk, Telegrafenstation, Eisenbahnstation Linie Hagen <> Lüdenscheid und Altena <> Lüdenscheid.
    • Gefängnis, Krankenhaus, Realprogymnasium und höhere Schule für Mädchen (Töchterschule), 3 Schulen
    • Reichsbank-Nebenstelle, Volksbank
    • Wirtschaft: Maschinenbau und Giesserei (Eisen), Zieherei (Draht), Waren aus Messing, Tombak, Zink u. Neusilber, Walzwerke, Hämmer u. Schneiderei, 1 Baracke, 1 Bude, 1 Schuppen, 3 Fabriken
  • Lüdenscheid,Dorf oder Landgemeinde in Deutschland, Königreich Preussen, Provinz Westfalen, Regierungsbezirk Arnsberg, Kreis Altena, Amt Lüdenscheid, Amtsgericht Lüdenscheid, Standesamt Lüdenscheid
    • ev. Kspl Lüdenscheid, Oberrahmede, Mühlenrahmede u. Brügge, kath. Kspl Lüdenscheid u. Altena
    • 10.487,5 ha, (1895) 222 Wohnplätze, 940 Gebäude
    • 8.419 Einwohner (7637 Ev., 698 Kath., 83 andr. Christen, 1 Jude),
    • 3 Schulen
    • Wirtschaft: 2 Baracken, 1 Bude, 1 Hütte, 2 Mühlen, Hammerwerk.
  • Altenlüdenscheid (Alten Lüdenscheid), Wohnplatz in der Landgemeinde Lüdenscheid, Amt Lüdenscheid
    • ev. Kspl Lüdenscheid (auch ev. Kspl Oberrahmede, ev. Kspl Mühlenrahmede u. ev. Kspl Brügge), kath. Kspl Lüdenscheid (auch kath. Kspl Altena)
    • (1895) 3 Gebäude, 22 Einwohner

Stadgeschichte, Quellen

  • Urkundensammlung betr. Lüdenscheid im Mittelalter und Dokumente zur Lüdenscheider Geschichte des 17. und 18. Jh. (Hdschriften im Stadtarchiv).

Sammlungen

  • Stadtarchiv Lüdenscheid (1934 neu geordnet).
  • Städt. Volksbücherei 1857.

Genealogische Quellen

Adressbücher

Bibliografie

  • Buch der Bergstadt Lüdenscheid (1951).
  • Dinkloh, A., Kath. Kirchen- und Schulgeschichte von Lüdenscheid (1921).
  • Jahnke, Rich., Beiträge zur Geschichte der Lateinschule in Lüdenscheid(l 908).
  • Kümmel, A., Gesch. des Kr. Altena (1911).
  • Sattler, K. Bilder aus der Geschichte der Ev. Volksschule Lüdenscheid (1929).
  • Sauerländer, W. Kirchen- und Schulgeschichte der Stadt und des Kirchspiels Lüdenscheid bis 1800 (1953).
  • Schmidt, Ferd., Lüdenscheid — Altena — Iserlohn. Das Verhältnis der 3 Drahtstädte untereinander bis zur Einführung der Gewerbefreiheit (1949).
  • Schmidt, F. Lüdenscheid im 17. und 18. Jh., in: Der Märker 1 (1951/52).
  • Schmidt, F. Quellen zur Geschichte der Stadt und des Kirchspiels Lüdenscheid bis 1600 (Maschinenschrift 1937-40).
  • Schulte, W., Gliederung der Mundarten im südöstlichen Sauerland, DDG 38 (1941).
  • Schumacher, F. H., Chronik der Stadt Lüdenscheid (1847).
  • Steinen, von, Historie des Hochgerichts Lüdenscheid, in: Westfälische Gesch. IX. (1755).
  • Strodel, Hans, Chronik der Stadt Lüdenscheid (1929).
  • Voye, B., Gesch. der Industrie im Märkischen Sauerland, Bd. II, Kr. Altena (1910).
  • Zuncke, W., Lüdenscheid und de Franzosentid 1806-15 (1913).
  • Jahresbericht der Handels-Kammer zu Lüdenscheid, 1875 - 1913/1914, Digitalisat der ULB Münster
  • Jahres-Bericht über die Verwaltung und den Stand der Gemeinde-Angelegenheiten der Stadt Lüdenscheid für ... nebst Haushaltsplänen für ..., Lüdenscheid, 1887-1897, Digitalisat der ULB Münster
  • Bericht über die Verwaltung und den Stand der Gemeinde-Angelegenheiten der Stadt Lüdenscheid, 1874 - 1941, Digitalisat der ULB Münster

Periodika

  • Märkischer Bote - gemeinnütziges Wochenblatt, 1848 - 1850, Digitalisate
  • Der Reidemeister (172/2007). Geschichtsblätter für Lüdenscheid Stadt und Land. Hrsg.: Geschichts- und Heimatverein Lüdenscheid e.V., Alte Rathausstraße 1, 58511 Lüdenscheid, Tel.: 02351/17-1645. 170/2007.
  • Lüdenscheider Abendzeitung : früher Lüdenscheider Tageblatt, 1919, Digitalisat
  • Lüdenscheider Tageblatt : Organ der Fortschrittlichen Volkspartei, weitere Titel: Organ für die Volksinteressen und für Jedermann aus dem Volke, Zeitschrift für die Volksinteressen und für Jedermann aus dem Volke, 1905, 1907 - 1913, Digitalisat
  • Unterhaltungs-Beilage zum Lüdenscheider Tageblatt, 1908 - 1911, Digitalisat
  • Illustriertes Sonntagsblatt : Beilage zur "Lüdenscheider Zeitung", 1889, 1893, Digitalisat
  • Landwirtschaftliche Zeitung : Märkisches Süderland : Gratis-Beilage zur "Lüdenscheider Zeitung", 1887, Digitalisat
  • Lüdenscheider Zeitung : amtliches Kreisblatt für den Stadtkreis Lüdenscheid : amtlicher Anzeiger für den Kreis Altena, weitere Titel: Central-Volksblatt für den Kreis Altena; Central-Organ für den Kreis Altena; amtlicher Anzeiger; amtlicher Anzeiger für den Kreis Altena; amtlicher Anzeiger für Stadt u. Amt Lüdenscheid, Halver, Meinerzhagen, Kierspe, Rönsahl, Balbert, Herscheid, Plettenberg, Neuenrade u. Werdohl, 1873 - 1923, Digitalisat
  • Amtliche Bekanntmachungen für den Kreis Altena / Herausgeben von der Militärregierung; weitere Titel: Amtliche Bekanntmachungen, 1945 - 1949, Digitalisat
  • Westfälische Landeszeitung : Rote Erde : amtliches Blatt der National-Sozialistischen Deutschen Arbeiter-Partei / Aus dem Sauerland - Ausgabe L, AB, 1945, Digitalisat
  • Praktischer Ratgeber für Haus- und Landwirtschaft, Obst- und Gartenbau, 1929, Digitalisat bei Zeitpunkt
  • Illustriertes Sonntagsblatt : Beilage für Halversche Zeitung, Schalksmühler Zeitung, Breckerfelder Zeitung, Kierspe-Rönsahler Zeitung, Meinerzhagen-Valberter Zeitung, Brügger Zeitung, allgemeiner Valberter Lokal-Anzeiger, weitere Titel: Beilage zum Generalanzeiger für Märkisch-Sauerland, 1932 - 1934, Digitalisat bei Zeitpunkt
  • Panorama : Beilage zur Halverschen Zeitung, Schalksmühler Zeitung, Breckerfelder Zeitung, Kierspe-Rönsahler Zeitung, Meinerzhagen-Valberter Zeitung, allgemeiner Valberter Lokal-Anzeiger, Brügger Zeitung, weitere Titel: Beilage zum Generalanzeiger für Märkisch-Sauerland, 1929, 1931, Digitalisat bei Zeitpunkt
  • Wochenbild : Beilage zur Halverschen Zeitung, Schalksmühler Zeitung, Breckerfelder Zeitung, Kierspe-Rönsahler Zeitung, Meinerzhagen-Valberter Zeitung, allgemeiner Valberter Lokal-Anzeiger, Brügger Zeitung, weitere Titel: Beilage zur Halverschen Zeitung, Schalksmühler Zeitung, Breckerfelder Zeitung, Kierspe-Rönsahler Zeitung, Meinerzhagen-Valberter Zeitung, Brügger Zeitung, Dahler Zeitung, 1928 - 1929, Digitalisat bei Zeitpunkt
  • Neue Illustrierte : Beilage zur Halverschen Zeitung, Schalksmühler Zeitung, Breckerfelder Zeitung, Kierspe-Rönsahler Zeitung, Meinerzhagen-Valberter Zeitung, Brügger Zeitung, Dahler Zeitung, 1926 - 1928, Digitalisat bei Zeitpunkt

Genealogische- und heimatkundliche Literatur

  • Rainer Assmann:Die Vorfahren der Lüdenscheider Malerin Ida Gerhardi (1862-1927).
  • In: der Märker, Landeskundliche Zeitschrift für den Bereich der ehem. Grafschaft Mark und den Märkischen Kreis, 48. Jg., Heft 4, Okt.-Dez 1999, Seite 160-162 (mit Ahnentafel).
  • Thomas Hostert: Lüdenscheider Familienbuch, 2018 (Digitalisat)
  • Dietmar Simon/Michael Nürenberg: Die besten Tage unseres Lebens. Jugendkultur in Lüdenscheid von 1960 bis 1980. Geschichts- u. Heimatverein Lüdenscheid e.V. Lüdenscheid, 2013, 288 Seiten.

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