Feuerschutzwesen in Westfalen

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Hierarchie: Regional > Bundesrepublik Deutschland > Nordrhein-Westfalen > Wappen - Portal:Westfalen-Lippe > Wohlfahrtspflege > Feuerschutzwesen in Westfalen

Feuerspritze Zeichnung vor 1762 (Diderot)

Faszinierende Geschichte

Das Feuerschutzwesen hat eine lange und faszinierende Geschichte, insbesondere in der Region Westfalen. Über die Jahrhunderte hinweg hat sich der Umgang mit Bränden und die Organisation des Feuerschutzes stark verändert, um die Sicherheit von Menschen, Gebäuden und Gemeinschaften zu gewährleisten.

Mittelalterliche Anfänge

Die Anfänge des Feuerschutzwesens in Westfalen reichen zurück in das Mittelalter. Damals gab es noch keine organisierten Feuerwehren, sondern die Bekämpfung von Bränden oblag den Bürgern selbst. Im Falle eines Brandes bildeten die Einwohner eine sogenannte "Feuerkette", bei der Wasser aus unterschiedlichen quellen von Hand zu Hand weitergereicht wurde, um das Feuer einzudämmen. Diese Methode war zwar primitiv, aber es war die einzige verfügbare Lösung, um Brände einzudämmen und größere Schäden zu verhindern.

Einrichtung von Feuerkassen oder Brandkataster

Im Laufe der Zeit wurden erste Maßnahmen ergriffen, um die Brandbekämpfung professioneller zu gestalten. Im 18. Jahrhundert entstanden in einigen westfälischen Städten sogenannte "Feuerkassen". Diese waren Vereinigungen, bei denen Bürger Beiträge zahlten, um im Falle eines Brandes finanzielle Unterstützung zu erhalten. Weitere Gelder wurden aus öffentlichen Mitteln geschöpft um Löschgeräte anzuschaffen und bereit zustellen. Obwohl dies ein wichtiger Schritt zur Professionalisierung des Feuerschutzwesens war, war die Effektivität der Feuerkassen stark von der finanziellen Situation und dem Engagement der öffentlichen Hand und der Bürger abhängig.

Organisierte Feuerwehren

Im 19. Jahrhundert kam es zu bedeutenden Veränderungen im Feuerschutzwesen. Mit der Industrialisierung und dem Wachstum der Städte stieg auch die Gefahr von Bränden. Dies führte zur Gründung der ersten organisierten Feuerwehren in Westfalen. Die Feuerwehren waren nun staatlich organisiert und erhielten professionelle Ausbildung und Ausrüstung. Die ersten Feuerwehrhäuser wurden gebaut, und die Feuerwehrleute waren rund um die Uhr einsatzbereit. Die Technologie entwickelte sich ebenfalls weiter, und es wurden effektivere Löschmittel wie handbetriebene Pumpen und Dampfspritzen eingeführt.

Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde das Feuerschutzwesen weiter verbessert und professionalisiert. Die Feuerwehren in Westfalen erhielten moderne Fahrzeuge, wie beispielsweise Löschfahrzeuge und Drehleitern, um den Anforderungen des städtischen Umfelds gerecht zu werden. Zudem wurden neue Einsatzstrategien entwickelt und die Ausbildung der Feuerwehrleute intensiviert. Die Einführung von Notrufsystemen und die Integration der Feuerwehr in das öffentliche Sicherheitssystem trugen ebenfalls zur Effektivität des Feuerschutzwes

Zeitschiene vor 1803

Brände und Umlagen im Fürstbistum Münster

Die Brandschäden und das Umlagesystem in den Ämtern des Fürstbistums Münster stellte sich beispielhaft im Geschäftsjahr 1774/75 wie folgt dar:

Zeitschiene nach 1802

Feuerschutz zur Zeit des Rheinbundes

In der Zeit des Rheinbundes und danach war die Munizipalität die politische Gemeinde nach der Munizipalverfassung, und die sie vertrende und ihre Angelegenheit verwaltende engere Körperschaft war der Munizipalrat unter Vorsitz des Maire.

Dem Maire dirkt unterstellt war die Munizipalpolizei. Diese hatte für den Brandschutz eine besondere Verantwortung. Zwar konnten Baukonzessionen ausschließlich allein vom Maire erteilt werden, die Polizri hatten aber darauf zu achten:

  • dass nach dem Bauplan eine gehöriger Abstand von Nebengebäuden eingehalten wurde
  • dass überhaupt nicht feuergefährlich gebaut wurde.

Der Maire hatte durch die Munizipalpolizei die festgelegten Feuerlöschgerätschaften regelmäßig und oft überprüfen zu lassen, die fehlenden zu ergänzen und auf ihre ordentliche Funktion zu prüfen.

Im Frühling und Herbst war regelmäßig eine Feuerschau an allen Gebäuden durchzuführen, insbesondere bei den Gewerben, welche leicht feuerfangende Materialien bevorrateten, beispielsweise Schießpulver, Heu, Stroh, Brennholz etc. Auch die Brandgewässer und Brunnen mußten überprüft werden. Die entdeckten Mängel wurden protokolliert und dieserhalb eine Nachschau zu erfolgen.

Die Munizipalpolizei hatte darauf zu achten, dass die Schornsteine in den eingeteilten Schornsteinfegebezirken vom zuständigen Schornsteinfeger regelmäßig und ausnahmslos gefegt wurden.

In den Kommunen waren für den Feuerschutz Gruppierungen mit unterschiedlichen Aufghaben zu bilden, sop zur:

  • a) Löschung des Feuers
  • b) Rettung der Menschen, Tiere und des beweglichen Besitzes
  • c) Sicherung der Ma0nahmen und des geretteten Besitzes

In der Regel ist die Präsenz des Maire, des Beigeordneten oder Polizeikommissars erforderlich, bei Abwesenheit sind sie bis zu ihrer Anwesenheit durch den nächst wohnenden Munizipalrat zu vertreten.

Nach dem Brand haben die Verwaltungsbeamten den durch Feuersbrunst entstandenen Schaden festzusetzen und die Ursache des Feuers zu erforschen.

Für jede Gemeinde sind zwei angesehene Bürger auszuwählen welche die Verwaltungsbaamten im Brandfall schnellstens zu informieren haben.

Die Maires sind auch mit der Führung der Btandkataster beauftragt, in welche sie alle Veränderungen einzutragen haben. Diese müssen zu Anfang jeden Jahtes der Präkektur des Departements angezeigt werden und sind erst dann, mit Hinblick auf Schadloshaltung der Geschädigten, gültig. [1]

Preußen: Feuerlöschwesen in westfälischen Kreisen

Feuerschutzwesen im angrenzenden Rheinland

Literaturverzeichnis

  • Auffarth, Christoph. "Feuerversicherung im 19. Jahrhundert: Westfalen im Fokus." In Kaufmannschaft, Gewerbe und Industrie in Westfalen im 19. und 20. Jahrhundert, herausgegeben von Karl-Peter Ellerbrock, 239-258. Böhlau Verlag, 2001.
  • Berghaus, Peter. "Die Geschichte der Feuerwehr in Deutschland." BoD–Books on Demand, 2015.
  • Fink, Matthias. "Feuerwehr in Deutschland: Eine historische Betrachtung." Kessel, 2012.
  • Haas, Ulrich. "Feuerwehrgeschichte(n): 150 Jahre Feuerwehr in Deutschland." Verlag Philipp von Zabern, 2000.
  • Hömberg, Albert. Westfälische Versicherungsgeschichte: Von der Feuerversicherung zur Provinzial Nordwest. Aschendorff Verlag, 2014.
  • Holzapfel, Horst. "Feuerwehrgeschichte in Deutschland: Von den Anfängen bis zur Gegenwart." Motorbuch Verlag, 2003.
  • Kersting, Hans. Geschichte der Feuerversicherung. Duncker & Humblot, 1981.
  • Lutz, Ulrich. "Das deutsche Feuerwehrwesen im Wandel der Zeit." Springer Vieweg, 2017.
  • Müller, Bernd. "Feuerwehr-Geschichte: Von den Anfängen bis zur Gegenwart." Vulkan-Verlag, 2009.
  • Preuß, Günter. "Die Entwicklung des deutschen Feuerlöschwesens: Ein Abriss von den Anfängen bis zur Gegenwart." Books on Demand, 2013.
  • Quack, Heinz. "Versicherungsgeschichte Westfalens." In Handbuch der Versicherung, herausgegeben von Rolf Stephan und Bernhard Rudolf, 731-746. Verlag Versicherungswirtschaft, 2006.
  • Schimmelpfennig, Udo. "Feuerwehr in Deutschland: Von den Anfängen bis zur Gegenwart." Edition Temmen, 2010.
  • Thier, Marc Oliver. "Brandbekämpfung und Brandversicherung im 19. Jahrhundert am Beispiel der Stadt Münster." In Stadtbrand und Katastrophenbewältigung, herausgegeben von Christian Jansen, 309-334. Waxmann Verlag, 2010.
  • Weck, Rolf. "Feuerwehrchronik Deutschland: Von den Anfängen bis heute." Geramond Verlag, 2005.
  • Westphal, Siegfried. "Geschichte der Brandversicherung." Zeitschrift für die gesamte Versicherungswissenschaft 47, no. 1 (1958): 1-27.
  • Zander, Ernst. "Geschichte des Feuerlöschwesens in Deutschland." W. Kohlhammer Verlag, 1999.

Zeitschriften

  • »Archiv für Feuer-, Rettungs- und Feuerlöschwesen« (Leipzig)
  • »Zeitung für Feuerlöschwesen« (München)
  • »Feuer und Wasser«, Organ der Berufsfeuerwehren (Frankfurt a. M.)
  • »Die Feuerspritze«, Organ des Landesverbandes sächsischer Feuerwehren (Leipzig).

Fußnoten

  1. Quelle: Emmermann, Fr.Wilh.: Handbuch für Maires, Beygeordnete. besonders im Großherzogtum Berg (Herborn 1812

Digitalisate

Museum