Eisenbahn (Deutsch-Südwestafrika)

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Schmalspurbahn bei Holoog, Wandmalerei v. H.U.Aschenborn 1979

Einleitung

Historisches Bahnhofsgebäude Windhoek

Vor der Eröffnung der ersten Eisenbahn im Jahre 1902 verfügten die Bewohner von Deutsch-Südwestafrika nur über wenige Transportmöglichkeiten. Rückgrat des Verkehrssystems für Personen und Frachten war der Ochsenwagen. Mit 10 bis 20 Ochsen bespannt, geführt von Wagentreibern, legt derselbe täglich, beladen mit 15-25 Doppelzentnern, 18 bis 35 km zurück.

Baubeginn und Eröffnung

  • 1897 Baubeginn der Eisenbahn unter Einsatz von Dampflokomotiven von Swakopmund über Karibib nach Windhoek wegen der Rinderpest, durch die zahlreiche Zugochsen verendeten und die zum Aussterben der Büffel im Zentralteil des Landes führte.
  • 20.06./01.07.1902 Die erste deutsch-südwestafrikanische Eisenbahn von Swakopmund nach Windhoek durch die dort 100 km breite Sandwüste (Namib) wird eröffnet(382 km lang; bis 1.637 m ü. M.). Der Bahnbau war durch Eisenbahntruppen aus der Heimat begonnen worden.
Bahmtrasse von 1908

Schmalspurbahn

Die Regierung im Deutschen Reich entschied sich aus Kostengründen für die Spurbahneinrichtung einer Kleinbahn mit 60 cm Spurbreite. Da die erste Dampfstraßenbahn Deutschlands, die "Cassel Tramway" von Kassel nach Wilhelmshöhe 09.07.1877 den Betrieb aufgenommen hatte, war die Entwicklung dieses Verkehrsmittels unaufhaltsam vorangetrieben worden. Die gesamte Technik für den Kleinbahnbau in Deutsch-Südwestafrika war vorhanden, nämlich Gleismaterial, Lokomotiven und Waggons. Neben der Streckenführung, waren Hochbauten und Oberbauwerke für Bahnhöfe mit den entsprechenden Wasserhochbehältern und Kohlebunkern anzulegen. Diese Einrichtungen sind noch 2010 fast unverändert wiederzufinden.

Weitere Eisenbahnlinien

Mit Unterstützung der Regierung im Deutschen Reich wurden weitere Eisenbahnlinien gebaut:

  • 1903 Baubeginn der privaten Otavi-Bahn, Eröffnung bis Tsumeb am 12.11.1906 (Aufnahme des Betriebs der Tsumeb-Mine). Eröffnung der Bahnstrecke Otavi.Grootfontein am 13.06.1908.
  • 21.07.1908 Eröffnung der Südenbahn von Lüderitzbucht – Keetmanshop, Eröffnung der Zweigbahn 1909 Seeheim – Kalkfontein-Süd (Karasburg) und 1912 der Bahnstrecke Windhoek – Keetmanshoop. Diese Bahn wurde in Kapspur (1,067 m) angelegt.
  • 1910 kaufte das Deutschen Reich die bis dahin von der „Otavi-Minen- und Eisenbahngesellschaft“ (OMEG) gebaute und betriebene Bahn.
    • Die letzten Vorkriegsjahre brachten dann die Verbindung der Nord- und Südbahn durch eine in Kapspur gebaute Längsstrecke und die ersten 265 km der Ambolandbahn.

Wasser- und Brennstoffversorgung

Beim Bau der Eisenbahn in Deutsch-Südwestafrika waren die Wasserkräne oft an den Wasserstationgerüsten mit ihren oben angebrachten Wasservorratstanks oder am Kohlenschuppen direkt an der Hauswand befestigt. Bei späteren Bahnhofsumbauten ersetzte man die Wandwasserkräne durch freistehende Wasserkräne der Fa. H. Breuer & Co aus Hoechst. Die Wasservorratsbehälter mußten aus Brunnen mit Pumpwerken befüllt werden, welche später von Windrädern getrieben werden konnten. Die Durchlaufmenge eines Wasserkrans betrug 1-2 m³/min., bei Befüllung mit Feuerwehrschläuchen dauerte es entsprechend länger.

Alle 25 bis 30 km, bei besonders steigungsreichen Strecken auch in kürzeren Abständen, mußten bereits beim Ausbau der Bahnstrecke Wasserversorgungsanlagen angelegt werden, da über die bereits angelegten Streckenabschnitte die Nachversorgung der laufenden Baustellen erfolgte. Dabei standen die natürlichen Möglichkeiten der Wassergewinnung im Vordergrund.

Lokale Zustandsbemerkung 1904

  • Klein-Barmen, 10.09.1903 (Poststempel Okahandja): 'Unsere nächste Eisenbahnstation ist Karibib; den Weg dorthin legen wir zu Pferd in etwa 10 Stunden zurück. Die Eisenbahnverhältnisse sind gottvoll. Alle Tage stellt das "Bähnle" wegen Kohlenmangel den Betrieb ein.

Blick in die Vergangenheit:

Bahnnetz-Übersichtskarte

Streckenaufseher

Von Baubeginn an wurden auf den neu angelegten Bahnstrecken Streckenaufseher, Streckenwächter zur Streckenüberwachung und zur Bedienung von akustischen (Signalhorn) und optischen Signalmitteln [Signalstangen, Signalkörbe, Signallaternen] bei Hindernissen auf der Strecke und Gegenverkehr eingesetzt, so unter anderen

  • Bachmann, Gustav, Streckenaufseher, erhalt der Südafrika Gedenkmünze 10 Jul 1909
  • Bentel, Johannes, Streckenaufseher, erhalt der Südafrika Gedenkmünze 10 Jul 1909
  • Hüttig, Ernst, Streckenaufseher, erhalt der Südafrika Gedenkmünze 10 Jul 1909

Lokomotivführer

  • Gröger, Wilhelm, Lokomotivführer 17.04.1911 Geburt eines Sohnes
  • Grollmitz, Leopold, Lokomotivführer 25.03.1911 Geburt eines Sohnes
  • von Hohendorf, Karl, Lokomotivführer, Aushändigung der Südafrika Gedenkmünze 10 Jul 1909
  • Wecker, Mathias, Lokomotivführer, + 06.06.1911 tödl. Unfall
  • Zätzsch, Ernst Richard, Lokomotivführer * 15.11.1862 zu Großenhain
1908 Eröffnung der Linie Keetmanshoop - Lüderitzbucht

Heizer

  • Grepenthin, Karl, Heizer, Aushändigung der Südafrika Denkmünze 10.07.1909
  • Hädinger, Ignatz, Heizer, Aushändigung der Südafrika Denkmünze 10.07.1909
  • Herbst, Johann, Nachtheizer, Aushändigung der Südafrika Denkmünze 10.07.1909
  • Lübcke, Otto, Heizer, Aushändigung der Südafrika Denkmünze 10.07.1909
  • Reichlitz, Gustav, Heizer, Aushändigung der Südafrika Denkmünze 10.07.1909
  • Zacher, Ernst, Heizer, Aushändigung der Südafrika Denkmünze 10.07.1909

Weitere Eisenbahner

  • Nielsen, Olè, Kondukteur, +01.09.1899 in Windhoek
  • Hansen, Zugführer, +21.01.1911 Unglücksfall
  • Hartmann, Hermann, Bahnmeister oo in Seeheim am 26.09.1911 Anna Höhne
  • Hayn, Rudolf, Eisenbahnbeamter am 01.06.1911 in Lüderitzbucht ein sohn geb.
  • Hofmann, Carl Moritz, Stationsvorsteher am 14.09.1910 eine Tochter geb.
  • Richter, Hermann, Eisenbahnobersekretär 05.02.1911 ein Sohn geb.
  • Röhl, Gustav Heinrich Martin, Stationsassistent, 26 Jahre alt, * Hamburg (E: Tischler Joh. Röhl oo Wilhelmine Bonhof), wohnhaft in Kolmannskuppe, oo 04.05.1870 Susanne Magdalene Solomon, * in Norder Pal (Kapkolonie), 33 Jahre alt (E: Rentner Charles Joh. Salomon oo Johanna Margr. Gertr. de Greef zu Kapstadt)

Gedenktafeln

Schmalspurbahn: Antrieb per Auto von Elisabethbucht-Pomona, Kettenantrieb an Hinterachse, Handbremse beim Fahrer

Eisenbahnbrigade

In Deutsch-Südwestafrika bestand bei der Schutztruppe eine Eisenbahnbrigade, diese bestand 1904 aus Oberleutnant Ritter, Leutnant Schwenckberg, 1 Feldwebel, 10 Unteroffizieren und 50 Mann. Dazu hatten sich vorher viermal mehr Leute, als gebraucht wurden, freiwillig gemeldet.

Literatur

  • Pool, Gerhardus: Eisenbahnen in Deutsch-Südwestafrika 1897-1915, Namibiana Buchdepot, ISBN: 978-3-936858-71-6

Quelle

  • Zigarettenbildband "Deutsche Kolonien" 1936
  • Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 3. Berlin, Wien 1912, S. 324-327